Wer die verschlungenen Wege mag und es gern etwas spannend hat, der reise in Vietnam am Neujahrstag. In diesem Jahr ist das der 5. Februar. Die Bahn, wie bei uns, über jeden Feiertag erhaben, fährt natürlich. Obwohl es auch da bei einigen potentiellen Fahrgästen zu Irritationen kommt, weil die hübschen Damen, die die Tickets verkaufen, damit beschäftigt sind, sich in roten Kleidern auf den Schienen fotografieren zu lassen. Die alten Gleisanlagen locken an diesem Morgen jede Menge junger Leute mit Profifotoausrüstung und hübschen Mädchen am Arm an.
Letztendlich hat aber jeder seine Fahrkarte, der Zug kommt pünktlich und fährt überpünktlich ab.
Über den Roten Fluss, durch Felder und Industrieanlagen, kleine Dörfer und Städte führt die Strecke.
Zweieinhalb Stunden später sind wir in Hai Phong.
Den Weg zum Bootsanleger finden wir, dank Smartphone, ganz leicht.
Aber hier ist erstmal Schluss. Feiertag. Ein wunderbar sozialistischer Aushang sagt eindeutig: heute fährt kein Boot. Morgen wieder.
Wie geht’s weiter?
Wir sind nicht die einzigen Europäer, die den Feiertag nicht bedacht haben. Ein junges Paar beschließt, halt die Nacht in Hai Phong zu bleiben, andere diskutieren noch.
Die einzige Möglichkeit noch heute auf die Insel zu kommen ist, mit einem Taxi zu einem Hafen auf einer kleineren Insel zu fahren. Da führt eine Brücke hinüber. Von dieser Insel geht dann eine Fähre nach Cat Ba. Wir tun uns mit Franzosen zusammen, einem Vater mit zwei erwachsenen Töchtern, die das gleiche Ziel haben. Zu fünft quetschen wir uns in das Auto. Die Fähre geht tatsächlich, aber zum anderen Ende von Cat Ba.
Also nochmal Taxi. Die sind hier kleiner, als auf dem Festland. Also brauchen wir zwei. Der junge Fahrer bietet einen moderaten Preis. 200.000 Dong pro Auto. Nachdem der zweite Wagen da ist, beträgt der Preis plötzlich das Doppelte. Wir verhandeln. Zunächst ohne Erfolg, aber Monsieur bleibt hart. Die Situation ist für beide Seiten delikat. Für uns ist es die einzige Möglichkeit ans andere Ende der Insel zu kommen, die Taxis bekommen heute vielleicht nicht nochmal so eine Fuhre. Also sitzen wir es aus. Und unser Franzose behält Recht. Nach 20 Minuten kommt das Angebot 300.000 Dong pro Fahrzeug. Dafür bringt uns der junge Mann direkt zum Hotel an der Strandpromenade.
Von unserem Fenster in der 7. Etage werden wir mit diesem phantastischen Ausblick auf die Lan Ha Bucht belohnt
und nebenan, im „Bigman" mit einem ordentlichen Bier.
Hier steht die Partydroge Lachgas sogar auf der Speisekarte.
Der Morgen beginnt mit Sonne und Nebel über den Inseln.
Mr. Kiss, unser freundlicher Gastgeber, empfiehlt uns einen Rundweg um die Bucht, zum Badestrand. Wir gehen erstmal ohne Badezeug los und finden uns in einer Landschaft wieder, wie aus dem Reiseprospekt
…wenn man das Hotel dahinter ausblendet.
Immerhin sind wir fast allein hier.
So haben die vietnamesischen Neujahrsferien durchaus ihre positive Seite für uns. Es ist ruhig im Ort, kaum Verkehr, die Baustellen nebenan liegen still.
Inzwischen können wir schon ganz gut mit Stäbchen essen, selbst die so leckeren Suppen.
Nach dem Essen wandern wir zum Fischereihafen. Auch hier wird wegen der Feiertage nicht gearbeitet.
Die kleinen, privaten Fischerboote sind allerdings unterwegs und scheuchen die Fische auf ganz eigene Weise in die ausgelegten Netze.
Der Himmel ist heute bewölkt, das Meer glänzt wie Seide.
Es gefällt uns gut auf Cat Ba, so bleiben wir ein paar Tage.
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