Mittwoch, 22. März 2017

Berlin, Berlin


Berlin. Es lebt dort ein so verwegener Menschenschlag beisammen, daß man mit der Delikatesse nicht weit reicht, sondern daß man Haare auf den Zähnen haben und mitunter etwas grob sein muß, um sich über Wasser zu halten.


Johann Wolfgang von Goethe




Liebe Freunde, 

bevor wir in unserer Heimatstadt landen, müssen wir Frankreich durchqueren. Am Lac de Naussac verbringen wir einen schönen Abend und auch hier scheint noch die Sonne, obwohl es schon deutlich kälter ist als in Spanien.





Weiter geht es, bei Moulhouse über den Rhein, bis Ettenheim. Ein Wohnmobilhändler bietet dort einen Stellplatz mit Ver- und Entsorgung und vor allem mit Strom, denn unsere Heizung ist immer noch nicht funktionsfähig. Per Heizlüfter haben wir es also warm.
Unsere Idee ist, hier eventuell eine neue Toilette zu bekommen und einzubauen, denn die alte ist nach wie vor undicht. Und wieder einmal erfahren wir, was es heißt, auf fachkundige Menschen zu treffen. Der Servicemitarbeiter fragt, warum wir denn eine neue Toilette bräuchten. Nachdem er im Bilde ist, erklärt er uns, dass es doch Ersatzteile gäbe, auch für so alte Modelle und dann braucht es genau 10 Minuten und unser Örtchen (fast) wie neu. 
Begeistert fahren wir weiter.
Unser Ziel ist ein Campingplatz bei Würzburg, wo wir erst einmal richtig ankommen und ein wenig verschnaufen wollen. 
Der Platz liegt im Maintal in der Nähe des Klosters Triefenstein und wir finden genau das, was wir brauchen - Erholung von den langen Fahrtagen. Der Staub der sich unterwegs angesammelt hat, wird mal wieder rausgeputzt, wir spazieren durch den Wald und in Marktneukirchen essen wir fränkisches Schäufele.  
Nach drei Tagen brechen wir wieder auf.
Seit etlichen Jahren habe ich eine Mailfreundin in Lichtenfels. Ein intensiver, anregender Briefwechsel verbindet uns, aber leider hat sich ein Treffen nicht ergeben. Bis jetzt. 
Ich bin gespannt und zugegebenermaßen etwas aufgeregt. 
Das wäre nicht nötig gewesen - es passt.  Wir verbringen zwei tolle Tage in der Genussregion Franken mit sachkundiger Führung.  Das Kloster Vierzehnheiligen, den Staffelberg und das Städtchen Bamberg zeigen uns Ute und ihr Mann Schorsch, natürlich ihren Heimatort Lichtenfels, dazwischen Spezialitäten, die Franken so zu bieten hat.  



Korbmacherstadt Lichtenfels






                             Kloster Vierzehnheiligen
                   Aufm Staffelberg       



Bamberg  -  


 der Reiter, das "fränkische Venedig"...



... ein Denkmal für die Opfer der Hexenverbrennungen
















Voller Eindrücke machen wir uns auf den Weg nach Berlin. 
Dort ist inzwischen ein neuer Enkel auf die Welt gekommen - Eddie. Wir freuen uns darauf ihn zu begrüßen.
Nach 5 Monaten on the road ist es schön Familie und Freunde wiederzusehen.

Also, auf nach Berlin!

Bis bald
Doris und Rüdiger

 



 

Montag, 13. März 2017

Adios España - oder die volle Packung Kultur



Liebe Freunde,

wir nehmen Euch nun mit auf die letzten Etappen Richtung Berlin.
Zunächst verabschieden wir uns von unserem schönen Platz mang de Zitronen und fahren ein Stück zurück bis Totana. Dort sammeln wir Jette mit ihrer Wandergruppe auf. Wir haben verabredet, daß wir sie bis Girona mitnehmen. Das heißt in der Praxis, wir laden sie gegen 16.00 Uhr in der Nähe unseres Stellplatzes ab, sie kampieren dort irgendwo, morgens treffen wir uns wieder, fahren eine Strecke, unterbrochen von einer Mittagspause, abends setzten wir sie wieder aus.



So handhaben wir es drei Tage lang. Die erste Nacht ein Stück außerhalb von Valencia, die nächste auf einem Weingut mit Blick auf die Sierra Montseney.


Kilometer um Kilometer fahren wir durch weiß und rosa blühende Obstplantagen



Am dritten Tag erreichen wir Girona. Am Bahnhof verabschieden wir uns von den Dreien. Sie fahren von hier mit dem Zug nach Deutschland.
Wir resümieren über die letzten drei Tage bei einer Flasche Wein, die wir auf dem Gut gekauft haben. Es hat uns doch ziemlich nachdenklich gemacht, ein Kind um uns zu haben, dem das Leben bisher übel mitgespielt hat und das nun normale Verhaltensweisen lernen soll. Die Methode wirkt auf uns sehr hart. Aber wie wir hörten, hat sich das Konzept bewährt. 
 
Wenn wir schon mal hier sind, werden wir uns auch die Stadt anschauen, die anscheinend einiges zu bieten hat. Am nächsten Morgen ziehen wir also los.
Von unserem Platz, zwischen Kino und Supermärkten, laufen wir durch einen großen Park zum Onyar, dem Fluss, der durch Girona fließt. 

Über eine der vielen Brücken gelangen wir in die Altstadt unterhalb der Kathedrale. Wir umrunden sie und geraten auf einen historischen Rundweg. 


Altes Gemäuer umschließt lauschige Plätze mit Pinien, Palmen, Feigen- und Olivenbäumen und leuchtenden Primelbeeten. 





Wir steigen auf den Torre Gironella und von dort wandern wir auf der Mauerkrone etwa 1,5 Kilometer entlang bis zur Universität. 


Viele Stufen führen uns wieder hinunter an den Fluss.


Durch romantische Gassen, vorbei an Designerläden, Cafès und Restaurants, Souvenirläden und Galerien schlendern wir zurück zur Kathedrale




 und finden sie endlich - die größte Barocktreppe Europas. 90 Marmorstufen klettern wir hinauf bis zur Barockfassade, die dem größten gotischen Kirchenraum der Welt vorgesetzt wurde. Die weiße Fassade und der Turm darüber blenden im Sonnenlicht.



Wir betreten die einschiffige Kirche. Der Raum ist riesig und düster. Nur die bunten Glasfenster leuchten. Fotografieren verboten.
Wieder über den Onyar gehen wir zurück zum Düdo und starten Richtung Figueres.



Dort wollen wir uns das Dalí Museum anschauen, das in einem ehemaligen Theater untergebracht ist.
Wieder finden wir einen Parkplatz dicht an der Altstadt. Ringsum herrscht reges Treiben, aber das stört uns wenig, wir freuen uns auf die volle Packung Kultur.

Schon auf dem Weg durchs Städtchen treffen wir auf die ersten Skulpuren Salvador Dalis.

 

Das Museum öffnet um 9.30 Uhr und wir sind pünktlich. Zu dieser Zeit gibt es außer uns nur wenige Besucher. So können wir in aller Ruhe den Innenhof mit dem ersten, über mehrere Stockwerke ragende, Kunstwerk betrachten.




Von dort gelangt man in das ehemalige Theaterfoyer. Wir wandeln über Treppen und durch viele Türen und Rundgänge in hell erleuchtete oder im Halbdunkel gehaltene Räume. Dalís Werk ist unheimlich vielfältig und wir lassen uns Zeit alles genau zu betrachten. Inzwischen haben mehrere Schulklassen aus verschiedenen Ländern das Museum gestürmt, an manche Ausstellungsstücke kommt man gar nicht mehr richtig ran. Wir versuchen trotzdem alles zu sehen, was es zu sehen gibt.



Die große Glaskuppel im Foyer, die man schon von weitem sieht,












auf der Galerie eine Art Vexierbild
  


 in dieses hab ich mich verliebt
es heißt "Carreto fantasma" (Phantom Cart)

 


Das sieht man so nur aus einer bestimmten Perspektive, von einem Treppchen aus











die hängen über dem Bett

Wieder fast allein sind wir dann in der Sonderausstellung mit Schmuck, den Dalí entworfen hat.

 


 Es glitzert ordentlich und ist phantastisch in Szene gesetzt


Der Meister selbst kann darüber nur lachen. Er hatte nicht nur künstlerisches Talent, er hatte auch ein Talent sich gut zu vermarkten.

 
Nach einem letzten Rundgang durch den Museumsshop sind wir wieder draußen, wo nun die Sonne schon richtig warm scheint und die spektakuläre Fassade des Museums beleuchtet.







Durch die Gassen schlendern wir zurück Richtung zum Düdo.














Der Weg führt uns durch ein Neubauviertel. Schon bei unserem ersten Rundgang sind uns ungewöhnlich viele Schwarzafrikaner und Frauen mit Kopftüchern aufgefallen. Anscheinend sind wir im Zuwanderungsviertel gelandet. Dem ist wohl auch mit einem, wie wir finden, schönen Denkmal Rechnung getragen worden.


Alles Gesehene muss ein bisschen sacken. Unsere Mittagspause machen wir also noch in Figueres, dann düsen wir los und überqueren gegen 14.00 Uhr die Grenze zu Frankreich.

 Man erkennt es nur noch an den ehemaligen Abfertigungsgebäuden, ansonsten sind die Wegweiser und Ladenschilder eben plötzlich Französisch. Bis wir das Departement Languedoc-Roussillon erreichen sind sie allerdings noch zweisprachig – französisch und katalanisch.
Nun sind wir also in Frankreich. Damit nähern wir uns immer mehr dem Ende dieser Reise.
Aber noch stehen uns ja ein paar Etappen bevor.

Bis bald also,
Doris und Rüdiger




Samstag, 4. März 2017

Murcia

Jedes Gedicht 
ist aufgestaute
Liebe.
Jeder Stern
ist angehaltne
Zeit.
Ein Zeiten
Knoten.
Und jeder Seufzer
ein angestauter
Schrei

           Federico Garcia Lorca


Liebe Freunde,

nun stehen wir also tatsächlich im Zitronenhain von Los Ramos, in der Nähe von Murcia.
Nach ein paar Ehrenrunden fanden wir den Platz inmitten von Zitronen- und Orangenplantagenund er ist wirklich schön.



In Sichtweite steht der Torre de Aldomovar, das alte Gutshaus del Huertas, das der Gegend und dem Camperpark den Namen gab und in alter Zeit den Grafen Aldomovar gehörte. 
Vom Platz aus kann man immer am Rio Segundo entlang auf einem tollen Radweg 8 Kilometer bis Murcia fahren. Das tun wir dann auch. Und entdecken ein schönes Städtchen.








 viele Brücken führen über den Rio Segundo
und jede hat etwas Besonderes ...










an den Straßenbäumen hängen Orangen und Zitronen, von denen die ganze Gegend geprägt ist
 es gibt jede Menge Kirchen












 schmale, gemütliche Gassen

                                             uralte riesige Feigenbäume ein Theater,


lauschige Plätze mit jeder Menge Cafès und Restaurants


                          
                            eine tolle alte Markthalle mit Unmengen frischem Fisch, Fleisch, Gemüse, Käse, Backwaren und der einen oder anderen Tapasbar







...und dann entdecken wir den hier.

Wir lassen uns durch die Gassen treiben, essen Tapas, ruhen uns im Schatten der alten Feigenbäume aus und radeln am Fluss entlang zurück. 
Èin Stück der Strecke verläuft der insgesamt 900 Kilometer lange Pilgerweg nach Caravaca de la Cruz parallel zum Radweg. Wir erfahren, dass Caravaca de la Cruz eine der fünf heiligen katholischen Städte ist, Pilger treffen wir allerdings nicht. 
Dafür sehen wir Teile des Bewässerungssystem der Huerta de Murcia. Dieses Netzwerk von Kanälen, Dämmen, Wehren und Rinnen, die das Wasser durch das Tal umleiten, hat seine Anfänge in der muslimischen Epoche, und ist eines der ältesten in Spanien, das noch heute in Betrieb ist.  
Eine Gegend die außer dem tollen Wetter eine Menge zu bieten hat.
Die Region Murcia gehört zu den wärmsten Europas und so genießen wir jeden Tag die Sonne in vollen Zügen. Besonders angesichts des Wetterberichtes aus der Heimat.

Am Freitag ist im Camperpark de la Huertas jeder, der möchte, von den Betreibern zur Paella eingeladen. Am Vormittag werden zwei riesige Pfannen geschrubbt und um 14.00 Uhr finden sich alle ein. Eine lange Tafel entsteht. Die Besetzung ist international. Holländer, Deutsche, Schweden, Schweizer, Belgier, Franzosen, Engländer, Spanier, Portugiesen und neben uns steht seit gestern ein deutschstämmiger Russe aus Kasachstan. 

Die besonders nette Platzchefin hat super gekocht und verteilt sehr großzügige Portionen.

Jeder kommt mit Tisch, Stühlen, Tellern und Besteck und natürlich mit Getränken zum Essen.
 
Es gibt nicht nur eine besonders leckere Paella, es finden auch nette Gespräche statt und man lernt seine Nachbarn besser kennen. Die Party zieht sich so lange hin, bis schwarze Regenwolken vom Gebirge herüber ziehen 
Zum ersten Mal seit Wochen regnet es ein bisschen. Zeit, weiter zu ziehen. 
Morgen früh machen wir uns auf zur letzten Etappe. 

Bis bald
Doris und Rüdiger