Mittwoch, 24. Mai 2017

Zwischenstop

An besonders schönen Tagen
ist der Himmel sozusagen
wie aus blauem Porzellan.
Und die Federwolken gleichen
weißen, zart getuschten Zeichen,
wir wir sie auf Schalen sahn.

Alle Welt fühlt sich gehoben,
blinzelt glücklich, schräg nach oben
und bewundert die Natur.
Vater ruft, direkt verwegen:
'N Wetter, glatt zum Eierlegen!“
(Na, er renommiert wohl nur.)

Erich Kästner



Liebe Freunde,

diese besonders schönen Tage genießen wir nun, nach unserer Freunde-Besuchs-Runde. In Berlin wartete die Familie auf uns, in Sachsen-Anhalt der Garten.
Wir knuddelten also alle Kinder und Enkelkinder und auch die Oma, dann ging es aufs Land.
Da der Frühling nun endlich richtig loslegte, es richtig warm wurde und – wie es sich gehört – dazwischen auch mal ein paar Regentropfen fielen, wuchs alles üppig. Der Rasen musste also gemäht, den Kräutern etwas Luft verschafft werden.
Besonders freute uns, dass der Rhododendron dieses Jahr so üppig blüht.


Damit wir die Sonne vor unserer „Laube“ genießen können ohne dass jeder der vorbei geht uns dabei zusehen kann, wurden ein paar übrig gebliebene Paletten zum Sichtschutzzaun.




Auch am Düdo waren einige Arbeiten nötig. Das Dachfenster hatte sich gelöst, da es für Marokko nur provisorisch eingebaut war. Nun hat es einen schönen Rahmen bekommen und sitzt richtig. Wir bekämpfen den Rost und gönnen uns nach 15.000 Kilometern neue Reifen.
Und nebenbei wird wieder sortiert und neu gepackt. Für die Sommerreise.
Auch wenn der Winter in Marokko deutlich wärmer war als in Deutschland, Sommer auf dem Balkan bedeutet bis zu 40°C im Schatten. Also warme Klamotten raus, luftige Klamotten rein. Und viiiiiel Sonnencreme.
Reiseführer und Wörterbücher für Bulgarien und Griechenland liegen bereit.


Bevor es allerdings richtig los geht, wird Rüdiger 60. Ein wunderbares Alter um zu neuen Abenteuern aufzubrechen.

Begleitet uns nach Bulgarien und Griechenland!

Bis dann

Doris und Rüdiger

Mittwoch, 10. Mai 2017

Deutschlandrunde

Wolken aus Weiß
zögerlich noch das Grün
prachtvoll schon das Bunt
kein Halten mehr.
Es singt,
quillt,
schäumt.
Laut,
prall,
unbändig.
Und ich
versuche
es zu fassen.




Liebe Freunde,

der Winter verabschiedet sich ja in diesem Jahr nur zögerlich. Anscheinend hat er sich in den vorpreschenden Frühling verliebt und kann sich nicht entschließen zu gehen. Die Nächte Ende April sind noch kalt, unsere Heizung noch immer nicht in Ordnung. Niemand findet so richtig den Fehler. Also sind wir mit Heizlüfter unterwegs. Wo wir keinen Strom haben, muss der kleine Gasheizer dafür sorgen, dass es wenigstens morgens beim Frühstück „überschlagen“ ist.

Die erste Etappe unserer Deutschlandrunde ist Paderborn. In einer kleinen Gemeinde direkt daneben lebt meine beste Freundin mit ihrem Mann.
Wir werden, wie immer, herzlich empfangen, wandern durch die frühlingsgrünen Felder, haben uns viel zu erzählen. Am nächsten Tag machen sich die Männer zu einer Wanderung auf, wir Mädels schauen uns in Paderborn eine Ausstellung der Exlibris-Gesellschaft an, schlendern über den Keramikmarkt, reden, reden, reden und genießen es.
Abends findet in der evangelischen Kirche ein Trommelkonzert statt. Afrikanische Rhythmen aus Iserlohn. Die Truppe ist einfach toll und verbreitet ungebremst gute Laune.
Am folgenden Tag geht es ins Sauerland. Wir entdecken eine uns noch unbekannte, schöne Landschaft. Entgegen dem Kalenderspruch „Was ist gut gegen Sonnenbrand? Ferien im Sauerland“, scheint die Sonne durch die bauschigen Wolken und wir wandern zur Ruhrquelle.



Drei Tage liebevollster westfälischer Gastfreundschaft gehen zu Ende.
Wir fahren weiter Richtung Westen.
Kalkar ist ein hübsches Städtchen am nördlichen Rand des Niederrhein. Der 1.Mai wird hier mit einem Pflanzen- und Kunstmarkt begangen. Das Wetter nimmt darauf keine Rücksicht, es nieselt immer wieder. Wir kommen gerade noch rechtzeitig um beim holländischen Händler ein Stück Käse zu erstehen und eine kleine Runde durchs Städtchen zu drehen, dann schließt der Markt und wir flüchten zum Abendessen in die historische Mühle. Die Getränkekarte verblüfft uns mit „BMW – Bier mit Wasser“. Wir halten das für einen Scherz, aber die nette Kellnerin klärt uns auf, das sei durchaus ernst gemeint und würde gern genommen. Zunächst hätten nur die Damen ihr Bier mit Mineralwasser verdünnt inzwischen auch die Herren.
Man lernt eben nie aus.

Da das Wetter sich nicht bessert, machen wir uns am darauffolgenden Tag wieder auf den Weg. Eine Einkaufstour nach Holland steht auf dem Programm. Es gibt dort eine Spezialität, die wir 1991 bei unserem Urlaub in Amsterdam kennengelernt haben und damals sehr lekker fanden. Sandwich Spread. In vielen Geschmacksrichtungen gab es das damals in jedem Amsterdamer Supermarkt. Und wo wir schon mal in der Gegend sind... Also kurven wir durch die platte Landschaft an adretten Gehöften mit bunten Kühen und alten Windmühlen vorbei bis Doetinchem. Dort finden wir einen „Albert Heijn“ Supermarkt und die gesuchten Gläschen im Regal.
Da es uns im Niederrhein Gebiet gut gefallen hat, fahren wir nach Rees, direkt am Fluss. Der Stellplatz bietet alles, was wir brauchen, sogar eine Büchertausch-Vitrine und wir machen es uns gemütlich. Der Himmel hört an diesem Tag nicht auf zu tropfen aber Lesestoff ist ja genug vorhanden und ein paar neue DVD's haben wir aus Paderborn auch mitbekommen.
Doch dann, am Mittwoch, wirft die Sonne doch mal den einen oder anderen Blick durch die Wolken und wir erkunden Rees per Rad.
Nett, gepflegt und mit viel Einfallsreichtum hergerichtet – so erleben wir das kleine Städtchen. Die Rheinpromenade ist bevölkert von witzigen Plastiken, die Stadtmauer 700 Jahre alt, auf dem Mühlenturm entdecken wir ein Horizontobservatorium und gleich dahinter den Skulpturenpark. 

 





Der Schiffsverkehr auf dem Rhein ist lebhaft, die Lastkähne sind riesig und liegen zum Teil beängstigend tief im Wasser.



Auf dem Marktplatz stellen wir fest, dass es sogar für unsereinen – den gemeinen, freilaufenden Touristen – ein „Denkmal“ gibt.



Schon ziehen wieder dunkle Wolken auf, wir flüchten in den Düdo. Dort ist es warm und trocken.
Rees hat uns gut gefallen.
Nun führt uns unser Besuchsprogramm nordwärts. Nach Friesland.
Hier erwarten uns liebe Freunde in Friesoythe. Wir haben uns vor Jahren bei einem Globetrotter Treffen kennengelernt und freuen uns aufs Wiedersehen.

Auch in Friesoythe werden wir von Andrea und Kai aufs herzlichste empfangen. Zur Familie gehören zwei Hunde, mit denen wir eine Runde im nahe gelegenen Wald drehen. Was gibt es doch für schöne Landschaften!
Cloppenburg liegt ebenfalls nicht weit und dort gibt es ein Museumsdorf. Niedersächsisches Landleben wird dort erlebbar. 

 Wir sehen die verschiedensten Bauernhäuser, große und kleine, Bauernstuben, Schrankbetten, Werkstätten, Ställe, Gerätschaften, Gärten und drei verschiedene Mühlenarten.










Im Backhaus gibt es Kaffee und Kuchen und frisches Brot und im Dorfkrug feiern zwei Paare ihre Hochzeit.




Am Sonntag findet sich eine bunte Kaffeegesellschaft zusammen. Viele von den Anwesenden sind auch leidenschaftliche Reisende, es gibt also viel zu erzählen. Es ist sowas wie ein klitzekleines Globetrotter Treffen.
Überhaupt haben wir die drei Tage über viel zu schnacken. Ich lerne wunderbare Mundartausdrücke wie "umzu" für drumherum, "sie ist schlecht zufrieden" für es geht ihr nicht gut und "Miechemkes" für Ameise.




Am Montag müssen wir uns leider verabschieden, wir werden von Jan in Lübeck erwartet.
Jan und Ute haben wir in Marokko kennengelernt und uns schon dort verabredet.
In Lübeck steht Jan in einer grünen Oase mitten in der Stadt, so ähnlich wie wir in Berlin, nur dass er ein paar Schritte durch den Busch auch noch ein Arm der Trave fließt und sich ein Stück weiter ein Yachthafen angesiedelt hat.
Ein Traumplätzchen. Möglich ist das durch den Idealismus eines Freundes, dem das Areal gehört, der sich aber weigert es zu verkaufen, obwohl es viel Geld bringen würde.





Wir feiern mit Jan seinen Geburtstag und machen am nächsten Tag eine Hafenrundfahrt.
Wir erfahren, dass Lübeck den größten Ostseehafen hat und die Altstadt zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Lübeck ist eine wunderschöne Stadt, wir sind begeistert. 

 
Die alte Hafenbarkasse schippert mit uns einmal rund um die Altstadt und wir hören einiges über Speicherhäuser, Kirchen, alte Segelschiffe und die Geschichte der Stadt. Wir luken in den Stadtgraben, der von den Bürgern der Stadt angelegt wurde – wer nicht mit grub, musste die Stadt verlassen- und über die Wohngänge, kleine Sträßchen hinter den Straßen.
 



 Wir fahren vorbei am „Mann-Haus“, dem Haus in dem Thomas Mann die Buddenbrooks hat wohnen lassen, das mit den grünen Fensterladen.


Während der Fahrt regnet es immerwieder aber das tut der Begeisterung keinen Abbruch. Auf dem Hin- und Rückweg ist es trocken und wir sind ja nicht aus Zucker.
Gern würden wir noch bleiben, aber wir haben einige Termine in Berlin und so fahren wir morgen früh wieder Richtung Heimat.


Es war eine tolle Tour, wir haben viel Neues entdeckt, gute Zeiten mit lieben Menschen verbracht und sind mit Sicherheit nicht das letzte Mal an vielen dieser Orte gewesen.
Eine kleine Sensation haben wir zu vermelden: unsere Heizung funktioniert wieder!!!
Rüdiger hatte vorgestern einen Geistesblitz. Die Kraftstoffleitung war in einer Schleife zuviel verlegt worden. Er legte die Leitung gerade und – wir haben es warm. Kleine Ursache, große Wirkung.

Zwei Wochen bleiben uns in Parey, dann feiern wir, wie bereits geschrieben, Pfingsten Rüdigers 60sten. Am Pfingstmontag starten wir dann auf den Balkan.
Endlich ins Warme! Aber vielleicht besinnt sich ja auch hier bis dahin das Wetter darauf, dass der Winter vorbei sein sollte.

Bis bald also,

Doris und Rüdiger