Freitag, 29. April 2022

Irrwege

 


Es ist eine Weile her, dass wir das letzte Mal die EU verlassen haben. Genau gesagt, war es 2019, als wir in Russland waren. Nun ist es wieder soweit. Wir überqueren die Grenze von Ungarn nach Serbien.

Auf beiden Seiten geht es schnell und ohne Komplikationen vor sich. Da wir recherchiert haben, dass man sich in Serbien polizeilich anmelden muss, haben wir einen Campingplatz gesucht für die erste Nacht, der das für uns erledigt. Im Internet gefiel uns der Platz SoSuL bei Sombor gut und das erweist sich als Glücksgriff. Wir waren noch nie auf einem Campingplatz, wo alles so gut durchdacht und gestaltet war, wie hier. 





Eigentlich ist er für Radfahrer gedacht, aber wir werden auch mit unserem Camper herzlich willkommen geheißen – sogar auf Deutsch. Wir lernen nicht nur, dass bei den orthodoxen Christen Ostern eine Woche später ist, sondern auch, dass es in Serbien viele Donau-Schwaben gibt. Unser Gastgeberpaar gehört dazu, daher das perfekte Deutsch.




Außer uns ist noch ein junges Paar auf dem Platz. Die Zwei sind tatsächlich mit Fahrrädern und Zelt unterwegs und finden es hier ebenfalls perfekt gemacht für ihre Bedürfnisse. Darüber kommen wir schnell ins Gespräch und so lernen wir Mario und Livia aus Liechtenstein kennen. Sie haben per Rad schon Afrika bereist, was wir mit großem Respekt hören.

Einen Abend lang erzählen wir uns gegenseitig von unseren Reisen. Mario und Livia wollen von Belgrad nach Usbekistan fliegen. Wir sind ein bisschen neidisch, denn Fahrräder kann man im Flieger mitnehmen, unser WoMo nicht. Unter tent4two werden wir zukünftig auf Youtube und facebook ihre Reisen verfolgen.



Am nächsten Morgen ist Ostersonntag in Serbien. Die Chefin kommt mit einem Körbchen mit wunderschön gefärbten Eiern, wir dürfen uns je eines aussuchen.



Gerüstet mit allem, was man für unterwegs braucht, fahren wir weiter.

In den Orten sehen wir festlich gekleidete Menschen, die aus den Kirchen strömen, auf Terrassen, in Gärten und Restaurants sitzen.           Erneut überqueren wir die Donau, die Straße windet sich kurvig aufwärts, in einigen Dörfern wird Farbenfrohes angeboten. Obst, Gemüse, Blumen.







Am Abend erreichen wir Ovchar Banja. Wir waren uns beide ganz sicher, dass das der Ort mit dem alten Hamam und dem tollen Restaurant ist, in dem wir vor acht oder neun Jahren waren. Als wir ankommen, kommt uns vieles bekannt vor, aber es ist nicht der Ort, den wir vor Augen hatten. 




Es ist der Ort mit dem Auto-Camp mitten in der „Heiligen Republik“. So genannt, weil es im Umkreis von wenigen Kilometern mindestens zwölf Klöster gibt.




Wir sind zu früh, das Autocamp hat noch geschlossen.

Ovchar Banja ist ein kleines Heilbad mit Kurhotel und einem schönen Park.

Wir suchen ein Restaurant und landen im Spa-Hotel gleich neben der Schwimmhalle.




Gegenüber auf dem Parkplatz an der öffentlichen Toilette neben dem stillgelegten alten Restaurant finden wir einen wunderbar ruhigen Platz für die Nacht.



Bei herrlichem Wetter brechen wir am nächsten Morgen auf.






Der Iber mäandert, flankiert von Kotjenik- und Jelica Gebirge zwischen Kraljevo und Kruševac durch weite Wiesen und Felder. Wir folgen der Straße, die durch das Tal um dann einen Bogen zu schlagen vorbei am Kapaonik Gebirge und ab Leskovac nach Süden zu fahren.

Es ist unglaublich schön, durch die, mit frühlingsgrünem Laubwald bedeckten, Berge zu fahren.







Zu unserem Amüsement sind die Taxis in Serbien pink.




Die eigentliche Idee war, durch Mazedonien zu reisen und von dort Richtung Türkei. Spontan beschließen wir aber unterwegs, doch durch Bulgarien zu fahren. In einer facebook Gruppe habe ich gefunden, dass man als WoMo mit einer normalen Vignette auf den bulgarischen Straßen fahren kann und nicht, wie wir glaubten, eine LKW Maut entrichten müssen, was sich, laut Internet, als schwierig erweist.

Wir ändern also den Kurs, wollen jedoch noch eine Nacht in Serbien verbringen. Da wir ja schon mit einem Heilbad gute Erfahrungen diesbezüglich gemacht haben, versuchen wir es noch einmal. Diesmal in Vranjska Banja.



Aber hier ist alles ganz anders. Viel größer, viel mehr Publikum, viel weniger Parkmöglichkeiten. Wohin also zum Übernachten?

Unsere alte Landkarte zeigt zwei Grenzübergänge in dieser Gegend. Wir wollen versuchen über Ribanci nach Bulgarien einzureisen. Die Straße dahin führt an einem großen Stausee vorbei. Da müsste sich doch was finden lassen. Weit gefehlt. Der See ist wunderschön aber nicht zugänglich.




Wir fahren also hinein in die Berge. Das Vardenik-Gebirge hat es in sich. Gipfel von 1881m und 1992m Höhe müssen in engen Haarnadelkurven umfahren werden. Das kostet Zeit.




An diesem Tag schaffen wir es nicht mehr bis zur Grenze. Am Weg finden wir eine, leider etwas vermüllte, Wiese neben einem idyllischen Bach.



Unser Navi kennt hier keinen Grenzübergang, will uns einen riesigen Umweg über Mazedonien schicken. Wir überlegen wir, ob wir ihm oder unserer alten Karte vertrauen. Da bis spät in die Nacht immer wieder Autos, sogar LKWs an unserem Platz vorbeifahren, entscheiden wir uns für die alte Karte.

Nach einer kalten (-1,2°C) aber ruhigen Nacht brechen wir auf, um die letzten 26 Kilometer bis zur bulgarischen zu bewältigen. Und wir liegen richtig. Es gibt einen kleinen, aber feinen Grenzübergang.






Wir werden etwas erstaunt, aber ausgesprochen freundlich empfangen. Anscheinend kommen Wohnmobile, noch dazu aus Deutschland, nicht oft hier durch. Alles verläuft nach Vorschrift, Pässe und Fahrzeugpapiere werden kontrolliert, der Camper gründlich nach Drogen und Waffen durchsucht. Sogar den Müllbeutel muss Rüdiger auspacken. Die Prozedur findet unter scharfer Beobachtung dieses niedlichen Kerlchen statt.


Als sie beendet ist, erhebt er sich und schreitet gemächlich zum nächsten Auto.

Die Grenzer fragen noch interessiert nach dem Woher und Wohin und schon haben wir Serbien verlassen.

Wie wir in Ungarn empfangen werden, erzählen wir im nächsten Post.


Bis bald also

Doris und Rüdiger





Dienstag, 26. April 2022

Step by step in die Sonne

 



Liebe Leute, wir sind wieder unterwegs. Und es fühlt sich sooo gut an. 

Am Dienstag nach Ostern verlassen wir Berlin kurz vor 10.00 Uhr, die Sonne scheint und wir kommen gegen 16.30 Uhr in Selb an, im Fichtelgebirge. Hier erwarten uns Do und Gerd in ihrem gemütlichen Häuschen und wir verbringen einen schönen Abend. 


Weiter geht's am nächsten Morgen nach Passau. Dort befindet sich an der A-3 eine Raststätte, wo die Vignetten und Go-Boxen für Österreich vertrieben werden. Und da wir ja mehr als 3,5t durch die Gegend fahren, haben wir so eine Go-Box, die allerdings auf den IVECO umgeschrieben werden muss. Das klappt denn auch recht problemlos. Wir haben noch ein Guthaben vom letzten Mal, vor 3 Jahren, das sollte genügen bis Ungarn.

Am Stellplatz angekommen laufen wir immer an der Donau entlang zum nächsten Supermarkt, kaufen ein bissel ein und verbringen eine ruhige Nacht.




Unser Ziel am Donnerstag ist Sopron in Ungarn. Die Grenze nach Österreich erreichen wir sehr bald, dann führt uns unser Navi immer an der Donau entlang. Was für eine schöne Strecke!






Bei Ybbs verlassen wir die Donau. Überall sprießt und blüht es und die Landschaft sieht immer aus wie in einem Heimatfilm. Sehr idyllisch. 



Am Nachmittag erreichen wir dann Ungarn und Sopron, das gleich hinter der Grenze liegt, unterhalb des Neusiedler Sees. 


Der Stellplatz der VPT-Group, einem Wohnmobilhändler, ist leicht zu finden, sehr gepflegt und sauber und wir werden unglaublich freundlich empfangen. 




Manchmal ist es doch gut, noch einmal das Internet zu befragen, bevor man alte Plätze aufsucht. Wir waren uns ganz sicher, dass der Termalkemping in Kerekdompi geöffnet ist und wir dort ein paar Tage relaxen können. Warum auch immer, wir sind schon unterwegs dorthin, und ich denke: schau doch noch mal nach dem Kemping und den aktuellen Preisen. Gesagt, getan. Auf der Website finde ich keine Preise aber unter Öffnungszeiten den Eintrag, geöffnet vom 01.06.22 - 01.09.22.                               Nee, oder? Was nun?  Da wir gerade über die Dörfer gurken, fährt Rüdiger rechts ran und wir überlegen. 



Da war doch im ursprünglichen Plan ein Campingplatz bei Heviz - Panorama Camping. Das ist nur ein kleiner Umweg, also ändern wir die Route und sind eine Stunde später dort. Wir werden auch hier sehr nett empfangen vom deutschsprachigen Betreiber, bekommen einen schönen Platz unter einer Birke und sind es zufrieden. 



Kurz nach unserer Ankunft beginnt es zu regnen. 

Wir laufen im Regen zum Gasthaus "zur Sonne", essen gut 





und laufen im Regen wieder zurück. Hosen und Schuhe sind nass. 

Es regnet weiter, die ganze Nacht, auch am Morgen pieselt es noch. Nee, so haben wir uns das nicht gedacht. Wir packen zusammen und hauen ab. 

Unter tief hängenden, grauen Wolken fahren wir durch die Puszta in Richtung Serbien. 



Was wir dort erleben, erfährt Ihr im nächsten Bericht.

Bis bald also 

Doris und Rüdiger