Da sind wir also – 4 Tage Woodstock
forever in Waffenrod in Thüringen.
Alle sind guter Dinge, die
Veranstalter, die Akteure und das Publikum, das Wetter ist vom
Feinsten und die Versorgung gut organisiert.
Bevor wir hierher fuhren hatten wir
aber für eine Woche Enkel Niila als letzten in der Reihe und in der
letzten Ferienwoche bei uns.
Die Woche begann mit einer Paddeltour
auf der Spree
ging weiter mit einem Ausflug nach Magdeburg, um gebrauchte, aber stabile Gartenmöbel zu erwerben.
Dann kam für Niila das Beste: zusammen
mit Opa baute er eine Yogaliege für mich.
Abends gab es Stockbrot und Würstchen
vom Grill.
Ohne vorlesen ging es natürlich nicht
und nun kann ich „Großer Tiger und Kompaß-Berg“ fast auswendig.
Die Woche verging viel zu schnell.
Ein paar Tage später sind wir hier in Thüringen,
stehen mit vielen anderen auf der Wiese gleich am Eingang zu den
Bühnen und der Händler& Genußmeile.
Am Einlass hatten wir etwas warten
müssen, denn er wurde nur denen gewährt, die einen negativen Test
vorweisen konnten oder sich am Eingang testen ließen. Wir waren im
Testzelt in Ilmenau am Baumarkt gewesen, hatten uns testen lassen
und gleich Getränke eingekauft. So rückten wir gelassen in der
Schlange vor, alles war bestens organisiert und verlief entsprechend
reibungslos.
Dann dauerte es etwas, bis wir einen
Platz gefunden hatten, der allen zusagte.
Durch die zufällige Aufstellung landet
man natürlich auch zufällig neben Menschen, die man (noch) nicht
kennt. Wir landeten neben Jörg aus Göttingen und Jürgen aus
Berlin.
Beide, vor allem Jörg, erwiesen sich
als nette Menschen.
Am Donnerstag startete das Festival mit
der üblichen Jam Session,
Freitagmittag eröffnete Double Vision das
Programm, gefolgt von Circus Electric. Und dann kam das erste
Highlight für mich: Maggie Mackenthun. Sie covert Janis Joplin und
sie macht das richtig großartig. Entsprechend wurde sie gefeiert.
Der Abend brachte ein Highlight für
Rüdiger, die Hamburg Blues Band.
Kraan, danach, ist mir etwas zu
psychedelisch. Der dann folgende Hauptact brachte unsere Sinne etwas
durcheinander.
Asaf Avidan aus Israel ist äußerlich
männlich, jung, gutaussehend. Die Stimme aber ist extrem hoch. Wir
waren zunächst, von weitem, überzeugt, das singt eine Frau. Als wir
ihn dann sahen, mussten Auge und Ohr erstmal daran arbeiten das, was
wir sahen und das, was wir hörten, zusammenzubringen.
Ein tolles Konzert, perfekter Sound,
schöne Musik. Seinen Titel „One Day“ hat jeder schon mal gehört.
Das Programm geht am Freitag und
Samstag bis etwa 2.00 Uhr nachts. Dafür sind wir nicht mehr gemacht,
ich noch weniger als Rüdiger. So verpassten wir an diesem Abend
Laura Cox, aber man kann nicht alles haben.
Für mich das Beste kam am
Samstagnachmittag: The Magic Mumble Jumble.
Eine junge Hippie-Band die mindestens
genauso viel Spaß auf der Bühne hatte, wie das Publikum vor der
Bühne. Es war einfach umwerfend.
Spontan kaufte ich eine CD und Paul,
der Sänger, sowie zwei der Mädels der Gruppe signierten sie nach
dem Auftritt, redeten mit den Leuten und umarmten jeden, den sie zu
fassen kriegten. Es war eine so unglaubliche Atmosphäre, man
schwebte förmlich.
„The Grand East“ war ja der eigentliche Grund, warum Rüdiger überhaupt auf die Idee gekommen
war, nach Waffenrod zu fahren. Seit 1 ½ Jahren hat er Konzerttickets
für diese niederländische Band, die wir 2019 das erste Mal beim
Woodstock forever erlebt hatten.
Sie waren etwas eingerostet, nach der
langen Zeit ohne Auftritte, aber das dauerte nicht lange und sie
liefen zu alter Form auf.
Alle Bands, ohne Ausnahme, betonten,
wie sehr sie sich freuten, wieder auftreten zu dürfen, wie sehr sie
es vermisst hatten und wie sehr es ihnen gefehlt hatte. Dem Publikum
ging es ähnlich. So war die gesamte Festivalstimmung eine besondere.
Die eingefleischten Fans warteten auf
JANE. Das ist guter alter Krautrock und die Begeisterung war
entsprechend. Ebenso bei Nectar, ebenfalls Krautrock, ebenfalls sehr
psychedelisch.
Den Schluss machte „Echoes“, wie
man so hörte DIE Pink Floyd Coverband. Das erlebten wir größtenteils noch
akustisch von unserem Bett aus. Ein Konzert, dass um 23.30 Uhr
beginnt ist eher was für die Harten.
Alles in Allem war es ein tolles
Festival, wir sind froh, dass wir dort waren.
Am Sonntag warteten wir ab, bis die
Meisten abgereist waren, schwatzten noch mit unseren Nachbarn, es
wurden sogar Verabredungen getroffen.
Als der Platz sich weitgehend geleert
hatte, düsten auch wir los.
Am Gasthaus „Zum Dreiherrenstein“
wollten wir eigentlich Thüringer Klöße essen. Der Wirt lachte sich
krumm über die Leute, die mit so einem Ansinnen am späten
Nachmittag kamen. Wir bekamen gerade noch eine Wurst und ein Stück
Streuselkuchen.
Das Gasthaus liegt direkt am
Rennsteigwanderweg und sein Name kommt aus alten Zeiten, als hier
drei Fürstentümer zusammenstießen. Eine Art Dreiländereck. Die
alten Grenzsteine zeugen noch davon. Und genau hier ist auch die Mitte des Rennsteigs.
Wir wanderten ein Stück den Rennsteig
entlang, pflückten ein paar Blaubeeren zum Nachtisch, lauschten der Quelle
übernachteten dort, neben dem lauten
Generator und fuhren am nächsten Morgen zurück nach Ilmenau.
Der Plan war, unsere leeren
Wasserflaschen im Getränkemarkt am Baumarkt abzugeben und uns gleich
noch einmal testen zu lassen, da wir von dort weiterfahren wollten zu
unseren lieben Freunden nach Paderborn.
Und wieder einmal kam alles anders.
Womit wir nicht im Traum gerechnet
hatten, war ein positives Testergebnis. Bei mir. Wie konnte das sein?
Wo sollte das herkommen? Es hatten doch auf dem Festival alle negativ
sein müssen. Im Gasthaus? Kaum vorstellbar, wir waren mit niemandem
in Kontakt gewesen.
Was nun? Mir wurde gesagt, wir müssten
sofort nach Hause fahren, das Ergebnis würde an das entsprechende
Gesundheitsamt weitergeleitet.
Zuerst musste ich aber mal unseren
Freunden absagen.
Die Enttäuschung war auf beiden Seiten
riesig. Wie hatten wir uns seit Wochen auf unser Treffen gefreut!
Traurig und frustriert machten wir uns
auf den Heimweg.
Wir waren etwa eine Stunde auf der
Autobahn, da klingelte mein Telefon.
Das Gesundheitsamt Arnstadt teilte mir
mit, dass ich heute noch kommen und einen PCR Test zur genauen
Abklärung machen könne. Ich war fassungslos. Erst recht, als mir
die nette Dame erklärte, es wäre nicht notwendig gewesen gleich
nach Berlin zu fahren, den Test hätten wir dort machen können.
Nun waren wir ja aber schon auf halbem
Wege, die Verabredung abgesagt, zurück war keine Option.
Auch gut, erklärte die Arnstädterin,
dann würde sie das an mein zuständiges Gesundheitsamt weiterleiten,
die würden sich dann bei mir melden.
In Berlin angekommen, überlegten wir,
wie lange es wohl dauern könne, bis sich unser Amt bei uns meldet.
Kurz entschlossen rief Rüdiger dort an und erfuhr, dass es
tatsächlich ein paar Tage hätte dauern können, man sei
unterbesetzt, aber es gäbe eine Arztpraxis, die PCR Tests
durchführe, gar nicht so weit von uns. Wunderbarerweise bekam ich
dort am gleichen Tag noch einen Termin, ließ mich testen und wartete
auf das Ergebnis. Am nächsten Tag gegen 22.00 Uhr war es da.
Negativ.
Sowas komme vor, hatte uns schon die
Dame vom Gesundheitsamt gesagt. Die Schnelltests seien eben nicht
ganz zuverlässig. Na prima!
Nun war es aber nicht zu ändern und
wir versuchten, aus der Not eine Tugend zu machen.
Unser letzter Untermieter war
ausgezogen, wir hatten beschlossen, nicht mehr zu vermieten, also
nutzten wir die Zeit und renovierten unsere Wohnung,
verabredeten uns neu mit den Freunden
in Paderborn und fuhren die in diesem Jahr recht üppige Ernte in
unserem Garten ein.
Eine andere Einladung von lieben
Freunden stand auch noch aus.
Ein großes Fest für alle
ausgefallenen Feste dieses Jahres in Sachsen, bzw in Tschechien.
Darauf freuten wir uns nun erst einmal.
Davon berichten wir Euch beim nächsten
Mal, liebe Leute.
Bis dahin also
Doris und Rüdiger