Mittwoch, 30. Januar 2019

Buddhas Füße

Es ist soweit. Mit dem Bahttaxi fahren wir zum Northern Bus Terminal in Pattaya.



Alle 30 Minuten fährt hier ein klimatisierter Überlandbus nach Bangkok.
Unser Bus geht um 11.30 Uhr, alles ist perfekt organisiert.



Zwei Stunden später kommen wir am Ekkamai Terminal an. Die Station der BTS, der Hochbahn, liegt gleich gegenüber. Dank hilfreicher Hinweise im Internet finden wir gleich den richtigen Zug.


Ein Taxi bringt uns vom Victoria Monument in die Nähe unserer Unterkunft, den Rest gehen wir zu Fuß. In diesem alten Holzhaus am Fluss werden wir die nächsten Tage wohnen.



Unser Zimmer ist sehr charmant.


Gleich nebenan blinken die goldenen Dächer des Wat Devaraj Kulchon.




Ein Anleger für die Schnellboote liegt nur ein paar Schritte weiter.



Von hier sieht man zur Rama VIII – Brücke.
Wir finden einen Schleichweg der fast durch die ärmlichen Hütten der Leute geht, die hier am Fluss wohnen, dahinter liegt die Fischhalle und ein Gemüsemarkt.




Das Viertel ist noch ziemlich untouristisch. Um die Ecke leben eher die ganz kleinen Leute. So finden wir an einer Straße ein Restaurant, in dem nur Einheimische sitzen. Was auf den Tellern liegt sieht lecker aus und wir haben Hunger. Mit Blick auf den Königsschrein essen wir Reisnudeln mit Huhn, Tofu, Ei und Nüssen.


Ein Kalender zeigt den amtierenden König, Rama X.


Gekrönt ist er noch nicht. Er hat die Trauerzeit um seinen Vater, König Bhumibol, verlängert, so dass er zwar seit 2016 König ist, aber die Krönung erfolgt erst am 4. Mai 2019. Zu diesem Anlass kommt er dann wohl auch in sein Land. Die meiste Zeit lebt er auf seinem Anwesen in Tutzing am Starnberger See. Beim Volk ist er eher unbeliebt. Der Grund sind wohl seine wechselnden Frauen. Er ist zum vierten Mal verheiratet.
In Vorbereitung auf dieses ungeheuer wichtige Ereignis sind überall im Land Bildnisse von Maha Vajiralongkorn, oder Rama X, aufgestellt.


Wir absolvieren, wie es sich gehört, das touristische Programm. Von unserem Bootsanleger Tewet fahren wir mit dem Schnellboot mit der orangefarbenen Flagge zum Wat Amun.


Hier glänzt mal nicht alles in Gold, die Prangs sind mit chinesischen Kacheln bedeckt. Eine beeindruckende Arbeit.





Die Fähre bringt uns hinüber ans andere Ufer, zum Wat Pho. Erstmal schlendern wir über das Tempelgelände, bevor wir uns die Attraktion, den großen ruhenden Buddha ansehen.



46 Meter ist er lang und, natürlich, Golden.


Das besondere an ihm ist nicht nur seine Größe, es sind seine Füße,


deren Sohlen mit Perlmutt-Einlegearbeiten bedeckt sind. Sie stellen die Tugenden eines wahrhaften Buddhisten dar.


Mit der Menschenmenge schieben wir uns an dem Buddha vorbei.
Kaum jemand beachtet die schönen Wandmalereien.


Eine Querstraße weiter befindet sich das Siam Museum. Wenn wir schon in Thailand sind, interessiert uns auch seine Geschichte. Als Menschen über 60 ist der Eintritt für uns gratis. Wir bekommen sogar einen Audioguide in Deutsch.
In 15 Räumen wird der Frage nachgegangen: was ist Thai sein? Viele Aspekte hat die Identität als Thai. Die wichtigsten drei sind die Liebe zur Nation, zur Religion und zum König als Inkarnation von Vishnu. Das lernen die Kinder schon in der Schule.
Durch viele Interaktionen kann man dem thailändischen Wesen näher kommen, das sich in alter Zeit aus vielen Nationen gebildet hat.


Mich beeindruckt der nachgebildete, eher schlicht gehaltene Thronsaal.


Toll ist der Raum, in dem es ums Essen geht. In einem Wandregal stehen Teller mit einem Code auf der Rückseite. Man stellt ihn auf die kleine Öffnung auf einer großen Platte und es geschieht Folgendes…


So kann man etwas über Zutaten und Zubereitung vieler Gerichte erfahren. Es gibt ein Klassenzimmer, einen Raum zum Thema Glauben und Aberglauben mit Glücksbringern und Götterstatuen, einen zum Thema Kleidung mit verschiedensten Kostümen, einer ist wie ein Fotostudio gestaltet. An einem Kleiderständer hängen Thai Kostüme, die man anziehen kann, um sich dann damit gegenseitig zu fotografieren.
Zwei Stunden versuchen wir dem Wesen der Thai auf die Spur zu kommen und es macht richtig Spaß.


Vom Museum laufen wir durch kleine Gassen, vorbei an Handwerksstuben, Mini Lädchen und Garküchen zur berühmten Khaosan Road.



Sie ist relativ kurz und ein Stand mit Klamotten, Taschen, geschmacklosen T-Shirts und Souveniers reiht sich an den anderen. Dazwischen Garküchen, Bars, Cafès, Restaurants, Massagesalons, Hostels und Guesthäuser. Eine bunte Menge schiebt sich durch die Straße, hauptsächlich junge Leute auf deren Geschmack auch das Angebot ausgerichtet ist.


Uns genügt es die Straße einmal hinauf und hinunter zu laufen. Wir kaufen jeder eine schöne Tasche,


essen eine Kleinigkeit und dann haben wir auch schon genug.
Es ist uns schon klar, was die Jugend hier anzieht, aber mit dem Thailand, das wir gesehen haben, hat das wenig zu tun.
Damit ist dieser Punkt im touristischen Programm für uns abgehakt.
Der nächste Anleger der Orange-Line ist nicht weit, wir nehmen ein Boot zurück nach Tewet.


Am Abend finden wir ein Straßenrestaurant an einem der Klongs (Kanäle), von denen Bangkok durchzogen ist, ganz in unserer Nähe. Wir essen Salzfisch und Mangosalat.





Dann schlendern wir zurück zum Hotel und ruhen unsere müden Füße aus.

Montag, 28. Januar 2019

Buddha Hill


Zurück in Pattaya müssen wir erstmal alles sacken lassen, was wir in den letzten zwei Wochen erlebt haben. Wir haben ein relativ untouristisches Thailand gesehen. Die vielen Bilder und ungewohnten Namen kreiseln in unseren Köpfen.

 Unser Abendessen holen wir uns wieder auf dem Nachtmarkt gleich nebenan, spazieren am Strand entlang, wo sich die hauptsächlich russischen Familien tagsüber tummeln



und fahren mit dem Bahttaxi zu einem Elektronikmarkt um eine Powerbank zu kaufen. Die ist hier mit etwa 10 Euro deutlich günstiger als zu Hause. Ob sie die gleiche Leistung bringt, werden wir sehen.


Gleich nebenan ist eine große Markthalle. Gemüse gibt’s hier neben Fisch und Fleisch,




ein paar Schritte weiter Schuhe und Textilien.






Am Abend zeigt uns Jan die berühmt berüchtigte Walkingstreet.


Es ist bunt und grell und laut. Wer von Euch schon mal auf der Reeperbahn war, stelle sich das, viel größer und länger und lauter vor. Aus jeder zweiten Bar dröhnt Musik, davor stehen Mädchen in abenteuerlichen Kostümen neben den Ladyboys, den Anreißern und den Bodyguards. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Die Menschenmenge wälzt sich die Straße entlang.



Neben Leuten wie uns sind es vor allem die Russen mit Frauen und Müttern, chinesische Reisegruppen und indische Männer. Das indische Viertel ist gleich um die Ecke.


Das Bier ist hier zehnmal so teuer wie anderswo, die Cocktails erstaunlicherweise nicht. Jetzt dürft Ihr grinsen – ich war noch nie in einer Go Go Bar. Es ist das erste Mal für mich. Was für eine Verschwendung! So viele schöne Mädchen. Soviel Hoffnung auf den gutsituierten Farang. So viel künstliches Lächeln. Alle scheinen sich gut zu amüsieren und trotzdem sieht man ab und zu für einen Moment ein trauriges oder erschöpftes Gesicht. Nun haben wir also auch das gesehen.

Am nächsten Abend fahren wir weit hinaus ans andere Ende der Stadt Hier findet, nur im Januar und Februar und nur an den Wochenenden, ein besonderer Markt statt.



Etwa einen Kilometer zieht er sich im Stadtteil Naklua bis zum Fischereihafen hin.


Himmel und Menschen sind unterwegs. Nach dem Motto „Walk & Eat“ gibt es hier ausschließlich Essstände, zum Teil mit Dingen, die für uns undefinierbar sind. Das, was wir definieren können sieht lecker aus oder zumindest interessant.





Anscheinend darf hier auch jeder, der ein paar Töne hervorbringen kann, auftreten. Von einer von Teenies bejubelten Band über eine geigende Mädchengruppe in Schuluniform bis zum Liedermacher mit Gitarre ist so ziemlich alles vertreten.


Europäer sieht man hier wenige. Es macht Spaß sich an den Ständen entlangschieben zu lassen und Bilder und Düfte in sich aufzunehmen.

Am letzten Tag ersteigen wir den Buddha Hill. Von der Straße führt eine abenteuerliche Abkürzung zu einem schattigen Asphaltweg.


Oben thront ein goldener Buddha über der Stadt.



Die Aussicht ist phantastisch.



Auch wenn die Buddhafiguren hier sehr unterschiedlich sind, eines haben sie gemeinsam, sie sind bedeckt mit Blattgold.




Dann kommt der letzte Abend mit Jan und Ute. Wir essen zusammen in einem sehr einfachen Imbiss mit sehr gutem Essen und niedrigen Preisen. Es ist nicht so leicht hier einen Platz zu bekommen. Die Tische sind hauptsächlich mit alten Farangs besetzt. Jan erzählt, dass viele von ihnen hier stranden und am Existenzminimum leben. Es gibt unzählige Geschichten von solchen Männern, die herkamen um dem bürgerlichen Leben zu Hause zu entkommen, eine Thaifrau kennenlernten, den größten Teil ihres Geldes für sie und ihre Familie ausgaben und als es alle war, allein zurück blieben. Zu Hause müsste man zu vielen Menschen erklären, dass der große Traum gescheitert ist, außerdem ist es hier immernoch warm und günstiger als in der Heimat. Nun sitzen sie hier, triefäugig mit zitternden Händen und Einsamkeit in den Gesichtern. Der alte Herr mit dem dünnen Haar mir gegenüber strahlt mich an als ihm zulächle, während ich ihm die scharfe Sauce reiche. Er fragt, was für ein Gericht wir essen, lässt es sich auf der Speisekarte zeigen, obwohl schon ein anderes vor ihm steht.
Ob er heute schon mit jemandem gesprochen hat?

Ein letztes Bier trinken wir mit unseren Freunden in der Country Bar, dann verabschieden wir uns – bis wir uns wieder treffen.
Wann und wo? Wir werden sehen. Ab jetzt sind wir auf uns gestellt. Morgen fahren wir nach Bangkok.