Dienstag, 22. Januar 2019

Blutmond am Mekong


Die Thais glauben an Geister. Überhaupt ist man in Asien sehr abergläubisch. Der Handel mit Glücksbringern und Amuletten ist ein florierendes Geschäft.

Vor jedem Wohnhaus und vielen öffentlichen Gebäuden stehen kleine Geisterhäuser, die San Phra Phum.


Darin wohnen die Hausgeister. Und damit sie den Bewohnern wohlgesonnen sind, müssen Sie gefüttert werden. Mit Reis und Wasser.


Manchmal wohnen die Geister aber auch in Bäumen oder Pflanzen. Sie dürfen jedoch auf keinen Fall ins Haus.
Eine besonders wichtige Rolle im spirituellen Leben der Thais spielt deshalb der sogenannte „Buddha Baum“.
Laut einer buddhistischen Sage erlebte ja Siddhartha Gautama unter einem Buddha Baum das „Erwachen“ und die “Erleuchtung” und wurde damit zum Buddha.
Da die Thais fest an solche Sagen glauben und niemals gegen den Willen Buddhas verstoßen würden, würde ein solcher Baum unter keinen Umständen gefällt werden, egal ob er dem Bau eines Hauses oder einer Straße im Wege steht.
Um das zu vermeiden, werden bunte Tücher um den Stamm gebunden. So erkennt man die Buddha Bäume.

Ebenso wichtige Glücksbringer sind die überall feilgebotenen Blumengebinde, Puang Malai.


Sie werden im Auto an den Rückspiegel gehängt, zu Geburtstagen, zum Muttertag oder als Dankesgabe verschenkt, zu Hochzeiten als Tischschmuck verwendet.


Andererseits gilt es, Unglück zu vermeiden.
Zum Beispiel glaubt man in vielen Regionen Thailands, dass Haare schneiden an einem Mittwoch Unglück bringt. Viele Friseure auf dem Land haben deshalb am Mittwoch geschlossen.

Für die Thais ist das nicht nur so eine Marotte, die mit einem Schmunzeln abtut, so wie wir mal spaßeshalber über Horoskop in der Zeitung lesen. Sie glauben ganz fest an diese Dinge.
Wir sind fasziniert, wie verwurzelt diese Traditionen in diesem, im Allgemeinen doch so modernen Land sind.

Auf unserem Weg zum Mekong, durch die Berge, sehen wir an der Straße dem alltäglichen Leben zu.
Die Flora ist üppig, neben Reis werden Kürbisse, Melonen und Erdbeeren angebaut.







Da es eine lange Strecke ist, ist eine Zwichenübernachtung in Phitsanulok beschlossen worden. Wir mieten zwei schöne Bungalows für ganz kleines Geld.



Ein zünftiges asiatisches Frühstück ist inclusive.


Gerüstet für den Tag geht es weiter nach Chiang Khan.

Wir fahren hinein in die Berge des Goldenen Dreiecks, eine schöne, kurvige Strecke.


In den Orten reiht sich eine Gärtnerei an die andere.



Zuckerrohr wird hier angebaut, Bananen und Erdbeeren.



Das Navi führt uns auf dem letzten Streckenabschnitt wieder durch kleine Dörfer, ein Stück sogar Piste.


Aber dann erreichen wir Chiang Khan und damit den Mekong.

Ein paar Schritte hinter unserem Hotel fließt der größte Fluss Asiens. Er ist genauso wie wir ihn uns vorgestellt haben, breit und schlammig, mit grünen Ufern.
Eine schöne Promenade führt oberhalb des Ufers entlang. Was wir auf der anderen Seite sehen, ist Laos.
An der Promenade reiht sich ein Hotel ans das andere. Hauptsächlich Thais machen hier Urlaub. Farangs, also weiße Ausländer, kommen seltener in diese abgelegene Gegend.

Am Wochenende ist die Vergnügungsmeile, hier überall Walkingstreet genannt, in Betrieb.
Es ist Sonntag, also lassen wir uns das nicht entgehen.
Und wir werden nicht enttäuscht.



Es gibt lokale Spezialitäten



Den Kaffe aus der Gegend, der statt des Schlafmohns angebaut wird



Thai-Mode



 Was auch immer das ist, es wird in einen Shake gerührt...


Chick aus der Schneiderei


Die sind nicht etwa für Kinder, auf denen sitzt man mit seinem Essen vom Stand.


Am nächsten Morgen werden wir um 5.00 Uhr unsanft aus dem Schlaf gerissen.
Es hört sich an, als würde eine riesige Menschenmenge lauthals diskutieren, dabei ist es nur eine Reisegruppe, die auf die TukTuks wartet, um sich auf dem Hausberg, dem Phu Tok, den Sonnenaufgang anzuschauen. Überhaupt nicht meine Zeit!
Ich bin gerade wieder am einschlafen, da ertönt Musik aus den überall angebrachten Lautsprechern. Nach zwei Liedern hält eine Männerstimme eine halbstündige Rede, danach wieder Musik.
Rüdiger macht sich zu einem Morgenspaziergang auf, ich ziehe mir die Decke über den Kopf.
Gegen halb Acht ertönt eine Frauenstimme untermalt von rhythmischer Musik.  Allgemeine Morgengymnastik für die Volksgesundheit?
Um 8.00 ertönt die Nationalhymne, danach singen Kinder.
Um 8.20 Uhr wird das Programm übertönt vom Motor des riesigen Reisebusses, der die von ihrem Ausflug zurückgekehrte Reisegruppe zu ihrem nächsten Ziel bringt.
Rüdiger ist längst zurück, wir sitzen auf der Terrasse vor unserem Zimmer, trinken den ersten Kaffee.


Beim Frühstück fragen wir unsere nette Wirtin, was das morgendliche Spektakel zu bedeuten hatte. Wir erfahren, dass auf diese Weise jeden(!) Morgen die neuesten Nachrichten zu Gehör gebracht werden. Regionalprogramm. Nix mit ausschlafen.

Auch wir wollen auf den Phu Tom. Bis dicht ran kommen wir mit dem Auto, hinauf nicht.


Die TukTuks fahren nur am Wochenende hinauf. Aufstieg zu Fuß in der Mittagshitze?  Das lassen wir lieber. Zumal uns versichert wird, dass es sich nur für den Sonnenaufgang lohnt, wenn die Nebel mystisch über dem Fluss wabern.
Dafür fahren wir zu den Stromschnellen, Gaeng Khut Khu.
Viel ist auch davon nicht zu sehen, der Wasserstand ist ziemlich niedrig.
Aber immerhin...





Es ist Vollmond. Ein besonderer Vollmond. Groß und rötlich hängt er über der Workingstreet. Die Schlagzeilen im Internet sprechen von einem Blutmond.


Zum Abendessen gibt es Reissuppe und scharfen Salat in einem der einfachen Restaurants.



Der Salat treibt Rüdiger die Tränen in die Augen, er meint, er könne vielleicht Feuer speien


Zum Abschluss gibt es noch ein Bier am Fluss.




Es hat uns gut gefallen in Chiang Khan. Irgendwann kommen wir wieder. Ganz bestimmt.



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