Montag, 28. Februar 2022

Wiedersehen und Abschiede

 




Das Wetter bessert sich zusehends, die Mandelbäume blühen nun fast überall, es wird Frühling in Spanien.




Wir fahren am Meer entlang, durch ein paar Gewächshausanlagen und erreichen bald das Häuschen von Sheila und Achim.




Ringsum haben sich noch andere „Fremdlinge“ angesiedelt.

Wir verbringen einen netten Nachmittag und Abend mit den Beiden, haben uns viel zu erzählen nach all der Zeit.





Am nächsten Tag fahren wir zurück nach Villaricos. Antonio und Luiza kommen auch auf den großen Platz am Meer, weil wir am Sonntag zusammen auf den Markt gehen wollen. Der Platz ist gut gefüllt, ich zähle über 70 Mobile.





Wir vertreiben uns die Zeit mit einer Partie Petanque





und dann kommt es, wie es kommen muss. Die Polizei räumt den Platz.

Freundlich aber bestimmt werden wir aufgefordert, das Terrain zu verlassen.

Es sind einfach zu Viele.

Zum Glück haben wir ja Antonios Geheimplatz. Wir fahren also wieder nach „Little Tschernobyl“, wie wir es getauft haben.

Am Sonntag fahren Rüdiger und Antonio mit den Fahrrädern zum Markt, kaufen viele leckere Sachen und bringen vor allem Churro mit.




An diesem Sonntag sind wir alle in froher Erwartung. Giovanna und Manolo haben ihren Besuch angekündigt. Sie sind auf dem Weg nach Málaga, wo Giovanna ihren Einbürgerungstest machen wird.


Am frühen Nachmittag nähert sich dann das bekannte Fahrzeug, wir freuen uns riesig, die Beiden wiederzusehen.







Es wird ein wunderbarer Nachmittag und Abend. Wieder gibt es viel zu erzählen. Manolo und Giovanna berichten von ihrer Brasilienreise, von ihren Zukunftsplänen, wir anderen natürlich auch, es ist wie in alten Zeiten.




Am nächsten Morgen steige ich mal auf den Hügel direkt neben uns.




Von hier hat man einen schönen Blick aufs Meer und die Umgebung.





Der Wind steht an diesem Tag ungünstig, also ziehen wir um, hinter den Bus, der uns guten Schutz bietet. Es wird sozusagen ein Straßenfest. Aber hierher kommt ja sowieso niemand.






Am nächsten Morgen müssen wir uns von Giovanna und Manolo verabschieden, sie haben einen Termin.

Wir werden uns wohl eine längere Zeit nicht wiedersehen, aber glücklicherweise braucht man ja heutzutage keinen reitenden Boten mehr oder eine Brieftaube, um in Verbindung zu bleiben.

Nach einem letzten Foto, vielen Umarmungen und guten Wünschen fahren die Zwei davon.




Als Dankeschön für Luiza und Antonios Hilfe haben wir sie zum Essen eingeladen. Außerhalb der Saison und in dieser Touristengegend ist das nicht ganz einfach, aber wir finden im Einkaufszentrum ein Restaurante, das zumindest akzeptabel ist.



Für unseren letzten gemeinsamen Abend haben wir extra den Vollmond bestellt.





Der nächste Abschied. Dieser fällt uns allen wirklich schwer, deutliche Gemütsbewegung bei allen Beteiligten. Aber auch hier gilt: wir sind nicht aus der Welt.


Streng genommen befinden wir uns schon auf der Heimreise. Wir werden uns dafür viel Zeit lassen, aber in etwa zwei Wochen müssen wir Spanien verlassen. Das macht uns ein wenig kribbelig. Es fühlt sich ein bisschen an wie früher, wenn der Urlaub mehr als zur Hälfte rum war und man sich sagen musste, dass man ja noch viel Zeit hat. Die wir ja nun wirklich haben.

Wir trösten uns mit unserem alten Motto: nach der Reise ist vor der Reise.

Damit beruhigen sich unsere Gemüter denn auch wieder.


Zunächst ver- und entsorgen wir noch einmal nach Aguilas, waschen Wäsche, kaufen ein. Dann verabschieden wir uns vom Meer und fahren durch blühende Mandelplantagen hinauf in die Berge. 




Am Nachmittag erreichen wir Mula, ein kleines, unspektakuläres, aber sehr sympathisches Städtchen.

Vom Stellplatz an der Sportanlage hat man einen schönen Blick auf die Burg.






Mula liegt vierzig Kilometer von Murcia entfernt in einem fruchtbaren Tal. Die Burg baute im 16. Jahrhundert der Graf de los Vèlez, um seinen Reichtum zu sichern.

Unterhalb der Burg finden wir den Rathausplatz mit dem schönen Glockenturm, gleich neben der Pfarrkirche San Miguel.




In einer Höhle am Fluss wurden Wandmalereien aus dem Neolithikum gefunden. Wir hätten uns das gern angeschaut, aber außerhalb der Saison sind hier alle Denkmäler geschlossen.

Also schlendern wir einfach durch die schmalen Gassen, hinauf zur Ermita de Nuestra Sra. del Carmen. Diese Einsiedelei wurde der Überlieferung nach auf einer Moschee aus dem Jahre 1244 erbaut. Als wir die vielen Stufen und Schrägen hinauf geschafft haben, wird sie gerade geschlossen. Siesta! In Spanien mindestens so heilig, wie die Reliquien in den Kirchen.








Also genießen wir wenigstens den herrlichen Ausblick von hier oben.





Noch ein paar Stufen höher liegt unsere letzte Station, das Kloster der Töchter von Santa Clara, das einzige Kloster, das in der Region Murcia im 17. Jahrhundert gegründet wurde.








Zurück auf dem Rathausplatz schauen wir uns das Denkmal neben dem Uhrturm genauer an. Es zeigt zwei Trommler in schwarzen Kutten. Leidenschaftlich bearbeiten sie mit den Trommelstöcken ihre Instrumente.




Eine Tafel und das Internet klären uns auf: Der Uhrturm war nicht nur ein Symbol der Macht der Herrschenden, sondern regelte auch seit dem Mittelalter das Gesellschafts- und Arbeitsleben der Stadt, wie zum Beispiel die Verteilung der Bewässerung. Mit jedem Glockenschlag wusste jeder, wann er damit dran war.

Diese Uhr gibt aber auch das Startsignal für die „Nacht der Trommeln“, die Tamborrada. Jedes Jahr in der Nacht vom Dienstag vor Ostern versammeln sich tausende Trommler in schwarzen Kutten oder Kappen vor dem Rathaus. Beim ersten Glockenschlag zur Mitternacht beginnen sie zu trommeln. Im 19. Jahrhundert ging das bis zum Mittwoch um 16.00 Uhr, heute nur eine halbe Stunde. Seit 1977 ist es behördlich als Volksfest anerkannt, vorher war es wohl eher ein Ausdruck des Widerstandes gegen die von der Obrigkeit ausgesprochenen Richtlinien von Sitten und Gebräuchen.

Nun haben wir Hunger. Direkt gegenüber dem Rathaus entdecken wir das „Casino“.






Ein kleines, aber feines Lokal, dass sich Gastrobar nennt und wo wir nicht nur richtig gut essen, sondern auch freundlich und aufmerksam bedient werden. Und das so günstig, dass wir es zunächst für einen Irrtum halten. Wir bezahlen tatsächlich für je drei Gänge, eine große Flasche Wasser und zwei Cafè nur 22 €.



Mula steht nun insgesamt auf unserer „Gerne-wieder“ Liste.









Unser nächstes Ziel ist die Finca Caravana bei Yecla. Wir waren vor vier Jahren schon einmal dort, wurden von Franze empfangen und bekocht. Damals war er der Betreiber, heute ist er der Besitzer und versucht mitten in der Pampa eine Oase zu schaffen. Wir sind sehr gespannt.


Was wir nach diesen vier Jahren vorfinden erfahrt Ihr beim nächsten Mal.

Bis bald also

Doris und Rüdiger