Montag, 29. August 2022

Eine Geschichte von Erz und Feuer

 



Die letzte Etappe dieser Reise beginnt in Österreich.

Durch Österreich fährt man immer wie durch die Kulisse eines Heimatfilms. Die Bergwiesen sehen aus wie englischer Rasen, die Dörfer sind adrett und aufgeräumt, selbst wo Kraut und Rüben wachsen ist es ordentlich und akkurat. Wenn Österreich ein Etikett bekommen müsste, würde „idyllisch“ darauf stehen. Es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Wie geht das? Wie machen die das?







Hinter Linz fahren wir immer an der Donau entlang bis wir Passau erreichen.



Der Stellplatz ist gut besucht, gegen Abend wird er richtig voll, für Viele anscheinend nur ein kurzer Übernachtungsstopp, denn am Morgen leert er sich schlagartig wieder.

Auch wir machen uns wieder auf, nach Amberg. Die Stellplatzbeschreibung klang gut, wir sind gespannt auf die Geburtsstadt unseres Freundes Gustl.

Aber es soll nicht sein. Der Stellplatz ist rappelvoll, kein Platz für uns.

Wir recherchieren und landen letztendlich in Sulzbach-Rosenberg. Wieder einmal hat der Zufall uns an einen Ort geführt, den wir sonst gar nicht wahrgenommen hätten.



Auf dem P+R Parkplatz gibt es sechs Areale für WoMos, eine Ver- und Entsorgung, sogar Strom. Alles gratis. Das historische Stadtzentrum ist nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt.



In alter Zeit hat es hier sogar Drachen gegeben. Im Stadtgraben kann man die Geschichte des Drachen Ystorion erfahren und gleichzeitig die Geschichte der Stadt. Die Geschichte von Erz und Feuer.




Sulzbach-Rosenberg war im Mittelalter nicht nur eine bedeutende Bergbaustadt, sondern auch eine Metropole des Buchdrucks und der Literatur. Durch Förderung von Bildung und Toleranz brachten die Regenten ihrer Stadt Wohlstand und Ansehen.



Wer allerdings die Regeln verletzte, wurde bestraft. Ein Bäcker, der seine Kunden mit dem Brotgewicht betrog, wurde in den sogenannten „Bäckerkorb“ gesperrt und darin ins Wasser des Bäckerweihers neben der Stadtmühle getaucht.




Anschaulich und eindrücklich ist die Geschichte Sulzbach-Rosenbergs im Stadtgraben gestaltet.







Auch sonst ist das Städtchen nett anzusehen. Wir wandern durch die Gassen und zum Schloss hinauf und stärken uns anschließend beim Kreuzer-Wirt im zünftigen Biergarten mit Schäufele und Bier.








Nach zwei Nächten geht’s weiter nach Selb, wo wir Gerd und Do besuchen wollen. Do ist leider im Krankenhaus, Tochter Lena leistet ihrem Vater Gesellschaft und fährt mit uns zum Gasthaus „Altes Pfarrhaus“ mitten im Wald. Auch hier geht es zünftig zu, wir stoßen an auf Do's Gesundheit.



Da wir schon mal in der Nähe sind machen wir auf dem Weg nach Ilmenau noch einen Zwischenstopp im Vogtland bei Udo, der mit Mercedes aus Spanien angereist ist um seine Familie zu besuchen.

Wir erleben ein schönes Beispiel sächsischer Gastlichkeit. Udos Vater hat extra den Hexenofen angeheizt, Udo hat gekocht. Ein sehr gemütlicher Nachmittag bei einer liebenswerten Familie.







Die letzte Etappe und der krönende Abschluss unserer Reise rückt näher.

In Ilmenau treffen wir uns mit Jan und Ute. Zusammen werden wir nach Waffenrod fahren zum „Woodstock forever Rock und Blues Festival“.



Offiziell beginnt es erst am Mittwoch aber Viele reisen schon früher an und auch wir stellen uns auf die große Wiese oberhalb des Dorfes um vor Beginn von „five days of love, peace and music“ zwei ruhige Tage zu genießen.






Nach und nach füllt sich das Campingareal, nach und nach gestaltet sich auch eine Art Wagenburg mit Freunden und Freunden von Freunden.







Das Festival beginnt alljährlich mit der Jam Session, man kommt in Stimmung






Drei volle Tage Musik ab 12.30 Uhr bis weit nach Mitternacht, da muss man aussuchen und Pausen einlegen.

East Blues Experience und Hundred Seventy Split am Donnerstag treffen meinen Nerv.

Der beste Tag ist allerdings der Freitag.

Die Hamburg Blues Band & Arthur Brown liefern eine großartige Show.





Mit seinen 80 Jahren ist the god of hell and fire unglaublich agil auf der Bühne.



Mein persönliches Highlight ist The Magic Mumble Jumble. Da bin ich allerdings nicht die Einzige. Schon beim Soundcheck sind viele anwesend und bekunden Begeisterung. Die Band kann es kaum fassen. Und dann verbreiten sie einfach nur gute Laune und mit ihrer Musik, man will sie kaum gehen lassen.





Aber auf einer der anderen Bühnen wartet schon die nächste Band auf ihren Auftritt.

Rüdigers Favoriten sind Miller Anderson und Kamchatka.



Am Samstag dann begeistert sich Rüdiger für Blanc Manuscript, was mir zu schräg ist 




und gemeinsam feiern wir etwas später Walter Trout und Band.






Flor de Loto aus Peru geht dann nochmal richtig in die Beine.




Tolle Tage waren das. Wie immer ist ein buntes Völkchen zusammengekommen und es fehlt nicht an Nachwuchs.





Die Musik, die Atmosphäre, der Veranstaltungsort, die Organisation, alles zusammen ergibt etwas ganz Besonderes. 


Michael Memm ist der Organisator und Moderator.

Mit diesem Event endet unsere wunderbare, spannende Reise. Vier Monate waren wir unterwegs, haben manches wieder und Vieles neu entdeckt, haben Beeindruckendes und Phantastisches erlebt, interessante, gastfreundliche und liebenswerte Menschen kennengelernt und neue Freunde gefunden.

Wir freuen uns auf Zuhause, darauf, Familie und Freunde wiederzusehen, aber auch darauf, eine neue Reise zu planen, denn nach der Reise ist vor der Reise.


Schön, dass Ihr dabei wart! Wir nehmen Euch gern wieder mit auf die nächste Reise.


Bis dann also,

Doris und Rüdiger