Samstag, 26. November 2016

Sahara

Liebe Freunde,

bei Euch hat die Adventszeit begonnen.
Wir haben ein paar Kerzchen dabei und ich habe einen Kuchen anlässlich des 1. Advent gebacken, aber das ist lediglich der Tatsache geschuldet, dass man alte Sitten und Gebräuche nur langsam ablegt. Schon in Deutschland kam in den letzten Jahren kaum das viel strapazierte "Weihnachtsgefühl" auf. Hier ist es unendlich weit weg. 

Von Zagora fahren wir nun Richtung Sahara. Was man sofort vor sich sieht, wenn man dieses Wort hört, sind die unendlichen Sanddünen. Das aber ist nur ein Teil des riesigen Wüstengebietes, das Sahara heißt. Ein großer Teil besteht aus Geröllwüste, kahlen Gebirgen, Savannenartigen riesigen Ebenen. All diese Landschaften sind vor allem eins trocken.




Stunde um Stunde fahren wir durch die weite Ebene zwischen den Gebirgszügen des Antiatlas. Ab und zu liegt eine Oase am Weg oder eine Palmerie, viele seit langem trockene Oueds (Flussbetten) manchmal hält sich noch der eine oder andere Tümpel.
Für die Nacht finden wir einen Platz mitten im Nichts an einem etwas verborgenen Wasserloch.




Schnell wird es dunkel. Wir erleben einen phantastischen Sonnenuntergang 



und können nachts den überwältigenden Sternenhimmel betrachten. Myriaden von Sternen funkeln über uns und als der schmale Mond aufgeht, strahlt er wie der Diamant in der Mitte eines Diadems. 


Am Morgen zeigt sich im Osten ein erster Silberstreif der bald rosa wird, dann in ein leuchtendes Orange übergeht das verblasst als die Sonne sich in all ihrer Pracht über dem Gebirgszug erhebt. Das alles vollzieht sich in vollkommener Stille. Hier ist weit und breit kein Mensch, keine Ansiedlung, nichts. 









Ganz allein scheinen wir allerdings doch nicht zu sein.


   


Wir trennen uns nur schwer von diesem wunderbaren Ort.

Wieder geht es Kilometer um Kilometer durch unendlich weite Landschaften der Sahara.
Dies Weite und Kargheit. Nichts lenkt den Blick ab von den Urformen der Gebirgszüge in all ihren Schattierungen von Ocker, Braun und Rot. Das sparsame Grün vereinzelter Arganien und kleiner stachliger Büsche unterstreicht das Ganze nur.



Es ist faszinierend und wir lassen uns gefangennehmen von den immerwieder neuen Panoramen, die sich uns bieten.




Tata, Guelmin und Tan Tan sind die großen Bezirksstädte, die wir durchqueren und wo wir unsere Vorräte auffrischen können. Überall gibt es frisches Gemüse und Obst
Besonders lecker finden wir die Mandarinen und die reifen süßen Granatäpfel.


 
Und "Allah schütze den König" findet sich an vielen Bergflanken.
Wir nähern uns Spanisch-Sahara, dem immernoch umstrittenen Territorium. 
Die Polizeikontrollen sind hier strenger als sonst im Land. Wo wir sonst ausnahmslos durchgewunken wurden, werden wir hier angezählt, weil wir nicht sofort am Stoppschild gehalten haben, sondern bis zum Wachhäuschen durchgefahren sind. Letztendlich beläuft es sich auf ein paar Fragen nach Woher und Wohin und Warum und  nach unseren Berufen. 
Dies bleibt aber das einzige Mal, dass wir überhaupt angehalten werden.  Im Allgemeinen sind die Kontrollposten ausgesprochen freundlich und hilfsbereit, wenn wir nach dem Weg fragen.

Hinter Tan Tan erreichen wir den Atlantik.
Die Abende sind frisch aber am Tage scheint die Sonne und lässt uns vergessen, dass eigentlich Winter ist. 


 Wir sind in El Ouatia, das früher Tan Tan Plage hieß, und stehen fast direkt am Meer.
Nur eine Mauer zum Schutz gegen den Wind trennt uns vom Strand. 




Von der Terrasse genießen wir am Morgen den Blick aufs Wasser.




Dann ziehen dunkle Wolken auf. Es regnet. Nach einigen längeren Schauern werden wir mit diesem Regenbogen belohnt.











Ein, zwei Tage werden wir hier bleiben, dann soll es noch weiter in den Süden gehen.

Bis bald also, 
Doris und Rüdiger
 

Freitag, 25. November 2016

Zagora im Süden

Und noch einmal fahren wir über den Tizi-n-Tichka zurück nach Ouarzazate.
Wie oft man diese Strecke auch fährt, es ist immer wieder beeindruckend.

grüne Täler
 nicht immer leicht für unser Töfftöff



weiße Gipfel


der Tizi-n-Tichka










Und auch hier wird überall fleißig an der Infrastruktur gearbeitet.




Die Kasbah in Ouarzazate ist weiterhin für den Publikumsverkehr geschlossen, die Veranstaltung ist noch im Gange.
So fahren wir am nächsten Morgen weiter nach Zagora.
Hier kennt man uns schon, der Chef plaudert ein wenig mit uns. Im Schatten des Hausberges Djbel Zagora richten wir uns ein.



Nun haben wir also Zeit.
Ich kann in Ruhe die Bronchitis auskurieren, die über mich hergefallen ist, Rüdiger werkelt, räumt und kennt bald die kleinen Läden ringsum.





Jeden Morgen holt er frisches Brot beim Bäcker über die Straße.





 Drei Generationen backen hier jeden Morgen











dieses leckere Brot








Und wir haben eine neue Freundin.
Sie besucht uns morgens und abends und bekommt die Reste unserer Mahlzeiten.



Dieser hübsche Kerl schreit den ganzen Tag nach (s)einer Braut. Man glaubt nicht, wie laut so ein Esel sein kann.



An einige Dinge muss man sich hier gewöhnen.
Da ist zunächst der feine Sand, der Sandstaub, der Staub, und - der Staub. Er ist überall, in jeder Ritze, jeder Falte, unter jeder Matte, in den Schuhen. Am Anfang versucht man noch, ihm zu Leibe zu rücken, irgendwann arrangiert man sich mit ihm und macht ab und zu Platz für die neue Staubschicht.
Dann sind da die Fliegen. Zahlreich und hartnäckig. An die gewöhnt man sich nicht so schnell. Wir sind froh, dass wir die Fliegenklatsche dabei haben.
Des weiteren sind da die Händler, Souvenierverkäufer und die Laufburschen all der Werkstätten und Restaurants.
Zu Anfang ist es noch ganz interessant, was die so alles zu bieten haben. Dieses Interesse lässt bald nach, denn auch sie sind hartnäckig und zahlreich und lassen einen nicht so schnell aus den Klauen. Besonders, wenn man auch nur geringstes Interesse erkennen lässt.
Dann kommt die Phase, in der einen das alles ziemlich nervt. Da reagiert man schon mal unwirsch. Besonders wenn es an die mitunter zähen Preisverhandlungen geht, die nicht jedermanns Sache sind. Wir Deutschen fühlen uns oft besonders unwohl dabei. Wir lieben diesbezüglich klare Ansagen.
Wenn man diese Phase überstanden hat, überkommt einen in der Regel etwas von der orientalischen Gelassenheit, die hier meist die Grundlage allen Lebens ist. Man lernt, den Staub als Mitreisenden zu akzeptieren, die Fliegen als Teil der Fauna zu betrachten und die verschiedenen Offerten freundlich, aber bestimmt abzuwehren. Man lernt, dass man Lebensmittel auf den kleinen Märkten und in den Läden kauft, wo die Einheimischen einkaufen, man lernt seine Ernährungsgewohnheiten anzupassen und dass man von all dem schönen bunten Zeug eigentlich gar nichts braucht. Und man lernt zu bedenken, dass die Leute, die es anbieten, davon leben. In der Regel nehmen sie es nicht übel, wenn man nichts kauft. Aber man kann es ja versuchen. Inscha' Allah.
So sammeln wir mit freundlichem Lächeln und kleinen Plaudereien die Visitenkarten der Autowerkstätten ein, die uns ihre Jungs vorbeischicken, falls wir neue Federn brauchen oder einen Ölwechsel oder das Auto abgeschmiert werden muss. Schnell lernen wir „nächstes Mal vielleicht“ zu sagen und das wird immer, meist lächelnd oder lachend, akzeptiert. Oder wir sagen „andi“, was soviel heißt wie „ich habe (schon)“ was oft die Frage „andak?“ (Du hast schon?) nach sich zieht, worauf wir mit eindeutigem „Na'am“ antworten, „Ja“.
In der Regel sind die Gesprächspartner erfreut, dass wir einige arabische Worte drauf haben. Die Frage nach dem Wohlergehen ist obligatorisch, die nach dem Woher und Wohin ebenso. Oft gibt es ein bisschen Sprachunterricht beim einkaufen. Im Marokkanischen Arabisch  sind einige Worte anders, als im Hocharabischen. So lernen wir zum Beispiel, dass der Minztee im Hocharabisch „Schai bil Nana“ heißt, in Marokko sagt man aber „Athey“.
Man verständigt sich hier viel auf Französisch und ich lerne hier auch in dieser Sprache eine ganze Menge.
Unter den jungen Leuten und denen, die es viel mit Touristen zu tun haben, wie unser Campingplatzchef, gibt es immer mehr, die Englisch können. Das erleichtert die Verständigung sehr, aber wir versuchen trotzdem unsere Sprachkenntnisse in Arabisch und Französisch zu erweitern. Vor allem Rüdiger wird im Arabischen immer besser.
Auf jeden Fall schafft man es immer, sich irgendwie zu verständigen.

Während wir die Tage verstreichen lassen und das Nichtstun genießen, wird um uns herum fleißig gearbeitet. Die Datteln werden geerntet, die vertrockneten Palmwedel werden abgeschnitten und abtransportiert. Zum Feuer machen, für Zäune und Dächer.


Lecker sind sie.... 




Unser Töfftöff kommt zum Ölwechsel in die Werkstatt von Ali. Daraus wird eine Rundumwartung – mit Federwechsel und Tankspülung. Und das mit einer Gründlichkeit, die wir noch nicht erlebt haben. Der Zusatztank wird auch gleich mit angeschlossen, was wir in Deutschland nicht mehr geschafft hatten, und das ganze Paket zu einem fairen Preis. 
 
Rüdiger hat schon länger den Plan, unseren Dachträger erweitern zu lassen.
Er fragt den Chef nach einer Werkstatt. Kurze Zeit später bringt er uns einen Handwerker von gleich um die Ecke. Der vermisst alles fachmännisch, wir einigen uns über Preis und Lieferfrist.
Eine Woche später...

Der Dachträger ist fertig, der Schlosser bringt ihn mit dem Motorrad

und ruck zuck ist er montiert.  


 Das Teil hält für den Rest unseres Lebens. Eher geht der Düdo in die Knie. Solide Arbeit.
Nun kann die Last auf dem Dach besser verteilt werden. Die hintere Dachrinne war schon am Abknicken. Väterchen Rost...

Mir gehts inzwischen wieder gut. So beschließen wir, die Ruhetage sind zu Ende. Es geht weiter. 
In einem großen Bogen parallel zur Algerischen Grenze wollen wir zurück an den Atlantik.

Bis bald also, liebe Freunde
Doris und Rüdiger   





Montag, 21. November 2016

Marrakesch

Um nach Marrakesch zu kommen, müssen wir erstmal den Hohen Atlas überqueren.
Auf der N-9, die über den berühmten Tizi-n-Tichka auf 2260m Höhe führt, brummt unser Töfftöff tapfer die Serpentinen hinauf und hinunter. Das Panorama ist immer wieder atemberaubend, aber nach dem ersten Fotostopp hüten wir uns, anzuhalten. An jedem Aussichtspunkt und natürlich auf dem Pass wartet bereits eine Meute von Mineralienhändlern, die den Touristen versuchen mehr oder weniger echte Stein- und Kristallstücken zu verkaufen.
Danke, wir kaufen nichts, wir haben alles und selbst wenn, wieviel solcher Stehrumchen kann der Mensch gebrauchen? Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Männer hier an der Straße viel Umsatz machen.



In Marrakesch finden wir erstaunlich schnell den Parkplatz hinter der Kutubiya Moschee, der größten und wichtigsten der Stadt. In einer stillen Ecke werden wir neben einem Schweizer Mobil eingewiesen. Außer uns beiden stehen nur PKWs hier. Das war mal anders.

Nach kurzer Pause machen wir uns auf zum Djamâa el Fna, dem Platz der Geköpften. In alter Zeit wurden hier die Hinrichtungen vollzogen, heute ist er der Treffpunkt für Touristen aus aller Welt, aber auch für die Marrakeschis, die in all dem Touristenrummel ihrem normalen Alltag nachgehen.
Am Zugang zum Platz warten die Pferdekutschen, die man für eine Stadtrundfahrt mieten kann. Schon hier ist kaum ein Durchkommen. Auf dem Platz selber kann man ebenfalls nur mit dem Strom schwimmen, sonst hat man keine Chance vorwärts zu kommen.
Was ist hier los? So voll hatten wir es nicht in Erinnerung. Aber wir lassen uns nicht entmutigen. Jette will ja was sehen und erleben.
Also stürzen wir uns ins Getümmel, trinken an einem der vielen Saftstände einen frisch gepressten Orangensaft, dann geht’s hinein in den Souq.
Es gibt nichts, was es hier nicht in abertausendfacher Ausführung gibt. Von Schals und Hosen, Kaftanen und Schuhen über Lampen und Kupfertabletts, -kannen und -becken, bis Taschen, Gürteln, Rucksäcken Duftsteinen und Gewürzen aller Art wird hier alles angeboten, ganz zu schweigen von Schmuck und Teppichen.

Draußen auf dem Platz werden inzwischen die mobilen, nummerierten Garküchen aufgebaut und als wir hinaus treten aus dem Gassengewirr der Händler, werden wir von Essensdüften und den vielen jungen Männern mit einer Speisekarte in der Hand empfangen, die für ihre Garküche Kunden werben.
Wir lassen an Nr. 30 locken und essen Lamm am Spieß und Kalamares. Allerdings mehr als wir bestellt hatten, was bei der Bestellung nicht immer leicht zu übersehen ist. Der Klassiker sozusagen.
So haben wir wieder was gelernt. Immer die Bestellung überprüfen.
Danach gehen wir auf die Suche nach den Gauklern und Geschichtenerzählern, den Wunderheilern und Hennafrauen.
Nur Letztere sind noch da und sie haben sich um ein Vielfaches vermehrt.
Die Gaukler sind von Harlekins und Clowns abgelöst worden, die Trommler und Sänger von Popgruppen, deren Publikum hauptsächlich Jugendliche sind, die die Auftritte mit dem Handy mitschneiden.
Statt der Geschichtenerzähler, die um eine kleine Lampe herum ihr Publikum versammelten und mit Stimme und Gestik fesselten, finden nun Boxkämpfe statt und Geschicklichkeitsspiele. Für die Touries treten professionelle Folkloregruppen auf.

In Marrakesch findet gerade die Weltklimakonferenz statt. Überall hängen die Plakate, die Stadt hat geflaggt, große rote Aufsteller mit dem Logo der Konferenz stehen überall als Wegweiser, die Militär- und Polizeipräsenz ist unglaublich. Wir registrieren 4 oder 5 verschiedene Uniformen.
Nun wird uns auch klar, wo die vielen Menschen herkommen. So eine Klimakonferenz hat, wie wir später feststellen, etliche Nebenveranstaltungen.

Zurück im Auto sind wir ganz benommen von dem Gedrängel und Geschubse.

Am nächsten Tag machen wir uns getrennt auf den Weg. Es ist Montag und die Stadt merklich leerer. Anscheinend gibt es viele Wochenendbesucher, denn auch der Parklplatz um uns herum ist auffallend leer.
Am Djamâa el Fna vorbei wollen Jette und ich ins Kasbah Viertel. Auf dem Platz sitzen schon die Hennafrauen auf ihren Höckerchen, die Wasserträger in ihren bunten Trachten bimmeln mit ihren Glocken. Wasser trinkt bei ihnen schon lang keiner mehr, aber man kann sie für einen Obolus fotografieren.
Die Metallkorpusse der Garküchen stehen kahl da, bis sie am Abend wieder mit Auslagen und Lämpchen bestückt werden.
Ich schaue mich um und bin einmal mehr enttäuscht. Der Platz hat seinen Zauber verloren. Durch die Metallkisten ist seine Anmut und Weite, die er am Tag hatte, nicht mehr vorhanden. Am Abend hat er nichts Geheimnisvolles mehr. Die abgelegene Ecke, in der die Wunderheiler und Arzneiverkäufer bei Schummerbeleuchtung ihre Künste anboten, ist nun hell ausgeleuchtet und die Medizinmänner verkaufen Arganöl.

An einer Ecke des Platzes ist die Hauptpost. Gleich daneben ein Gebäude der Stadtverwaltung. Dazwischen ist ein Areal mit Gittern abgesperrt an denen Plakate hängen. Hier bekommen wir einen Einblick in die andere Seite Marokkos. Wir lesen, dass es sich um einen 96 tägigen Sitz- und Hungerstreik arbeitsloser Lehrer handelt. 10 000 wurden vom Staat ausgebildet und sind nun ohne Anstellung, obwohl in den Schulen die Klassen mit bis zu 100 Schülern hoffnungslos überfüllt sind. Eine recht große Anzahl von Unterstützern kümmert sich um die Protestierenden.

Wir gehen weiter ins Kasbah Viertel, das hinter dem ältesten Stadttor, dem Bab Agnaou, liegt. Hier treffen wir kaum noch Touristen. Hier spielt das alltägliche Leben. Handwerker, Automechaniker, kleine Läden, ein Lebensmittelmarkt, nur hinter dem Tor ein, zwei Läden mit Schals, Kaftanen und Taschen.
Im Viertel gibt es einige nette Restaurants und ein, unter Backpackern legendäres, Café, das Clock. Von einem Amerikaner betrieben, der wohl selbst einst als Backpacker unterwegs war und deren Bedürfnisse kennt. Wir trinken frischen Orangensaft auf der Dachterrasse des Cafés, genießen den Blick über das Viertel und die ruhige, entspannte Atmosphäre. 

 
Wir schlendern noch ein bissel durch die Gassen, finden das eine oder andere schöne Fotomotiv 




Wir haben beschlossen, den Nachmittag im Hammam zu verbringen. Jette hat von einer Bekannten, die in Marokko lebt, eines empfohlen bekommen mit dem vielversprechenden Namen „Mille et un nuit“ - 1001 Nacht.
Wir finden es tatsächlich in einer der Gassen des Souq um den Djamâa el Fna. Ein paar Stufen führen hinunter in einen schmalen Empfangsbereich. Dort bekommen wir von der freundlichen jungen Frau hinter dem Tresen einen Termin für 16.00 Uhr.
Pünktlich sind wir da und dann geht es auch schon los.

Hammam:
Ein wunderbares Erlebnis.
Unsere Sachen werden in einen Korb gelegt und eingeschlossen. Dann geht es durch schmale Gänge und Türen in einen Raum mit schön gefliesten Bänken. Aus Eimern werden wir mit warmem Wasser übergossen. Eine weitere Tür öffnet sich. Wir sitzen im Dampfbad, wieder auf warmen Steinbänken. Wasserdampf strömt aus einem geöffneten Hahn in den Raum der sich nach und nach damit füllt. Es tropft von der Decke. Es ist nicht sonderlich heiß, aber sehr feucht.
Dann werden wir abgeseift, geschrubbt, gepeelt, und geknetet und immer wieder abgespült und ins Dampfbad geschickt, damit die Poren sich richtig öffen. Die Badefrauen sind lustig. Bei all dem wird viel gelacht.
Wir werden in Bademäntel verpackt und in einen Raum mit Ruheliegen gebracht. Schöne Einlegearbeiten an den Wänden, eine Spiegelsäule, bunte Tücher und Teppiche umgeben uns. Leise, arabische Musik trägt zur Entspannung bei. Es wird Thè à la menthe serviert, der grüne Tee mit Minze und viiiiel Zucker, den man hier überall trinkt.
Ich bin gerade am wegnicken, da wird das Licht heller und wir werden von Frauen in roten Kitteln durch Gänge und eine schmale Treppe hinauf geleitet zu den Massageliegen in, mit schönen Wandteppichen abgeteilte Kabinen.
Und jetzt kommt die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Eine Stunde Massage mit Arganöl von Kopf bis Fuß. Und diese Frauen sind Profis.
Nachdem wir noch etwas geruht und uns angezogen haben, bittet man uns in den Salon und es gibt wieder Tee.
Er ist rund, der Salon, und die Sofas üppig mit Kissen ausgelegt. Immernoch ertönt arabische Musik.
Tausend und eine Nacht.




Als wir das Hammam verlassen ist es dunkel geworden und der Vollmond strahlt über der Stadt.



Fast schwebend gehen wir zurück zum Auto, wo Rüdiger uns schon erwartet. Er hat die Stadt tagsüber mit dem Fahrrad erkundet und dann ein paar Stunden im Park nebenan richtig gute Musik gehört.
Gemeinsam beschließen wir den Tag auf der Dachterrasse des „Kasbah Cafè“ bei einem köstlichen Zitronenhuhn und dem besten Salade maroccain, den wir hier bisher gegessen haben.

Am nächsten Morgen bringen wir Jette in aller Frühe zum Flughafen. Für sie ist die Zeit in Marokko zu Ende.
Wir fahren zurück nach Ouarzazate, dann nach Zagora. Für uns beginnt nun eine freie, unabhängige Zeit.

Bis bald, liebe Freunde,
Doris und Rüdiger



Durch den Hohen Atlas




Hier, liebe Freunde, die versprochenen Bilder von Rüdiger und Jettes Wüstenwanderung.




Am nächsten Tag brechen wir gegen Mittag auf.
Diesmal kann auch ich das karge Gebirgsland in seiner minimalistischen Schönheit bewundern und wenig später treffen wir in Agdz ein, einer alten Berberstadt.
Auf dem Camping Palmeraie waren wir schon bei unserem ersten Besuch, finden ihn also schnell.
Der sehr freundliche junge Mann an der Rezeption verzieht bedauernd das Gesicht: zwei Gruppen belegen den Platz, eine französische und eine deutsche, aber wenn wir uns einstweilen neben dem Sanitärgebäude aufstellen wollen, sollen wir willkommen sein.
Uns ist es Recht und so stehen wir, wie auf einer Terrasse, über dem Platz und der Palmerie, direkt neben der alten Kasba.
Wir bestellen Tajine zum Abendessen, die wir gleichzeitig mit der französischen Gruppe bekommen, für die es anschließen noch ein Konzert mit Gnaoua-Musik gibt, einer Musik, die die afrikanischen Sklaven entwickelt haben, die hier in alten Zeiten verkauft wurden.



Beide Gruppen bleiben nur eine Nacht, so dass wir den Platz am nächsten Tag für uns allein haben.

Es gibt hier einen alten Herren, der uns schon am Vortag begrüßt und mit einem umwerfenden Lächeln erklärt hat, er sei der Chef de famillie.
Die Familie wohnt in der Kasbah gleich neben uns, betreibt den Campingplatz und das Restaurant und bietet Führungen durch die alte Wohnburg an.
An diesem Abend treffen wir ihn wieder. Er stellt uns einen seiner Söhne vor und der berichtet von einem Projekt das die Universität Köln zusammen mit der Polytechnischen Universität in Ouarzazate betreibt, bei dem es um Solarenergie geht. Morgen kommen zehn deutsche Journalisten, die sich darüber informieren und berichten wollen. Das sind alles Nebenschauplätze der Weltklimakonferenz, die in Marrakesch stattfindet. Er zeigt uns die Teilnehmerliste, da sind ARD und ZDF, aber auch Brot für die Welt vertreten. Es gibt Referenten und eine Diskussion.
Ein anderer Sohn des alten Herrn berichtet von einem Projekt zur Erhaltung der Kasbah. Ein Lehmbauspezialist aus Deutschland hat sich des alten Gemäuers vor Jahren angenommen und jedes Jahr im Februar/März findet eine Projektwoche statt, an der Architekten, Baufachleute und interessierte Laien teilnehmen können. Es wird gearbeitet und gelernt, mit dem Material Lehm umzugehen. 2017 z.B. sollen zwei Bäder ausgebaut werden, für die Gästezimmer in der Kasbah.
Rüdiger ist sofort Feuer und Flamme. Leider läuft unser Visum Ende Januar ab. Aber wir bekommen einen Flyer zum Projekt. Vielleicht ein Jahr später.

Am Morgen des 12. November verlassen wir Agdz und fahren über Ouarzazate ins Dades Tal, das grün und fruchtbar ist, und dann hinein in die Dades Schlucht.



In dieser Gegend wird Rosenöl gewonnen. Überall stößt man auf die Läden mit den verschiedenen Produkten, die daraus gewonnen werden.



Wir machen Halt am Restaurant du Pont für eine Mittagspause auf der Terrrasse mit Ausblick,



bekommen eine Omelett-Tajine und entdecken, dass auch unser sehr netter Wirt Rosenwasser und Arganöl mit Rosenöl anbietet. Wir kaufen ihm ein paar Fläschchen ab.

Die Schlucht zieht sich immer am Dades Fluss entlang, wird enger, die Straße schlängelt sich hinauf und hinunter.
Wir finden einen Platz für die Nacht am Hotel la Gazelle, direkt am Dades, der uns in den Schlaf rauscht.



Leider liegen die Wanderwege viel weiter oben, an der 4x4 Strecke, die wir uns mit dem Töfftöff doch nicht zu befahren trauen.
Der Morgen ist kalt, die Jungs in der Lobby erklären, im Winter gibt es nur 3 Sonnenstunden pro Tag in der Schlucht und es werde bis -2° kalt.
Wir beschließen, wieder nach Ouarzazate zurück zu fahren und uns die Kasbah anzuschauen.
Bald grüßen uns wieder die Schnee bedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Wir fahren auf der Straße der Kasbahs. Alle paar Kilometer ist eine in der weiten Landschaft oder in einem der Orte zu sehen.







Manche sind schön restauriert, andere zerfallen, manche sind zu Hotels umfunktioniert worden. In den alten Lehmburgen wohnten früher ganze Sippen. Der Lehm sorgte für ein gleichmäßig angenehmes Klima in den Räumen.
Heute werden Kasbah ähnliche Bauten aus Beton neu gebaut, aber dieser Baustoff bietet niemals den Klimaeffekt eines Lehmbaus.

In Ouarzazate finden wir den Camping Municipal sehr schnell. Er hat sich verändert, seit wir vor etwa 8 Jahren hier waren.
Nigelnagelneue Sanitärgebäude, schön gefließt und sauber haben die alten, versifften abgelöst. Drumherum wird noch gewerkelt und gepflanzt.
Der Platz ist fast leer, wir können uns einen schönen Platz unter Bäumen aussuchen.




Trotz des blitzeblauen Himmels und der Sonne ist es frisch. Ich jedenfalls brauche eine warme Jacke.
Wir hören, dass Berlin heute morgen weiß war. Da ist es hier, trotz Jacke, mit 18° im Schatten doch sehr angenehm.

Am Nachmittag wandern wir in die Stadt hinein, wir wollen die Kasbah besichtigen.
Unser Vorhaben scheitert leider an diesem Event, das ausgerechnet an diesem Wochenende stattfindet.





Alles ist für eine Abendveranstaltung vorbereitet und nachdem wir auf der Dachterrasse des Restaurants Douyria gegessen haben,
strömen die Bewohner von Ouarzazate und ihre Gäste zusammen.
Kamerateams und Journalisten sind von weitem zu erkennen. Alles versammelt sich auf den großen Stufen vor dem Filmmuseum.


mit diesen Ausblicken von der Dachterrasse schmeckt das ohnehin köstliche Couscous nochmal so gut.

Das Blaue im Hintergrund ist der große Stausee, der die Stadt mit Wasser versorgt.
Den größten Anteil verbrauchen wir, die Touristen.



  Die Berge des Hohen Atlas wachen über der Stadt.

 









In Ouarzazate befinden sich die größten Filmstudios von Marokko, sozusagen das Babelsberg des Maghreb. Filme wie “Lawrence von Arabien“, „Gladiator“, „Alexander“, „Königreich der Himmel“, „Der Medicus“, „Die Päpstin“ „Die Mumie“ und sämtliche Folgen von „Die Bibel“ wurden hier gedreht. Das Museum zeigt die Geschichte des Films in Ouarzazate.


Das ist natürlich was für mich alten Filmfreak. Die anderen Beiden interessiert das eher am Rande. Aber vielleicht ist ja unter Euch der eine oder andere...







Das Konzert am Abend wird von vielen einheimischen Musikern bestritten, die Leute bekommen sie sonst wahrscheinlich nicht einfach so zu sehen.
Die Trommeln sind bis nachts um 3.00 Uhr zu hören. Es ist eine einmalige Show.

Am nächsten Morgen brechen wir auf nach Marrakesch.
Wir sind gespannt, auf die Stadt, die wir vor 8 Jahren durchaus faszinierend fanden.

Bis bald,
Doris und Rüdiger