Freitag, 25. November 2016

Zagora im Süden

Und noch einmal fahren wir über den Tizi-n-Tichka zurück nach Ouarzazate.
Wie oft man diese Strecke auch fährt, es ist immer wieder beeindruckend.

grüne Täler
 nicht immer leicht für unser Töfftöff



weiße Gipfel


der Tizi-n-Tichka










Und auch hier wird überall fleißig an der Infrastruktur gearbeitet.




Die Kasbah in Ouarzazate ist weiterhin für den Publikumsverkehr geschlossen, die Veranstaltung ist noch im Gange.
So fahren wir am nächsten Morgen weiter nach Zagora.
Hier kennt man uns schon, der Chef plaudert ein wenig mit uns. Im Schatten des Hausberges Djbel Zagora richten wir uns ein.



Nun haben wir also Zeit.
Ich kann in Ruhe die Bronchitis auskurieren, die über mich hergefallen ist, Rüdiger werkelt, räumt und kennt bald die kleinen Läden ringsum.





Jeden Morgen holt er frisches Brot beim Bäcker über die Straße.





 Drei Generationen backen hier jeden Morgen











dieses leckere Brot








Und wir haben eine neue Freundin.
Sie besucht uns morgens und abends und bekommt die Reste unserer Mahlzeiten.



Dieser hübsche Kerl schreit den ganzen Tag nach (s)einer Braut. Man glaubt nicht, wie laut so ein Esel sein kann.



An einige Dinge muss man sich hier gewöhnen.
Da ist zunächst der feine Sand, der Sandstaub, der Staub, und - der Staub. Er ist überall, in jeder Ritze, jeder Falte, unter jeder Matte, in den Schuhen. Am Anfang versucht man noch, ihm zu Leibe zu rücken, irgendwann arrangiert man sich mit ihm und macht ab und zu Platz für die neue Staubschicht.
Dann sind da die Fliegen. Zahlreich und hartnäckig. An die gewöhnt man sich nicht so schnell. Wir sind froh, dass wir die Fliegenklatsche dabei haben.
Des weiteren sind da die Händler, Souvenierverkäufer und die Laufburschen all der Werkstätten und Restaurants.
Zu Anfang ist es noch ganz interessant, was die so alles zu bieten haben. Dieses Interesse lässt bald nach, denn auch sie sind hartnäckig und zahlreich und lassen einen nicht so schnell aus den Klauen. Besonders, wenn man auch nur geringstes Interesse erkennen lässt.
Dann kommt die Phase, in der einen das alles ziemlich nervt. Da reagiert man schon mal unwirsch. Besonders wenn es an die mitunter zähen Preisverhandlungen geht, die nicht jedermanns Sache sind. Wir Deutschen fühlen uns oft besonders unwohl dabei. Wir lieben diesbezüglich klare Ansagen.
Wenn man diese Phase überstanden hat, überkommt einen in der Regel etwas von der orientalischen Gelassenheit, die hier meist die Grundlage allen Lebens ist. Man lernt, den Staub als Mitreisenden zu akzeptieren, die Fliegen als Teil der Fauna zu betrachten und die verschiedenen Offerten freundlich, aber bestimmt abzuwehren. Man lernt, dass man Lebensmittel auf den kleinen Märkten und in den Läden kauft, wo die Einheimischen einkaufen, man lernt seine Ernährungsgewohnheiten anzupassen und dass man von all dem schönen bunten Zeug eigentlich gar nichts braucht. Und man lernt zu bedenken, dass die Leute, die es anbieten, davon leben. In der Regel nehmen sie es nicht übel, wenn man nichts kauft. Aber man kann es ja versuchen. Inscha' Allah.
So sammeln wir mit freundlichem Lächeln und kleinen Plaudereien die Visitenkarten der Autowerkstätten ein, die uns ihre Jungs vorbeischicken, falls wir neue Federn brauchen oder einen Ölwechsel oder das Auto abgeschmiert werden muss. Schnell lernen wir „nächstes Mal vielleicht“ zu sagen und das wird immer, meist lächelnd oder lachend, akzeptiert. Oder wir sagen „andi“, was soviel heißt wie „ich habe (schon)“ was oft die Frage „andak?“ (Du hast schon?) nach sich zieht, worauf wir mit eindeutigem „Na'am“ antworten, „Ja“.
In der Regel sind die Gesprächspartner erfreut, dass wir einige arabische Worte drauf haben. Die Frage nach dem Wohlergehen ist obligatorisch, die nach dem Woher und Wohin ebenso. Oft gibt es ein bisschen Sprachunterricht beim einkaufen. Im Marokkanischen Arabisch  sind einige Worte anders, als im Hocharabischen. So lernen wir zum Beispiel, dass der Minztee im Hocharabisch „Schai bil Nana“ heißt, in Marokko sagt man aber „Athey“.
Man verständigt sich hier viel auf Französisch und ich lerne hier auch in dieser Sprache eine ganze Menge.
Unter den jungen Leuten und denen, die es viel mit Touristen zu tun haben, wie unser Campingplatzchef, gibt es immer mehr, die Englisch können. Das erleichtert die Verständigung sehr, aber wir versuchen trotzdem unsere Sprachkenntnisse in Arabisch und Französisch zu erweitern. Vor allem Rüdiger wird im Arabischen immer besser.
Auf jeden Fall schafft man es immer, sich irgendwie zu verständigen.

Während wir die Tage verstreichen lassen und das Nichtstun genießen, wird um uns herum fleißig gearbeitet. Die Datteln werden geerntet, die vertrockneten Palmwedel werden abgeschnitten und abtransportiert. Zum Feuer machen, für Zäune und Dächer.


Lecker sind sie.... 




Unser Töfftöff kommt zum Ölwechsel in die Werkstatt von Ali. Daraus wird eine Rundumwartung – mit Federwechsel und Tankspülung. Und das mit einer Gründlichkeit, die wir noch nicht erlebt haben. Der Zusatztank wird auch gleich mit angeschlossen, was wir in Deutschland nicht mehr geschafft hatten, und das ganze Paket zu einem fairen Preis. 
 
Rüdiger hat schon länger den Plan, unseren Dachträger erweitern zu lassen.
Er fragt den Chef nach einer Werkstatt. Kurze Zeit später bringt er uns einen Handwerker von gleich um die Ecke. Der vermisst alles fachmännisch, wir einigen uns über Preis und Lieferfrist.
Eine Woche später...

Der Dachträger ist fertig, der Schlosser bringt ihn mit dem Motorrad

und ruck zuck ist er montiert.  


 Das Teil hält für den Rest unseres Lebens. Eher geht der Düdo in die Knie. Solide Arbeit.
Nun kann die Last auf dem Dach besser verteilt werden. Die hintere Dachrinne war schon am Abknicken. Väterchen Rost...

Mir gehts inzwischen wieder gut. So beschließen wir, die Ruhetage sind zu Ende. Es geht weiter. 
In einem großen Bogen parallel zur Algerischen Grenze wollen wir zurück an den Atlantik.

Bis bald also, liebe Freunde
Doris und Rüdiger   





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