Montag, 21. November 2016

Durch den Hohen Atlas




Hier, liebe Freunde, die versprochenen Bilder von Rüdiger und Jettes Wüstenwanderung.




Am nächsten Tag brechen wir gegen Mittag auf.
Diesmal kann auch ich das karge Gebirgsland in seiner minimalistischen Schönheit bewundern und wenig später treffen wir in Agdz ein, einer alten Berberstadt.
Auf dem Camping Palmeraie waren wir schon bei unserem ersten Besuch, finden ihn also schnell.
Der sehr freundliche junge Mann an der Rezeption verzieht bedauernd das Gesicht: zwei Gruppen belegen den Platz, eine französische und eine deutsche, aber wenn wir uns einstweilen neben dem Sanitärgebäude aufstellen wollen, sollen wir willkommen sein.
Uns ist es Recht und so stehen wir, wie auf einer Terrasse, über dem Platz und der Palmerie, direkt neben der alten Kasba.
Wir bestellen Tajine zum Abendessen, die wir gleichzeitig mit der französischen Gruppe bekommen, für die es anschließen noch ein Konzert mit Gnaoua-Musik gibt, einer Musik, die die afrikanischen Sklaven entwickelt haben, die hier in alten Zeiten verkauft wurden.



Beide Gruppen bleiben nur eine Nacht, so dass wir den Platz am nächsten Tag für uns allein haben.

Es gibt hier einen alten Herren, der uns schon am Vortag begrüßt und mit einem umwerfenden Lächeln erklärt hat, er sei der Chef de famillie.
Die Familie wohnt in der Kasbah gleich neben uns, betreibt den Campingplatz und das Restaurant und bietet Führungen durch die alte Wohnburg an.
An diesem Abend treffen wir ihn wieder. Er stellt uns einen seiner Söhne vor und der berichtet von einem Projekt das die Universität Köln zusammen mit der Polytechnischen Universität in Ouarzazate betreibt, bei dem es um Solarenergie geht. Morgen kommen zehn deutsche Journalisten, die sich darüber informieren und berichten wollen. Das sind alles Nebenschauplätze der Weltklimakonferenz, die in Marrakesch stattfindet. Er zeigt uns die Teilnehmerliste, da sind ARD und ZDF, aber auch Brot für die Welt vertreten. Es gibt Referenten und eine Diskussion.
Ein anderer Sohn des alten Herrn berichtet von einem Projekt zur Erhaltung der Kasbah. Ein Lehmbauspezialist aus Deutschland hat sich des alten Gemäuers vor Jahren angenommen und jedes Jahr im Februar/März findet eine Projektwoche statt, an der Architekten, Baufachleute und interessierte Laien teilnehmen können. Es wird gearbeitet und gelernt, mit dem Material Lehm umzugehen. 2017 z.B. sollen zwei Bäder ausgebaut werden, für die Gästezimmer in der Kasbah.
Rüdiger ist sofort Feuer und Flamme. Leider läuft unser Visum Ende Januar ab. Aber wir bekommen einen Flyer zum Projekt. Vielleicht ein Jahr später.

Am Morgen des 12. November verlassen wir Agdz und fahren über Ouarzazate ins Dades Tal, das grün und fruchtbar ist, und dann hinein in die Dades Schlucht.



In dieser Gegend wird Rosenöl gewonnen. Überall stößt man auf die Läden mit den verschiedenen Produkten, die daraus gewonnen werden.



Wir machen Halt am Restaurant du Pont für eine Mittagspause auf der Terrrasse mit Ausblick,



bekommen eine Omelett-Tajine und entdecken, dass auch unser sehr netter Wirt Rosenwasser und Arganöl mit Rosenöl anbietet. Wir kaufen ihm ein paar Fläschchen ab.

Die Schlucht zieht sich immer am Dades Fluss entlang, wird enger, die Straße schlängelt sich hinauf und hinunter.
Wir finden einen Platz für die Nacht am Hotel la Gazelle, direkt am Dades, der uns in den Schlaf rauscht.



Leider liegen die Wanderwege viel weiter oben, an der 4x4 Strecke, die wir uns mit dem Töfftöff doch nicht zu befahren trauen.
Der Morgen ist kalt, die Jungs in der Lobby erklären, im Winter gibt es nur 3 Sonnenstunden pro Tag in der Schlucht und es werde bis -2° kalt.
Wir beschließen, wieder nach Ouarzazate zurück zu fahren und uns die Kasbah anzuschauen.
Bald grüßen uns wieder die Schnee bedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Wir fahren auf der Straße der Kasbahs. Alle paar Kilometer ist eine in der weiten Landschaft oder in einem der Orte zu sehen.







Manche sind schön restauriert, andere zerfallen, manche sind zu Hotels umfunktioniert worden. In den alten Lehmburgen wohnten früher ganze Sippen. Der Lehm sorgte für ein gleichmäßig angenehmes Klima in den Räumen.
Heute werden Kasbah ähnliche Bauten aus Beton neu gebaut, aber dieser Baustoff bietet niemals den Klimaeffekt eines Lehmbaus.

In Ouarzazate finden wir den Camping Municipal sehr schnell. Er hat sich verändert, seit wir vor etwa 8 Jahren hier waren.
Nigelnagelneue Sanitärgebäude, schön gefließt und sauber haben die alten, versifften abgelöst. Drumherum wird noch gewerkelt und gepflanzt.
Der Platz ist fast leer, wir können uns einen schönen Platz unter Bäumen aussuchen.




Trotz des blitzeblauen Himmels und der Sonne ist es frisch. Ich jedenfalls brauche eine warme Jacke.
Wir hören, dass Berlin heute morgen weiß war. Da ist es hier, trotz Jacke, mit 18° im Schatten doch sehr angenehm.

Am Nachmittag wandern wir in die Stadt hinein, wir wollen die Kasbah besichtigen.
Unser Vorhaben scheitert leider an diesem Event, das ausgerechnet an diesem Wochenende stattfindet.





Alles ist für eine Abendveranstaltung vorbereitet und nachdem wir auf der Dachterrasse des Restaurants Douyria gegessen haben,
strömen die Bewohner von Ouarzazate und ihre Gäste zusammen.
Kamerateams und Journalisten sind von weitem zu erkennen. Alles versammelt sich auf den großen Stufen vor dem Filmmuseum.


mit diesen Ausblicken von der Dachterrasse schmeckt das ohnehin köstliche Couscous nochmal so gut.

Das Blaue im Hintergrund ist der große Stausee, der die Stadt mit Wasser versorgt.
Den größten Anteil verbrauchen wir, die Touristen.



  Die Berge des Hohen Atlas wachen über der Stadt.

 









In Ouarzazate befinden sich die größten Filmstudios von Marokko, sozusagen das Babelsberg des Maghreb. Filme wie “Lawrence von Arabien“, „Gladiator“, „Alexander“, „Königreich der Himmel“, „Der Medicus“, „Die Päpstin“ „Die Mumie“ und sämtliche Folgen von „Die Bibel“ wurden hier gedreht. Das Museum zeigt die Geschichte des Films in Ouarzazate.


Das ist natürlich was für mich alten Filmfreak. Die anderen Beiden interessiert das eher am Rande. Aber vielleicht ist ja unter Euch der eine oder andere...







Das Konzert am Abend wird von vielen einheimischen Musikern bestritten, die Leute bekommen sie sonst wahrscheinlich nicht einfach so zu sehen.
Die Trommeln sind bis nachts um 3.00 Uhr zu hören. Es ist eine einmalige Show.

Am nächsten Morgen brechen wir auf nach Marrakesch.
Wir sind gespannt, auf die Stadt, die wir vor 8 Jahren durchaus faszinierend fanden.

Bis bald,
Doris und Rüdiger

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