Dienstag, 8. November 2016

Vom Atlantik in die Wüste


Da waren wir also auf dem Camping de la Plage.
Er liegt tatsächlich sozusagen direkt am Strand.



Und was für ein Strand.


Kein Mensch weit und breit, das Fischerdorf etwa 1Kilometer entfernt.









Erst jetzt, bei Tageslicht sehen wir, auf was für einer Piste wir da durch die Nacht gebrettert sind.



Als mobile Camper werden wir in den hinteren Bereich eingewiesen, aber uns ist es ganz recht, etwas abseits zu stehen.
Wir machen unsere große Wäsche



und räumen die Stauräume auf, entfernen den Staub der langen Fahrten aus dem Auto und Rüdiger schmiert die Achsen.

Tag und Nacht hören wir das laute Rauschen des Ozeans, außer in den Zeiten, wenn der Generator angeworfen wird, damit wir Strom und warmes Wasser haben. Er befindet sich in nächster Nähe und wir haben das Gefühl, auf einer Baustelle zu stehen. Aber es sind ja nur morgens und abends etwa 2 Stunden.

Am zweiten Abend schauen wir zu, wie sich immer wieder neue riesige Wellen aufbauen und an den Strand rollen.
Ich finde das sehr beruhigend und entspannend.

Foto

Am Donnerstag, dem 3. November brechen wir nach dem Frühstück auf nach Essaouira.
Dort sind wir mit unserer jüngsten Tochter verabredet.
Schnell finden wir den Parkplatz am Hafen und unser Kind.
Als erstes machen wir einen Rundgang durch den Hafen. Hier werden Fischerboote repariert und gebaut, und der Fang vom Morgen feilgeboten, allerlei Meeresgetier.



Der Fisch wird verkauft und auf Wunsch gleich ausgenommen, die Reste an die Möwen verfüttert. 







Die warten schon
und stürzen sich mit großem Spektakel darauf.










Dann bummeln wir durch die Stadt, die in den letzten 8 Jahren, seit wir hier waren, noch viel touristischer geworden ist. Aber wir tragen ja auch dazu bei...
Viele wirklich schöne Sachen zu touristischen Preisen werden in den Gassen feil geboten. Anschauen macht Spaß, ermüdet aber auch. Und wir brauchen rein gar nichts.
 
Glücklicherweise finden wir den Teil, in dem die Einheimischen einkaufen gehen und später auch den Souk der Gewürzhändler


Wir essen auf einer der Dachterrassen zu Abend und zum Nachtisch ein Eis bei DolceFreddo. Hier gibt es angeblich das beste Eis Marokkos. Wir sind geneigt es zu glauben, das Eis ist köstlich.

Um 5.00 Uhr am nächsten Morgen weckt uns das Gelächter der Möwen.
Es ist ansteckend.
Kurz darauf ertönt der Gesang des ersten Muezzin, ihm folgen andere, so dass es wie ein schöner Chor klingt.
Kaum zu glauben – es regnet.
Gegen 8.00 erwacht langsam das Leben. An den Fischständen nebenan legen die Fischer ihren Fang aus, die Möwen balgen sich mit den Katzen um die Abfälle, die Parkplatzwächter besetzen ihr Häuschen, die ersten Scheibenwischerverkäufer bieten ihre Ware an. Danke, wir sind versorgt.

und dann regnet es den ganzen Tag.
Die geplante Strandwanderung fällt buchstäblich ins Wasser, wir schlendern zum x-ten Mal durch die Gassen und sehen die sich immer wiederholenden Taschen, Klamotten, Bilder, Holzschatullen, Gewürztürme, Ohrringe, Sandalen...
Bald suchen wir uns einen Salon du thé und ruhen eine Weile aus.
Dann noch ne Runde an der Stadtmauer entlang. Am frühen Abend landen wir bei den Berberfrauen des Restaurants „Dar Jeeling“.
Empfehlenswert.
Das Menü ist mit Arganöl angerichtet, dass auch überall zu haben ist, sehr schmackhaft. Die Krönung allerdings ist der Kaffee hinterher. Ein Espresso, der leicht nach Karamell schmeckt – hmmm!

Am nächsten Morgen starten wir bei schönstem Sonnenschein.
Immer an der Küste entlang Richtung Agadir führt die N-1 

und wir haben herrliche Aussichten auf das Meer, dass sich heute in Dunkelblau und Silber präsentiert.

Wir machen eine Badepause an einem schönen Strand.
Überall sind Surfschulen im Wasser. Ein herrlicher Tag.




Wir quälen uns durch den Moloch Agadir, das im Laufe der Jahre zu einer Touristenmetropole geworden ist.
Danach biegen wir ab auf die N-10 und fahren durch die Souss Ebene, die großflächig von Landwirtschaft geprägt ist. Mandarinen, Bananen, Gemüse aller Art.
Hinter Oulad Teima finden wir den Jardin de la Kodya, eine Farm mit Campingangebot. Die sehr nette Inhaberin weist uns den Weg zu den Stellplätzen inmitten der Mandarinenplantage, neben dem Kartoffelfeld.


 


Als wir beim Abendessen sitzen kommt ihr Mann und bringt uns einen Zweig mit Mandarinen zum Dessert. Sie sind super lecker, so frisch vom Baum.
Wir sehen von ferne ein Wetterleuchten über den Bergen des Sousse-Massa-Draâ Massivs. In der Nacht gehen ein paar Schauer nieder.

Morgens nach einer heißen Dusche, geht es weiter auf der N-10 bis Taroudant.
Diese Stadt ist vom Tourismus noch relativ unberührt und sehr authentisch.
Wir parken vor dem Krankenhaus und schlagen uns durch zum Souq, der heute, am Sonntag, besonders üppig abgehalten wird.

 Wir kaufen Obst und Gemüse, Brot und Oliven. Später, in den verwinkelten Gassen des Souq, eine Schachtel mit Gebäck.












Dann geht es weiter, durch die Souss Ebene, Richtung Taliouine.
Wir machen eine Kaffeepause an einem Arganwäldchen, um das Gebäck zu verkosten.


  

Die Argannüsse sehen aus wie Oliven, der Kern ist das Wertvolle darin. Das Öl soll eines der gesündesten der Welt sein
 



Nach dem Regen der letzten Nacht blüht es selbst an für uns unwahrscheinlichen Stellen.






 Wieder unterwegs geraten wir in einen Stau mitten im Nichts. Die Straße ist vom Regen zum Teil weggespült und der Verkehr kann nur wechselseitig durch die entstandene Furt fahren.





Rechts und links der Straße strudelt das lehmfarbene Wasser an uns vorbei,
in den Bergen sehen wir später Milchkaffee farbene Wasserfälle.


Und es beginnt wieder zu regnen. 


Auch durch eine Baustelle müssen wir. 

 .
Umleitung auf Marokkanisch
 
Als wir kurz vor Tasenakht einen Übernachtungsplatz an der Straße finden, regnet es noch immer.
Am nächsten Morgen allerdings hat der Wind die Regenwolken zerfetzt und weggetrieben, nur einige hängen noch in den Gipfeln der eindrucksvollen Berge am Rande der Hochebene.
Liebe Leute,  das WiFi  ist immernoch so langsam, dass ich heute Nacht noch hier sitze, wenn ich  alle geplanten Fotos runterladen will. Also bitte, habt etwas Geduld.  Die Fotos, die ab hier noch zu sehen sein sollen, werden nachgereicht...

und da sind sie also




Hinter Tazenakht wechseln wir auf die R-208 und fahren entlang am Jbel Anaour über drei Pässe, deren höchster auf 1620 m liegt, bis Agdz. Von dort geht es auf der N-9 nach Zagora. Die Straße führt durch eine beeindruckende Gebirgslandschaft. Leider bekomme ich diese ganze Schönheit nur ausschnittsweise mit. Mich hat der Magen-Darm-Infekt eingeholt, den Rüdiger in Spanien hatte und den wir wohl aus Deutschland mitgebracht haben. Den größten Teil der Strecke verbringe ich schlafend auf meinem Bett.

Zagora ist die Distrikthauptstadt dieser Gegend und mit 56 000 Einwohnern auch eine der größeren Städte.
Wir haben schon vor unserer Reisen und unterwegs gehört und gelesen, dass deutlich weniger Touristen nach Marokko kommen. Da stürzt sich natürlich alles auf die wenigen, die eben doch kommen. In Zagora macht sich das besonders deutlich bemerkbar. Hier, am Rande der Wüste, kommen kaum noch Touristen an. Die bleiben eher am Meer. So können wir nur mit Gelassenheit auf die vielen jungen Männer reagieren, die versuchen uns in irgendeinen Laden zu locken, uns den Weg zu zeigen, unser Auto abzuschmieren oder zu reparieren, uns etwas zu verkaufen.
Auf dem Campingplatz der Palmerie de la D'Azenou sind wir die einzigen Gäste.
Wir stehen herrlich unter Palmen an denen die reifen Datteln hängen.



Der Besitzer, ein sehr netter, unaufdringlicher Mann, bringt uns Brot, heizt den Ofen an, damit wir warmes Wasser haben und zeigt uns das Riad Lamane, das gleich hinter der Mauer liegt und zum Komplex gehört.
Ein zauberhaftes altes Haus, das zum Hotel gemacht wurde und dessen Pool wir benutzen können. Hier im lauschigen Innenhof habe ich auch WiFi.

Zwei oder drei Tage werden wir bleiben, bis es mir wieder gut geht.
Rüdiger und Jette müssen sich aber nicht langweilen.
In der Nähe gibt es die Dünen von Tinfou und den Jbel Zagora, sozusagen den Hausberg, auf den man hinauf wandern kann.
Ich hoffe, die beiden bringen ein paar schöne Fotos mit, die Ihr dann zu sehen bekommt.
Und dann ist da ja auch noch die Stadt selber mit dem Souq, den Cafès und Restaurants...

Bis bald also,
Doris und Rüdiger



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