Und
es fühlt sich so vertraut an, obwohl seit unserem letzten Besuch
hier fast 8 Jahre vergangen sind.
Aber
der Reihe nach...
Kurz
vor 10.00 Uhr treffen wir am Hafen in Algeciras ein.
Die
ersten Formalitäten, nämlich die Ausreise aus Europa und die
Bordkarte, wurde sofort erledigt.
Wir
hatten dann noch Zeit, alles Nötige zusammen zu packen, gegen 10.30
Uhr wurden die ersten LKWs in den Bauch der Schnellfähre
eingewiesen.
Auch
wir waren ziemlich schnell dran. Die Männer hatten sofort erfasst,
dass unser Böschungswinkel durch den Fahrradträger recht gering ist
und ließen uns vorwärts die Rampe hinauf fahren, während alle
anderen rückwärts einparken mussten. Erst in dem großen Laderaum
wurde uns bedeutet zu wenden, platzsparend einfädeln. Fertig.
Im
Passagierdeck wurden wir gleich zum Schreibtisch des Grenzbeamten aus
Marokko weitergeleitet und da wir unsere Formulare schon am Abend
vorher ausgefüllt hatten, hatten wir nach 5 Minuten bereits unseren
Einreisestempel im Pass, noch bevor die Fähre abgelegt hatte.
Tiziano
Terzani, der große Asienkenner und Journalist, hatte in den 90er
Jahren des vorigen Jahrhunderts Schiffe als die letzten Refugien des
geruhsamen reisens bezeichnet. Man konnte an der Reling stehen und
langsam das Ufer entschwinden sehen, sich auf hoher See auf die
Ankunft an neuen Gestaden vorbereiten, die salzige Luft einatmen und
in der Weite des Meeres seine Gedanken fliegen lassen.
Das
ist vorbei.
Die
Fähre ist ein rundum geschlossener Kasten, von der man das Meer nur
durch die vom Salzwasser verkrusteten Fenster sehen kann.
Das
Passagierdeck mutet an wie ein Großraumflugzeug mit seinen Reihen
von Pullmansitzen.
Wir
freuen uns trotzdem am Anblick des großen Felsens von Gibraltar, als
wir an ihm vorbei düsen und an der türkisblauen Farbe des
Mittelmeers in dem unser Schiff eine breite, weiße Schaumspur
hinterlässt.
Die
Küste Spaniens ist noch deutlich als langer Höhenzug im Dunst zu
sehen, als, diesem sehr ähnlich, die Küste von Marokko auftaucht.
Keine Stunde hat die Fähre für die Überfahrt gebraucht.
Das
letzte Mal brauchten wir ziemlich lange um in Marokko mit unserem
Wohnmobil durch den Zoll zu kommen, alle Formalitäten zu erledigen.
„Freiwillige Helfer“, die für ein Bakschisch dabei halfen
wuselten überall herum, Geldwechsler warteten auf die Reisenden und
die ersten Händler boten schon ihre Waren feil.
In
Tanger Mediterraneé, dem neuen Hafen, nichts von alledem.
Eine
großzügige, gut ausgeschilderte Anlage, freundliche, korrekte
Beamte in schicker Uniform begrüßen uns, machen einen kleinen
Scherz, weisen uns den Weg zur nächsten Station. Hier dauert es nur
wenige Minuten, inklusive Durchgang mit einem Drogenhund und wir sind
beim Zoll angekommen. Dort werden die Unterlagen, die wir bei Carlos
in Spanien bekommen haben durchgeblättert, ein freundlicher Gruß:
„bon voyage!“ und wir sind in Marokko angekommen. Das Ganze hat
etwa 20 Minuten gedauert.
Die
neu gebaute Autobahn führt in großem Bogen nach Tanger und wir
folgen ihr bis Asilah, wo wir am frühen Nachmittag eintreffen.
Durch
die Zeitumstellung in Europa auf die Winterzeit und den
Zeitunterschied zu Marokko leben wir sozusagen von jetzt auf gleich 2
Stunden früher. Eine ziemliche Umstellung.
Den
Parkplatz an der alte Stadtmauer finden wir schnell wieder, werden
sogleich eingewiesen, obwohl außer uns nur ein britisches Wohnmobil
hier steht.
Wir
schlendern durch die Medina, eine der schönsten von Marokko mit
ihren weiß getünchten, blau verzierten Häusern und den
künstlerischen Malereien auf den Mauern, und schauen von der alten
Zitadelle aufs Meer.
Dann
wandern wir hinaus auf die lange Mole zu den Fischern, die gerade
herein kommen und ihren Fang ausladen.
Später
lassen wir uns von einem der „Anreißer“ vor den Restaurants an
der Stadtmauer verfüihren, auf bunte Plastikstühle platzieren und
essen eine vorzügliche Tajine mit Fisch. Rüdiger erfreut ihn mit
seinen fast verschütteten Arabischkenntnissen, die nun nach und nach
wieder zum Leben erwachen.
Ein
ganzes Rudel junger Katzen streicht uns um die Beine und bettelt
energisch um ihren Anteil. Erst als wir fertig sind machen sie sich
davon. Sie spüren wohl genau, wenn nichts mehr zu holen ist.
Unseren
Verdauungspaziergang machen wir durch die Geschäftsstraße von
Asilah. Erst jetzt, nach Einbruch der Dunkelheit entfaltet sich hier
das volle Leben. Die Leute flanieren, kaufen ein, machen ein
Schwätzchen und genießen den lauen Abend. So wie wir.
Nun,
so fühlen wir, sind wir wirklich angekommen. Das ist „Arabien“
in all seiner Fülle, mit seinen Geräuschen, Gerüchen und der
Betriebsamkeit, die erst am Abend richtig erwacht.
Vor
der Stadtmauer ist es still geworden, nur das Meer rauscht uns ein
Schlaflied.
Am
nächsten Morgen starten wir früh. Es wird ein langer Fahrtag, unser
Ziel ist der Campingplatz bei Safi. Wir müssen Wäsche waschen,
Wasser fassen, die Abwassertanks entleeren usw.
Die
Wäsche setzen wir früh an, dann sollte sie am Nachmittag durch
sein.
Für
alle, die noch nie eine Wohnmobilwaschmaschine gesehen haben -
die
Wäsche wird morgens eingefüllt, Waschmittel und Wasser dazu. Die
kleine Tonne steht im Bad, wo sie nicht umfallen kann, die große
diesmal auch, kann aber auch auf dem Dach festgeschnallt werden.
Dann
geht es auf die Straße. Straßen mit Schlaglöchern sind besonders
geeignet, da es da ordentlich rüttelt – wir sind der Überzeugung,
dass so der Begriff „Waschstraße“ entstanden ist. Wenn wir
ankommen, müssen wir die Wäsche nur noch spülen und aufhängen.
Bewährtes
Prinzip.
Wir
sind also schon auf der Autobahn, als die Sonne farbenprächtig über
dem Rif-Gebirge aufgeht, und schaffen einiges an Kilometern.
Vorbei
an großflächigen Gewächshausanlagen, in den zum Beispiel Bananen
angebaut werden, kommen wir bis zur Raststätte bei Kenitra.
Frühstückspause.
Weiter
geht es Richtung Casablanca - Rabat. Die Gewächshäuser werden von
Korkeichenwäldern abgelöst.
In
Casablanca fahren wir von der Autobahn ab, durch die Stadt. Eine
Großstadt wie jede andere, jede romantische Vorstellung wird hier
zunichte gemacht.
Danach
geht’s auf die N-1 über die Dörfer. Das ist etwas anstrengender,
aber viel spannender. Buntes Marktgewimmel in den meisten Orten,
Kinder auf dem Weg zur Schule, Pferdewagen und Sammeltaxis. Überall
ist was los. Es gibt viel zu sehen.
Auch
in Marokko gibt es ein Neubauprogramm.
Jedes
Städtchen hat hier sein „Marzahn“, seine Neubausiedlung mit
großen Wohnblocks.
Foto
Neubauten
Einmal
sehen wir eine großes Gelände mit fertigen Straßen und Laternen,
abgesteckten Grundstücken und Maklerbüros. Nur die Häuser fehlen
noch.
Wir
überqueren Flüsse, zum Beispiel auf dieser wunderschönen Brücke,
fahren
an großen, steinigen Feldern und kleinen Gärten vorbei.
Hinter
El Jadida müssen wir erst die stinkenden Raffinerien passieren,
bevor die Straße sich bis an die Küste schlängelt. Die Brandung
schäumt hoch über die Dünen.
Immer
der Küstenlinie folgend, erreichen wir am frühen Nachmittag Safi,
finden den Campingplatz, der zu unserer Enttäuschung verlassen
wirkt.
Wir
beschließen weiter zu fahren und den anderen, im Reiseführer
beschriebenen direkt am Strand zu suchen.
Weiter
an der Küste entlang geht es, durch Gemüsefelder, die bis an den
Strand reichen. Kohl wird hier angebaut und Tomaten und die weißen
Rüben, die in jede Tajine gehören.
Der
Ozean glänzt wie gehämmertes Silber unterhalb der Steilküste, das
Panorama ist atemberaubend.
Die
Sonne sinkt tiefer, bald wird es dunkel sein. Noch etwa 30 Kilometer
liegen vor uns.
Überall
sind die Leute auf dem Heimweg, zu Fuß, mit dem Moped, dem
Pferdewagen oder den Sammeltaxis. Viele winken uns fröhlich zu.
Dann
ist es dunkel.
Die
LKWs auf der schmalen Küstenstraße erscheinen in der Dunkelheit wie
riesige, beleuchtete fahrende Festungen. Wir holpern über die
ausgefransten Ränder des Straßenbelags. Trotzdem finden wir das
kleine Schild an unserem Abzweig und dann sogar den auf einen Stein
gemalten Hinweis auf den Campingplatz. Auf der sandigen Piste kommen
uns zwei hell beleuchtete LKWs entgegen. Um Haaresbreite rangieren
wir aneinander vorbei.
Die
Piste will kein Ende nehmen, kein Licht weit und breit. Sind wir
überhaupt richtig?
Dann
endlich ein offenes Tor mit einer Tafel auf der die Campingtarife
stehen. Geschafft.
Wir
fahren hinein. Bis auf ein kleines Lämpchen am Eingang ist alles
dunkel und verlassen. Ein paar Schritte weiter rauscht der Atlantik.
Diese
Nacht bleiben wir auf jeden Fall hier stehen, das ist klar.
Als
wir uns gerade nach einer Ecke für die Nacht umsehen, kommt ein
junger Mann.
Aha,
also ist doch jemand da.
Er
zeigt uns den Platz für Wohnmobile, die Dusche und den Pool und wir
können einchecken.
Das
war unser absoluter Rekordtag – 630 Kilometer in 13 Stunden.
Wir
sind total erledigt, improvisieren ein Abendessen und fallen ins
Bett. Allerdings nicht ohne vorher noch einen Blick auf den
Sternenhimmel zu werfen. Der Mond hängt als ganz schmale Sichel
zwischen all dem Gefunkel. Traumhaft.
Wir
sind gespannt, wie das Ganze bei Tageslicht aussieht.
Für heute aber, Gute Nacht liebe Freunde, bis zum nächsten Mal.
Doris und Rüdiger
Wir wären schon jetzt gern bei euch und mein Fernweh steigt beim lesen ins unermessliche! Wir freuen uns riesig auf ein gemeinsames Abenteuer mit euch! :)
AntwortenLöschenBald ist es ja soweit. Habt noch ein bissel Geduld und lest bis dahin unseren Blog ;)
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