Donnerstag, 28. Dezember 2023

nachts heulen die Schakale

 




Es bedarf schon einiger Phantasie, um sich vorzustellen, wie es sich einst angefühlt hat, in die Museum „Olympischen Dorf“ zu leben und zu trainieren. Nur einzelne Säulen, Fundamente und Wege sind erhalten.






Trotzdem, es ist beeindruckend am Geburtsort der Olympischen Spiele zu sein, im Stadion an der Hundertmeterbahn zu stehen, sich hineinzuversetzen in die Begeisterung der Athleten und der Zuschauer, wenn die Wettkämpfe im Gange sind. Eine ganze Stadt, die diesem einen Ereignis entgegenfiebert.




Vor den Spielen wurden die Götter um Beistand gebeten. Alles war viel kleiner, das Motto war „Fairness vor allen Dingen“. Ob es weniger kommerziell war? Wer weiß.

Heute jedenfalls sind wir fast allein in dem Areal, in dem in der Antike die Wettkämpfer lebten, ausgebildet wurden und die Götter anriefen.





Wir finden die Werkstatt des Phidias, der hier die Statue des Zeus schuf, die zu den sieben Weltwundern zählt.





Der Weg zurück ist kurz, schnell ist der Parkplatz erreicht, auf dem wir Harvey abgestellt haben. Im Sommer ist es sicher ziemlich voll, jetzt stehen hier außer uns nur noch zwei Reisemobile und drei oder vier PKWs.

Über sich immer wieder in Haarnadelkurven windende Straßen gelangen wir zurück an die Küste. Nochmal schnell zu Lidl, am Nachmittag erreichen wir den alten Stellplatz, wo Udo und Jay noch stehen. Ein gemeinsames Abendessen im Licht der untergehenden Sonne rundet diesen Tag ab.




Die Abende werden schon regelrecht bitterkalt, so dass sich alle in ihre Camper verziehen, sobald die Sonne untergegangen ist.

Die Aufgabe für die nächsten Tage ist, einen Platz zu finden, wo wir alle zusammen Weihnachten feiern können. Nika und Dani sind schon die Küste hinunter gefahren, Udo und Jay wollen auch weiter, wir machen uns auf nach Messene, einem weiteren Ausgrabungsort.

Bei Messinia steht ein Denkmal in den Bergen mitten in den Olivenhainen, die hier das Bild prägen. Auf 222m Höhe reitet Theodorus Kolokotronis auf seinem Ross in die Schlacht gegen die Türken, die Griechenland bis ins neunzehnte Jahrhundert beherrschten. Als dann der junge österreichische Prinz Otto die Regentschaft über Griechenland zugesprochen bekam, widersetzte sich Theodorus auch gegen diesen und wurde wegen Hochverrat zum Tode verurteilt. Er hatte Glück. Die Todesstrafe wurde in 20 Jahre Festungshaft umgewandelt und als Otto seine Regentschaft antrat, wurde er im Rahmen einer Amnestie begnadigt. Den Rest seines Lebens verbrachte er in Athen. Die Zeit seiner großen Taten währte relativ kurz, trotzdem ist er anscheinend zum Volkshelden geworden.



Kein Mensch ist hier oben. Wir stellen uns auf den gepflegten Parkplatz mit herrlichem Ausblick, laufen zu der kleinen Kapelle hinüber, die leider verschlossen ist.





Wir verbringen eine ruhige Nacht, werfen am Morgen einen letzten Blick ins Tal und machen uns wieder auf den Weg.

Ich dachte auf den ersten Blick, es ziehen Nebelschwaden über die Felder und Haine, aber schnell wird klar, es sind Rauchschwaden. Die Olivenbauern sind in dieser Jahreszeit dabei, nach der Ernte die Bäume zu beschneiden und verbrennen die abgeschnittenen Zweige. Überall im Land sind uns die schwelenden Feuer aufgefallen.




Über schmale holprige Wege gelangen wir nach Messene. 




Bevor man aber die eigentliche archäologische Stätte erreicht, fährt man tatsächlich mit dem Auto durch das antike, kreisrunde Stadttor.






Im Winter scheint hier nicht viel Betrieb zu sein.

Wir treten durch das Gittertor und dann – sind wir überwältigt.



Das Gelände ist viel größer als Olympia, eingebettet in eine idyllische Berglandschaft. Wieder informieren Bildtafeln über Zweck und ursprüngliches Aussehen der Gebäude, von denen vor allem Säulen die Jahrtausende überdauert haben.






Das Beeindruckendste ist das gut erhaltenen Stadion




Vom dahinter liegenden Mausoleum gelangt man über eine Treppe zur Ehrenloge. Von hier hat man tatsächlich einen guten Blick auf die Arena.






Auch hier gibt es ein dazugehöriges Museum, aber wir sind spät dran, Museum und Ausgrabungsgelände schließen bereits um 15.30 Uhr. So begnügen wir uns mit dem nachhaltigen Eindruck, den wir hier gewonnen haben.



Ein paar Kilometer weiter haben wir bei park4night einen Spot mitten in den Bergen gefunden. Ein restauriertes orthodoxes Kirchlein, ein Wasserhahn und eine Mülltonne machen diesen Platz fast perfekt.







Totenstill ist es hier nur nachts jaulen die Schakale. Es ist faszinierend, die hohen Töne im Wechsel rund um uns herum. Trotzdem ausgeruht steuern wir die heutige Stadt Messini an, kaufen noch letzte Weihnachtsvorräte beim dortigen Lidl, dann fahren wir an den Strand. Auch wir sind ja auf der Suche nach einem Weihnachtsplatz für die Gruppe. Ein Parkplatz mit den Ruinen eines historischen Hauses, ein paar Strandduschen, geschlossene Strandbars und ein Tennisplatz in der Nähe. Uns gefällt es ganz gut, aber da sind wir natürlich nicht die Einzigen hier. Wir stellen uns neben die Ruine, Richtung Strand stehen noch einige andere. Und gegen Abend kommen immer mehr Camper angerollt.






Wir bleiben die Nacht hier, am nächsten Morgen fahren wir dann aber quer über Land zu dem Platz, den Udo und Jay gefunden haben.

Es ist wilder und rauer, man steht fast direkt am Strand.





Einige wenige Vans stehen hier noch, ansonsten kommt ab und zu ein griechisches Auto auf den Parkplatz. Ein Mann geht auf dem Hochufer angeln, eine Familie führt ihren Hund aus, Manche fahren nur durch.

Wir richten uns ein und probieren schon mal den Weihnachtswein.





Udo und Jay fühlen sich auf der Wiese wohl und so haben wir unseren Weihnachtsplatz gefunden.




Ein strahlender Morgen bricht an, Frühstück in der Sonne, dann holen alle ihre mehr oder weniger improvisierten Weihnachtsbäume heraus, wobei Jay uns alle toppt.




Wir sitzen gemütlich beeinander, da hält ein Pickup und eine ältere Frau mit einem kleinen Jungen steigt aus. Lauthals begrüßt sie uns, wünscht frohe Weihnachten. Sie heißt Anna und ihr Enkel Stamulis. Er ist ein bisschen schüchtern angesichts der vier Fremden. Anna geht mit ihm an den Strand und als sie wiederkommt, erzählt sie, dass sie früher eine Taverne hatte, weiter oben im Ort. Sie spricht ein wenig Englisch und lädt uns alle Vier für morgen, zum griechischen Weihnachtsfest mit ihrer Familie ein, zum Spanferkelessen. Wir sind überwältigt und freuen uns natürlich sehr.



Heute aber werden wir Udos Gulasch mit Rotkohl und Klößen genießen und einen gemütlichen Heiligabend verbringen mit dem Rauschen des Meeres als Backround.

Wie er sich wirklich gestaltet und wie wir die griechische Weihnacht erleben, erzählen wir im neuen Jahr.



Euch allen wünschen wir friedvolle, entspannte Tage und ein gutes, gesundes Neues Jahr.


Bis dahin also

Doris und Rüdiger