Dienstag, 16. Juli 2019

Von wegen heißer Sommer...


Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht, das den großen Gedanken deiner Schöpfung noch einmal denkt.

                                                                                     Friedrich Gottlieb Klopstock


Während unserer letzten Reise erreichten uns immer wieder Nachrichten von zu Hause, die besagten, dass der Sommer unerträglich heiß sei. Das, liebe Freunde, hörte anscheinend schlagartig auf, als wir Deutschland erreichten.
Seit wir hier sind ist es eher kühl und windig.
Nachdem wir die Familie begrüßt haben fahren wir in unseren Garten. Der bietet einen erbarmungswürdigen Anblick, vor allem die Wiese. 


Die neu gepflanzte Hecke hingegen sieht gut aus, ebenso Rüdigers Sorgenkind, der Kirschlorbeer. Joop, unser holländischer Nachbar, hat alles fleißig gegossen.


Ein paar Tage Arbeit und nach und nach werden Kräuter und Kletterpflanzen freigelegt, die Wiese zeigt wieder zaghaftes Grün.

So kühl es auch ist, das bisschen Regen, das ab und zu fällt, ist nicht annähernd genug.
Morgens liegen die Temperaturen um die 10°C, das soll ein Sommer sein? Glücklicherweise haben wir unser Öfchen und genug Holz.
Während der Garten sich erholt, baut Rüdiger für das Wohnmobil noch das eine und andere Schränkchen, das Innere wird immer komfortabler.

Unser Sichtschutz wird weiter dekoriert und  nach einer Woche fühlen wir uns schon wieder ganz wohl auf unserem „Landsitz“.







Aber unser WoMo hat ja in den vergangenen Wochen einen harten Parcours hinter sich gebracht. Die russischen Straßen, ihr erinnert Euch? Vor allem die Bremsen haben sehr gelitten. Wir machen also einen Werkstattermin und bringen unseren IVECO nach Nauen zu den Fachleuten.
Nach Berlin geht es mit dem Regionalzug, dort gewittert es heftig, als wir ankommen. Es bleibt kühl und die Sonne macht sich rar.
Die nächsten Tage sind ausgefüllt mit Familie und Freunden.

Dann holen wir unser Mobilheim wieder in Nauen ab und fahren zurück nach Sachsen-Anhalt.

Es folgt Ferienbetreuung für Enkel.
Wir werden berichten.

Bis bald also
Doris und Rüdiger






Mittwoch, 3. Juli 2019

Der Mittelpunkt Europas





Reisen ist besonders schön, wenn man nicht weiß, wohin es geht. Aber am allerschönsten ist es, wenn man nicht mehr weiß, woher man kommt.

Laotse


Bei den vielen Orten in so kurzer Zeit, war genau das unser Zustand, liebe Freunde. Was Laotse am allerschönsten findet, hat mich persönlich eher verwirrt und das Bedürfnis nach einem Ruhepunkt geweckt.
Den gedenken wir in Litauen zu suchen, oder in Polen, an einem der masurischen Seen.
Bevor wir zur Grenze fahren, kaufen wir noch ein paar Sachen ein, die wir hier schätzen gelernt haben. Da ist natürlich zuersteinmal Kwas, dann ein bisschen Käse, zwei dünne Dauerwürste, ein Stück Butter, die hier ganz anders schmeckt als in Deutschland.
Eine kleine Flasche Wodka und zwei Flaschen Bier landen auch in unserem Einkaufswagen. Die werden uns allerdings verweigert. Alkohol, so verstehen wir nach einer Weile, darf erst ab 11.00 Uhr verkauft werden. Es ist erst 10.00. Eine Stunde warten ist uns die Sache nicht wert. Wir fahren also bis zur Grenze.



Dort geht alles erstaunlich schnell, in zwanzig Minuten sind wir durch, Russland liegt hinter uns. „Alles Gute, gute Reise“ heißt es.


Auf der lettischen Seite ist es diesmal nicht so unkompliziert.
Der Pass muss drei bis vier Mal vorgezeigt werden, wird jedes Mal genau geprüft.
Und dann kommt die junge Frau vom Zoll.
Sie nimmt es sehr genau, schaut in jeden Schrank, um jede Ecke und zuletzt in den Kühlschrank. Sie zeigt auf Käse und Wurst und sagt: „No meat, no milk products“. Das darf doch nicht wahr sein! Hätten wir uns schlau machen müssen? Wahrscheinlich. Ich schaue fragend, in der Hoffnung, dass 300 gr. Käse und 200 gr. Wurst kein ernsthaftes Zollvergehen darstellen. „We have a green tonn“ verkündet sie ungerührt und achtet darauf, dass auch wirklich alles dort landet.
Was für eine Verschwendung!!!
Da versuchen Leute überall Lebensmittel zu retten, die aus unverständlichen Gründen weggeworfen werden und hier, in Ländern, wo sich das nicht mal jeder leisten kann, wird gnadenlos entsorgt wegen eines sinnlosen Embargos, das sowieso ständig unterlaufen wird, wie wir an den LKW Kolonnen in beide Richtungen unschwer sehen können.
Seltsamerweise hat die junge Zollbeamtin die zwei Milchtüten und die Sahne dahinter nicht beanstandet. Absicht? Ein Versehen? Ist der Vorschrift Genüge getan?
Nach 1,5 Stunden verlassen wir die lettischen Grenzanlagen und durchqueren das kleine Land ohne Stopp.


 

Als wir Litauen erreicht haben, steuern wir zunächst nicht einen Ruhepunkt, sondern einen Mittelpunkt an. Den geographischen Mittelpunkt Europas.
Er befindet sich nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Litauen, 26 Kilometer entfernt von Vilnius.



Umgeben von einem gepflegten Golfplatz, liegt ein Areal mit Informationszentrum und Denkmal. Der Punkt selbst wird durch einen Findling mit Gravur gekennzeichnet.



Gleich daneben steht eine von Sternen gekrönte Säule, ein Denkmal, das 2004 enthüllt wurde.



Leider sieht das Gelände inzwischen ein wenig verwahrlost aus, obwohl während wir uns dort aufhalten, so einige Besucher eintreffen.
Natürlich gibt es einen kleinen Parkplatz. Dort verbringen wir eine ruhige Nacht, werden am Morgen von Meister Adebar begrüßt



und fahren dann die letzten Kilometer in die litauische Hauptstadt.
Der Plan war, dort einen Rundgang zu machen, uns die Stadt anzuschauen. Aber es ist Sonntag und die Stadt ist voller Besucher. Da sie relativ klein ist, findet sich nicht eine freie Parklücke, schon gar nicht für ein großes Auto wie unseres.
Kurzerhand beschließen wir, einen Besuch in Vilnius auf das nächste Mal zu verschieben. Wir haben ohnehin zu viele Städte gesehen, müssen jetzt schon überlegen, welcher Kreml, welches Denkmal in welcher Stadt war...
Litauen ist klein und so landen wir noch am selben Abend auf einem Campingplatz in den Masuren in Polen. 



Er liegt direkt an einem See. Das wäre die Gelegenheit unser Boot aufzublasen und ein bisschen zu paddeln.
Aber es soll wohl nicht sein. Am Morgen ziehen dicke dunkle Wolken auf, ein böiger Wind fegt über den Platz.
Irgendwo, irgendwie habe ich mir eine Erkältung eingefangen, keine guten Voraussetzungen für ein paar Tage Paddeln und Baden.
Der Beschluss lautet also, die Reise nicht künstlich in die Länge zu ziehen, wir wollen nach Hause.
Alles ist gepackt, ich suche ein letztes Mal die Sanitäranlagen auf, Rüdiger will derweil bis an die Schranke fahren.
Als ich aus dem Sanitärgebäude komme, fährt er gerade wieder rückwärts auf die Wiese. Was ist los?
Im Näherkommen sehe ich es: der in Russland so effektiv geflickte Reifen ist nun endgültig platt.
Das bedeutet Reifenwechsel. Glücklicherweise haben wir ja ein Reserverad.
Mit Hilfe des Handbuches und dem richtigen Werkzeug sollten wir das hinbekommen.







Während Rüdiger schraubt, braut sich über dem See ein Gewitter zusammen.


In einer guten Stunde, gerade noch rechtzeitig vor dem Regen, ist es geschafft. Nun noch an der nächsten Tankstelle etwas Luft drauf und der Heimfahrt steht nichts mehr im Wege.


Der ist allerdings nur mit einer weiteren Nacht auf einem kleinen Camping am See in der Nähe von Pila zu schaffen.
Hier gönnen wir uns ein Abschiedsessen. Gute polnische Küche bekommt man eben am besten abseits der großen Straßen.




Von dort sind es nur noch etwa 300 Kilometer bis nach Hause. Quer durch Polen fahren wir Richtung Deutschland.
 









Rüdiger hat es schwer, das hohe Fahrzeug in dem nach wie vor böigen Wind grade auf der Straße zu halten, aber er schafft es. 




Am frühen Abend stehen wir auf unserem schönen Stellplatz am Verein in Berlin.
Diese Reise ist zu Ende.

Die nächsten drei Monate sind angefüllt mit weiteren Bauarbeiten am Auto, Gartenpflege, Besuchs-, Familienfeier- und anderen Terminen, darunter eine Hochzeit und das „Woodstock for ever“ Festival in Waffenrod in Thüringen. Darauf freuen wir uns schon sehr.
Und wie Ihr ja wisst, ist nach der Reise vor der Reise. Im Oktober geht es wieder los.

Bis dahin lasst Euch mitnehmen zu den kleineren Ereignissen in unserem Leben, liebe Freunde, bevor es wieder auf die Strecke geht.

Bis demnächst also,
Doris und Rüdiger