Montag, 25. Mai 2020

Der Stechlin




Und wieder kam es anders. Sonst hätten wir ja auch nichts zu erzählen.
Am Morgen, bevor unsere Radeberger sich aufmachten ins Havelland, hörten wir in den Nachrichten, dass Mecklenburg-Vorpommern erst ab dem 25. Mai wieder Touristen ins Land lässt. Nur der Himmelfahrtstag und das darauf folgende Wochenende trennten uns von diesem Datum, aber wir hörten eben auch, dass es viele Kontrollen und hohe Geldstrafen gäbe. Das wollten wir denn doch nicht riskieren.
Der Stellplatz in Fürstenberg war, sicher auch ob dieser Umstände, knüppeldicke voll und nahm nur Fahrzeuge mit Sanitär an Bord auf. Das haben Gitta und Matthias in ihrem Kastenwagen leider nicht.
Was tun?
Unser Sohn bot uns an, doch einfach zu bleiben, für unsere Freunde wäre auch noch Platz. So standen wir dann zu zwei Fahrzeugen in der Einfahrt. Die Enkel adoptierten die unbekannten "Großeltern" sofort.

Fürstenwalde heißt nicht grundlos Wasserstadt. Man ist von Seeen umgeben.
Seit einigen Jahren besitzen wir ein Gumotex Kajak und unsere Freunde hatten ihr Faltboot auch dabei. Das Wetter war schön, wir beschlossen eine Paddeltour zu machen.
Unweit vom Grundstück der Familie, ein Stück neben der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Ravensbrück, konnten wir die Boote aufbauen, bzw aufblasen, und zu Wasser lassen.



Zuerst überquerten wir den Schwedtsee, paddelten durch die Siggelhavel auf den Stolpsee.




Der Wind hatte aufgefrischt, wir hatten ganz schön zu tun, über den See zu gelangen. Ausser uns waren natürlich noch etliche andere Boote unterwegs. In einem Paddelzweier hatte ein Paar zwei große orangefarbene Schirme aufgespannt und berichtete stolz, sie seien ohne einen Schlag zu tun über den See gekommen.
Glücklich erreichten wir Himmelpfort, wo wir an der Seeenfischerei anlegten.


Dort gönnten wir uns leckeren Fisch aus dem Rauch und eine Fischsuppe auf der Terrasse, wo natürlich alles ganz vorschriftsmäßig zuging. Am Eingang hieß es Hände desinfizieren, die Tische standen weit auseinander, die Bedienung trug Mundschutz. Trotzdem war sie freundlich und gut gelaunt, das Essen delikat.



Gestärkt traten wir den Rückweg an. Nun sollten wir ja Rückenwind haben. Hatten wir auch, aber die Sonne hatte sich hinter eine dichte Wolkendecke zurückgezogen.



Mattias dachte sich, den Wind muss man ausnutzen und spannte ein Handtuchsegel auf.


Wind und Strömung machten das Steuern schwierig, denn so ein aufblasbares Boot hat zwar eine Finne aber keine Steueranlage. Immerwieder mussten wir gegenpaddeln um nicht ins Schilf abzudriften.
Schließlich kamen wir aber wieder auf den Schwedtsee und an unsere Anlegestelle.
Schnell waren die Boote wieder verpackt und verladen.
Erst jetzt merkten wir alle, dass wir einiges geleistet hatten an diesem Tag.
Morgen würden wir einen schönen Muskelkater schnurren hören.

Den ignorierten wir einfach und steuerten nach einem gemütlichen Frühstück das nächste Ausflugsziel an. Diesmal mit den Autos.
Es ging nach Neuglobsow am Stechlinsee.
Hier wurde Theodor Fontane zu seinem Roman "Der Stechlin" inspiriert und entsprechend wandelt man dort auf seinen Spuren.




Der Stechlinsee ist einer der saubersten Seen der Welt - nachgewiesenermaßen. Und schön ist er, keine Frage.







Die drei Wohnmobilstellplätze dort sind gut besucht, anscheinend geht es anderen genauso wie uns. Sie müssen mal wieder. Die Plätze merken wir uns für ein anderes Mal vor. Heute fahren wir nach einem Rundgang durch das hübsche Dorf wieder los.





Gitta und Matthias wollen noch ihre Kinder besuchen, wir sind mit einem meiner Brüder verabredet.
Wir hatten schöne Tage zusammen, machts gut bis zum Wiedersehen!

Es ist ein gutes Gefühl, wieder auf der Straße zu sein. Wenn es momentan auch nur Brandenburg und Berlin ist, wir sind wieder unterwegs!

Nachdem wir einen Abend mit meinem Bruder und einen mit unserer lieben Freundin in Oranienburg verbracht haben, machen wir eine Pause.
Der nächste Trip geht nach Lübeck zu Freund Jan. Anfang Juni dürfen wir das ja wieder.
Wir freuen uns darauf wie die Kinder und wir werden Euch daran teilhaben lassen, liebe Freunde.

Bis bald also
Doris und Rüdiger


 

Mittwoch, 20. Mai 2020

Endlich wieder unterwegs feeling



     


Endlich wieder auf der Straße, endlich wieder das on-the-road-Gefühl. Und wenn es zuerst nur bis Berlin ist, es fühlt sich gut an.
Ja, liebe Freunde, wir sind sehr froh, dass wir das wenigstens wieder dürfen.
Während wir uns einrichten in unserem Zimmer, gibt es weitere gute Nachrichten: bald können wir unseren Radius erweitern, Kinder besuchen und Freunde treffen.
Wie uns das gefehlt hat!

In Berlin geht es relativ locker zu. Die Parks und Spielplätze sind gut besucht, die Leute genießen den Frühling.
Unsere Enkel berichten, dass bald die Schule wieder beginnt. Unterricht mit Mundschutz. Ach ja, das ist ja jetzt Pflicht. Und woher nehmen? Im Internet werden fantastische Preise aufgerufen, also setz ich mich an die Nähmaschine.


Wir treffen uns mit der Ältesten und ihrer Familie zum Kaffee und haben einen schönen Nachmittag miteinander.
Nächster Programmpunkt - Baumarkt. Zwei unserer Gasflaschen sind leer, der Frühling war teilweise ja recht kalt. Früh am Morgen machen wir uns auf, da wir von langen Schlangen und Wartezeiten gehört haben.
Am Baumarkt ist alles völlig entspannt, eher leer. Aber gegenüber, bei IKEA stehen die Leute schon eine halbe Stunde vor Öffnung an. Es ist der erste Tag nach der langen Schließzeit.



Auch wir stellen uns an - wenn wir schon mal da sind. Wer weiß, wie sich das in der nächsten Zeit gestaltet. Als der Markt öffnet, verteilt sich die Schlange im Nu, als wir rauskommen, müssen wir über uns selber lachen. Kein Mensch steht mehr vor der Tür.
So lässt man sich verrückt machen. Selber Schuld! Aber nun ist das wenigstens erledigt.

Damit es nicht langweilig wird, taucht ein neues kleines Problem auf. Unser Untermieter, mit dem wir prima auskommen und den wir sehr mögen, hat seinen Job verloren und findet einen neuen - allerdings in Köln. Das heißt für uns, wir müssen jemand neues finden. Och nee! Das wird nicht einfach, so jemanden wie Sava zu finden, dem wir die Wohnung anvertrauen können, wenn wir auf Reisen sind. Ich weiß, das klingt in Zeiten wo WGs mit all ihren Begleiterscheinungen die Normalität sind, altmodisch und wenig flexibel, aber ja, an diesem Punkt sind wir altmodisch. Wir haben die WGs unserer Tochter in unserer Wohnung erlebt und das hat uns eher abgeschreckt. Sava ist aus der letzten Besetzung übrig geblieben und ein seltener Glücksfall. Die Wohnung aber einfach leer stehen lassen, während wir unterwegs sind, wollen wir uns nicht leisten und können wir mit unserem doch vorhandenen sozialen Gewissen nicht vereinbaren. Es wäre einfach nicht fair, wo Wohnraum in Berlin so knapp ist. Also versuchen wir jetzt mal eine Anzeige zu formulieren, die aussagt, was wir
wollen und was wir auf keinen Fall wollen und sind gespannt, was da auf uns zukommt.

Zunächst aber nutzen wir die weiteren Lockerungen und besuchen alte Freunde in Friedrichshagen. Wir haben uns viel zu erzählen, sitzen am Feuer und es fühlt sich fast wie in alten Zeiten an.

 

 Dann geht es weiter nach Fürstenberg zu Hagen und Familie. Da gibt es immer was zu tun und da unsere Schwiegertochter arbeiten muss, können wir uns um die beiden Enkel kümmern, während Rüdiger und Hagen Terrasse und Treppe bauen.











Die Idee von Hagen und Mareike, vor ihrem Gartentor eine Verschenke-Bank einzurichten, sorgt dafür, dass fast den ganzen Tag über dort Betrieb herrscht, besonders nachdem im RBB Fernsehen ein Beitrag darüber lief.

 https://www.rbb-online.de/zibb/archiv/20200513_1827/verschenkebank-fuerstenberg.html

Der Besucherstrom reist nicht ab und das Angebot wird sozusagen ständig ausgetauscht. Immerzu bringt jemand schöne Kleinigkeiten, die er oder sie nicht mehr braucht und fast jeder findet etwas, das er oder sie braucht oder auch nicht, aber trotzdem mitnimmt, einfach weil es schön ist.
Von Büchern, Kleidung, Geschirr und Spielzeug bis zur unbenutzten Campingtoilette ist alles dabei.
Da die Himmelpforter Landstraße zur Gedenkstätte KZ-Ravensbrück führt, kommen auch viele Ausflügler vorbei, die das Angebot entdecken.


Mit Manchen kommt man ins Gespräch und so gut wie jeder findet die Idee einfach toll.

Dann sind Terrasse und Treppe fertig und  das Himmelfahrtswochenende steht bevor.
Wir ziehen weiter, treffen uns mit unseren Radebergern in Kakeldütt an der Fischräucherei.
Aber das ist eine neue Geschichte.

Bis bald, liebe Freunde
Doris und Rüdiger






 


Montag, 11. Mai 2020

Eingesperrt


    




Alles was geschieht, hat zwei Seiten, manchmal noch mehr.
Dass wir hier festsitzen nervt uns, andererseits erleben wir den Frühling in seiner schönsten Form. Unsere Obstbäume haben ihre weißen Spitzenkleider angelegt, manche mit einem Hauch Rosa. Natürlich nicht nur unsere Bäume, egal wohin man geht, ob am Elbe-Havel-Kanal entlang oder zur Schleuse, ob ins Dorf oder über die Felder, überall bauschen sich die Blütenwolken. Es ist wunderschön.
Tulpen, Narzissen und Hyazinthen setzen bunte Tupfer in die Gärten, Ginster, Ranunkelsträucher und Löwenzahn strahlen in Gelb mit der Sonne um die Wette.
Also genießen wir all die Pracht und das schöne Wetter.




Auf unseren Beeten zeigen sich winzige grüne Blättchen, unsere Saat geht auf. Bald werden wir Pflücksalat und Kräuter ernten können und viele bunte Blumen werden uns erfreuen.
Wir werkeln vor uns hin, teilen die Arbeit ein, denn es wird ja wohl noch einige Zeit ins Land gehen, bis wir uns wieder freier bewegen dürfen,  wenigstens in Deutschland. An weiter weg wagen wir noch nicht zu denken.

Man hört von viel Kreativität in diesen Zeiten. Die Leute lassen sich alles Mögliche einfallen, um ihre und die Zeit anderer totzuschlagen. Die zum Teil spannenden Internetangebote können wir, mangels Netzstärke, leider nicht wahrnehmen, aber wir hören viel Radio.
Über die social medias wird eine Flut mehr oder weniger lustiger Fotos und Filmchen verbreitet, mitunter zu viel des Guten.

Ich habe angefangen Brot zu backen. Die Vorräte, die für Russland gedacht waren, sollen verbraucht werden und es gibt wieder Mehl zu kaufen. Nicht, dass wir davon ausgegangen wären, dass es in Russland kein Brot gibt. Im Gegenteil,  wir bekamen dort sehr gutes  Brot bei unserer letzten Reise, aber die Strecken sind lang und wir gingen nicht davon aus, auf dem weiten Weg zum Baikalsee regelmäßig einkaufen zu können. Eine eiserne Reserve für solche Fälle haben wir immer an Bord. Zum Beispiel in Marokko hat sich das schon als sinnvoll erwiesen. Nun werden die Reserven also verbraucht.
Und es macht Spaß, immerwieder neue Sorten auszuprobieren.
Unsere Omnia Campingbackform bewährt sich hierbei erneut bestens. Die Brote sehen alle aus wie ein Gugelhupf, die Brotscheiben sind kleiner, aber das stört uns gar nicht.



Und dann kommen richtig schwarze Tage.
Wir fühlen uns eingesperrt und fragen uns, nach vielen, vielen Radiokommentaren, Experteninterviews usw, ob diese Beschränkungen der Bewegungsfreiheit wirklich in dieser krassen Form sinnvoll und notwendig sind. Traut Mutti uns nicht soviel Verantwortungsgefühl zu, dass wir von allein den nötigen Abstand halten? Es will doch niemand freiwillig krank werden.
Wir hören im Radio von ersten Demonstrationen gegen die drastischen Beschneidungen der Bürgerrechte. Wir sind anscheinend nicht die Einzigen,  die die Maßnahmen hinterfragen.

Wir telefonieren mit Freunden die immernoch und jetzt erst recht in Spanien festsitzen. Sie berichten von ähnlichen Momenten der Verzweiflung.
Was Vielen als Luxusproblem erscheint, ist für uns existenziell.
In den Gärten ringsum treffen sich die Leute wie eh und je, nur im Supermarkt merkt man, dass was anders ist. Und natürlich am Verkehr. Das Dorf ist noch ruhiger geworden.
Wir unternehmen Wanderungen und Radtouren, das tut uns gut.


Die ersten Lockerungen der Maßnahmen erlauben uns nach 7 Wochen endlich, uns wieder ein bisschen freier zu bewegen. Wir beschließen zuerst nach Berlin zu fahren.
Das ist nicht wirklich weit, aber immerhin...

Liebe Freunde, wie auch immer Ihr diese Zeit verbringt,
bleibt gesund und bis bald
Doris und Rüdiger