Freitag, 18. August 2023

Die drei K's




Harvey soll einen Fahrradträger bekommen.

Da wir nun wieder darauf achten müssen, die 3,5 t nicht zu überschreiten, hat Rüdiger lange gesucht, bis er einen relativ leichten Träger gefunden hat. Angebaut wird er von der Firma Schuhr in Olfen im Ruhrpott.

Die Autobahn bewältigt unser Camper mit Leichtigkeit und einem Durchschnittsverbrauch von 8,5 Litern Unser erstes Ziel ist Waltrop, nur ein paar Kilometer von Olfen entfernt.

In der Nacht vorher stellen wir uns auf den wirklich schönen Stellplatz direkt am Stadtpark.






Wir essen in der Almhütte zu Abend





und fahren am nächsten Morgen nach Olfen. Hier werden wir schon erwartet und es geht auch gleich los. Drei bis vier Stunden wird es dauern sagt uns der junge Monteur. 



Wir haben also Zeit. Die verbringen wir zuerst mit einem Frühstück beim Naturbäcker und dann damit, uns das Städtchen anzusehen. Es ist nicht spektakulär, aber nett und gemütlich.








Aus der offenen Kirche lockt uns Orgelmusik. Schön schlicht ist sie, die Kirche, mit einer schwebenden Madonna.





Und dann ertönt eine Melodie, die ich hier nicht erwartet hätte.



Wir wandern den Grünzug entlang zurück und stellen dabei einmal mehr fest, was für eine tolles Radwegenetz es in NRW gibt. Das macht richtig Lust aufs Radeln.

Die Montage des Fahrradträgers ist nur wenige Handgriffe von der Fertigstellung entfernt. Dann erklärt uns der junge Mann die Funktionsweise. So in etwa hatten wir uns das vorgestellt. Nachdem die Rechnung bezahlt ist, rollen wir also vom Gelände.

Es ist Freitag. Am Montag sind wir mit unseren Freunden Tina und Willi in Paderborn verabredet. Wir haben also ein Wochenende zum Durchatmen.

Dafür haben wir uns den Stellplatz in Büren ausgesucht, Tinas Heimatstadt.

Er ist großzügig angelegt, und zentral gelegen. Die Stadt Büren stellt ihn kostenlos zur Verfügung, mit Strom und Ver- und Entsorgung.



In Büren mündet die Afte in die Alme und die Almeauen sind besonders schön angelegt von der Gemeinde. Bei einem Spaziergang entdecken wir: im Juli wird jeden Sonntagabend Freiluftkino geboten – umsonst und draußen. Auf einer Wiese zwischen Gymnasium und Jesuitenkolleg wird eine große Leinwand aufgeblasen und man muss sich Decken oder Stühle mitbringen, um einen der Blockbuster der Saison zu erleben. An diesem Sonntag ist es „Top gun – Maverick“. Finanziert wird die Veranstaltung von zahlreichen Sponsoren aus der Stadt und der Umgebung.




Gegenüber des Freiluftkinos steht die Mittelmühle mitten in der Alme.



Eine ausführliche Stadtbesichtigung lassen wir diesmal ausfallen, denn die letzten Wochen waren etwas stressig und wir müssen Kraft sammeln für die nächsten Tage. Denn wir haben es endlich geschafft, uns mit Tina und Willi zum Libori-Fest zu verabreden. Es ist eines der ältesten und größten Stadtfeste Deutschlands, dauert neun Tage und ist für jeden Paderborner sozusagen eine lokalpatriotische Pflichtveranstaltung. Seit vielen Jahren schon erzählt Tina begeistert davon und irgendwie passte der Termin – der erste Samstag nach dem 23. Juli – nie so richtig. Aber diesmal hat es gepasst und wir sind sehr gespannt, was uns erwartet.





Libori hat seinen Ursprung im Jahr 836, als die Gebeine des Heiligen Liborius von Le Mans nach Paderborn überführt wurden, wo sie am 23. Juli ankamen. Der Legende nach flog die ganze Strecke über ein Pfau vor der Prozession her. Deshalb taucht er auch überall als Symbol wieder auf.                      So ist ein bedeutender Teil des Festes natürlich geistlicher Natur.

Getragen wird Libori von den drei K: Kirche, Kultur, Kirmes.

Der religiöse Teil besteht aus Prozessionen, Gottesdiensten, Gebetsrunden, thematischen Veranstaltungen und der Gastlichkeit der verschiedenen Kirchengemeinden, die mit vielen engagierten Ehrenamtlichen für das leibliche und seelische Wohl der Besucher sorgen.















Den kulturellen Teil erleben wir vor den im Stadtgebiet verteilten Bühnen mit Rock und Punkrock.






Das dritte K ist die Kirmes. Sie bestreitet, zumindest gefühlt, den größten Teil des Festes. Ein Riesenrad und Karussells verschiedenster Art, von gemütlich für Kinder bis gefährlich für die Jugend ist alles dabei.








Vergnügungen wie Ballwerfen, Lose ziehen und Blumen schießen werden ergänzt von Frösche springen und Pferde rennen lassen.








Unsere Männer bekommen beim Fröschespringen immerhin einen Trostpreis, Tina und ich teilen uns den Gewinn beim Ballwerfen. So kommen wir auf den Hund.




Natürlich ist in umfassender Weise für das leibliche Wohl gesorgt. Ob feste oder flüssige Nahrung, es gibt für jeden Geschmack etwas. Der Bierbrunnen fließt abends umsonst, aber man muss sich an der langen Schlange anstellen und sein Krüglein mitbringen , um es sich dann von den Jubelhennessen (Einzahl: Jubelhennes) in ihren farbenfrohen Kostümen füllen zu lassen.





Ein beliebter Treffpunkt ist die Almhütte. Hier geht es hoch her im wahrsten Sinn des Wortes. Der DJ legt hämmernde Rhythmen auf, zu denen man hier auf den Bänken stehend tanzt. Nur gut, dass die Hütte aus festen Balken gebaut ist, denn hier vibriert sogar draußen die Luft.


Der Pottmarkt ist ein besonderer und beliebter Teil des Libori-Festes. Hier kann man alles kaufen, was man so braucht oder auch nicht. Eine bunte Vielfalt von mehr oder weniger Nützlichem und Vielem, was einfach nur Spaß macht. Wir erwerben von einer redegewandten Nürnbergerin eine perfekte Pfanne für unsere wohnmobile Küche.

Obwohl wir normalerweise keine großen Volksfestfreunde sind, hat uns dieses viel Spaß gemacht. Die Atmosphäre ist schon besonders. Die Stimmung prächtig, alle sind freundlich und entspannt, niemand rempelt oder meckert, ich habe nicht einen Betrunkenen gesehen, obwohl der Alkohol in Strömen fließt. Als ein heftiger Regenguss runterging, fanden wir mit vielen anderen Zuflucht im Gemeindesaal der St. Julius Gemeinde. Die Ehrenamtlichen bemühten sich, den Saal trocken zu halten und trotzdem Kaffee auszuschenken und das mit viel Freundlichkeit.




Wie wir hörten, gibt es nur wenige Fälle von Taschendiebstahl oder dergleichen, was auch erklärt, warum die Polizisten und das Ordnungsamt genauso entspannt wie die Besucher über das Festgelände wandern.

Alles in allem sind wir froh, endlich das Libori-Fest erlebt zu haben, oder doch einen Teil davon. Mit Tina und Willi hat es auf jeden Fall viel Spaß gemacht.

Nun sind wir zurück in Berlin, aber an Ruhe ist noch nicht zu denken.

Da sind zwei Geburtstagsparties, eine Woche bei den Fürstenbergern und dann unser Sommerhighlight, auf das wir uns schon lange freuen, das Woodstock forever Festival in Waffenrod. Diesmal werden wir eine etwas größere Gruppe sein.

Wir werden berichten, aber erst beim nächsten Mal.


Bis dann also

Doris und Rüdiger