Samstag, 28. Oktober 2017

Unverhoffte Genüsse



Die Poesie des Reisens

Wenn du reist auf fernen Wegen,
möge dir der fremde Schein
wie ein Sonnenstrahl bei Regen,
wie ein Regenbogen sein.

Krone deines Weltumkreisens,
wenn du von zuhause fliehst,
ist die Poesie des Reisens
in dem Schönen, das du siehst.

Aber schau’ in jede Richtung,
auch wenn es dir nicht gefällt,
dann verstehst du die Gewichtung
der Probleme dieser Welt.

Zeig’ Verstand bei deinen Reisen,
zeig’ Gefühl und auch Respekt,
dann kannst du als Gast beweisen,
welche Seele in dir steckt.

                                                Alfons Pillach


Am 23. Oktober starten wir endlich. Wir fahren durch das herbstlich gefärbte Land und freuen uns, dass  uns unser Navi über die Landstraßen führt, wo wir die bunte Pracht richtig genießen können.
Die erste Station ist Selb mit dem bewährten tollen Stellplatz.





Als wir schon zum Aufbruch rüsten, hält ein Auto neben uns.
Ihr seid wieder hier! Wir haben uns letztes Jahr schon unterhalten.“ Ja, wir erinnern uns. Rick, der unseren Düdo so schön fand und uns ansprach. Wir freuen uns übers Wiedersehen. Nach einem Plausch machen wir uns auf den Weg. Unser Ziel ist Eichendorf-Exing. Am Gasthof „Zum alten Brauhaus“ können wir stehen, direkt vorm hauseigenen Wildgehege. 



Abends in der Gaststube setzt sich der Wirt zu uns, fragt nach Woher und Wohin und erzählt, dass das Haus tausend Jahre alt ist. Es diente schon immer als Post- und Umspannstation für den Salztransport. Wir erfahren, dass auf den gelb blühenden Feldern, die wir unterwegs gesehen haben, kein Raps wächst sondern Senf. Als Dünger wird er stehengelassen, bis er im Frühjahr untergepflügt wird.
Wir essen ausgezeichnetes Rehgulasch und frischen Salat, während am Stammtisch die Männer aus dem Dorf Neuigkeiten und Ansichten zum Tagesgeschehen austauschen.
Dann geht es direkt zu Armin. Er lebt mit seiner Frau in einem hübschen Dorf 15 Kilometer von Salzburg entfernt.
Wir werden herzlich empfangen und er erzählt uns, dass am selben Abend ein fünftägiges Jazzfestival in Salzburg startet, das für ihn ein Muss ist. „Jazz & the City“. Ein dickes Programmheft enthält alle Veranstaltungen dieser fünf Tage die jeder bei freiem Eintritt besuchen kann. Da sind wir dabei.

Wir fahren also am Abend nach Salzburg,




 schlendern durch die Altstadt zur berühmten Getreidegasse, wo Mozarts Geburtshaus steht.
 


Hinter den alten Häusern erhebt sich eine steile Felswand senkrecht in die Höhe, gekrönt von der malerischen Burg. Salzburg bei Nacht.






Wir werfen einen Blick ins Foyer des Festspielhauses dessen Eingänge heute von jungen Soldaten bewacht sind. Ein Militärmusikabend findet statt. Jedes Mal wenn ein Offizier das Haus betritt, werden die Hacken zusammengeschlagen. Wir sind eher amüsiert.
Während der nächsten Abende erleben wir einige tolle Konzerte.
Da ist zum Beispiel „Mokoomba“im „Republic“, einem alten Kino. Die fünf jungen Männer aus Simbabwe sind absolut großartig. Nach dem zweiten Stück kommt Bewegung ins Publikum und am Ende sitzt keiner mehr auf seinem Platz, alles tanzt und wippt zu den mitreißenden Rhythmen.

Elias Stemeseder, Klavier und Anna Webber, Saxophon, ist eher die Musik, die Rüdiger liebt, experimenteller Jazz.







In der Kollegienkirche entlockt Hayden Chisholm aus Australien seinem Saxophon fast überirdische Töne. Töne, die Bilder von weiten, unberührten Landschaften malen. 
 
Im Markussaal erleben wir „Moksha“, drei junge Leute aus Norwegen. Exotische Trommeln begleiten eine E-Gitarre. Grandios.

So vielfältige Musik in so dichter Folge muss ich erstmal sacken lassen, so ziehen Armin und Rüdiger am letzten Abend allein los.
An Österreichs Nationalfeiertag ist herrliches Wetter. Armin und Klaudia haben frei. Sie fahren mit uns zum Schober, dem Hausberg. Wir steigen mit vielen anderen, die das Wetter und den Feiertag nutzen bis zur Ruine Wartenfels, der alten Burg, hinauf. 


Die Männer gehen weiter auf den Gipfel. 


 Von dort oben schaut man hinunter auf den Wolfgangsee.



Wir Frauen fahren zum Fuschlsee, gleich nebenan, um einen Blick auf das glasklare Wasser und über den See zu werfen.




Am nächsten Morgen regnet es Bindfäden, die Berge sind nur noch zu erahnen. Armin und Klaudia müssen arbeiten, wir sitzen in der warmen Küche und überlegen warum unsere Heizung schon wieder streikt. Rüdiger hat alles versucht, was er kann, nun bleibt uns nur, am Montag die Firma Braun persönlich aufzusuchen.
Nun könnte man ja davon ausgehen, dass es in Spanien und Marokko warm ist und wir die Heizung garnicht brauchen. Aber auch dort sind die Nächte mitunter sehr kalt und wer sich an den Blog vom letzten Winter erinnert, weiß, dass es auch in Marokko schneien kann. Da war es dann schon ziemlich ungemütlich. Das müssen wir nicht noch einmal haben. 

Es bleibt also, wie immer, spannend.
Drückt uns die Daumen, dass wir die Heizung hinkriegen und endlich in den Süden kommen, liebe Freunde.

Bis bald
Doris und Rüdiger

Samstag, 21. Oktober 2017

Von wegen goldener Herbst...



Der Regen regnet sich nicht satt.
Es regnet hoffnungslosen Zwirn.
Wer jetzt 'ne dünne Schädeldecke hat,
dem regnet's ins Gehirn.

Im Rachen juckt's. Im Rücken zerrt's.
Es blöken die Bakterienherden.
Der Regen reicht allmählich bis ans Herz.
Was soll bloß daraus werden?

Der Regen bohrt sich durch die Haut.
Und dieser Trübsinn, der uns beugt,
wird, wie so Manches, subkutan erzeugt.
Wir sind porös gebaut.

Seit Wochen rollen Wolkenfässer
von Horizont zu Horizont.
Der Neubau drüben mit der braunen Front
wird von dem Regen täglich blässer.
Nun ist er blond.

Die Sonne wurde eingemottet.
Es ist, als lebte sie nicht mehr.
Ach, die Alleen, durch die man traurig trottet,
sind kalt und leer.

Man kriecht ins Bett. Das ist gescheiter,
als daß man klein im Regen steht.
Das geht auf keinen Fall so weiter,
wenn das so weiter geht.

Erich Kästner


Der Sturm heult um den blauen Koffer, die Koniferenhecke zum Nachbarn biegt sich fast waagerecht, die Lerche an der Einfahrt wirft zwei Äste ab, alles was nicht niet- und nagelfest ist, wirbelt durch den Garten, im Dorf ertönt die Sirene, kurze Zeit später das „Tatütata“ der Feuerwehr.
Morgens wird im Radio eine Orkanwarnung durchgegeben. Wir sitzen drinnen und hören das Sausen und Heulen draußen und hoffen, dass nichts Schlimmes passiert.

Tage später hat sich der Sturm gelegt, wir sind glimpflich davongekommen, aber es ist grau und trübe.
Wir haben zu tun und können uns nicht mit dem ollen Wetter aufhalten.
Dann kommt das zweite Oktoberwochenende. Extra für unseren Besuch aus Franken hat sich die Sonne noch mal aufgerafft. Sie bescheint unseren Spaziergang durch Tangermünde 



und unsere Wanderung zur Pareyer Schleuse, um sich dann schnell wieder ins Winterquartier zurückzuziehen.

Auch über die funktionierende Heizung hatten wir uns zu früh gefreut. Nach einem Anruf bei einer Webasto Werkstatt und einer Ferndiagnose per Telefon stellt sich heraus, dass es an einer Unterspannung liegt. Die Heizung bekommt schlicht und einfach nicht genug Strom. Wir brauchen neue Bordbatterien.
Das zweite Problem, dass sich glücklicherweise noch hier in Deutschland zeigt, ist das Ladegerät, dass Lichtmaschine und Aufbau verbindet. Wir bringen es zum Campinghändler unseres Vertrauens, der schickt es zum Vertreiber. Wir warten und hoffen, dass es rechtzeitig entweder repariert oder ersetzt wird.
Derweil ernten wir unsere Apfelbäume leer, machen alles winterfest, räumen den Düdo ein und fahren zunächst nach Berlin.
Zuerst holen wir die neuen Batterien. Wir probieren die Heizung und – sie geht immer noch nicht. Kurz bevor wir verzweifeln schlägt der Chef vom Campingcenter, wo wir die Batterien gekauft haben, vor, die Heizung doch direkt an die Batterie anzuschließen. Und siehe da, es funktioniert. Wir sind happy und fahren zu unserem Platz am Verein.
Dort stellen wir fest, dass kein Licht geht und auch die Klospülung nicht. Oh nein, bitte nicht!
Rüdiger fummelt die ganze Elektrik durch, prüft und knüppert bis mein Blick auf den Hauptschalter fällt. Beim Heizungstest wurde der ausgemacht und anscheinend nicht wieder angeschaltet. Ein Knipser und alles funktioniert wie es soll. Wir sind sowas von erleichtert.
Nun muss nur noch das Ladegerät rechtzeitig fertig sein, dann ist alles perfekt für die Reise.

Dann beginnt unser Abschieds Touching Marathon. Zuerst der jüngste Enkel mit Eltern. Unser Wonneproppen vertreibt uns juchzend und quietschend den Nachmittag.
Nach dem Frühstück mit unserer Jüngsten treffen wir am nächsten Tag potentielle Mitreisende für die geplante Reise in den Iran im nächsten Jahr. Wir wollen uns zunächst kennenlernen, denn für eine Reise über mehrere Monate muss man schon einigermaßen zusammenpassen.
Es ist ein angenehmes Zusammentreffen, wir erzählen uns von unseren Leben und unseren Plänen. Das Weitere wird sich finden.

Zwischen Enkel Niila und Schwiegermutter finden wir tatsächlich noch Zeit ins Kino zu gehen. „Weit – Geschichte von einem Weg um die Welt“ heißt der Film den Patrick und Gwen während ihrer 3 Jahre und 110 Tage währenden Reise gedreht haben. Sie sind getrampt, immer gen Osten, um dann von Westen wieder nach Hause zu kommen.
Uns hat dieser filmische Reisebericht sehr beeindruckt und unser Fernweh noch einmal verstärkt.

Dann absolvierten wir unseren Android Kurs.
Einiges war uns nicht ganz so neu wie manch anderem Teilnehmer, aber ich für mein Teil habe viel Hintergrundwissen vermittelt bekommen – was ist ein „cookie“ z.B. - und etliche Funktionen meines Smartphones kennengelernt, die ich noch nicht kannte. Ein sehr kompetenter und vor allem geduldiger Dozent ging auf jeden ein und nahm sich viel Zeit für die zehn 60+ Teilnehmer. Der Kurs war also ein voller Erfolg.
An den Nachmittagen danach gab es immer wieder Besuch von und bei Familie und Freunden. Wir treffen unsere Älteste und ihre Jungs und meine Eltern, meine Stammtischmädels und meinen jüngsten Bruder. Dazwischen immer wieder Visiten bei Rüdigers Mutter im Pflegeheim.
Ein paar Sonnentage ließen uns den Herbst in seiner ganzen Pracht genießen, aber nun regnet es wieder. Es ist kalt und feucht und wir sehnen uns nach Sonne und Wärme.
Wir brechen also endgültig auf in den Süden und laden Euch ein, dabei zu sein, wenn wir Station in Salzburg bei Armin machen, Frankreich durchqueren und in Spanien ankommen, nach Marokko übersetzen und dort viel Neues entdecken, alte Freunde treffen und vielleicht neue Bekanntschaften machen.

Bis dann also
Doris und Rüdiger

Freitag, 13. Oktober 2017

Nach der Reise ist vor der Reise



Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß Die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein,
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist , wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wander, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke




Die Äpfel leuchten rot an den beiden Bäumen vor dem blauen Koffer in unserem Garten, die Hornissen haben die meisten Trauben weggenascht, 





die Abende sind kalt und feucht, morgens heizen wir den Ofen an. Mit anderen Worten, der Herbst ist da.
Immer wieder regnet es, doch ab und zu gibt es Sonne dazwischen.
Unsere Tage sind nach wie vor voller Termine und Verabredungen.
Zunächst fahren wir nach Radeberg um Gitta und Matthias zu besuchen. Wir verbringen einen wunderbaren Abend miteinander, bevor wir am nächsten Tag weiter fahren nach Vollmershain, einem kleinen Dorf in der Nähe von Gera. Hier findet das Rock und Blues Open Air statt und wir freuen uns auf gute Musik. Mehrere Parkplätze sind ausgewiesen und wir finden eine Lücke direkt vorm Freibad, auf dessen Gelände die Veranstaltung stattfindet. Dicht an dicht stehen PKWs, Wohnwagen und -mobile und Zelte.
Es ist Freitagabend, etliche kommen nach der Arbeit noch her, viele wohnen in der Nähe. Bald strömen die Besucher zur Bühne.
Mit „Sweet Confusion“ wird der erste der zwei Tage Blues und Rock eröffnet, um 2.00 Uhr morgens verklingen die letzten Töne. Am Sonnabend geht es um 14.00 Uhr weiter mit „Monokel Kraftblues“, auch dieser Tag endet um 2.00 in der Früh.
Mein Favorit ist „Bluesrudy, Marco & Peter“, guter alter Mundharmonika Blues bei dem einem die Beine zucken.








Nach einem späten Frühstück fahren wir zurück nach Berlin.

Ich besuche nach 1 ½ Jahren das erste Mal wieder meine alte Arbeitsstelle. Und bin begeistert, was mein Nachfolger aus der Bibliothek gemacht hat, stelle fest, dass ich viele Mitarbeiter nicht mehr kenne, das Personal hat sich deutlich verjüngt, was ja so sein sollte; begrüße einige alte Kollegen, nichts hat sich verändert; fühle mich für eine halbe Stunde sehr wohl in meiner alten Buchhandlung und resümiere am Ende, dass ich absolut nichts vermisse.
Am nächsten Tag fahre ich mit Enkel Niila zur IGA nach Berlin-Hellersdorf.
Begeistert schweben wir beide mit der Gondelbahn über das Gelände,

erkunden den Wasserspielplatz mit dem großen Wal, 
 

laufen uns im Labyrinth die Hacken ab
 

und ich entdecke zu meiner Freude einen Imbißstand namens „35. Mai“ nach einem Kinderbuch meines geliebten Erich Kästner.


Das Wetter vereitelt unseren Plan, mit der Gondelbahn zurück zu fahren und auf diesem Rückweg den Wolkenhain-Turm auf dem Kienberg zu ersteigen. Der Betrieb wird wegen einer Sturmwarnung eingestellt. So schauen wir uns die Dahlienschau in der großen Halle an.




Erstaunlicherweise ist der Fünfjährige ganz angetan von den vielfarbigen Blumensträußen. Mehr schaffen seine Beine nicht, das Gelände ist weitläufig.


Mit Bus und U-Bahn geht es zurück nach Hause.

Es folgen wieder ein paar Tage in Sachsen Anhalt im Garten. Einige Arbeiten am Düdo müssen noch erledigt werden, die Wiese erhält einen Herbstschnitt, die Sonne trocknet unsere Wäsche im Nu und wir bereiten alles vor für das Wochenende in der Sächsischen Schweiz, wo wieder das Familientreffen meiner mütterlichen Seite stattfindet.
Diesmal mit der nächsten und jüngsten Generation. So treffen also nicht nur die Cousins und Cousinen aufeinander sondern auch ihre Kinder und Kindeskinder. Eine schöne vielfältige bunte Familie.







Die Beiträge waren vielfältig...
 
 


Da unser Goldstück immer mal wieder kleine Macken zeigt, bringen wir ihn noch einmal in die Werkstatt.
Dort wird drei Tage an ihm repariert, er bekommt ein neues Getriebe, eine neue Kupplung und noch einige Kleinigkeiten und unser Etat wird ganz schön strapaziert.
Guter Hoffnung, dass nun alles in Ordnung ist, starten wir zu einem kurzen Treffen mit Freund Jan nach Berlin – Spandau, wo er mit seiner Tochter ein paar Tage verbringt um Berlin anzuschauen.
Auf dem Hinweg kann Rüdiger plötzlich nicht mehr richtig kuppeln, wir tuckern im 3. Gang bis zum Stellplatz.
Da muss die Werkstatt nochmal ran.
Das IFA Treffen müssen wir absagen. Mit diesem Auto trauen wir uns nichtmal zurück zur Werkstatt.
Wir verbringen trotzdem einen schönen Abend mit Jan und Tanja, die Luft ist lau und wir können noch draußen sitzen.
Am nächsten Morgen erreichen wir die Jungs vom Basiscamp und zwei Stunden später kommen zwei von ihnen angedüst, ziehen zwei Schrauben fest, entschuldigen sich (einer hat das Teil ausgebaut, hatte am nächsten Tag frei, so hat es ein anderer wieder eingebaut und jeder schaut anders drauf. Das können wir nachvollziehen) und fahren wieder davon.
Wie ein Bienchen summt unser Düdo danach bis nach Sachsen-Anhalt und wir haben die Bestätigung, dass wir schon bei der richtigen Werkstatt schrauben lassen.

Von all der Aufregung müssen wir uns nun erstmal erholen.
Dann werden wir Euch am Countdown für die Winterreise teilhaben lassen.

Bis dahin, machts gut
Doris und Rüdiger