Samstag, 21. Oktober 2017

Von wegen goldener Herbst...



Der Regen regnet sich nicht satt.
Es regnet hoffnungslosen Zwirn.
Wer jetzt 'ne dünne Schädeldecke hat,
dem regnet's ins Gehirn.

Im Rachen juckt's. Im Rücken zerrt's.
Es blöken die Bakterienherden.
Der Regen reicht allmählich bis ans Herz.
Was soll bloß daraus werden?

Der Regen bohrt sich durch die Haut.
Und dieser Trübsinn, der uns beugt,
wird, wie so Manches, subkutan erzeugt.
Wir sind porös gebaut.

Seit Wochen rollen Wolkenfässer
von Horizont zu Horizont.
Der Neubau drüben mit der braunen Front
wird von dem Regen täglich blässer.
Nun ist er blond.

Die Sonne wurde eingemottet.
Es ist, als lebte sie nicht mehr.
Ach, die Alleen, durch die man traurig trottet,
sind kalt und leer.

Man kriecht ins Bett. Das ist gescheiter,
als daß man klein im Regen steht.
Das geht auf keinen Fall so weiter,
wenn das so weiter geht.

Erich Kästner


Der Sturm heult um den blauen Koffer, die Koniferenhecke zum Nachbarn biegt sich fast waagerecht, die Lerche an der Einfahrt wirft zwei Äste ab, alles was nicht niet- und nagelfest ist, wirbelt durch den Garten, im Dorf ertönt die Sirene, kurze Zeit später das „Tatütata“ der Feuerwehr.
Morgens wird im Radio eine Orkanwarnung durchgegeben. Wir sitzen drinnen und hören das Sausen und Heulen draußen und hoffen, dass nichts Schlimmes passiert.

Tage später hat sich der Sturm gelegt, wir sind glimpflich davongekommen, aber es ist grau und trübe.
Wir haben zu tun und können uns nicht mit dem ollen Wetter aufhalten.
Dann kommt das zweite Oktoberwochenende. Extra für unseren Besuch aus Franken hat sich die Sonne noch mal aufgerafft. Sie bescheint unseren Spaziergang durch Tangermünde 



und unsere Wanderung zur Pareyer Schleuse, um sich dann schnell wieder ins Winterquartier zurückzuziehen.

Auch über die funktionierende Heizung hatten wir uns zu früh gefreut. Nach einem Anruf bei einer Webasto Werkstatt und einer Ferndiagnose per Telefon stellt sich heraus, dass es an einer Unterspannung liegt. Die Heizung bekommt schlicht und einfach nicht genug Strom. Wir brauchen neue Bordbatterien.
Das zweite Problem, dass sich glücklicherweise noch hier in Deutschland zeigt, ist das Ladegerät, dass Lichtmaschine und Aufbau verbindet. Wir bringen es zum Campinghändler unseres Vertrauens, der schickt es zum Vertreiber. Wir warten und hoffen, dass es rechtzeitig entweder repariert oder ersetzt wird.
Derweil ernten wir unsere Apfelbäume leer, machen alles winterfest, räumen den Düdo ein und fahren zunächst nach Berlin.
Zuerst holen wir die neuen Batterien. Wir probieren die Heizung und – sie geht immer noch nicht. Kurz bevor wir verzweifeln schlägt der Chef vom Campingcenter, wo wir die Batterien gekauft haben, vor, die Heizung doch direkt an die Batterie anzuschließen. Und siehe da, es funktioniert. Wir sind happy und fahren zu unserem Platz am Verein.
Dort stellen wir fest, dass kein Licht geht und auch die Klospülung nicht. Oh nein, bitte nicht!
Rüdiger fummelt die ganze Elektrik durch, prüft und knüppert bis mein Blick auf den Hauptschalter fällt. Beim Heizungstest wurde der ausgemacht und anscheinend nicht wieder angeschaltet. Ein Knipser und alles funktioniert wie es soll. Wir sind sowas von erleichtert.
Nun muss nur noch das Ladegerät rechtzeitig fertig sein, dann ist alles perfekt für die Reise.

Dann beginnt unser Abschieds Touching Marathon. Zuerst der jüngste Enkel mit Eltern. Unser Wonneproppen vertreibt uns juchzend und quietschend den Nachmittag.
Nach dem Frühstück mit unserer Jüngsten treffen wir am nächsten Tag potentielle Mitreisende für die geplante Reise in den Iran im nächsten Jahr. Wir wollen uns zunächst kennenlernen, denn für eine Reise über mehrere Monate muss man schon einigermaßen zusammenpassen.
Es ist ein angenehmes Zusammentreffen, wir erzählen uns von unseren Leben und unseren Plänen. Das Weitere wird sich finden.

Zwischen Enkel Niila und Schwiegermutter finden wir tatsächlich noch Zeit ins Kino zu gehen. „Weit – Geschichte von einem Weg um die Welt“ heißt der Film den Patrick und Gwen während ihrer 3 Jahre und 110 Tage währenden Reise gedreht haben. Sie sind getrampt, immer gen Osten, um dann von Westen wieder nach Hause zu kommen.
Uns hat dieser filmische Reisebericht sehr beeindruckt und unser Fernweh noch einmal verstärkt.

Dann absolvierten wir unseren Android Kurs.
Einiges war uns nicht ganz so neu wie manch anderem Teilnehmer, aber ich für mein Teil habe viel Hintergrundwissen vermittelt bekommen – was ist ein „cookie“ z.B. - und etliche Funktionen meines Smartphones kennengelernt, die ich noch nicht kannte. Ein sehr kompetenter und vor allem geduldiger Dozent ging auf jeden ein und nahm sich viel Zeit für die zehn 60+ Teilnehmer. Der Kurs war also ein voller Erfolg.
An den Nachmittagen danach gab es immer wieder Besuch von und bei Familie und Freunden. Wir treffen unsere Älteste und ihre Jungs und meine Eltern, meine Stammtischmädels und meinen jüngsten Bruder. Dazwischen immer wieder Visiten bei Rüdigers Mutter im Pflegeheim.
Ein paar Sonnentage ließen uns den Herbst in seiner ganzen Pracht genießen, aber nun regnet es wieder. Es ist kalt und feucht und wir sehnen uns nach Sonne und Wärme.
Wir brechen also endgültig auf in den Süden und laden Euch ein, dabei zu sein, wenn wir Station in Salzburg bei Armin machen, Frankreich durchqueren und in Spanien ankommen, nach Marokko übersetzen und dort viel Neues entdecken, alte Freunde treffen und vielleicht neue Bekanntschaften machen.

Bis dann also
Doris und Rüdiger

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