Sonntag, 6. Februar 2022

Schüsse in der Wüste

 





In den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts fand unter anderen Sergio Leone heraus, dass sich ein Western in Spanien viel billiger und unkomplizierter drehen ließ, als in Amerika. Er suchte und fand die passende Landschaft in der Wüste Tabernas, der einzigen Wüste Europas.

Die Filme waren abgedreht, die Kulissen blieben stehen und drohten zu verfallen. Da hatte ein ehemaliger Stuntman eine Idee. Er kaufte das Gelände samt Kulissen, machte einen Publikumsmagneten daraus, den er „Fort Bravo“ nannte.

Ein Ableger davon liegt nur 4 Kilometer entfernt und heißt „Mini-Hollywood“. Auch hier gibt es eine Westernstadt mit allem, was dazu gehört, eine Wildwest-Show in der Main Street, eine Can-Can Show im Saloon.



Als junges Mädchen liebte ich Westernfilme, genau wie mein Vater. Wir schauten sie zusammen an und ich spielte sie mit meiner Freundin nach.

Das ist sehr lange her. Der Western hatte für mich mit zunehmendem Alter seinen Charme verloren. Mit dem Wiederaufleben dieses Genres erinnerte ich mich an die alten Zeiten und im Alter darf man ja auch ein wenig nostalgisch werden.

Also auf, nach Mini-Hollywood!


In Tabernas füllen wir zunächst unsere Vorräte auf, gehen ins Restaurante, essen das Menu Diario. Wieder gibt es gute Hausmannskost.




In der Wintersaison hat der Western Park nur am Wochenende geöffnet, wir stellen uns also am Freitagabend vor den Toren auf. Der Ausblick stimmt uns schon mal ein.




Es ist immer noch ziemlich kalt, der Zulauf entsprechend nicht allzu stark.

Am Ticketschalter werden wir in akzentfreiem Deutsch begrüßt, was die Sache einfach macht. Wir lösen zwei Tickets inclusive Buffet. Das kostet für uns als Rentner alles in allem 64.- €

Und los geht’s.







Von der Pferdekoppel, vorbei an der Mine und der Kirche schlendern wir die Straße hinauf bis zum großen Platz, um den sich die Bank, das Sherrifbüro mit dem Galgen daneben, einige Restaurants, die Zeitungsredaktion und der Saloon gruppieren.













Die Main Street hinunter finden wir den Bahnhof und den Friedhof, auf dem es einen Grabstein für Ennio Morricone gibt, dessen Filmmusik uns die ganze Zeit begleitet. Sehr passend.







Im Bankgebäude haben wir zuvor das kleine Museum mit alten Filmprojektoren und -plakaten besucht. Da komme ich dann doch ein bisschen ins Schwärmen.










Wir drehen eine Runde durch die Remise





und gelangen rechtzeitig zur Western-Show zurück zum Bankgebäude.

Die Darsteller geben sich alle Mühe, richtig Action zu machen, es wird geschossen, sich geprügelt, geritten und einer der Ganoven wird sogar gehängt.









Am Ende siegt natürlich das Gute und wir gehen hinüber zum Saloon, um darau ein Glas Wein zu trinken und uns aufzuwärmen.









Wenig später betritt ein Conferencier die Bühne, der seine Sache famos macht. Leider verstehe ich noch zu wenig Spanisch um das ganze Ausmaß von Witz und Charme genießen zu können, das er zweifelsohne bietet.




Die Tänzerinnen werfen die Beine hoch und bringen Stimmung in die Bude.



Ich fühle mich wieder wie mit 13, die alte Begeisterung ist für einen Augenblick zurück. Ich wünschte, mein Vater hätte hier sein können, aber Corona und das Alter halten ihn in Berlin fest, so wird mein Bericht ihm den Besuch ersetzen müssen.

Nun sind wir hungrig und lösen unseren Buffet-Gutschein ein.

Im Restaurant Arizona sind die Tische schön gedeckt, das Angebot ist vielfältig und schmackhaft, das Personal freundlich und zuvorkommend. Ein Getränk der Wahl gehört dazu, wir bleiben bei Wein.

Satt und gestärkt begeben wir uns auf den nächsten Teil der Reise.

Mini-Hollywood entführt den Besucher nämlich nicht nur in den Wilden Westen, sondern auch in die Savanne Afrikas, an den Okavango.




Ein Schlenker durch den Kaktus-Garten











dann machen wir uns auf nach Afrika.

Ein vielfältig und fantasievoll gestalteter Zoo ist wunderbar in die bizarre Landschaft eingefügt worden.



Es beginnt mit den Reptilien. Blaue Frösche, gelbe Pythons, Geckos beim Gruppenkuscheln... wir sind fasziniert von den unterschiedlichen Arten.







Wir sehen unter vielen anderen Tiger, Löwen, Gazellen und Antilopen, seltsame Vögel, Füchse, Bären, Giraffen, Krokodile und eine müde Sandkatze.














Ein Riesengecko ist in den Berg geformt, dazwischen sind gestrandete Landrover drapiert, Wasserfälle plätschern und immer wieder wird die Wüstenlandschaft in Szene gesetzt.









Das Zoogelände ist riesig, deshalb gibt es eine Parkeisenbahn, die die Runde an den Gehegen vorbei fährt.



Wir sind alles abgelaufen, die Stufen am Wasserfall entlang wieder hinauf nach Western-City gestiegen.

Wir haben wirklich den ganzen Tag hier verbracht, es war nicht eine Minute langweilig. Unser Ausflug hat sich gelohnt.




Morgen erwartet uns das „Tor zur Wüste“. Aber das ist eine neue Geschichte.


Bis bald also

Doris und Rüdiger




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