Das Herrlichste
auf der Welt ist, einen neuen Tag werden zu sehen.
Maxim Gorki
Kasan ist, wie jeder weiß, die Hauptstadt der Tataren.
Sie blickt auf eine über 1000jährige, wechselvolle Geschichte
zurück. Heute leben hier Menschen aus 70 Nationen und Völkern.
Wir erreichen Kasan am späten Nachmittag, finden auf Anhieb den
großen Parkplatz zwischen Stadion und Zirkus, gleich gegenüber dem
Kreml.
Auf der Suche nach einem Supermarkt kommen wir am Bahnhof vorbei, an
Einkaufszentren aus Granit und Glas, modernen Hotels und alten
Prachtbauten.
Am nächsten Morgen steigen wir hinauf zum Kreml.
Vor dem Eingang empfängt uns zunächst eine der monumentalen
Skulpturen, die der neueren Geschichte gewidmet sind.
Auf dem weitläufigen Areal ist es noch sehr ruhig. Die
Souvenirstände und Restaurants haben noch geschlossen, ebenso die
Museen. Nach einiger Zeit wird uns klar warum. Wir haben nicht
bedacht, dass wir wieder eine Zeitzone überfahren haben, unsere
Uhren also eine Stunde zurück stellen müssen. In diesem Fall hat
das unbestreitbare Vorteile. Wir sind fast allein auf dem Gelände.
Die Kuppeln der großen Moschee und der orthodoxe Kirche glänzen im
Morgenlicht. Die Religionen dürfen hier friedlich nebeneinander
existieren.
Ein Mann mit dem traditionellen Käppchen bittet Rüdiger ihn vor dem
Regierungsgebäude zu fotografieren. Er stellt sich in Pose und holt
ein Fähnchen aus der Tasche, hält es sich vor den Bauch. Ein
patriotischer Tatare? Ich bin leider nicht schnell genug, er
verabschiedet sich mit Händedruck, aber hurtig und strebt auf das
große schmiedeeiserne Tor zu.
Wir beenden unsere Runde, bewundern noch die Kunst der Gärtner, die
emsig die Anlagen um den Kreml herum bearbeiten, dann steigen wir in
unser WoMo und machen uns auf den Weg nach Nischnij Nowgorod.
Von Kasan bis Nischnij Nowgorod sind es etwa 400 Kilometer. Das wird
ein langer Fahrtag, aber es ist ja noch früh. Durch die
Zeitumstellung haben wir eine Stunde gewonnen. Wir machen uns also
frohgemut auf den Weg.
In den ersten Stau geraten wir nach ungefähr 100 Kilometern, er löst
sich jedoch relativ schnell auf. Ursache war hier ein verstopfter
Kreisverkehr.
Der zweite folgt 50 Kilometer weiter, Ursache: ein holpriger
Bahnübergang, über den sogar die dicken Brummis langsam und
vorsichtig fahren.
Dann rollen wir zügig durch die hügelige Landschaft bis zu dem
Städtchen Rabotajew, 17 Kilometer vor dem Abzweig zu dem Stellplatz,
den wir uns für die Nacht auserkoren haben. Ab hier geht nichts
mehr. Für die 17 Kilometer brauchen wir 5 Stunden. Die Ursache ist
nicht erkennbar. Stau aus dem Nichts?
Fix und fertig landen wir am Ufer der Wolga an einem Strand, den
anscheinend vor allem Angler und Fischer frequentieren. Die
Schotterstraße endet an einem Gittertor.
Und dann gibt es doch noch eine Belohnung für die Leiden dieses
Tages, wir entdecken nur ein paar Schritte weiter eine Quelle.
Dazu gibt es natürlich, wie fast jeden Abend bisher, einen
spektakulären Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen füllen wir unseren Tank und alle Gefäße mit
bestem Quellwasser und fahren hinein in die Stadt, wo die Oka in die
Wolga mündet.
Unser erstes Ziel in Nischnij Nowgorod ist das Automuseum der GAZ
Werke. Ich lerne, GAZ bedeutet „Gorkowskowo Avto Zavod“,
übersetzt „Gorki Auto Werke“.
Die Stadt wurde nämlich 1932 in
„Gorki“ umbenannt, zu Ehren des Dichters, erhielt aber 1990 ihren
alten Namen zurück.
Die Limousinen „Wolga“ und „Tschaika“ wurden hier gebaut.
Erstere kannten wir in der ehemaligen DDR als Taxis, die andere war
die Staatskarosse vieler sozialistischer Länder.
Wir finden also das Werk und sein Museum am Prospekt Lenina.
In der ersten Etage sind vor allem Dokumente, Fotos und Modellautos
zu sehen, die allerdings schon mal den kleinen Jungen in Rüdiger
wecken.
Spannend wird es dann im Untergeschoss. Hier stehen sie, auf
Hochglanz poliert und mit grellen Scheinwerfern beleuchtet. Alle
Modelle, die hier gebaut wurden. Manche in verschwindend geringer
Stückzahl, andere in Größenordnungen. Und immernoch wird hier
produziert.
Nicht nur die Autos anzuschauen macht Spaß, sondern auch die
Begeisterung der Besucher. Vor allem Familien mit Kindern sind hier.
Ein älterer Herr mit seinem etwa 10jährigen Enkel fällt uns
besonders auf. Er erklärt dem Jungen jeden Wagen und der
fotografiert sie von allen Seiten.
Nachdem wir alles gesehen haben, was es hier zu sehen gibt, fahren
wir über die Brücke zur Altstadt hinüber.
Wir verfitzen uns ein bisschen in den schmalen Straßen und finden
dann einen tollen Parkplatz direkt an der Uferpromenade.
Wir klettern viele Stufen hinauf, treffen zunächst auf den
Ballonfahrer und dann auf Maxim Gorki, der von hoch oben über die
Stadt schaut.
Wir laufen bis zum Kreml, schlendern auch dort durch die Anlage
und genießen den tollen Blick auf die Wolga und die Stadt.
Eine Zeichengruppe findet hier jede Menge Motive
und dann geht es
viele Stufen wieder hinunter in die Altstadt.
In der Flaniermeile treffen wir auf diese Beiden
stoßen auf diesen interessanten Hinterhof
und eine Straßenbahnfahrerin, die verzweifelt an ihren Handy hängt, weil einige Zeitgenossen die Schienen der Tram zugeparkt haben.
Wir beschließen den Tag mit einem köstlichen Menü im grusinischen
Restaurant
und kommen gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang an die
Uferpromenade.
Eigentlich wollte ich noch in das Haus, in dem Maxim Gorki seine
Kindheit verbrachte und als Bettler und Lumpensammler gelebt hat besuchen.
Diese Zeit hat er später in seinem Buch „Unter fremden Menschen“
verarbeitet.
Leider ist es wieder mal Montag und die meisten Museen in Russland
haben montags geschlossen. Ein Grund mehr wiederzukommen.
Unser nächstes Ziel ist Jaroslawl, eine der Städte vom „goldenen
Ring“.
340 Kilometer liegen vor uns.
340 Kilometer liegen vor uns.
Begleitet uns, liebe Freunde!
Doris und Rüdiger
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenСпасибо за отличные впечатления. Vielen Dank für die tollen Impressionen und weiterhin eine gute Reise.
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