Freitag, 27. Mai 2022

Jadegrünes Wasser




Am 19. Mai 1919 betrat Mustafa Kemal Atakürk Samsun und bereitete den Boden für den Unabhängigkeitskrieg. So wird alljährlich der 19. Mai als Gedenktag für Atatürk und als Tag der Jugend und des Sports in der Türkei gefeiert.

Überall sind schon einige Tage vorher die Fahnen mit dem Halbmond und dem Stern gehisst, man bereitet sich auf die an diesem Tag stattfindenden Sportveranstaltungen vor. Wir aber machen uns auf und davon.






Von Antalya fahren wir zunächst weiter an der Küste entlang bis Manavgat. Cengiz und Dilek hatten uns empfohlen, uns dort den Wasserfall anzuschauen. Es ist nur ein kleiner Schlenker bis dahin und wir beschließen dort unsere Frühstückspause zu machen.



Wir hatten eine wilde Naturlandschaft erwartet. Was wir vorfinden ist ein gezähmter Fluss, mitten in der Stadt und die Restaurants, Cafès und Verkaufsbuden nehmen fast mehr Platz ein, als der Wasserfall selbst.




Auf dem Weg konnten wir einen kurzen Blick auf den Fluss werfen und waren sehr angetan. Das Wasser ist jadegrün und rauscht mit Macht dem Wasserfall zu. Der ist eher flach, aber breit und es sieht aus, als hätte der Fluss an dieser Stelle einen weißen Spitzenkragen angelegt, wo das Wasser die Stufe hinunterschießt.






Die Preise im Restaurant mit der Terrasse zum Fluss sind völlig überzogen, wir versuchen unser Glück gegenüber des Geländes, am Parkplatz, aber das ist auch nicht wirklich besser. Ein Fall von Touristennepp. So endet unser Aufenthalt an diesem eigentlich schönen Ort recht schnell.

Ein paar Kilometer weiter erleben wir am Stand von Mustafa das ganze Gegenteil. Wir kaufen Obst und Gemüse bester Qualität zu einem sehr fairen Preis.


 Wir fahren auf der D695 hinauf in die Berge, hinter Akseki biegen wir ab in Richtung Beyşehir Gölü, dem drittgrößten See der Türkei. Auf einer Höhe von 1115m zieht er sich 45 Km zu Füßen des Dedegöl Gebirges entlang. Der höchste Gipfel ist 2992 m hoch und seine Hänge noch mit Schnee bedeckt.

An diesem Feiertag sind wir so gut wie allein auf der Straße, selten begegnen wir anderen Fahrzeugen. An einem der zahlreichen Brunnen füllen wir unsere Kanister auf.








Eine winzige Moschee kennzeichnet die Einfahrt zu einem kleinen Picknickplatz, den wir als Nachtlager wählen. Auch hier gibt es einen Brunnen und eine Tränke.




Uns besucht denn auch eine Schafherde während wir unter dem Schutzdach unser Abendessen einnehmen.





Hier oben hat das Wetter umgeschlagen. Dicke Wolken ziehen auf und der Wind wird stürmisch und kalt. Der Brunnen versiegt, da die Pumpe über ein Solarpaneel angetrieben wird. Ohne Sonne kein Wasser.



In der Hoffnung auf einen Brunnen mit Wasser fahren wir am nächsten Morgen weiter.

An der Straße lockt uns dieser Aussichtsturm.



Der Blick über den See ist phantastisch. Auch sein Wasser ist jadegrün. Zauberhaft.





Die Außentemperatur beträgt 12°C, wie eine flauschige Decke hängen die Wolken über dem Wasser. Ein größeres Picknickareal taucht auf, wir finden einen halbwegs geraden Platz. Der Blick ist traumhaft.







Den Regentag überstehen wir und dann sollte es doch schön werden hier, denken wir uns. In einer Regenpause treten wir vors Mobil und werden sofort von unzähligen riesigen Mücken überfallen. Bei jedem Schritt stieben sie in Wolken vom Boden auf, wohin man auch tritt. Nee, so hatten wir uns dass nicht vorgestellt. Da muss es doch noch andere Plätze geben.




Am Morgen fahren wir also weiter am See entlang. Die Landschaft geht in weite Uferflächen über, die alle landwirtschaftlich genutzt werden. Außer Getreide gibt es hier viele Kirschplantagen. Die Bäume hängen voller kleiner grüner Kugeln, die bald zu süßen Kirschen werden. Hmmmm!







Wir umrunden den See ohne eine geeignete Stelle für ein paar Tage zu finden.

In Kireli legen wir einen Stopp ein um einzukaufen. Im A-101 Supermarkt kann Rüdiger sich nicht mehr zurückhalten und wir erwerben eine türkische Teekanne samt echtem türkischen Tee.




Auch hier gibt es ein Picknickareal, aber das ist für Wohnmobile nicht geeignet. Der Begriff Camping bezieht sich hier immernoch vorwiegend aufs Zelt. Wohnmobile gibt es zwar schon immer mehr, aber die Infrastruktur richtet sich nur langsam darauf ein. Für uns grundsätzlich kein Problem, aber in Gegenden mit viel Landwirtschaft manchmal eben bisschen schwierig.

So landen wir letztendlich in der Stadt Beyşehir.




Eine Uferpromenade mit Parkanlage zieht sich am See entlang, an der wir uns auf einen Parkplatz, wieder mit überdachten Picknickplätzen, stellen. Ruhig ist es hier nicht, aber wir haben einen atemberaubenden Blick auf die Schneegipfel des Gebirges und den See.






Das Wochenende lockt viele Menschen an den See. Vom Morgen bis spät in die Nacht ist um uns herum ein Kommen und Gehen.

Das Wetter ist wieder schön, es ist nicht zu warm, wir laufen also los, immer auf der Promenade am Seeufer entlang.





Als erste Attraktion treffen wir auf einen Figurenpark mit Gestalten aus der Geschichte. Gedenktafeln erinnern an große Gelehrte und Philosophen.








Unser Ziel ist die Eşrefoğlu Camii, eine der letzten erhaltenen Holzmoscheen in der Türkei.






Von außen ist sie aus Stein, eher schlicht, aber innen schimmert das alte Holz wie warmes Gold und verleiht dem Gotteshaus zusammen mit den weichen Teppichen etwas Anheimelndes. Sie ist wunderschön.










Wir lassen die Atmosphäre auf uns wirken.

Wieder draußen schlendern wir durch die Stadt. Moscheen gibt es hier an jeder Ecke, daneben in der Regel auch eine Teestube.

Ein kleiner Park lädt zum Ausruhen ein.







Dann haben wir Hunger. Die Türken essen in der Regel später, aber es findet sich eine Lokanta und hier gibt es alles, was unser Magen begehrt.






Zurück am WoMo spricht uns ein Mann an und lädt uns zum Tee an den nächsten Pavillon ein. Zeki ist Englischlehrer in Beyşehir, seine Tochter, seine Schwägerin mit zwei Töchtern und einem Sohn sind auch da. Wir werden freundlich begrüßt.




Später kommt noch seine Schwester mit ihrem kleinen Jungen dazu, ein aufgewecktes Kerlchen von drei Jahren, das fließend Englisch spricht, weil es in Amerika gelebt hat. Wie selbstverständlich kuschelt er sich an mich ran, als er vom Rollerfahren müde ist und lieber auf Mamas Smartphone einen Trickfilm anschaut.

Zeki erzählt uns von der schwierigen wirtschaftlichen Lage, die den meisten Türken das Leben gerade sehr schwer macht.

Ich unterhalte mich prächtig mit seiner fünfzehnjährigen Tochter Nadi, einem selbstbewussten Mädchen mit einem fröhlichen Lachen.



Wir bekommen Tee aus einem tragbaren Samowar, der Rüdiger total fasziniert.




Als es dunkel ist, verabschieden wir uns. Das war wieder eine dieser Begegnungen, die uns die Türkei so liebenswert machen.

Am nächsten Morgen verlassen wir Beyşehir in Richtung Konya.




Wenn Ihr wissen wollt, wie es dort weitergeht, bleibt dran.


Bis bald also

Doris und Rüdiger


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