Mittwoch, 4. Mai 2022

Heiße Quelle und frische Brise





Nur wenige Meter sind es bis Bulgarien und damit in die EU.  Auch hier werden wir etwas verwundert, aber sehr freundlich empfangen. Die Papiere werden noch einmal kontrolliert, der Blick ins Wohnmobil fällt kurz aus, Entweder sieht man die Sache hier gelassener oder man verlässt sich auf die serbischen Kollegen, die ja sozusagen in Sichtweite sind.

Wir fragen nach der Vignette, werden in das kleine Gebäude verwiesen, wo es einen Automaten dafür gibt. Obwohl er einfach zu bedienen ist, kommt die nette Beamtin hinter ihrem Schalter vor und übernimmt das für Rüdiger. Auf die Frage nach der Klassifizierung über 3,5t winkt sie ab. Wir bekommen für umgerechnet 8€ eine 7-Tages-Vignette. Prima, das wäre geschafft.

Eine ältere Dame fragt noch, fast schüchtern, nach unserem Corona-Impfnachweis und strahlt uns an, als wir ihn vorzeigen. Die Cov-App wird hier kommentarlos akzeptiert. Auch hier wird noch interessiert nach dem Woher und Wohin gefragt, ein letztes fröhliches Winken und wir sind in Bulgarien.

Sofort haben wir auch wieder das EU Rooming Netz, selbst hier in den Bergen.



Bulgarien ist relativ klein und hat relativ viele Gebirge. So sind von fast überall die Schnee bedeckten Gipfel zu sehen. Sie begleiten uns auf unserm Weg zu einem wieder mal bekannten Ort, nach Rupite.





Hier befindet sich das „Baba Vanga Center“, ein esotherischer Kraftort, einer Frau gewidmet, die in Bulgarien als Seherin verehrt wurde und wird, obwohl sie schon lange tot ist.

In einem erloschenen Vulkan liegt es neben einer heißen Quelle, die frei zugänglich war, als wir vor fünf Jahren hier waren.

Wir finden den Ort auf Anhieb und staunen nicht schlecht. Frei zugänglich ist er noch immer, aber inzwischen hübsch eingezäunt, mit ein paar Bänken und Umkleidehäuschen versehen. 




Gleich daneben gibt es nun eine Baustelle. Augenscheinlich wird hier eine Art Kurhaus gebaut.




Die große Wiese dahinter gilt wohl als offizieller Campingplatz. Auch die Bulgaren haben offensichtlich das Reisen im Wohnmobil entdeckt, denn es stehen so einige, meist in Gruppen, über das weite Gelände verteilt hier.



Wir finden einen schönen Platz und können es uns das erste Mal seit wir unterwegs sind, draußen gemütlich machen.



Wir genießen es sehr, in der Sonne zu sitzen und die Leute beim Baden zu beobachten.

Ein wunderbarer Duft nach Blüten wabert zu uns herüber, die Vielfalt der Vogelstimmen ist kaum zu überbieten – ein herrliches Fleckchen Erde.





Am nächsten Morgen dampft die Quelle in der kalten Luft, die sich erwärmt, sobald die Sonne hinter den alten Kraterwänden hervor kommt.



Wir lassen uns Zeit, frühstücken gemütlich, 



dann packen wir zusammen. Unser nächstes Ziel ist nur 19 Kilometer entfernt.




Wir fahren nach Melnik, das wir in wunderbarer Erinnerung haben. Hier haben wir hervorragend gegessen, besten Wein getrunken und mit Armin aus Salzburg einen netten, feuchtfröhlichen Abend verbracht.                                        Auch hier ist noch alles, wie es war.



Wir stellen das Auto an dem verlassenen Hotel am Ortseingang ab und schlendern die Straße hinauf, vorbei an der 800 Jahre alten Platane zur Hauptstraße von Melnik.






Hier findet man alle Restaurants und Läden, das Museum und auch hier hat sich nichts verändert.


Wir folgen dem Wegweiser zu einem alten Kloster. 300 Stufen geht es hinauf, mit schönen Ausblicken.


Nach etwa 2/3 der Stufen, bin ich platt. Ohne was zu trinken schaffe ich das nicht und daran haben wir nicht gedacht. Rüdiger bewältigt den Rest allein und hat den spektakulären Blick auf Melnik für sich allein.





Wieder unten, ordentlich durchgeschwitzt, es sind 28°C im Schatten, suchen wir uns einen schattigen Platz in einem der Restaurants und feiern das Wiedersehen mit dieser zauberhaften kleinen Stadt.


Das Essen ist köstlich der Wein leicht und erfrischend.






Danach kaufen wir noch ein bisschen ein und ruhen dann im Wohnmobil aus.

Der Bach hinter uns rauscht uns in den Schlaf.



Wiederum ganz in der Nähe gibt es einen Campingplatz, den wir von der letzten Reise als sehr angenehm in Erinnerung haben. Wir schauen im Internet nach und, glücklicherweise, „Camping Kromidovo“ gibt es noch. Wieder sind es nur 12 Kilometer durch eine wunderschöne Landschaft.




Gleich hier um die Ecke liegt übrigens das Städtchen Sandanski, am Struma Fluss. Im 2. Jh. v. Chr. hieß die Gegend Thrakien und der Stamm der Medi lebte hier. In dieser Zeit kam das Gebiet unter römische Herrschaft. Und irgendwo entlang des Flusses soll Spartakus vom Stamm der Medi geboren worden sein. Nachzulesen ist das bei Plutarch, dem antiken griechischen Historiker.                                            Man nimmt an, dass Spartakus als junger Mann von den römischen Legionen bei ihrem Vormarsch gefangen genommen und auf dem Sklavenmarkt verkauft und nach Italien gebracht wurde.  Seine ungewöhnliche Kraft und Schönheit fielen dem Eigentümer einer der größten Gladiatorenschulen  Gnaeus Cornelius Lentulus Batiatus auf. Der Rest ist eine allgemein bekannte Geschichte.




Auf dem Campingplatz hat sich nichts verändert, nur die Bäume sind etwas gewachsen, wie uns Sarah, die englische Besitzerin, lachend bestätigt.




Noch immer wird hier so ökologisch wie möglich gelebt. Wir erinnern uns sofort an viele Details, zum Beispiel daran, dass das Grauwasser von der Waschmaschine an die Pflanzen verteilt wird, denn dies ist hier eine der trockensten Regionen Bulgariens. Vor fünf Jahren wurde es noch in großen Eimern aufgefangen und hinausgetragen, inzwischen gibt es einen Tank, in den es geleitet wird und aus dem es dann verteilt wird.

Bald flattert unsere Wäsche auf der Leine und wir sitzen gemütlich unterm Schattendach, denn in der Sonne ist es schon richtig heiß.






Irgendwo im Hintergrund suchen Sarah und John Material aus ihrem Fundus zusammen, um eine Außenküche zu bauen, vor dem Zaun zieht eine Schafherde vorbei und ein Fuhrwerk mit einem Esel zuckelt hinterher. Die Vögel tirillieren und es summt und brummt um uns herum. Es ist einfach friedlich. 

Am Abend kommt Wind auf, in der Nacht beginnt es zu regnen und hört erst morgens auf, als wir unseren ersten Kaffee trinken.



Wir machen uns auf den Weg zur Küste. Unser Ziel ist Burgas, oder besser, ein Örtchen, etwa 10 Km entfernt – Kraimorie. Bis dahin sind es 495 Km, das wird ein langer Tag.

Wir fahren durch die Rhodopen, entlang der Schmalspurstrecke der Rhodopenbahn, mit der wir vor fünf Jahren bis Septemvri und zurück gefahren sind. Obwohl es ja schon eine Weile her ist, erkennen wir Vieles wieder. Die Bahn tuckert ja auch mit nur 25km/h durch die Berge, da hat man Zeit, sich alles einzuprägen.







Zu unserer Freude kommt uns sogar der Zug entgegen.



An der Straße gibt es die eine und andere Quelle und etliche Stände mit Honig, bunten Bohnen, Käse und Kartoffeln. In den Orten werden auch Obst und Gemüse feil geboten.




Wir halten an einer Quelle und kaufen einer netten alten Dame Kaschkaval ab, den wunderbar cremigen Käse, der hier paniert und gebraten gegessen wird.

Wir passieren Velingrad, ein Heilbad mit dem einzigen Termalcamping auf dem Balkan, dann geht’s auf die Autobahn Richtung Burgas.



Als wir ankommen, sind wir ziemlich platt. Mal gut, dass wir wissen wohin. In dem kleinen Fischerhafen von Kraimorie gibt es drei Plätze für Camper mit Strom, WiFi und einer Toilette. Das Gelände ist eingezäunt und bewacht, was für uns nicht dringend notwendig wäre, aber nach so einem langen Fahrtag ist es schon schön, nicht erst einen Platz suchen zu müssen.





Genau darüber, nur wenige Meter zu Fuß, befindet sich die „Biereria Neptun“, ein Restaurant mit Aussichtsterrasse aufs Meer. Es gibt also alles, was der Camper braucht.


Am nächsten Tag wandern wir zunächst am Strand entlang, dann durch Wiesen und Felder auf der Steilküste vorbei an der imposanten Landzunge zum Kap Foros.












Es tut uns richtig gut zu laufen und uns vom Wind durchpusten zu lassen.

Abends gehen wir hinauf ins Restaurant. Auf der Terrasse ist es schon etwas frisch, 



aber wir bekommen drinnen noch einen Platz.





Viele Familien mit Kindern sind hier, es geht laut und fröhlich zu.

Wir amüsieren uns über einen kleinen Kerl, der am Nebentisch andächtig die mit Knoblauch zubereitete Sahne in sich hineingabelt.



Am nächsten Morgen, dem 1. Mai, fahren wir weiter, auf der ruhigen Landstraße 99 Richtung türkische Grenze.




Ein Zwischenstopp muss sein um einen alten thrakischen Grabhügel anzuschauen, das mitten im Wald, bemoost vor sich hin dämmert.






Ein Künstler hat einige Größen der bulgarischen Literatur an der Straße verewigt.




Kurz danach erreichen wir Malko Tarnovo, eine kleine Stadt mitten im Strandschagebirge.

Es ist ein gemütlicher kleiner Ort mit viel Grün.






Wir finden noch ein offenes Bistro und damit unser Abendessen.




und einen Platz für die Nacht hinter dem kleinen Supermarkt. 


Es ist unsere letzte Nacht in Bulgarien, morgen überqueren wir die Grenze zur Türkei. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet.


Wenn es Euch genauso geht, freut Euch auf unseren nächsten Post.


Bis bald also

Doris und Rüdiger









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