Donnerstag, 19. Mai 2022

Familienanschluss





Der Plan war, nach der vollen Packung Antike, einen ruhigen Platz zu suchen, an dem wir alles sacken lassen können. Im WoMo-Führer haben wir so einen gefunden, am Meer unweit von Bodrum.

Die Straße führt durch das westliche Taurusgebirge, windet sich in vielen Kurven hinauf, die Berge geben immer wieder den Blick auf das Meer frei. Eine phantastische Strecke.







Auf den letzten Kilometern geht es durch ein Dorf, 



dann heißt es: „biegen Sie scharf rechts ab“. Nee, da streikt der Fahrer, das ist zu steil, zu schmal für unser Vehikel. Also wenden und zurück, denn zum Wasser hinunter ist es hier überall so abschüssig. Die Berge fallen direkt ins Meer.

Wir finden einen ruhigen Platz im Wald an der Straße.

Am nächsten Tag versuchen wir es erneut, diesmal auf einer größeren Straße und landen in dem verschlafenen Dörfchen Türkevleri, direkt am Strand des Golfs von Gökova in der südlichen Ägäis. Am Ende des 100 km langen Golfs liegt die griechische Insel Kos.

Wir finden an einem kleinen Park einen Platz, direkt am steinigen Strand.




Lange bleiben wir nicht allein. Erst stellt sich ein Kastenwagen dazu,




etwas später ein Wohnmobil, dem ein Mann, eine Frau und fünf Mädchen entsteigen. Die Mädels flitzen sofort ans Wasser und lassen Steinchen springen.





Etwas später spricht der Mann Rüdiger an, der gerade einen Kanister Wasser vom Dorfbrunnen geholt hat. Er versteht ihn nicht, beide grinsen entschuldigend.

Nach einer Weile ruft er plötzlich zu uns herüber: „Seid ihr Deutsche?“ Wir bejahen, er lacht und schon sind wir in feinstem Deutsch zum Tee eingeladen. So haben wir Rifat und Dilek kennengelernt. Wir reden und reden, bekommen später Brot mit gebratener Wurst in die Hand gedrückt. Wir erfahren, dass nur drei der Mädchen ihre Töchter sind, die beiden anderen sind von der Nachbarin. Die Mädchen sind durch die Bank sehr lieb und vertragen sich prächtig. Dilek ist in Deutschland geboren, Rifat kam als kleiner Junge mit seinen Eltern nach Deutschland. Die Familie hat viele Jahre in Deutschland gelebt, wohnt aber seit zwei Jahren ungefähr 30 Km von diesem Strand im eigenen Haus. Wir werden eingeladen, ihnen zu folgen und den Abend und die Nacht dort zu verbringen. Die Einladung ist so herzlich und wir verstehen uns so gut, dass wir gerne annehmen. Und so werden wir sozusagen im Handumdrehen adoptiert.

Unsere Wäsche wandert sofort in die Waschmaschine, Rifat wirft den Grill an, Dilek zeigt mir das Haus und den Gästebungalow, wo wir duschen können, die Mädchen erzählen mir von der Schule und ihren Lieblingsbeschäftigungen und es ist wirklich wie ein Abend in der Familie. Wir reden über Gott und die Welt, bekommen wieder viele Tipps und Ratschläge für die Türkei im Allgemeinen und sehenswerte Orte im Besonderen und es wird später als geplant.








Am nächsten Morgen packt Dilek uns alle möglichen selbstgemachten Leckereien ein, von Käse und Eiern von den Nachbarhühnern über Oliven und Tomatensoße bis hin zu getrockneten Feigen aus dem eigenen Garten.

Rifat sagt: „Ihr habt jetzt Freunde hier“ und Dilek ergänzt: „nun gehört ihr zur Familie“. Wir sind absolut überwältigt.

Die ganze Familie verabschiedet uns herzlich, als wir weiterfahren.

An einem Wasserfall mit Aussicht finden wir einen Platz für die Nacht.




Ein Ziegenhirt besucht uns, ein knorriger alter Mann, der um etwas zu essen bittet. Wir geben ihm Brot und ein Stück Käse. Zufrieden zieht er von dannen.




Wir genießen die Ruhe und den Sonnenuntergang und schlafen wunderbar in dieser Nacht.



Am Morgen rollen wir zum Camping Gönül in Adrasan. Der Ort liegt in einer zauberhaften Bucht und ist um diese Jahreszeit noch sehr ruhig.

Normalerweise stehen die Wohnmobile hinter dem Haus auf einem dafür eingerichteten Platz. Wir dürfen ausnahmsweise vorne stehen, mit Meerblick, weil die Saison noch nicht begonnen hat und es noch leer ist auf dem Platz.






Aber auch weil Ahmed, ein Berliner Türke aus Istanbul, den ich über facebook kennengelernt habe, uns angekündigt hat. Ahmed gibt uns fast täglich weitere Tipps für die Reise und Hinweise auf schön gelegene und günstige Camping- und Stellplätze. In einem eigenen Yuotube Kanal stellt er sie vor. Er ist einer von den minimalistischen Campern, der einen kleinen PKW als Camper ausbaut. Sehr ausgetüftelte Lösungen hat er dafür gefunden. Danke für Deine Hilfe!

Vor unserer Nase liegt eine Armada an Ausflugsschiffen, die im Sommer voller Touristen hinaus fahren. Einige sind noch an Land aufgebockt, werden überholt und aufgehübscht. Wir können beobachten, wie sie dann mit Hilfe eines Radladers zu Wasser gelassen werden. Ein tolles Spektakel.





Die Dame des Hauses, Shırıf, verwöhnt uns mit Tee und wir verständigen uns wunderbar mit Händen und Füßen und dem Google Translater. Wenn sie etwas nicht versteht, kichert sie wie ein kleines Mädchen, sie ist wirklich sehr liebenswert.

Am Ende der Bucht häufen sich die Restaurants und Bars, hier geht es laut zu. Aber hier ist auch der Badestrand für die Touristen. Wir schlendern in der zweiten Reihe an den weniger coolen Restaurationen entlang und bleiben an einer stehen. Eine mütterlich lächelnde Frau kommt heraus und lädt uns mit freundlichen Gesten zu Eintreten ein. Da könne wir nicht Nein sagen und wir bereuen es nicht.

Wir können zusehen, wie sie Gözleme frisch zubereitet. Dazu nimmt sie ein mandarinengroßes Teigstück aus einer Schüssel, rollt es mit einem Rundholz hauchdünn, bestreut die Hälfte mit krümeligem Käse, schlägt die andere Hälfte drüber, drückt sie fest und dann wird es auf dem Sac gebacken, einer leicht gewölbten Heizplatte. 




Das zweite füllt sie mit Tahin. Es schmeckt ein bisschen wie süße Erdnussbutter. Köstlich! Dazu gibt es Salat, grüne Bohnen in Tomatensoße vom Hausherrn kreiert, Suppe und Tee. Wir werden das "Ganimet" in guter Erinnerung behalten. 




Am nächsten Tag müssen wir leider weiter, denn wir haben einen Termin in Antalya. Was für ein Termin das ist und wie wir Antalya, die große Touristenmetropole am Mittelmeer erleben, erzählen wir beim nächsten Mal.


Bis bald also

Doris und Rüdiger 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen