Montag, 23. Mai 2022

Adleraugen





Vor uns liegt der Olimpus, oder Tahtalı Dağı. Sein imposanter Gipfel ist 2366m hoch und beherrscht die Landschaft zwischen Antalya und der Finikebucht als dominierender Berg des Gebirgszuges Bey Dağları, der Herren-Berge. Er ist der höchste Berg im Olimpos Naturpark. Auf seinem Gipfel treten Gase aus, die sich entzünden und am Abend bietet der „brennende Berg“ bestimmt ein imposantes Schauspiel.



Man kann ihn besteigen, muss aber nicht, denn es gibt eine Seilbahn hinauf, die Teleferik.

Die Straße führt an der Küste entlang 




und bietet atemberaubende Ausblicke aufs Meer.

Kurz hinter dem Berg kommt der Moloch Antalya in Sicht. Die ganze Bucht entlang ziehen sich die Hotelburgen.





Der Berg, die Seilbahn und die City von Antalya sind aber nicht unser eigentliches Ziel. Wir bleiben im Stadteil Konyaaltı, das in unserer Richtung am Rande der Stadt liegt.



Aber auch hier suchen wir nicht wegen des berühmten Strandes einen Stellplatz, sondern weil in diesem Stadtviertel das Talya Medical Center liegt. In der Augenklinik werde ich eine Kataraktoperation machen lassen.

Den Termin für die Voruntersuchung habe ich schon von Berlin aus mit einem Büro in Süddeutschland gemacht. Nun sind wir also hier.

Wir finden eine Brachfläche eine Straße hinter der Strandpromenade, auf der schon zwei, drei türkische Kastenwagen stehen und stellen uns dazu. In den Seitenstraßen, die hinunter an die Promenade führen, stehen dicht an dicht Wohnmobile, Wohnwagen und Vans. Wir hoffen einfach, dass es funktioniert, denn von hier ist die Augenklinik nicht weit.




Mit den Fahrrädern geht es den Atatürk Bulvarı hinunter. Die Klinik ist bald gefunden. Alles ist hell und freundlich.




Ich werde schon an der Rezeption von der deutschen Mitarbeiterin Anette erwartet, die sehr nett und sehr kompetent ist. Sie erklärt mir alles, führt die Untersuchungen durch. Dann empfängt mich die Ärztin. Auch sie sehr freundlich, kompetent und effizient. Anette übersetzt und erklärt anschließend wie es weiter geht. Die Operation kann ohne Probleme durchgeführt werden. Die Schmetterlinge in meinem Bauch haben sich inzwischen beruhigt. Ich fühle mich hier gut aufgehoben.


Warum ich diese Operation in der Türkei machen lasse und nicht in Deutschland? Ganz einfach, weil es deutlich günstiger ist. Hier kosten beide Augen weniger als in Deutschland eines. Und die Kasse würde mir auch in Deutschland nur die Standard OP bezahlen. Das bedeutet, ich bräuchte trotzdem noch eine Brille. Hier bekomme ich Trifocal-Linsen, das heißt, ich brauche keine Brille mehr.

Auf dem Radweg an der Strandpromenade fahren wir die etwa drei Kilometer bis zum Wohnmobil zurück.






Unsere türkischen Nachbarn haben uns schon heute morgen ein Simmit ans Auto gebracht. Einfach so. Nun bekommen wir noch einige Früchte geschenkt. Wir kennen sie als Japanische Wollmispel, wie sie hier heißen, muss ich noch rausfinden. Wir revanchieren uns mit einigen Stücken Melone, die wir unterwegs gekauft haben.




Bei Rifat und Dilek haben wir gelernt, wie man Sonnenblumenkerne knackt. Es macht Spaß, in der Sonne zu sitzen und die Schalen einfach auszuspucken.



Während wir das Leben genießen, kommt von Anette die Nachricht: erste OP am Samstag.

Alles läuft wieder mit der schon gewohnten Freundlichkeit und Professionalität ab, Anette begleitet mich die ganze Zeit, sogar bis in den OP. Sie erklärt, jeden Schritt. Der Eingriff dauert nach Ihrer Aussage sieben Minuten. Gefühlt etwas länger, aber ich muss sagen, bohren beim Zahnarzt ist schlimmer.

Ein Pflaster deckt mein Auge ab und ich bekomme vier verschiedene Augentropfen. Das ist die eigentliche Herausforderung: sie müssen in regelmäßigen, aber unterschiedlichen Abständen verabreicht werden.

Rüdiger macht einen „Tropfplan“ und träufelt wie ein Profi.

Das Pflaster darf nach vier Stunden abgemacht werden und ich kann es kaum glauben, schon mit dem einen operierten Auge sehe ich die Welt schärfer, die Brille ist überflüssig.

Beim Optiker neben der Klinik lasse ich mir daraus eine Sonnenbrille machen.

Am Montag ist die Nachuntersuchung, Frau Dr. Mehtap ist sehr zufrieden und ich kann gleich da bleiben für das zweite Auge.

Im Vorbereitungsraum komme ich mit einem Engländer in meinem Alter ins Gespräch. Seine Frau und er sind zwei Wochen in Antalya. In dieser Zeit haben sich beide die Zähne neu machen,und den Magen verkleinern lassen. Sie hat sich die Augen mit Botox aufspritzen und die Halsfalten wegmachen lassen, ihm sind Haare implantiert worden und nun sind noch seine.Augen dran. Runderneuerung in 14 Tagen, Flug, Hotel und Begleitung sind inclusive.

Am Abend steht ein prachtvoller Vollmond am Himmel. Ein gutes Omen?



Und auch unser "Schlafbursche" ist wieder da. Dieser Mann kommt jeden Abend her, breite sein Lager an dieser Straße unter dieser Laterne aus, schläft ein paar Minuten oder eine Stunde, das ist von Tag zu Tag verschieden, dann packt er alles wieder zusammen und zieht von dannen. 



Er wird von einem Taxifahrer und einem Radfahrer angesprochen, gibt wortreiche Erklärungen ab, die wir leider nicht verstehen, die fürsorglichen Männer fahren achselzuckend weiter.

Das zweite Auge geht genauso schnell, wie das erste, ich werde anschließend hinausbegleitet, Rüdiger wartet schon im Foyer.



Er hat inzwischen endlich die Post gefunden, bei der er die HGŞ Vignette bekommt, falls wir doch mal auf eine Mautstrecke geraten. Nun ist auch das erledigt.

Wir rufen ein Taxi. Beim ersten Mal hat uns Anette gezeigt, wie es geht.



Solche Rufkästchen sind alle paar Meter an Bäumen oder Laternenmasten angebracht, Ein Knopfdruck und ein Taxi ist in kürzester Zeit da.

Für ungefähr 2,50€ sind wir schnell zurück am Wohnmobil.

Der Tropfplan wird nun mit dem zweiten Auge noch komplizierter, aber Rüdiger bekommt auch das hin.


Die Nachuntersuchung des zweiten Auges findet am Tag darauf statt, es gibt noch einen Tee und ein paar Fotos und dann ist es geschafft.




Eine Woche Großstadt ist uns erstmal genug, am nächsten Morgen sind wir startklar und verlassen die Touristenmetropole am Mittelmeer.

Auf dem Rückweg werden wir noch einmal kurz halten für eine weitere Nachuntersuchung.

Aber jetzt, so nett es hier auch ist, nix wie weg.





Wohin wir, nun mit geschärftem Blick, fahren, darüber berichten wir im nächsten Post.


Bis bald also

Doris und Rüdiger

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