Sonntag, 19. Mai 2019

dumm gelaufen


Je genauer Du planst, desto härter trifft Dich der Zufall.
Peter Rühmkorf (1929 – 2008)



Pünktlich zum Beginn unserer Reise stellt sich warmes Wetter ein.
Das WoMo ist bereit, wir haben Kartenmaterial besorgt, der Russische Straßenatlas war rechtzeitig im Briefkasten, wir sind bereit.


Bei blauem Himmel und 25°C fahren wir los Richtung Osten.



Unser erstes Ziel ist Myślìbórz in Polen. Da unser WoMo mehr als 3,5t wiegt, brauchen wir eine Maut-Box. Die gibt es nur an bestimmten Tankstellen, sogenannten Distributionsstellen. Wir haben natürlich vorher recherchiert.
So ganz erschließt sich uns das System der mautpflichtigen Strecken nicht. Sie sind für uns ziemlich unlogisch über das ganze Land verteilt. Oft sind es kurze Teilstrecken einer Landstraße, manchmal ganze Autobahnstrecken. Einige sind sogar in Privathand, da wird die Maut an Stationen kassiert. Wir könnten nun versuchen die Mautstrecken zu vermeiden, aber das würde ein ziemliches Zick-Zack-Gegondel werden. Also wollen wir auf Nummer Sicher gehen und uns eine Mautbox der staatlichen Organisation ViaToll besorgen. In Myślìbórz nicht weit vom Grenzort Küstrin/Kostrzyn, gibt es eine solche Distributionsstelle. Unser Navi leitet uns auch in die richtige Richtung, leider biegen wir ganz kurz vorher falsch ab und können nicht mehr anders als auf die S3, eine mautpflichtige Autobahn fahren. Was nun?
Nach etwa 6 Kilometern ist auch prompt die erste Mautbrücke in Sicht, weit und breit keine Ausfahrt.
Rüdiger flucht, ich frage Mr. Google wo die nächste Tankstelle ist, bei der wir eine Box bekommen. Er zeigt mir Stargard an. Das sind nur 30 Kilometer. Zwanzig davon müssen wir auf der S3 bleiben. Eine zweite Mautbrücke kommt in Sicht. Dumm gelaufen. Wir hoffen einfach, dass die Strafe nicht zu hoch ausfällt. Es gibt da die wildesten Geschichten von Summen über mehrere Hundert Euro.
Nach einigem Suchen finden wir dann die Tankstelle der polnischen Firma Orlen in Stargard, bekommen die Box und die freundliche Verkäuferin ruft bei ViaToll an, dort gibt es sogar eine Mitarbeiterin die Deutsch spricht. Rüdiger fragt, ob man nachzahlen kann. Die deutschsprachige Dame verneint, meint aber, es sei nicht gewiss, ob es eine Strafe geben wird. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Genau das bestätigt auch ein LKW-Fahrer, der Rüdigers Frage mitgehört hat.
Nun haben wir also die Box, sind erleichtert und hoffen das Beste. Der Tag ist zu schön, um ihn sich davon verderben zu lassen.


Frohen Mutes fahren wir weiter über Land auf der (mautfreien) Schnellstraße Nr. 10 bis Wałcz, dort wechseln wir auf die Nr. 22 und fahren bis Chojnice, am Rande des Tucholskye Nationalparks. Üppige Felder und Wälder säumen unseren Weg, grün und gelb leuchten sie rings um Dörfer und kleine Städte. Es ist schon ein Weilchen her, dass wir in unserem Nachbarland unterwegs waren. Polen ist viel aufgeräumter und sauberer, als wir es in Erinnerung haben. Glücklicherweise ist ihm seine Eigenheit dadurch noch nicht ganz verloren gegangen. Immer noch sind viele Häuser in quietschbunten Farben abenteuerlichster Kombinationen gestrichen, es gibt noch ein paar der kleinen Läden und Kioske für den täglichen Bedarf und die internationalen Supermarktketten konnten die polnischen Biedronka-Märkte nicht verdrängen. In fast jedem Städtchen leuchtet der Marienkäfer über dem Eingang zu einem der einheimischen Supermärkte.



Große Haufenwolken türmen sich am Himmel. Ab und zu schieben sich dicke schwarze Regenwolken davor und heftige Schauer prasseln auf die Windschutzscheibe.


An der Straße 212 Richtung Bytow gibt es kurz hinter Chojnice einen kleinen Parkplatz an einem Aussichtspunkt. Hier werden wir übernachten. Wir haben einen wunderbaren Blick über die Felder und Wälder. Nach der Tafel auf der kleinen Plattform sollten auch zwei Seen zu sehen sein, aber im Laufe der Jahre ist die Aussicht aber zugewachsen.





Die Wetterprognose für die nächsten Tage ist leider nicht so gut. Es bleibt zwar erstmal warm, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es regnet liegt bei 90%.
Trotzdem werden wir morgen einen Stellplatz in den Masuren ansteuern.
Drückt uns die Daumen, dass die Wetterfrösche sich irren, denn wir haben unser aufblasbares Kajak dabei.

Bis bald also, liebe Freunde
Doris und Rüdiger

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