Je genauer Du planst, desto härter
trifft Dich der Zufall.
Peter Rühmkorf (1929 –
2008)
Pünktlich
zum Beginn unserer Reise stellt sich warmes Wetter ein.
Das
WoMo ist bereit, wir haben Kartenmaterial besorgt, der Russische
Straßenatlas war rechtzeitig im Briefkasten, wir sind bereit.
Bei
blauem Himmel und 25°C fahren wir los Richtung Osten.
Unser
erstes Ziel ist Myślìbórz in Polen.
Da unser WoMo mehr als 3,5t wiegt, brauchen wir eine Maut-Box. Die
gibt es nur an bestimmten Tankstellen, sogenannten
Distributionsstellen. Wir haben natürlich vorher recherchiert.
So
ganz erschließt sich uns das System der mautpflichtigen Strecken
nicht. Sie sind für uns ziemlich unlogisch über das ganze Land
verteilt. Oft sind es kurze Teilstrecken einer Landstraße, manchmal
ganze Autobahnstrecken. Einige sind sogar in Privathand, da wird die
Maut an Stationen kassiert. Wir könnten nun versuchen die
Mautstrecken zu vermeiden, aber das würde ein ziemliches
Zick-Zack-Gegondel werden. Also wollen wir auf Nummer Sicher gehen
und uns eine Mautbox der staatlichen Organisation ViaToll besorgen.
In Myślìbórz nicht weit vom Grenzort Küstrin/Kostrzyn, gibt es
eine solche Distributionsstelle. Unser Navi leitet uns auch in die
richtige Richtung, leider biegen wir ganz kurz vorher falsch ab und
können nicht mehr anders als auf die S3, eine mautpflichtige
Autobahn fahren. Was nun?
Nach
etwa 6 Kilometern ist auch prompt die erste Mautbrücke in Sicht,
weit und breit keine Ausfahrt.
Rüdiger
flucht, ich frage Mr. Google wo die nächste Tankstelle ist, bei der
wir eine Box bekommen. Er zeigt mir Stargard an. Das sind nur 30
Kilometer. Zwanzig davon müssen wir auf der S3 bleiben. Eine zweite
Mautbrücke kommt in Sicht. Dumm gelaufen. Wir hoffen einfach, dass
die Strafe nicht zu hoch ausfällt. Es gibt da die wildesten
Geschichten von Summen über mehrere Hundert Euro.
Nach
einigem Suchen finden wir dann die Tankstelle der polnischen Firma
Orlen in Stargard, bekommen die Box und die freundliche Verkäuferin
ruft bei ViaToll an, dort gibt es sogar eine Mitarbeiterin die
Deutsch spricht. Rüdiger fragt, ob man nachzahlen kann. Die
deutschsprachige Dame verneint, meint aber, es sei nicht gewiss, ob
es eine Strafe geben wird. Kann sein, kann aber auch nicht sein.
Genau das bestätigt auch ein LKW-Fahrer, der Rüdigers Frage
mitgehört hat.
Nun
haben wir also die Box, sind erleichtert und hoffen das Beste. Der
Tag ist zu schön, um ihn sich davon verderben zu lassen.
Frohen
Mutes fahren wir weiter über Land auf der (mautfreien) Schnellstraße
Nr. 10 bis Wałcz, dort wechseln wir auf die Nr. 22 und fahren bis
Chojnice, am Rande des Tucholskye Nationalparks. Üppige Felder und
Wälder säumen unseren Weg, grün und gelb leuchten sie rings um
Dörfer und kleine Städte. Es ist schon ein Weilchen her, dass wir
in unserem Nachbarland unterwegs waren. Polen ist viel aufgeräumter
und sauberer, als wir es in Erinnerung haben. Glücklicherweise ist
ihm seine Eigenheit dadurch noch nicht ganz verloren gegangen. Immer
noch sind viele Häuser in quietschbunten Farben abenteuerlichster
Kombinationen gestrichen, es gibt noch ein paar der kleinen Läden
und Kioske für den täglichen Bedarf und die internationalen
Supermarktketten konnten die polnischen Biedronka-Märkte nicht
verdrängen. In fast jedem Städtchen leuchtet der Marienkäfer über
dem Eingang zu einem der einheimischen Supermärkte.
Große
Haufenwolken türmen sich am Himmel. Ab und zu schieben sich dicke
schwarze Regenwolken davor und heftige Schauer prasseln auf die
Windschutzscheibe.
An
der Straße 212 Richtung Bytow gibt es kurz hinter Chojnice einen
kleinen Parkplatz an einem Aussichtspunkt. Hier werden wir
übernachten. Wir haben einen wunderbaren Blick über die Felder und
Wälder. Nach der Tafel auf der kleinen Plattform sollten auch zwei
Seen zu sehen sein, aber im Laufe der Jahre ist die Aussicht aber
zugewachsen.
Die
Wetterprognose für die nächsten Tage ist leider nicht so gut. Es
bleibt zwar erstmal warm, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es regnet
liegt bei 90%.
Trotzdem
werden wir morgen einen Stellplatz in den Masuren ansteuern.
Drückt
uns die Daumen, dass die Wetterfrösche sich irren, denn wir haben
unser aufblasbares Kajak dabei.
Bis
bald also, liebe Freunde
Doris
und Rüdiger
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