Post
festum
Schöner
als in die Sonne zu sehn
ist
es, vor ihr die Augen zu schließen.
Dann
erst werden sie übergehn
und
du wirst Farbenwunder genießen.
Karl Kraus
Liebe
Freunde,
wusstet
Ihr, dass es den Joghurt in Bulgarien seit Jahrhunderten gibt?
Wir
wussten es nicht.
1906
untersuchte ein russischer Wissenschaftler an bulgarischen Bauern –
den „Hunderjährigen“ -, ob deren regelmäßiger Joghurt-Konsum
ein Grund ihre hohe Lebenserwartung sein könnte. Er kam zu einem
positiven Ergebnis und der Joghurt trat seinen Siegeszug um die Welt
an. Inzwischen weiß man, dass der Joghurt selbst nicht
lebensverlängernd wirkt, aber positive Auswirkungen auf die
Darmflora hat und somit einen Beitrag zum Wohlbefinden leistet.
Soweit der Reiseführer.
Wir machen also die Probe aufs Exempel, halten in den Läden Ausschau
und werden fündig.
Man
bekommt ihn in unterschiedlichsten Sorten, von flüssig in großen
Flaschen, bis fast schnittfest. Zuerst sind wir auf ihn bei unserem
Restaurantbesuch in Belogradchik gestoßen. Dort bekamen wir ihn mit
Honig und Nüssen serviert.
Köstlich.
Die Märkte sind voller Obst, direkt von um die Ecke. Vor allem
Aprikosen, Pfirsiche, Melonen und Kirschen lachen uns an. In den
Dörfern werden süße Himbeeren angeboten. Wir genießen also
unseren Joghurt mit den Früchten des Landes.
Die
Gottesbrücke ist ein kleines Naturwunder.
Von
Belogradchik sind wir über Berkovica nach Vraca gefahren, durch das
Alte Gebirge – Stara Planina. In der Nähe des Dorfes Čiren
soll sie sich befinden, die Gottesbrücke.
Über kleine Strässchen
und Feldwege fährt man bis zu den Mauerresten einer alten Festung.
Von dort läuft man auf Waldwegen und über Stufen hinab.
Der
durch den Kollaps einer Karsthöhle entstandene Felsbogen in einem
Talkessel...
So erklären es die
Geologen. Wie auch immer das hier entstanden ist, es ist ein
besonderer Ort.
Wir sind ganz allein
hier.
Und da auch dieser Platz
vor den alten Mauern etwas Besonderes ist, bleiben wir über Nacht
hier stehen.
Abendfrieden senkt sich
herab, die Sonne lässt die fernen Berge erglühen, Grillen zirpen,
Vögel singen Abendlieder, ein Wolkenkrokodil segelt vorbei.
Traumhaft.
Am nächsten Morgen
leuchten uns die Kornfelder entgegen, die Wiesen und Wälder zeigen
jede Schattierung von Grün, Lichtsprengsel fallen durch das Laub der
Eichen, unter denen wir die Nacht verbracht haben.
Wir
sind früh aufgestanden, denn wir wollen uns heute den Goldschatz von
Vraca ansehen, der dort im Historischen Museum zusammen mit dem
Silberschatz von Rogošen
aufbewahrt wird. Beide stammen aus dem 3. und 4. Jh. v. Chr. Und
wurden zufällig entdeckt.
Wir fahren also nach
Vraca, finden die richtige Straße und einen Parkplatz und gehen über
den großen Platz mit der monumentalen Statue von Hristo Botev, dem
Helden der Befreiungskämpfe gegen die Türken, zum Museum.
Das Personal sitzt noch
beim Kaffee und ist fast erschrocken über unseren Eintritt. Wir sind
die einzigen Besucher an diesem Morgen.
Wir bekommen Tickets und
man erklärt uns den Rundgang in bestem Englisch. Los geht es mit den
Artefakten der Jungsteinzeit, wir arbeiten uns vor durch die
Thrakischen Ursprünge der Bulgaren bis zur Geschichte der Gegend,
die vom Kampf gegen die Türken geprägt ist. Dann sind wir am Saal
mit dem Goldschatz. Man sieht ihm an, dass er lange in der Erde
gelegen hat, viele Exponate sind etwas stumpf, aber schön
gearbeitet.
Hristo Botev hat einen
eigenen Saal bekommen und dann sind wir beim Silberschatz angelangt.
Der Saal wird für uns geöffnet, das Licht angemacht.
Matt
schimmerten die schön gearbeiteten Krüge und Kelche, Schalen und
Vasen, Fibeln, Ringe, Ohrgehänge und Halsketten in dem gedämpften
Licht. Ornamente und Reliefs treten deutlich hervor, jedes Detail
zeugt von großer Fertigkeit. Das ist unser Highlight, wir können
uns kaum satt sehen.
Danach besehen wir uns
noch die Galerie mit moderner bulgarischer Kunst. Ein paar
bemerkenswerte Bilder und Skulpturen lassen die etwas lieblos
gestalteten Räume vergessen.
Wir verlassen das Museum
und schlendern vorbei an den beiden alten Wohn- und Wehrtürmen durch
die gut besuchte Fußgängerzone mit ihren Boutiquen und Cafès.
Dann ist unsere Parkzeit
abgelaufen und wir starten durch Richtung Sofia.
Morgen wollen wir die
Hauptstadt erobern.
Bis dann also
Doris und Rüdiger
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen