Montag, 19. Juni 2017

Bulgarien – im Balkan Gebirge




Liebe Freunde,

jeder kennt den Begriff „der wilde Balkan“. Wir sind mittendrin.
Das Balkan Gebirge ist nicht besonders hoch, aber tatsächlich wild-romantisch und wunderschön. Vieles erscheint hier noch fast unberührt und ursprünglich.

Zunächst aber mussten wir über die Grenze. Da Serbien nicht in der EU ist, Bulgarien aber schon, gestalteten sich die Grenzformalitäten sehr gründlich und etwas langwieriger. Innerhalb Europas kennt man das eigentlich nicht mehr. Mit wenigen Ausnahmen eben. Auf beiden Seiten wurden unsere Pässe und Fahrzeugpapiere geprüft, das Auto inspiziert.
Nach etwa einer Stunde waren wir durch.

Auf einer schmalen Landstraße, durch kleine Dörfer fuhren wir parallel zur Grenze Richtung Belogradchik. Fast alles was wir sahen hatte schon mal deutlich bessere Zeiten gesehen. Es wurde recht deutlich warum Bulgarien das ärmste Land der EU ist.
Die Natur allerdings – mit das Schönste was wir je gesehen haben.
In Belogradchik angekommen fanden wir den Campingplatz außerhalb des Städtchens sehr schnell dank der Navigationsapp auf Rüdigers Tablet.
Idyllisch, mitten im Wald gelegen, liegt er und von hier kann man gleichermaßen in den Ort wie auch zu den Wanderwegen gelangen. 
 

Bis hierher war es fast ausschließlich sonnig und warm. In dieser ersten Nacht in Bulgarien regnet es. Der Morgen ist kühl. Allerdings – ideales Wanderwetter. Wir gehen also los.
Zuerst an der etwa 500 Meter entfernten Quelle 


und dem verlassenen Naturmuseum, kommen wir am Restaurant „Mizlen Kamak“ vorbei. Von hier hat man einen grandiosen Ausblick auf die Umgebung.



Veneca heißt dieses kleine Gebiet, ein Teil des Stari Planina, des Alten Gebirges, und es erinnert ans Elbsandsteingebirge mit seinen bizarren Felsformationen, die Namen wie „Löwe“, „Dolch“ und „schwangere Madonna“ haben. Und doch ist es anders. Wir können uns kaum satt sehen.
Weiter geht es hinunter nach Belogradchik. Hier soll es eine Touristenbahn geben, die zur Festung hinauf fährt. Sie steht auch auf dem Markt und an der Scheibe des hintersten Anhängers hängen Abfahrtszeiten. Zwei Frauen sitzen daneben. Wir fragen nach. „No Fortress“ sagt die eine kurz angebunden. Keine weiteren Erklärungen. Auch gut, dann laufen wir eben. 

 
Der Weg ist nicht zu verfehlen, viele Stufen führen hinauf.



Auf der Festung kann man auch heiraten, wie wir sehen können. Es werden natürlich Souvenirs und 4x4 Touren angeboten. Wir wollen beides nicht.
Die drei Festungshöfe sind ebenfalls über viele Stufen erreichbar und die Aussicht ist spektakulär.




Wieder unten, finden wir eine Tafel mit einer Wanderkarte. Leider ist sie für unsere Begriffe nicht sonderlich aussagekräftig. Sie zeigt zwar die Route und einige Wegmarken, aber wir entdecken nirgendwo welcher Markierung wir folgen müssen um die 5 Kilometer lange Strecke zu finden. So nehmen wir mal an, dass es der Weg ist, der gleich daneben abzweigt. Und los geht’s.
Zunächst immer an der Festungsmauer entlang, dann in den Wald hinein.
An der Tafel liegt ein großer, brauner, wuschliger Hund, der anscheinend beschlossen hat, uns zu folgen. Was er dann auch den ganzen Tag tut. Wir nennen ihn Teddy.





Der Weg ist anfangs noch gut gekennzeichnet, dann werden die Farbmarkierungen an den Bäumen immer verwirrender. Mal geht es auf guten Waldwegen voran, dann wieder durch völlig verwachsene Wiesenpfade. Wir kämpfen uns tapfer vorwärts. Die Landschaft ist traumhaft, es blüht und wuchert überall, Eidechsen und kleine Frösche huschen schnell ins Gras unzählige Schmetterlinge umgaukeln uns.
 Überall finden sich am Wegrand Quellen, Wasser, das direkt aus den Bergen kommt. So auch hier mitten im Wald.

 
Irgendwann wissen wir nicht mehr so richtig wo wir sind und wie es weiter geht. Unser wuschliger Begleiter anscheinend schon. Mit seiner Hilfe und Rüdigers Navi-App finden wir dann wenigstens auf die Straße, die uns zurück zum Campingplatz führt.


An dieser Stelle sind wir schon ziemlich k.o. Aus den 5 Kilometern sind 10 geworden. Das Laufen über die unwegsamen Pfade hat uns geschafft.
Wir schleppen uns also die Straße entlang in der Hoffnung in dem Restaurant, das die App anzeigt, ausruhen zu können. Das Restaurant finden wir, aber es ist schon lange geschlossen und die Nebengebäude zerfallen.


Von hier führt glücklicherweise ein Trampelpfad zum Campingplatz. Etwa 200 Meter und wir sind da. Unser brauner Freund bleibt zurück.
Wir setzen uns in die Sonne und verschnaufen erst einmal. Nach etwa 10 Minuten kommt Teddy die Straße hoch getrottet. Er legt sich neben den Düdo und schläft. Unglaublich.


Später folgt er uns bis zum Restaurant, legt sich vor die Treppe, als müsse er uns bewachen.
Wir wollen bulgarische Küche und die traumhafte Aussicht von der Terrasse genießen.


Im Restaurant findet eine große Feier statt. Wir vermuten sowas wie ein Abi-Ball. Viele Menschen mit Blumensträußen kommen, junge Menschen, festlich gekleidet, nehmen sie entgegen, begleitet von ihren Eltern, denen man den Stolz ansieht.
Und eine Live-Band spielt feinsten Balkan-Beat. Wir sind begeistert, die Festgesellschaft auch. Zu einigen besonders traditionellen Nummern werden tatsächlich große Rundtänze getanzt. Fast die ganze Gesellschaft legt sich die Arme auf die Schultern und tanzt in einer großen Runde um die Tanzfläche. Beeindruckend.

Wir essen also typisch bulgarisch. Schopska Salat und Gjuveč, ein Eintopf aus Fleisch, Gemüse und gestocktem Ei.











 Dazu trinken wir den köstlichen Hauswein.



Als wir aufbrechen, ist unser treuer Begleiter verschwunden. Sicher wird er sich morgen neue Freunde suchen. Mit Taschenlampen bewaffnet laufen wir satt und zufrieden zurück zum Campingplatz.









Am nächsten morgen ist es kühl und regnerisch. Ein Tag zum Ausruhen. Nur einen kleinen Spaziergang ins Städtchen machen wir, zum Einkaufen und damit unsere Beine nicht aus der Übung kommen.
Obwohl der kleine Supermarkt geöffnet hat, scheint Belogradchik Sonntagsruhe zu halten. Oder ist hier immer so wenig los?




Wir kaufen ein und schlendern zurück zum Düdo.
Morgen fahren wir weiter. Es gibt noch viel zu sehen.

Bis dann also
Doris und Rüdiger



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