Liebe
Freunde,
jeder
kennt den Begriff „der wilde Balkan“. Wir sind mittendrin.
Das
Balkan Gebirge ist nicht besonders hoch, aber tatsächlich
wild-romantisch und wunderschön. Vieles erscheint hier noch fast
unberührt und ursprünglich.
Zunächst
aber mussten wir über die Grenze. Da Serbien nicht in der EU ist,
Bulgarien aber schon, gestalteten sich die Grenzformalitäten sehr
gründlich und etwas langwieriger. Innerhalb Europas kennt man das
eigentlich nicht mehr. Mit wenigen Ausnahmen eben. Auf beiden Seiten
wurden unsere Pässe und Fahrzeugpapiere geprüft, das Auto
inspiziert.
Nach
etwa einer Stunde waren wir durch.
Auf
einer schmalen Landstraße, durch kleine Dörfer fuhren wir parallel
zur Grenze Richtung Belogradchik. Fast alles was wir sahen hatte
schon mal deutlich bessere Zeiten gesehen. Es wurde recht deutlich
warum Bulgarien das ärmste Land der EU ist.
Die
Natur allerdings – mit das Schönste was wir je gesehen haben.
In
Belogradchik angekommen fanden wir den Campingplatz außerhalb des
Städtchens sehr schnell dank der Navigationsapp auf Rüdigers
Tablet.
Idyllisch,
mitten im Wald gelegen, liegt er und von hier kann man gleichermaßen
in den Ort wie auch zu den Wanderwegen gelangen.
Bis
hierher war es fast ausschließlich sonnig und warm. In dieser ersten
Nacht in Bulgarien regnet es. Der Morgen ist kühl. Allerdings –
ideales Wanderwetter. Wir gehen also los.
Zuerst
an der etwa 500 Meter entfernten Quelle
und dem verlassenen Naturmuseum, kommen wir am Restaurant „Mizlen Kamak“ vorbei. Von hier hat man einen grandiosen Ausblick auf die Umgebung.
und dem verlassenen Naturmuseum, kommen wir am Restaurant „Mizlen Kamak“ vorbei. Von hier hat man einen grandiosen Ausblick auf die Umgebung.
Veneca
heißt dieses kleine Gebiet, ein Teil des Stari Planina, des Alten
Gebirges, und es erinnert ans Elbsandsteingebirge mit seinen bizarren
Felsformationen, die Namen wie „Löwe“, „Dolch“ und
„schwangere Madonna“ haben. Und doch ist es anders. Wir können
uns kaum satt sehen.
Weiter
geht es hinunter nach Belogradchik. Hier soll es eine Touristenbahn
geben, die zur Festung hinauf fährt. Sie steht auch auf dem Markt
und an der Scheibe des hintersten Anhängers hängen Abfahrtszeiten.
Zwei Frauen sitzen daneben. Wir fragen nach. „No Fortress“ sagt
die eine kurz angebunden. Keine weiteren Erklärungen. Auch gut, dann
laufen wir eben.
Der
Weg ist nicht zu verfehlen, viele Stufen führen hinauf.
Auf
der Festung kann man auch heiraten, wie wir sehen können. Es werden
natürlich Souvenirs und 4x4 Touren angeboten. Wir wollen beides
nicht.
Die
drei Festungshöfe sind ebenfalls über viele Stufen erreichbar und
die Aussicht ist spektakulär.
Wieder
unten, finden wir eine Tafel mit einer Wanderkarte. Leider ist sie
für unsere Begriffe nicht sonderlich aussagekräftig. Sie zeigt zwar
die Route und einige Wegmarken, aber wir entdecken nirgendwo welcher
Markierung wir folgen müssen um die 5 Kilometer lange Strecke zu
finden. So nehmen wir mal an, dass es der Weg ist, der gleich daneben
abzweigt. Und los geht’s.
Zunächst
immer an der Festungsmauer entlang, dann in den Wald hinein.
An
der Tafel liegt ein großer, brauner, wuschliger Hund, der
anscheinend beschlossen hat, uns zu folgen. Was er dann auch den
ganzen Tag tut. Wir nennen ihn Teddy.
Der
Weg ist anfangs noch gut gekennzeichnet, dann werden die
Farbmarkierungen an den Bäumen immer verwirrender. Mal geht es auf
guten Waldwegen voran, dann wieder durch völlig verwachsene
Wiesenpfade. Wir kämpfen uns tapfer vorwärts. Die Landschaft ist
traumhaft, es blüht und wuchert überall, Eidechsen und kleine
Frösche huschen schnell ins Gras unzählige Schmetterlinge umgaukeln
uns.
Überall finden sich am Wegrand Quellen, Wasser, das direkt aus den Bergen kommt. So auch hier mitten im Wald.
Irgendwann
wissen wir nicht mehr so richtig wo wir sind und wie es weiter geht.
Unser wuschliger Begleiter anscheinend schon. Mit seiner Hilfe und
Rüdigers Navi-App finden wir dann wenigstens auf die Straße, die
uns zurück zum Campingplatz führt.
An
dieser Stelle sind wir schon ziemlich k.o. Aus den 5 Kilometern sind
10 geworden. Das Laufen über die unwegsamen Pfade hat uns geschafft.
Wir
schleppen uns also die Straße entlang in der Hoffnung in dem
Restaurant, das die App anzeigt, ausruhen zu können. Das Restaurant
finden wir, aber es ist schon lange geschlossen und die Nebengebäude
zerfallen.
Von
hier führt glücklicherweise ein Trampelpfad zum Campingplatz. Etwa
200 Meter und wir sind da. Unser brauner Freund bleibt zurück.
Wir
setzen uns in die Sonne und verschnaufen erst einmal. Nach etwa 10
Minuten kommt Teddy die Straße hoch getrottet. Er legt sich neben
den Düdo und schläft. Unglaublich.
Später
folgt er uns bis zum Restaurant, legt sich vor die Treppe, als müsse
er uns bewachen.
Wir
wollen bulgarische Küche und die traumhafte Aussicht von der
Terrasse genießen.
Im
Restaurant findet eine große Feier statt. Wir vermuten sowas wie ein
Abi-Ball. Viele Menschen mit Blumensträußen kommen, junge Menschen,
festlich gekleidet, nehmen sie entgegen, begleitet von ihren Eltern,
denen man den Stolz ansieht.
Und
eine Live-Band spielt feinsten Balkan-Beat. Wir sind begeistert, die
Festgesellschaft auch. Zu einigen besonders traditionellen Nummern
werden tatsächlich große Rundtänze getanzt. Fast die ganze
Gesellschaft legt sich die Arme auf die Schultern und tanzt in einer
großen Runde um die Tanzfläche. Beeindruckend.
Wir essen also typisch bulgarisch. Schopska Salat und Gjuveč, ein Eintopf aus Fleisch, Gemüse und gestocktem Ei.
Dazu trinken wir den köstlichen Hauswein.
Als
wir aufbrechen, ist unser treuer Begleiter verschwunden. Sicher wird
er sich morgen neue Freunde suchen. Mit Taschenlampen bewaffnet
laufen wir satt und zufrieden zurück zum Campingplatz.
Am nächsten morgen ist es kühl und regnerisch. Ein Tag zum Ausruhen. Nur einen kleinen Spaziergang ins Städtchen machen wir, zum Einkaufen und damit unsere Beine nicht aus der Übung kommen.
Obwohl
der kleine Supermarkt geöffnet hat, scheint Belogradchik
Sonntagsruhe zu halten. Oder ist hier immer so wenig los?
Wir
kaufen ein und schlendern zurück zum Düdo.
Morgen
fahren wir weiter. Es gibt noch viel zu sehen.
Bis
dann also
Doris
und Rüdiger
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