Mittwoch, 8. März 2023

Stadt aus Lehm

 





Dunkelrot und fett sieht die Erde nach dem Regen aus, die Felder sind von einem grünen Schimmer überzogen, überall blüht es.





Die Strecke von Taroudant durch den Antiatlas wird langsam zu unserer Stammroute, so oft sind wir sie schon gefahren. Und trotzdem sind wir jedes Mal wieder begeistert von der grandiosen Landschaft.













Etwa neun Kilometer vor Ouarzazate zweigt eine kleine Straße ab, die zur meistbesuchten Touristenattraktion von Marokko führt, nach Aït Ben Haddou.



Aït Ben Haddou ist eine befestigte Stadt am Fuße des Hohen Atlas, die seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Aït bedeutet Sippe in der Sprache der Berber. Im 11. Jahrhundert war der Ksar der Hauptort der Sippe Ben Haddou, die den Handel auf der Karawanenstraße zwischen Marrakesch und Timbuktu kontrollierte.

Aus Lehmziegeln erbaute, große und kleine, ineinander verschachtelte Häuser ziehen sich am steilen Berghang hinauf und bilden einen malerischen Anblick.



In den vergangenen Jahrhunderten hielten sich Verfall und Wiederaufbau die Waage. Die ausbleibenden Regenfälle ließen den Wasserspiegel des Flusses dramatisch sinken, die Jugend wanderte in die Städte. Das und die immer größer werdenden Touristenströme tragen dazu bei, dass das Dorf um seinen Bestand fürchten muss. Der Aufwand, die alten Lehmbauten zu erhalten ist enorm. Noch ist Aït Ben Haddou teilweise bewohnt, aber es ist fraglich wie lange noch.

In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Ort als Filmkulisse entdeckt. Für den Film „Jesus von Nazareth“ wurde sogar ein Großteil der Anlage in der 1970er Jahren restauriert. Seitdem diente Aït Ben Haddou vielen Blockbustern als Drehort: von den Bibelfilmen und „Lawrence von Arabien“ über „James Bond-Der Hauch des Todes“ und Bertoluccis „Himmel über der Wüste“ bis hin zu „Gladiator“, „Alexander“, „Prince of Persia“ und „Game of Thrones“.




Wir erreichen das Dorf auf der anderen Seite des Flusses Mellah am späten Nachmittag. Ein heftiger Sturm weht von den Bergen her und schaukelt das Wohnmobil ordentlich durch.

Auf dem Parkplatz vor dem Hotel „La Kasbah“, dürfen wir für 20 Dirham über Nacht stehen bleiben.




Der Wind lässt gegen Morgen nach, aber es ist noch recht frisch. Wir ziehen uns also warm an und machen uns auf den Weg zum Wehrdorf.

Da der Fluss schon seit vielen Jahren trocken ist, kann man normalerweise einfach durch das trockene Oued auf die andere Seite wandern. Nach dem Regen fließt nun aber wieder Wasser über das grobe Kiesbett.




Ein paar pfiffige Jungs haben Sandsäcke und Steine ausgelegt, auf denen man, wenn man sich das zutraut, hinüber balancieren kann. Wir trauen uns nicht. Wir folgen dem Uferpfad bis zur Brücke, die hinüber führt.



Auf der anderen Seite wird man sofort vom ersten Händler empfangen. Von Tüchern, Schmuck, Taschen und Schuhen über Kleinkeramik, Lampen und Bildern wird im gesamten Ort eine unglaubliche Vielfalt angeboten. Egal welche Gasse oder Treppe man hinaufsteigt, in fast jedem Haus ist ein Laden.






Wir sind extra zeitig losgegangen, um den Gruppen von Tagestouristen aus dem Weg zu gehen, die aus Marrakesch, Ouarzazate und anderen großen Städten herangefahren werden. Die meisten Händler beginnen auch erst, ihre Waren draußen zu drapieren, so dass wir relativ ungestört bis hinauf zum Getreidespeicher auf dem Gipfel des Berges, an den sich Aït Ben Haddou schmiegt, gelangen.
















Auf den letzten Metern werden wir dann aber doch von einer japanischen Reisegruppe überholt.





Der Ausblick von oben ist überwältigend. Die Schnee bedeckten Gipfel des Hohen Atlas leuchten in der Sonne.









Den Rückweg nehmen wir durch das Dorf und treffen doch tatsächlich auf einen Veranstalter, der Fahrradreisen anbietet.





Gemächlich fahren wir nach Ouarzazate zum Camping Municipal. Eine französische Wohnmobilgruppe ist auf dem Platz gelandet. Man strömt, mit Unterlagen unterm Arm in den Aufenthaltsraum.

Wir gönnen uns abends noch einmal ein Essen im „Douyria“ und einen entspannten Tag, bevor wir weiter fahren.






Die Strecke ist kurz, nur 53 Kilometer, das Ziel ist Skoura. Etwas außerhalb liegt der „Camping Amridil“, benannt nach der Kasbah, die nur etwa 500 Meter entfernt am Oued Dades liegt.




Der riesig große Platz ist fast leer, worüber wir nicht böse sind.

Die Kasbah ist gut erhalten. Führungen gibt es nur in Französisch und Englisch, dazu reichen unsere Sprachkenntnisse nicht aus. Ohne Führer wandern wir also allein durch die Räume, bewundern die raffinierte Lüftungstechnik, steigen Stufen um Stufen hinauf, genießen den herrlichen Blick von der Dachterrasse.




















Am nächsten Tag ist Freitag und Freitag ist traditionell Couscous-Tag in Marokko. Wir lassen uns also ein wirklich köstliches Couscous am Pool servieren.





Am Sonnabend machen wir uns wieder auf den Weg. Die N-10 folgt dem Dades Fluss, bis er bei Boumalne abbiegt und durch eine tiefe Schlucht fließt. Die haben wir schon vor fünf Jahren befahren, deshalb bleiben wir auf der Hauptroute bis Kelaat M'Gouna.

Kelaat M'Gouna ist die die Hauptstadt der Rosen, aus denen hier Rosenöl und Rosenwasser hergestellt wird.




Bevor wir aber einen Bummel durch die entsprechende Geschäftswelt machen, frühstücken wir im Restaurant einer Kooperative auf der Aussichtsterrasse.






In dem uns schon bekannten Laden erstehen wir einige Vorräte an Rosenwasser. Schon seit Jahren mag ich es sehr als Gesichtswasser und wir haben auch einige Bestellungen von Zuhause mitbekommen.





Schon von der Terrasse aus haben wir wunderschöne bunte Tücher im Blick.

Wir gehen hinunter und schon ist eine ältere Frau bei uns. Sie hat eine lustige, agile Art, sehr sympathisch, wir handeln ein bisschen, werden uns einig und sie besiegelt das Geschäft mit einem Handschlag.




Beladen mit unseren Schätzen steigen wir ins Wohnmobil und fahren weiter auf der N-10 nach Norden.





Wo und wie wir bei unserem nächsten Aufenthalt noch einmal richtig nette Leute kennenlernen und ein paar ruhige Tage verbringen, erzählen wir beim nächsten Mal.


Bis bald also

Doris und Rüdiger


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