Donnerstag, 16. März 2023

Ralley in Pink

 




Seit es die sozialen Medien gibt, lernt man andere Camper nicht nur unterwegs kennen. Durch verschiedene Länderforen, z.B. bei facebook oder durch spannende Stories auf Instagram und youtube bekommt man Verbindung zu Gleichgesinnten, die man, wenn es der Zufall will oder man sich verabredet, auch im wirklichen Leben trifft.

So verfolgen wir schon eine Weile eine Familie, die vor einigen Monaten aus dem Iran durch den Irak nach Kuweit, Saudi Arabien, Oman und wieder zurück fuhr und nun in Europa und auf dem Weg nach Hause ist. Man kann Erfahrungen austauschen, sich Tipps und Anregungen holen und welche weitergeben.

Im letzten Jahr hatten wir auf der Finca Caravana bei Franze in Spanien Birgit und Inge kennengelernt. Birgit stellte die Verbindung zu Connie her, die in Marokko gerade eine Strecke gefahren war, bei der wir uns nach dem großen Regen unsicher waren. Über Whatsapp bekamen wir mit, dass Connie gerade in Goulmima ist, wo wir von Skoura aus ebenfalls hinwollen. Wir lernen uns also persönlich kennen. Connie wiederum hatte Heike und Siggi getroffen und wir werden gleich mit dazu gebeten. Und wieder einmal erleben wir so eine Begegnung, wo es von Anfang an passt.

Zwei wirklich nette Abende mit guten Gesprächen werden von einem herrlichen Vollmond beleuchtet.






Die anderen fahren nach den zwei Abenden weiter, wir bleiben noch.

Goulmima ist ein unspektakuläres, aber gemütliches Städtchen. Der Campingplatz ist schön und gepflegt und liegt mittendrin.






Am dritten Morgen machen auch wir uns dann wieder auf den Weg. Die N-10 führt am Jbel Timetrout entlang, durch Ar-Rachidia und den Legionärstunnel.







Auf der Strecke treffen wir immer wieder auf Konvois mit militärischen Schwerlasttransporten.




Und dann kommt uns der erste bunt beklebte Geländewagen entgegen und noch einer und noch einer. Eine Rallye? 



Nach einer Weile fällt uns auf, dass fast ausschließlich Frauen am Steuer sitzen. Ich schaue genauer hin, merke mir den Aufkleber, den alle Fahrzeuge haben und recherchiere. Was ich finde, beeindruckt uns schon ziemlich. Wir treffen gerade die Teilnehmerinnen der Rallye Aïcha des Gazelles.

Dieses einzigartige Ereignis bringt seit 1990 jedes Jahr Frauen im Alter zwischen 18 und 71 Jahren und verschiedener Nationalitäten in der marokkanischen Wüste zusammen. Man nennt sie „die Gazellen“.

350 Organisatoren und 400 Teilnehmerinnen bestehen dieses Abenteuer der besonderen Art.

Dominique Serra, die Chefin der Agentur Maienga, war ihrer Zeit weit voraus und plante eine Imagecampagne um Vorurteile im männlich dominierten Motorsport auszuräumen. Heute zählt die Rallye zu den wichtigsten Motorsportereignissen in Frankreich.“, so Wikipedia.

Die Rallye geht über 2500 Kilometer, die in sieben Etappen bewältigt werden müssen, zwei davon sind Marathon-Etappen über zwei Tage.

Zur Orientierung dürfen nur Kompass, Trip Counter und Karte verwendet werden, kein GPS, keine Mobiltelefone, keine Feldstecher.

Gewinnerinnen sind nicht das schnellste Team, sondern das, das im Rahmen der vorgegebenen Zeit die geringste Anzahl von Kilometern zwischen den Checkpoints vorweisen kann.

Diese tollen Frauen und ihre Begleitfahrzeuge fahren uns also entgegen.




In einigen Orten sehen wir sie pausieren, zusammen im Cafè sitzen, an Tankstellen oder an Läden halten,



dazwischen immer wieder Begleitfahrzeuge.

Die nächste Oase ist Midelt.

Bei dem Wort Oase sehe ich vor meinem inneren Auge jedes Mal eine von Palmen umstandene Quelle mitten in der Wüste vor mir, aus der die Beduinen ein kleines, grünes Paradies gemacht haben, das den halb verdursteten Wanderer aufnimmt und erquickt. So beschreiben es die Märchenbücher.

In der Realität sind diese Oasen inzwischen Großstädte mit Autowerkstätten an der Peripherie, modernen Wohnblocks und Hauptstraßen mit Cafès, Restaurants, Supermärkten und Einaufszentren.




So wie die Oase Midelt, die wir nur für eine Übernachtung anfahren.




Der Campingplatz liegt etwas außerhalb, einkaufen wäre also eine zeitraubende Angelegenheit. Aber beim Campingchef kann man Tajine bestellen, was wir denn auch tun.

Serviert wird in der guten Stube und es schmeckt sehr gut.





Midelt ist die Apfelstadt Marokkos. In dieser Gegend werden hauptsächlich Äpfel angebaut.




Die Straße wird über viele Kilometer von Apfelplantagen flankiert. Noch blühen sie nicht, aber wenn, dann sieht das mit Sicherheit zauberhaft aus.





Frühstückspause machen wir in Zaida.








Endlich können wir auch unsere Vorräte auffüllen. Und das macht hier richtig Spaß.

Neben einer riesigen Auswahl an Äpfeln gibt es natürlich auch anderes Obst und Gemüse, knackig frisch.




Der Fleischer dreht ein Pfund Rind durch den Wolf, zusammen mit einer Hand voll Petersilie, würzt es mit Salz und Ras el Hanut und wir haben das frischeste Hack, das man sich denken kann.







Der Lebensmittelhändler erzählt uns stolz, dass er Deutsch von einer Kassette gelernt hatte und lädt uns fürs nächste Mal ein, mit seiner Familie Couscous zu essen. Auch wenn das sicher eher eine Floskel der Gastfreundschaft ist, so sorgt es doch für eine herzliche Atmosphäre.



Mit vollen Taschen und heiterem Gemüt ziehen wir unseres Weges.

Hinter Zaida beginnt die Landschaft, sich zu verändern.

Erste Zedernwäldchen tauchen auf, die sanften Hügel vor den verschneiten Bergen werden immer grüner. Bald haben wir das Gefühl irgendwo auf dem Balkan zu sein. Nur die dunkelrote Erde gemahnt uns daran, dass wir in Afrika, in Marokko sind.







Nach den Wochen in der kargen Saharalandschaft trinken unsere Augen das satte Grün in vollen Zügen.




Auf 1948 Meter Höhe windet sich die Straße in vielen Kurven und Serpentinen hinauf, wir überqueren den Tizi n'Rechou. Von diesem Pass aus geht es in ebenso vielen Kehren wieder hinunter.






Die Straße wird wieder etwas abenteuerlich. Neben uns rauscht es tatsächlich, der Oum Er-Rbia führt erstaunlich viel Wasser.


Im nächsten Bericht nehmen wir Euch mit zu seinen Quellen.


Bis bald also

Doris und Rüdiger

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