Samstag, 18. Juni 2022

Eine Frage der Kommunikation

 

Da sieht man Türken, Perser, Inder und Chinesen,

wer auf der Welt was auf sich hält ist dort gewesen.


Schlagertext, Bill Ramsey



Der Plan war, von Diyarbakir an den Van-See zu fahren, dann in einem Bogen ans schwarze Meer und von dort nach Kappadokien, wo wir uns mit unseren Freunden Gitta und Matthias treffen wollten. Das ist schon lange verabredet. Wir schicken Botschaften hin und her, den Zeitpunkt betreffend. Doch bei den letzten Nachrichten stutzen wir. Da stimmt doch was nicht. Genau, das Datum. Es stellt sich heraus, dass unsere Freunde den Juni und den Juli in den Whatsapps verwechselt haben und schon unterwegs nach Kappadokien sind, während wir davon ausgehen, erst in einem Monat dort sein zu müssen. Da die Beiden nicht so viel Zeit haben wie wir, machen wir uns, nach kurzer Überlegung, auf nach Göreme.

Vorher statten wir aber der 1000 Jahre alten Römerbrücke und dem Tigris noch einen Besuch ab.






Nun waren wir an den beiden Flüssen, die dem Zweistromland seinen Namen gaben.

Wir fahren 650 Km in zwei Tagen, was mit unserem etwas schwerfälligen Auto nicht so eine leichte Übung ist, wie mit einem PKW.

Unterwegs halten wir für einen Tee und geraten an Deniz. Er betreibt an der Straße einen Laden mit regionalen Süßigkeiten, Trockenfrüchten und Nüssen.





Wir bekommen nicht nur Tee, sondern jede Menge Kostproben und können nicht widerstehen. Ein kleiner Vorrat für Notzeiten wandert ins Wohnmobil.




Von unterwegs reservieren wir Plätze auf dem Panorama Camping in Göreme. Und wir buchen eine Ballonfahrt. Davon haben wir immer geträumt.






Nach und nach verändert sich die Landschaft, wird bizarr, unwirklich, märchenhaft.







Der Kontrast könnte größer nicht sein. Aus dem geradezu beschaulichen Diyarbakir kommen wir am Touristenhotspot Göreme an.






Ich höre augenblicklich Bill Ramseys kratzige Stimme den mit dem oben zitierten Schlager in meinem inneren Ohr, als wir in den Ort fahren. Und nicht nur die ebenda aufgezählten Nationen tummeln sich hier, man trifft Leute, meist in  Gruppen, aus aller Herren Länder.

Wir checken bei Ahmed auf dem Panorama Camping ein. 



Etwas später kommen auch Gitta und Matthias an.

Mit einem zünftigen Abendessen in einem der Tuffsteinhöhlenrestaurants feiern wir unser Wiedersehen.






Das Menü wird in einer Felsnische serviert.




Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 3.45 Uhr. Der Shuttle fährt um 4.15 Uhr vor. Es ist frisch an diesem Morgen – 14°C – und ziemlich windig. Eine Runde durch die engen Gassen in der Morgendämmerung gehört anscheinend zum Programm, vor der Moschee parkt der Fahrer ein. Wir warten. Auf die Starterlaubnis für die Ballons. Es vergehen zwanzig Minuten, dann verkündet unser Chauffeur: „The flight is cancelt. Too much wind.“

Das kann doch nicht sein! Aus der Traum. Zumindest für heute. Aber fürs Wetter kann ja niemand. Es ist 5.15 Uhr. Wir werden zurück gefahren und kriechen nochmal ins Bett.

Später machen wir uns auf in den Ort, wandern durch die steilen Gassen, durch die wir morgens in der Dämmerung schon mal gefahren sind.










Wir trösten uns mit den Spezialitäten der Region. Da ist zum Beispiel Testi Kebab, das uns sehr empfohlen wurde. Es ist Lamm, dass in einem Tontopf gegart wird, der mit Brotteig verschlossen wird. Um das Gericht auf den Teller zu bekommen, muss der Tontopf zerschlagen werden.




Im Restaurant macht der junge Kellner das sehr elegant mit einem Messer.




Das Rindergeschnetzelte um den Reisberg – hab vergessen, wie es heißt – wird auf einem Stövchen serviert. Wenn die Flamme ausgeht, ist es gar.





Als Ersatz für die ausgefallene Ballonfahrt suchen wir uns eine der unterirdischen Städte, derer es in der Gegend einige gibt.

In Kaymakli steigen wir ins Innere der Erde hinab.




Man muss schon etwas sportlich sein, um die Treppen und Gänge, die zum Teil nicht höher als 1,50 m sind, zu bewältigen.







Immer neue Abzweigungen und Seitengemächer tun sich auf. Wenn da nicht die roten und blauen Pfeile wären, würde so manch einer sicher Stunden, wenn nicht Tage in den fünf Stockwerken der Underground City herumirren.











Die Nacht verbringen wir vor der Stadt Uçisar, die von weitem aussieht wie ein natürlich gebildeter Mont Saint Michel. Noch schöner ist der Anblick nach Einbruch der Dunkelheit.





Am nächsten Morgen verabschieden sich die Freunde, sie haben noch einen weiten Weg.



In Kapadokien gibt es nicht nur unterirdische Städte, sondern auch solche, die oberirdisch in mehreren Stockwerken in den weichen Tuffstein gegraben wurden. Auch sie sind absolut faszinierend.



Ganz in der Nähe von Göreme, in Zelve, gibt es so eine Stadt, die sich durch drei Täler zieht.






Es gibt Wohnhöhlen, die zum Teil nur über Griff- und Trittmulden zu erreichen sind. Dazu gehören Ställe, Vorratsräume, Taubenschläge genauso wie Kirchen und Moscheen.













Nur ein Kilometer entfernt findet sich eine ähnliche Anlage in pilzförmigen Felsformationen.









Diese regen meine Phantasie besonders an. Sie sehen aus, wie drei hagere Frauen, die zum Tratschen zusammenstehen. Was die sich wohl zu erzählen haben?



Das Wetter schlägt um. Schon am Abend vorher konnten wir in der Ferne ein Wetterleuchten beobachten, in der Nacht hat es geregnet.




Wir machen uns auf nach Norden ans Schwarze Meer.

Zwei Tage und fast 300 Kilometer fahren wir durch eine sanfte Hügellandschaft, die bis zum Horizont mit Getreidefeldern bedeckt ist.




In Pazar machen wir, wie es sich für Reisende gehört, eine Pause an der Karawanserei.









Hinter Tokat wird es wieder bergig, zahllose Serpentinen schlängeln sich bis Niksar. 





An einer Tankstelle lockt uns das angrenzende Lokal mit einem rauchenden Grill, es ist später Nachmittag.



Wir bekommen ein wunderbares Menü.




In der Türkei bezahlt man in den Lokantas in der Regel an einer Kasse, so auch hier. Der junge Mann nennt ein bisschen verlegen einen für Türken in diesen Zeiten sicher recht hohen Preis. Genau daran merkt man, dass hier nicht oft Ausländer herkommen, denn für uns ist es sehr günstig. Das Menü kostet umgerechnet etwa 15 €.

Auf der Niksa Campsite sind wir dann die einzigen Gäste. Ruhe mit Aussicht, so könnte man diesen Platz beschreiben.




Er ist riesig. Es gibt Stellplätze für Caravans, Bungalows und große Flächen für Zelte, einen Spielplatz, mehrere Sanitärgebäude, die einfach und sauber sind.







Wir sind hier oben allein mit den Vögeln und Grillen. Ein Traum.

Das Wetter soll die nächsten Tage durchwachsen bleiben, auch am Schwarzen Meer, die Temperaturen bei 24°C, für uns eher angenehm. Noch haben wir nicht entschieden, wie lange wir auf der Campsite bleiben.


Wenn Ihr es wissen wollt, wenn Euch interessiert, wann wir am Meer ankommen und was wir dort vorfinden, haltet Ausschau nach dem nächsten Post.


Bis bald also

Doris und Rüdiger




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