Mittwoch, 22. Juni 2022

Das blaue Schwarze Meer




Zwei Tage genießen wir die Ruhe im Canik Gebirge, dann zieht es uns ans Meer.

Genauso viele Serpentinen, wie wir hinauf gefahren sind, müssen wir auch wieder hinunter. Nach einigen Kilometern fällt uns ein großes Schild ins Auge, darunter ein Tisch mit Haselnüssen neben einer Quelle. Wir halten und entdecken einen ganz zauberhaften Ort. Das Restaurant mit eigener Forellenzucht und Gemüseanbau hat eine ganz besondere Atmosphäre.




Wir kaufen Haselnüsse und Eier. Letztere bekommen wir von drinnen aus der kühlen Gaststube. Die, die hier draußen liegen, sind schon zu lange in der Sonne meint der Wirt. Und natürlich bekommen wir auch Tee.






Schade, dass es noch so früh ist, sonst wäre das der perfekte Ort für ein ganz sicher wunderbares Abendessen.




Weiter schlängeln wir uns durchs Gebirge und durch endlose Haselnussplantagen. Sie bedecken hier die Landschaft, wie anderswo die Oliven oder Pistazien.






Dann taucht am Horizont, zwischen den Bergen ein blauer Streifen auf – das Schwarze Meer.



Wir erreichen den Stadtrand von Ünye.




Wieder müssen wir Halt machen, weil uns das Schaufenster einer Bäckerei anlacht.



Was für Brote!



Da können wir nicht Nein sagen. Der Bäcker schneidet es uns gleich in Scheiben, wieder bekommen wir Tee angeboten. 



Der Tee, das Getreide fürs Brot, alles ist aus der Region, erklärt uns der Bäcker mit deutlichen Gesten. Prima!

Uzunkum ist ein kleiner, privater Campingplatz mit eigenem Strand. Auch hier sind wir die einzigen Camper. 



Für einen Obulus können Tagesgäste den Strand und die Liegen nutzen.






Bei angenehmen Temperaturen wandern wir am Hochufer entlang.





Man könnte denken, man ist an der Ostsee.





Die Kulisse ist anscheinend perfekt für  Hochzeitsfotos.




Der Simmitmann kommt schwitzend mit seinem Korb vorbei. Er soll nicht umsonst geschwitzt haben. Ein Simmit geht immer.



Gegenüber vom Campingplatz gibt es drei Supermärkte, einer davon mit einem sehr verlockenden Obst- und Gemüsestand. Unser Abendsnack ist gesichert.



Wir genießen ihn beim  Sonnenuntergang.




Mit dem Wochenende kommen viele Badegäste. Das Hauptgeschäft von Unzunkum ist wohl die Vermietung der Strandliegen und später, in der Hauptsaison, das Restaurant.





Am Sonntag machen wir uns aus dem Staub, fahren die Küste entlang. Wir kommen etwa 35 Kilometer weit, da entdecken wir einen zauberhaften Platz an einem kleinen Leuchtturm an der Hafeneinfahrt zu einem kleinen Fischerhafen.




Hier gefällt es uns!

Entlang der Bucht gibt es kleine Restaurants und Cafès, wir überlegen schon, wo wir am Abend essen.




Dann entdecken wir ein Stück weiter ein Wohnmobil mit Lübecker Kennzeichen. Wenigstens mal Hallo sagen, denken wir uns. Aus dem Hallo werden fast zwei Tage.

Die Lübecker sind Türken, wie kann es anders sein, die hier in der Nähe ein Haus haben. Im Handumdrehen sitzen wir beim Tee und hören uns Rezas Geschichte an. Er war Busfahrer, mal in Lübeck, mal in München, nun ist er Rentner. Nach einer Weile stößt sein Cousin dazu. Jascha ist ein Kreuzberger Türke, der sich hier versucht mit einem Restaurant für die Sommersaison eine neue Existenz aufzubauen. Als wir die Absicht aussprechen später in einem der Restaurants in der Bucht essen zu gehen, packt er uns in sein Auto und fährt mit uns in den Ort. Zum besten Restaurant natürlich. Wir essen zusammen, dann geht es zurück zu seinem „Brudersohn“ und dessen Frau, die immer neue Schüsselchen auf den Tisch stellt.




Jascha erklärt, in der Türkei sei heute Vatertag und er lade uns ein mitzukommen, in sein Dorf und mit seinen Kumpels den Abend zu verbringen. Warum nicht, wir sind ja immer neugierig.

Mit dem Wohnmobil folgen wir Jascha zunächst ins Dorf, stellen das WoMo an der Lokanta ab. Von dort geht es mit seinem Auto weiter. Schnell verstehen wir warum. Das Sträßchen ist unglaublich steil und hat nur die Breite eines Autos. Am Gegenverkehr vorbei zu kommen, ist Zentimeterarbeit. Je höher es geht, umso schmaler und steiler wird es, in den Haarnadelkurven muss Jascha zweimal zurücksetzen. Hoch über uns sind ein paar Häuser zu sehen. „Da müssen wir hin“ sagt er.

Die Kumpels erwarten uns schon. Sie haben alle in Deutschland oder Österreich gearbeitet, sprechen alle Deutsch, was es für uns einfach macht. Es gibt Rakı und Wasser, alles in Maßen, es wird über Gott und die Welt geredet.




Im Dunkeln fährt uns Jascha den selben Weg zurück bis zum Wohnmobil. Fast jedes Haus, an dem wir vorbei kommen gehört irgendeinem Verwandten. Eine weitverzweigte Familie.

Als wir an der Lokanta ankommen, sitzen der Brudersohn und seine Frau schon dort beim Tee. Es hilft alles nichts, ein Tee muss noch sein, die Wirtin ist die Kusine.



Das Gespräch kommt auf Hamsi. Alle verdrehen sofort genießerisch die Augen und fangen an zu schwärmen. Hamsi ist eine Sardellenart, die nur im Schwarzen Meer vorkommt. Wer die nicht gegessen hat, war nicht wirklich hier, heißt es. Wir würden ja gerne, aber die Saison ist im Winter. Pech! Aber wir haben nicht mit Jascha und der Gastfreundschaft der Großfamilie gerechnet. Die Kusine hat noch Hamsi in der Tiefkühltruhe und wenn wir Zeit haben, wird sie die morgen für uns zubereiten. So viel Zeit haben wir, keine Frage. Jascha muss morgen Vormittag mit dem Bürgermeister sprechen, aber dann...

Nachdem das geklärt ist, löst sich die Runde auf, wir schlafen dort, wo wir sind.

Der nächste Tag beginnt mit einem türkischen Frühstück in der Lokanta.



Dann kommt auch schon der Brudersohn mit seiner Frau, Gäste lässt man nicht allein. Wir machen einen Spaziergang um den kleinen Hafen




und zu Jaschas zukünftigem Restaurant.



Jascha ruft an, es wird etwas später, der Bürgermeister hat noch eine Versammlung. Reza unterhält uns prächtig.

Dann, am Nachmittag, ist es soweit. Die Fischlein kommen in die Pfanne.



Im Schatten eines Baumes auf der Wiese neben der Lokanta wird der Tisch gedeckt.



Sie schmecken wahrhaftig köstlich. Nun haben wir also auch Hamsi gegessen und können mit Fug und Recht sagen, wir waren am Schwarzen Meer.



Nach dem üppigen Mahl verabschieden wir uns von allen herzlich und machen uns wieder auf den Weg. Natürlich verabreden wir mit Jascha, dass wir uns in Berlin treffen, im Herbst.

Fährt man die Küstenstraße entlang, erreicht man schnell die ineinander übergehenden Badeorte mit den Hotel- und Strandanlagen. Sie sind hier nicht ganz so hoch, wie am Mittelmeer, aber zum Bleiben laden sie uns nicht ein.





Also biegen wir ab in die Berge. Wieder haben wir ein besonderes Ziel im Auge.

Aber davon berichten wir beim nächsten Mal.


Bis bald also,

Doris und Rüdiger

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