Jerez de la Frontera ist eine Stadt, die man mit wachen Augen und voller Neugier erobern muss.
Sie gilt nicht nur als die Wiege des Flamenco und des Cherry, sie ist auch der Sitz der königlich andalusischen Reitschule, auf die das spanische Königshaus sehr stolz ist.
Wenn einen all das interessiert, hat Jerez viel zu bieten.
Es gäbe also viel zu sehen und zu erleben, wenn da nicht Corona wäre und die Tatsache, dass wir einfach stadtmüde sind. Wir haben in den letzten Wochen einige Städte kennengelernt. Alle waren schön, spannend, aufregend. Aber wieviel von dieser Schönheit kann der Mensch kurz hintereinander aufnehmen und verarbeiten?
Jerez ist nun, zugegebenermaßen, eher Pflichtprogramm.
Vom Stellplatz sind es etwa 4,5 Km bis zum Stadtzentrum. Da die Gegend eher flach ist, holen wir die Räder heraus und radeln schöne, Baum bestandene Alleen auf gut gekennzeichneten Radwegen entlang. Am
Parque Gonzales Hontoria halten wir kurz an. Viele Menschen sind hier zugange, anscheinend findet ein Antik- und Trödelmarkt statt.
Wir drehen eine kurze Runde und das ist unsere Ausbeute – natürlich nur virtuell. Praktisch haben wir keinen Platz für Stehrumchen.
Gegenüber dem Convento Santo Domingo schließen wir die Räder an und laufen hinein in die Fußgängerzone der Altstadt.
Überall sind Bars und Restaurants geöffnet und gut besucht, die Leute flanieren – vorschriftsmäßig mit Maske – und es geht fröhlich zu.
Aus den Kirchen strömen Familien mit Babys, anscheinend ist Taufsonntag.
Kurz vor der Alcazaba tauchen Droschken auf, die uns zum Mitfahren einladen.
Wir lehnen dankend ab und umrunden die alte maurische Festung, die leider geschlossen ist. Gerade noch so gelingt uns ein Blick in den Innenhof, bevor der Wachmann uns die Tür vor der Nase zu macht.
Durch den kleinen
Orangenhain vor ihrem Eingang schlendern wir hinüber zur
Kathedrale.
Unterwegs treffen wir auf Tio Pepe – Onkel Pepe.
Tío Pepe ist der beste Wein aus Jerez. Zu 100% aus der Palomino-Traube hergestellt, ist er der weltweit bekannteste und meist prämierte der edlen Weine. Hergestellt wird er von der Bodega González Byass, deren Sitz sich hier befindet, gegründet 1835 von Manuel Maria Gonzalez, der den Weinkeller so benannte zu Ehren seines Onkels, der ihm alles über die Jerez-Weintradition beigebracht hatte.
Es gibt also eine Person, der dieses berühmte Gesöff seinen Namen verdankt.
Die Kathedrale ist ein imposantes Bauwerk aus Sandstein. Auch sie ist leider geschlossen. Schade!
Auf den Stufen und in den kleinen Grünanlagen um die Alcazaba herum sehen wir überall Leute mit Handys sitzen. Das liegt daran, dass es einen Innenstadtbereich mit freiem W-Lan gibt. Wir haben ihn rot markiert auf einer Karte mit Stadtrundgängen entdeckt.
Durch die alten Gassen schlendern wir zurück zu einem schattigen Platz mit einer gemütlich aussehenden Bar. Spanisch-Peruanisch lesen wir, mal was anderes.
Und wirklich, hier scheinen nur Einheimische zu sitzen, man kennt sich.
Wir stärken uns
dann schlängeln wir uns durch das ehemalige jüdische Viertel zurück zuunseren Rädern.
Auch in Jerez haben wir übrigens viele „se vende“ Schilder gesehen, vom riesigen Palast bis zum kleinen Stadthaus ist auch hier alles dabei. Auch hier ist so einiges dem Verfall preisgegeben.
Nun haben wir auch diese berühmte Stadt gesehen, oder zumindest einen Teil davon. So richtige Begeisterung will aber irgendwie nicht aufkommen.
Jerez ist eine schöne Stadt, ohne Frage, aber alles ist groß, weitläufig und pompös. Uns haben es dann doch eher die kleinen, gemütlichen Städtchen angetan. Am besten gefallen hat uns nach wie vor Arcos de la Frontera.
Am nächsten Tag kaufen wir beim Stellplatzbetreiber noch eine Flasche von dem köstlichen Cherry Cream mit dem wir auch dieses Mal wieder begrüßt wurden, ver- und entsorgen wieder gründlich und machen uns auf nach Conil de la Frontera.
Schon nach wenigen Kilometern kommt uns alles bekannt vor und als wir auf den Platz fahren, ist es ein bisschen wie nach Hause kommen.
Sogar unser alter Platz mit der grandiosen Aussicht ist frei, bis heute früh stand Udo noch dort, er musste zur Arbeit, kommt aber am Nachmittag wieder.
Auch Gustl kommt kurz vorbei zur Begrüßung – alle freuen sich über das Wiedersehen.
Vor uns liegen die Osterfeiertage.
Aus Deutschland hören wir vom harten Lockdown, hier in Spanien ist das Reisen zwischen den Provinzen wieder verboten, aber die Restaurants dürfen nun bis 22.30 öffnen und die Ausgangssperre ist um eine Stunde verkürzt worden, sie gilt jetzt von 23.00 bis 6.00 Uhr.
Wenn Ihr wissen wollt, wie wir die Osterfeiertage verbringen und Euch vielleicht ein bisschen wegträumen wollt, dass freut Euch auf den nächsten Post.
Bis bald also,
Doris und Rüdiger
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