Dienstag, 16. März 2021

Die Wandermuschel

 





Es sind nur 20 Kilometer von Campillos bis zum Stausee. Wir fahren durch eine Bilderbuchlandschaft.

Sanfte grüne Hügel, darüber ein blauer Himmel mit kleinen Schäfchenwolken.





Am Abzweig steigt Rauch auf aus dem Tal. Denken wir zumindest. Der Rauch entpuppt sich als Wasserwolke, die auf der anderen Seite der Staumauer hochstiebt.



Unglaublich. Woher wohl das viele Wasser kommt? Die Seen haben eher einen sehr niedrigen Wasserstand.



Und dann sind wir da. Ein Platz mit Seeblick, gleich am Hochufer. Es ist ein Traum.




Am nächsten Morgen verhüllt Nebel die Sicht,




der sich aber bald lichtet und einem herrlich sonnigen Tag Platz macht. Wir genießen ihn in vollen Zügen.



Gemeinsam mit dem Google Übersetzer mache ich mich an die Entzifferung der Schilder, die hier überall stehen und auf denen es um die Zebramuschel geht. Von weitem hatten wir geglaubt, diese Schilder würden das Campen hier verbieten. Weit gefehlt.



Es geht um die Verbreitung der Wandermuschel – Dreissena polymorpha.




Ursprünglich im Kaspischen Meer heimisch, wurde sie überall verbreitet.

„Die Wandermuschel (auch Zebramuschel genannt) ist eine sehr konkurrenzstarke Art, die sich an Wasserpflanzen und Großmuscheln heftet. Dies führt zu einer starken Verbreitung und Störung der natürlichen Artenvielfalt der Ökosysteme.“ sagt Wikipedia dazu. Anscheinend heftet sie sich auch an Schwimm- und Surfbretter und Neoprenanzüge, Boote und Schwimmhilfen


.

Wo sie sich verbreitet, gedeiht auch eine besonders giftige Algenart.

Es geht also um den Schutz der Seen.

Deshalb liegt er so vollkommen still und unberührt unter uns. Und deshalb können wohl auch alle anderen Seebewohner darin ungestört gedeihen.

Rüdiger entdeckt einen dunklen, schmalen, etwa 2 Meter langen Schatten, der sich unter der Wasseroberfläche auf das westliche Ufer zubewegt. Ein wenig später sehen wir einen Zweiten.

Nessie in Spanien?

Das ist richtig aufregend und wir sind sehr gespannt, was wir die nächsten Tage noch so alles zu sehen kriegen.

Zunächst einmal lernen wir Ben und Debbie kennen. Sie sprechen uns an, ob unseres Berliner Kennzeichens. Ben ist, wie wir Urberliner und das hört man auch. Trifft man nur noch selten, diese Spezies mit dem Berliner Idiom.

Debbie ist aus der Schweiz. Wir stellen fest, dass wir uns eine Menge zu sagen haben, setzen uns zusammen und tauschen uns aus, über Gott und die Welt. Schön, immerwieder mal so jemanden zu treffen.


Auf Empfehlung der Beiden brechen wir am nächsten Tag zu einer Wanderung über den Bergkamm hinter uns auf. Vom Steinbruch aus geht es auf einem breiten Kiesweg mit rot-weißer Kennzeichnung immer hinauf, hinauf, hinauf. Hinter jeder Kurve wartet eine neue, atemberaubende Aussicht.










Wenn man genau hinsieht, entdeckt man an der rechten Wand dieser Schlucht den abenteuerlichsten Abschnitt des Caminito del Rey, des berühmten Wanderweges. Mir wird vom Hinsehen schon schwindelig. 



Genauso wie es hinauf ging, geht es wieder hinunter.





Als wir zurückkommen, dröhnen immer noch die Bässe aus dem Talkessel herauf. Am Abend zuvor hatte dort eine größere Gruppe junger französischer Vanlifer eine Party gefeiert und am Morgen ging es weiter.

Das ist uns zuviel Lärm an diesem schönen Ort, wir packen zusammen, verabschieden uns von Ben und Debbie, nicht ohne gegenseitige Versicherungen in Kontakt bleiben zu wollen, und machen uns auf den Weg.


Auf der Karte hat Rüdiger Ardeles als einen nächstgelegenen Ort gefunden, der einen Parkplatz zum Übernachten hat.

Das Navi führt uns auch ohne Probleme dorthin, aber dann wird's haarig. Der direkte Weg ist unserem Navi wohl zu popelig, also führt es uns um den Ort herum und dann hinein. Die Gassen werden enger und enger, Rüdiger bricht schon der Schweiß aus, dann heißt es: „biegen sie rechts ab“ , er schlägt das Lenkrad ein und erst da sehen wir, dass diese Kurve zu eng für uns ist.

Mit viel Hin und Her manövrieren wir uns Zentimeter für Zentimeter wieder da raus, yetzen neu an und fahren weiter geradeaus. Zurück ist keine Option.

Ein Stück geht es weiter dann Kurve halbrechts. Geradeso breit genug aber sowas von steil bergab... Das ist Adrenalin pur.

Unten angekommen sehen wir ein Schild „Ronda“. Ohne zu zögern biegt Rüdiger ein und dann geht es 34 Km Kurve um Kurve auf einer recht schmalen Bergstraße durch eine traumhafte Landschaft bis nach Ronda. Dorthin wollten wir eigentlich erst eine Woche später, aber was macht das schon. Wir sind ja flexibel.

Liebe Leute, Fotos gibt es von dieser Herzklopfen-Kostenlos-Tour leider nicht, denn dazu hatten wir absolut keinen Nerv. Wir waren beide schweißgebadet und heilfroh, ohne Schäden angekommen zu sein.

Die Sonne steht schon sehr tief, als vor dem Stellplatz der Schlagbaum hochgeht und wir uns einen Platz suchen.

Erst einmal ankommen, Luft holen, was essen und morgen sehen wir weiter.



Auf unsere Erkundungsgänge durch Ronda nehmen wir Euch beim nächsten Mal mit.


Bis dahin also

Doris und Rüdiger

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