Samstag, 6. März 2021

Der Mann, der aus dem Nebel kam





"Hör mal“. „Ich hör nix“ „Eben!“

Nach drei Wochen Dauerlärm auf dem Stellplatz haben wir endgültig genug. Warum wir das so lange ausgehalten haben, wissen wir selbst nicht genau. Es hatte einerseits wohl mit der Sperrung der Gemeindegrenzen, andererseits mit der Komfortzone, die wir durchaus genossen haben und nicht zuletzt mit der angenehmen Gesellschaft gleich neben uns zu tun. Jan und Ute, Do und Gerd und Wolfgang von gegenüber bildeten eine nette Runde um uns herum.



Die Sperrung der Gemeindegrenzen ist weitgehend aufgehoben, wir haben wieder freie Fahrt.

Auf der Karte haben wir das Stauseensystem Pantanos del Chorro gefunden mit einigen Stellplatztipps. Das erscheint uns ein lohnendes Ziel.

Wir beginnen mit Wäsche waschen an der Repsol Tankstelle in Torremolinos, dann düsen wir auf der A45 Richtung Antequera. Rüdiger hat in dieser Richtung einen Mercadona Supermarkt gefunden, ihn als Ziel ins Navi eingegeben derweil ich alles im Mobil fahrfertig geräumt habe, und los geht’s.

Durch große Olivenhaine schlängelt sich die A45 immer höher hinauf, bald verlassen wir die Autobahn, die Straßen werden enger und steiler. Einige aufregende Passagen müssen bewältigt werden.




Unser WoMo windet sich durch kleine Dörfer und hübsche, weiße Örtchen, 






dann, nachdem wir Valle de Abdalajis hinter uns haben, sagt die Stimme aus dem Navi: “sie haben ihr Ziel erreicht“. Wir sind umgeben von Feldern und Wiesen, ein Supermarkt ist nicht zu sehen.




Wir halten an, recherchieren noch mal und stellen fest, dass der nächste, mit dem WoMo anfahrbare Supermarkt in Antequera ist, 30 Km entfernt.

Auf geht’s!

Antequera gefällt uns schon beim ersten Anblick ausgesprochen gut.



Auf dem Weg zum Supermarkt entdecken wir in Campillo ein Schild, das auf einen offiziellen Stellplatz hinweist. Diese Information speichern wir erst mal ab.

Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt haben, versuchen wir noch einmal unser Glück mit Google maps und steuern den Stausee Embalsa de Guadalhorce an. Die empfohlenen Stehplätze sind alle besetzt. Na klar, es ist Wochenende!

Wir folgen der Straße ein weiteres Stück. An einigen Einfahrten sind deutliche Schilder, die das Parken und übernachten verbieten. Wir haben keine Lust, noch einmal weggeschickt zu werden und fahren weiter. Irgendwann finden wir einen kleinen Parkplatz mit wunderschönem Blick auf den See. Das isses!



Wir stellen uns auf, richten uns ein und – genießen die unglaubliche Ruhe.

Außer Vogelgezwitscher und dem Wind ist nichts zu hören. Alle Viertelstunde fährt ein Auto vorbei, als es dunkel ist hört auch das auf.

Nachts rüttelt der Wind etwas an unserem Auto, aber wir schlafen gut und am nächsten Morgen zeigt sich die Landschaft im Sonnenschein von ihrer besten Seite.




Am Vormittag düsen etliche Motorräder auf dem Sträßchen durch die Berge, einige Radfahrer quälen sich die Steigung hinauf, ab und zu fährt ein Auto vorbei, ansonsten ist es herrlich still.

Wir wandern einen Ziegenpfad entlang bis zu den Ruinen eines verlassenen Gehöftes, die schon ganz überwuchert sind, genießen den grandiosen Blick von hier oben.




In den Sträuchern am Weg summt und brummt es. Üppig blüht es blau und gelb um uns herum. Es sieht aus wie Rosmarin, Salbei und Wacholder. Und es duftet. Schon unterwegs haben wir weiß und rosa blühende Bäume gesehen. Der Lenz ist da!





Aber viel mehr als diesen Ziegenpfad gibt es hier nicht und wir würden so gern ein Stück wandern. Also fahren wir los und schauen nach einem anderen Standort. Leider sind auch Andere auf diese Idee gekommen, überall, wo es möglich ist, steht schon jemand.

Na, dann nicht. Wir fahren weiter nach Antequero.

Unser Navi ist anscheinend lernfähig und hat verinnerlicht,  dass wir abenteuerliche Strecken lieben. 





Dort thront der Stellplatz über dem Ort, mit einem herrlichen Blick auf die Alcasaba gegenüber.



Wir machen einen Abendspaziergang um festzustellen, wann wir sie am nächsten Tag besichtigen können. Irgendwie ist das nicht unser Tag. Das Castillo hat dienstags geschlossen. Und nun?

Uns fällt El Torcal wieder ein, das Wandergebiet, von dem uns Manu erzählte und das nur 15 Km von Antequera entfernt ist. Nach einer sehr ruhigen Nacht machen wir uns auf den Weg dorthin.




Es ist phantastisch!

Nur sehr wenige Autos stehen auf dem Parkplatz vor dem Naturpark-Zentrum, das geschlossen ist.



Zwei Wanderrouten gibt es, die Gelbe (amarilla) und die grüne (verde). Gekennzeichnet sind sie durch Holzpflöcke mit Farbmarkierungen.




Am Parkplatz ist die Markierung grün-gelb, irgendwann teilen sich dann die Wege. Wir gehen den, Längeren, den Gelben. Er ist nur 2,7 Kilometer lang, aber für die brauchen wir zwei Stunden. Nur kurze Abschnitte sind bequeme Wegstrecken, der größere Teil ist schon eine Herausforderung. Wie die Gemsen klettern wir über Stock und Stein, umrunden Pfützen, die vom letzten Regen stehen geblieben sind und schlittern über schlammige Passagen. 



Aber es macht ungeheuer Spaß und die immer neuen Felsgebilde, die sich hinter jeder Kehre zeigen, sind einfach unglaublich und regen die Phantasie an.






Von der Scheibenwelt klettern wir auf die Trollstiege, gelangen zum Herrn unter dem Berge, gehen durch schmale Durchgänge, vorbei an den riesigen Wächtern ins Tal der Wilddruden und Rumpelwichte.







Am Abend stehen wir fast allein auf dem Platz, es ist himmlisch ruhig. Ein paar Vögel
singen, sonst ist nichts zu hören.

Hier bleiben wir noch ein bisschen! Die Wanderwege kann man gut mehrmals gehen, es gibt so viel zu sehen.

Am nächsten Morgen ist alles in Nebel gehüllt. Es hat etwas Mystisches. Es ist auf eine besondere Art wunderschön.

Die Wanderwege sind hervorragend gekennzeichnet, also laufen wir trotzdem los. Alles sieht ganz anders aus.




Der Parkplatz war fast leer, also wähnen wir uns allein. Plötzlich höre ich dicht hinter mir ein Geräusch, drehe mich um, da tritt ein junger Mann aus dem Nebel. Mir bleibt fast das Herz stehen. Ich habe ihn nicht kommen hören, der Nebel verschluckt jedes Geräusch. Er lächelt charmant und läuft flink an uns vorbei. Puuh! Noch eine ganze Weile klopft mein Herz.





Gerade so finden wir im Nebel unser Auto wieder. Dann beginnt es zu regnen.



Der nächste Morgen zeigt sich zunächst klar und sonnig.

Der Ranger macht seine tägliche Runde, guckt aber ein bissel seltsam zu uns rüber. Und richtig, er hält bei uns an und überreicht uns eine gedruckte Mitteilung (Englisch und Französisch), dass das Übernachten im Naturpark nicht gestattet ist. Anscheinend wird eine Nacht geduldet, aber eine zweite nicht. Wir entschuldigen uns und versichern ihm, dass wir heute fahren.

Nachdem er weg ist, legt sich innerhalb von Minuten wieder eine dichte Nebeldecke über die Landschaft.

Sozusagen im Blindflug fahren wir hinunter nach Antequera.



Je tiefer wir kommen, umso klarer wird es und vom Parkplatz aus können wir dann die Burg wieder in ihrer ganzen Schönheit bewundern.



Über dieses wunderschöne Städtchen und die Burg berichten wir beim nächsten Mal.


Bis dahin also

Doris und Rüdiger








 





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