Freitag, 12. März 2021

Kilometer Null

 



In Antequera fällt man nicht einfach mit der Tür ins Haus. Ausnahmslos hinter jeder Haustür verbirgt ein kleiner Vorraum den eigentlichen Eingang.  Manchmal sind es Holztüren, manchmal schmiedeeiserne Tore, manchmal nur Vorhänge, die die Geschäftigkeit der Straße draußen halten.




Wir wandern durch die abschüssigen Straßen und Gassen, steigen Treppen hinauf und hinunter, laufen über Schrägen. Man muss schon ein wenig die Mentalität einer Bergziege haben, um in Antquera zu leben.










Antequera hat neben seiner Rolle in der spanischen Geschichte auch eine nicht unbedeutende Rolle in der Geschichte der spanischen Poesie inne.

Zwei der größten spanischen Dichter kommen aus Antequera.

Pedro Espinoza wurde 1578 hier geboren. Er fasste die besten Werke der Dichter seiner Zeit in einer Anthologie zusammen, die 1605 erschien.

Sein Denkmal steht auf der Plaza vor der Stiftskirche Real Colegiata de Santa Maria la Mayor.


Es entstand die Schule der Dichter von Antequera, die lyrische Tradition wurde über Jahrhunderte fortgesetzt.

Bei unserem Gang durch die Straßen, entdecken wir diese beiden Herren auf einer Bank an der Plaza San Sebastian. Der rechte ist der Dichter. José Antonio Muňoz Rojas wurde 1998 mit dem „Premio Nacional de Poesia“ dem nationalen Poesiepreis, ausgezeichnet, weil er seine Heimat auf wunderbarste Weise in seinen Gedichten würdigte.

Er sitzt auf der Bank, die symbolisch für den Kilometer Null von Andalusien steht, mit Josè Maria Fernandez. Als Maler und Multitalent ist dieser verantwortlich für einige der herausragendsten Forschungen des historischen und künstlerischen Erbes der Stadt.


Gleich gegenüber gönnen wir uns eine Pause, beobachten das Leben, das an uns vorbei zieht.



Es ist Mittagszeit, die Kinder kommen aus der Schule, die Kleinen aus der Vorschule, ältere Frauen tragen schwere Einkaufsbeutel. Die kleine Venta, in der wir sitzen, bietet deftige Hausmannskost an, bodenständig und lecker.

Da die Kirche gerade offen ist, schauen wir auch dort mal hinein.

Schön ist sie, vor allem eher schlicht.





Manchmal zünden wir in schönen Kirchen eine Kerze an, aber, was für eine Enttäuschung, die Kerzen hier sind elektrisch. Nee, wenn schon, denn ein richtiges Ritual, nicht bloß ein Knopfdruck.


Ohne den Segen der Heiligen klettern wir also wieder hinauf zur Burg und zu unserem Wohnmobil.



Die Alcazaba ist am nächsten Tag unser Ziel.




Am Eingang bekommen wir per QR Code einen Audioguide.

Eine Erklärerin und Fernando III. führen uns durch die Anlage und erzählen deren Geschichte. Es ist eine Geschichte von Kalifen, Königen und Rittern, von Belagerung und Eroberung und auch eine Liebesgeschichte a la Romeo und Julia, in diesem Fall ein muslimisches Mädchen und ein christlicher Ritter, darf nicht fehlen.

Erbaut wurde sie von den Mauren auf den Resten einer römischen Befestigungsanlage, zuerst von den Muslimen, später von den Christen belagert und erobert. Aus all diesem Epochen gibt es Überbleibsel.










Von der Plaza vor der Kirche hat man eine schönen Blick auf die Reste der römischen Termen.



Besiedelt ist das Stadtgebiet seit etwa 3800 v. Chr. Davon zeugen zwei Dolmen am Stadtrand, die zu den größten Megalithanlagen Europas gehören. Zusammen mit dem El-Torcal Gebirge und der Peña de los Enamorados, einem markanten Berg, wurden sie 2016 zum Weltkulturerbe ernannt.



Iberer, Phönizier, Griechen, Kelten, Wandalen, Byzantiner, Westgoten und Römer drückten der Stadt ihren Stempel auf, bis im Jahr 711 die Eroberung durch die muslimischen Mauren aus Nordafrika begann. Sie blieb ein Teil von Al Andalus bis Ferdinand I. von Aragon sie am 16. September 1410 eroberte und sie damit zu einem Teil des Königreichs Kastilien machte.

Bereits seit dem 16. Jh. trägt sie den Beinamen „Herz von Andalusien“ wegen ihrer Bedeutung für Kultur und Geschichte des Landes und ihrer geografischen Lage an den Verbindungswegen zwischen den großen andalusischen Städten.

Uns schwirrt der Kopf von soviel Geschichte, so spannend sie auch ist.

Ein ruhiger Ort ist das, was wir nun brauchen und eine unkomplizierte Ver- und Entsorgung.

Da bietet sich das Örtchen Campillos an. Nur 35 Km von Antequera entfernt, bietet es einen offiziellen Stellplatz, der auch noch gratis ist.


Und nicht nur das. Als Teil eines großen Parkplatzes an der Fußgängerpromenade Parque Josè Maria Hinojosa gelegen ist er ausgesprochen ruhig und dicht bei allem gelegen, was man braucht. Da das Wetter sowieso schlecht ist, bleiben wir ein paar Tage. 



Täglich flanieren die Bewohner der Stadt an uns vorbei, mit Hunden, mit Kindern, mit Senioren im Rollstuhl oder in Gruppen. Bald kennt man die „üblichen Verdächtigen“, manche grüßen freundlich.

Campillos ist nichts Spektakuläres, aber es hat eine gemütliche, freundliche Atmosphäre.








Am letzten Tag bevor wir es verlassen, beglückt es uns noch mit einem Markt, direkt vor unserer Tür.




Das Wetter bessert sich deutlich.

Wir machen das WoMo fit und fahren wieder zurück Richtung Stauseen.



Wie es und dort ergeht, erzählen wir Euch beim nächsten Mal.


Bis bald also

Doris und Rüdiger







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