Freitag, 9. März 2018

Der Kreis schließt sich




Es regnet, es regnet,
die Erde wird nass,
die Berge, die Palmen,
die Ziegen, das Gras.

nach einem alten Kinderlied


Wir sind also in Taroudant, liebe Freunde und... es regnet. 

Trotzdem hat Taroudant - natürlich extra für uns - illuminiert.
Nun regnet es hier in Marokko nicht allzu oft, es ist also eher ein Segen, aber Städte im Regen machen nicht wirklich Spaß. Bei marokkanischen Städten kommt erschwerend hinzu, dass sie nur rudimentäre Bürgersteige haben, sich die Straßen zu großen Teilen in Schlammwege verwandeln und man als Fußgänger immerzu damit beschäftigt ist, Autos, Mopeds und Radfahrern auszuweichen. Dazu kommt der eine oder andere Eselskarren und hier in Taroudant die Pferdekutschen, die nicht nur für Touristen, sondern auch für die Einwohner als Transportmittel da sind.
Ladenbesitzer und Handwerker versuchen Schlamm und Wasser mit Besen zu Leibe zu rücken, auf dem Parkplatz vor dem Hotel Salam, auf dem wir mit vielen anderen Wohnmobilen stehen, werden in regelmäßigen Abständen die Pfützen weggefegt, da es anscheinend keine oder zu wenig Abflüsse gibt.
Wie gesagt, gemütlich ist anders, aber da wir nun einmal hier sind lassen wir uns nur bedingt abschrecken.



Wozu haben wir unsere Regenjacken? Wir ziehen also los.

Ein paar pfiffige Burschen haben sofort Stände mit Regenschirmen aufgemacht
denn sogar im überdachten 
Souk tropft es durch die Dachplatten.  





In Zagora hatte uns Mustapha von einer Spezialität erzählt, die es nicht überall gibt und die sehr aufwändig zuzubereiten ist. Bastilla.
Hier in Taroudant wird sie in vielen Restaurants angeboten, man muss allerdings vorbestellen. Mindestens zwei Stunden vorher. Wir bestellen im Restaurant „chez Nada“ für den nächsten Abend.
Der nächste Tag beginnt mit – Regen. Trotzdem machen wir uns auf.
Das Besondere an Taroudant ist die 6 Kilometer lange,vollständig erhaltene Stadtmauer.



Hinter dem Tor in unserer Nähe kann man hinauf steigen, was wir natürlich tun.

Wir wandern durch die Straßen, 





trinken Tee und gucken Leute.
In einer kleinen Garküche essen wir Sardinen. 


Der Besitzer freut sich, dass sich Europäer in sein Lädchen verlaufen.
Es gibt mehrere Souks in Taroudant, wir geraten auf unserer Stadtwanderung in den der Schneider



Dann entdecke ich den Ausstellungssalon eines Innenausstatters mit verkleinerten Modellen seines Angebotes.
Marokkanische Luxusmöbel – unglaublich.



Und dann gehen wir Bastilla essen.
Eine schmale Treppe führt vom Teeraum in den dritten Stock, ins Restaurant. Wow. Das hätten wir hinter der schlichten Fassade nicht erwartet.


Und dann kommt unsere Bastilla.



Rund wie ein Kuchen ist die Pastete aus einem dünnen Blätterteig, gefüllt mit einem Ragout aus Taube und Ei, bestreut – und das ist der Gag – mit Puderzucker und Zimt.
Es bleibt für mich während des ganzen Essens unklar, was vorherrscht – herzhaft oder süß. Spannend und ganz anders als Huhn mit Backpflaumen oder Hackbraten mit Preiselbeeren.



Nudeldicke satt von dieser neuen kulinarischen Erfahrung gehen wir danach über den Obst- und Gemüsemarkt rund um die Moschee und kaufen noch ein paar Vorräte ein. Abends wird es hier erst richtig lebendig, es macht Spaß, sich treiben zu lassen.

Am nächsten Tag ist die Sonne wieder da, wir fahren weiter auf der N-10 Richtung Ouarzazate.
Der Regen hat die Straße mit rotem Schlamm aus den Bergen überzogen, an den Rändern stehen die Pfützen, die sonst lange Zeit trockenen Oueds führen schlammfarbenes Wasser.




Schon von weitem sehen wir Ouarzazate, das Hollywood Marokkos, liegen. Vorbei an den Filmstudios fahren wir zum Campingplatz, der gut gefüllt ist. Wir bekommen einen Platz an der hinteren Mauer neben einem österreichischen Kastenwagen. Mit dem Paar kommen wir schnell ins Gespräch, plaudern bis der kalte Wind uns in die Autos treibt.

In der Nähe des Campings gibt es eine verräucherte Lehmhütte mit riesigen Haufen von Palmwedeln vor der kleinen Tür. Hier backen Berberfrauen auf ganz traditionelle Weise Fladenbrot. Entdeckt hat Rüdiger das schon im letzten Jahr. Nun holt er morgens zum Frühstück das knusprige Brot für uns. Die Frauen freuen sich sehr darüber. 
 
Unser Plan ist, im Restaurant „Douyira“ das Couscous mit glasierten Zwiebeln zu essen, dass uns letztes Jahr so gut geschmeckt hat. Wir sind zu früh, man öffnet erst um 18.30 Uhr, also gehen wir hinüber zum Souk. Nur mal gucken ist auch hier nicht möglich, wir können uns der Händler kaum erwehren und ergreifen bald die Flucht.
Im Restaurant finden wir einen gemütlichen Platz mit Sofa. Am Nebentisch sitzt ein junges Paar. Schnell wird klar, wir sprechen die gleiche Sprache in jeder Hinsicht. Die Beiden sind aus Hamburg, haben nur einen kurzen Urlaub lang Zeit, trampen durchs Land. Nach dem Essen bestellen wir Tee und vergessen schnell die Zeit. Das Lokal füllt und leert sich wieder, wir sind in anregende Gespräche vertieft. Meike und Benny haben noch kein Quartier, also brechen wir auf, verabschieden uns herzlich mit allen guten Wünschen.
Der Regen ist wieder da, wir haben es glücklicherweise nicht weit.
Der Campingplatz hat die Tore schon geschlossen, wir müssen klopfen. Hey, haben wir die Ausgangszeit überschritten? Der Nachtwächter lässt uns ein, wünscht freundlich eine gute Nacht.
Wir sind nicht die Letzten. Die Österreicher kommen noch eine Weile nach uns.

Morgens strahlt die Sonne wieder, als sei nichts gewesen, wir fahren Richtung Errachidia. Unser Ziel ist Goulmima und der dortige Campingplatz „Les Tamaris“ (chez Michèle).
Auf der N-10 rollen wir ostwärts begleitet von den schneebedeckten Gipfeln des Hohen Atlas.


Es ist die „Straße der Kasbahs“, die so




oder so aussehen können.


Ringsum blühen die Bäume.


In Tineghir schließt sich für uns der Kreis. Hier, am Aus- oder Eingangspunkt der Todraschlucht, waren wir Ende November zum ersten Mal. Von hier fuhren wir zum Erg Chebbi. Dreieinhalb Monate ist das her...



Michele, die Inhaberin des Campings "Tamaris" in Goulmima, ist eine ältere Französin, unkompliziert und sehr freundlich. Ihr marokkanischer Mann und sie sind jederzeit für ihre Gäste da.
Die Stellplätze sind mit hohen Büschen und Bäumen unterteilt, so dass man nicht viel von seinen Nachbarn sieht.



Wir richten uns ein und bestellen Brot für den nächsten Morgen, nutzen ausgiebig die Waschmaschine, erkunden das nette Städtchen.
 


 
Auf kaum einem Campingplatz haben wir so angenehm gestanden, wie hier.
Das „angenehm“ wird zu einem großen Teil von der freundlichen Fatiah erzeugt, die als guter Geist hier fungiert. Jeden Morgen bringt sie an jedes Wohnmobil einen frischen Crêpe, hilft bei der Bedienung der Waschmaschine, überwacht die Ausleihe oder den Tausch aus dem Bücherregal neben der Rezeption, spricht Englisch, weiß auf alle Fragen eine Antwort und lacht immer.
Wir lernen Hanna und Udo kennen, „Rucksackberliner“ mit denen wir schnell gute Gesprächsthemen finden.
Der örtliche Schuster repariert meinen kaputten Pantoffel und Rüdigers Tasche.

So vergehen ein paar Tage.
Dann machen wir uns wieder auf den Weg. Wir werden durch die Schluchten des Oued Gheris nach Rich und von dort Richtung Norden fahren.

Gern nehmen wir Euch mit auf diese für uns neue und spannende Strecke.

Bis bald also
Doris und Rüdiger

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