Donnerstag, 15. März 2018

Panne mit Aussicht





Ein Leben lang


Kennst du das Lied des Wasserfalls,
die Stimme seines Widerhalls?
Weißt du, wie melodiös er rauscht,
wenn man nicht nur mit Ohren lauscht?

Es gibt auf Erden ein paar Stellen
mit wundersamen Wasserfällen,
mit einem Rauschen, das betört
und das ein Leben lang man hört.


Alfons Pillach





Taza, liebe Freunde, ist ein ganz reizendes, liebenswertes Städtchen. Wir finden einen Parkplatz direkt an der Medina vor einem Cafè.
Wir schlendern durch den Souk und können es kaum fassen, niemand spricht uns an, wir können uns in Ruhe umschauen. Das ist uns hier in Marokko noch nicht passiert.
An einer Garküche locken uns die aufgespießten kleinen Würstchen. Der Chef erklärt uns, das sei eine regionale Spezialität, die es nur hier gäbe. Das müssen wir probieren.
Er steckt die daumenlangen Dinger in Brothälften, gibt Gewürze und Sauce drüber und serviert auf Papier, wie allgemein üblich. Sie schmecken großartig.

Dann geraten wir in die Handwerkergasse.
Hier wird unter einfachsten Bedingungen gearbeitet.

Die Männer wundern sich, jemand wie wir verläuft sich wohl selten hierher. Ein Metallarbeiter präsentiert stolz seine Arbeit.


 
Wir kaufen Oliven und Gemüse. Der Olivenmann ist ausgesprochen nett, die Gemüsefrau gibt Tipps, was alles in eine Tajine maroccain gehört.
Wir laufen dem Duft nach gebrannten Mandeln nach und landen in einer Patisserie, erstehen Gebäck für die nächsten Tage.
Weiter geht es Richtung Nationalpark.
An einem Wasserfall soll es ein Restaurant geben, auf dessen Parkplatz man über Nacht stehen kann. Sagt unser Reiseführer.
Wir finden alles, wie beschrieben und die netten Parkplatzwächter weisen uns einen Platz mit schöner Aussicht zu.
Es ist kaum zu glauben wie viel Wasser hier den Berg herunter rauscht. Bisher haben wir Marokko eher als trockenes Land erlebt, hier ist Wasser in Hülle und Fülle.
Überall rauscht und gurgelt es.



Am Nachmittag kommen Ausflügler hier herauf, aber gegen Abend wird es ruhig.
 



 




Wir haben bei Rachid, dem Wirt, Tajine bestellt, worauf er die Bestellung sofort an seine Frau weitergibt. 


 
Wir sitzen auf der Terrasse mit wunderbarem Ausblick auf Taza, 

die Tajine ist echte Hausmannskost.



Die Nacht ist ruhig und friedlich, am Morgen, gegen 7.00 Uhr wecken uns Kinderstimmen. Der Parkplatz liegt direkt neben der Schule.


Was dann folgt, ist die spektakulärste Strecke dieser Reise. Eine unglaubliche Landschaft zieht sich um den Djebel Tazzeka (1980m) herum.


Steil fallen die Hänge in schmale Täler, unten glänzen Flussläufe, immer wieder rauschen Wasserfälle hinab. Die R507 ist mal Teerstraße, mal Schlammweg, mal Piste, kurvig und steil.





Wir kommen im 30 Km/h Tempo voran. Je höher wir kommen, umso mehr Schneereste säumen die Straße.


Und dann... rumpelt und poltert es, Rüdiger fährt schnellstens an den Straßenrand, hält an und krabbelt unters Auto. Da liegt sie, unsere Kardanwelle.


Das war's dann wohl.
Was macht man in so einer Situation, mitten in den Bergen?
Genau. Man ruft den ADAC an. Der junge Mann in München verspricht, die Sache an die Filiale in Marokko weiterzugeben. Kurze Zeit später ruft mich die dortige Mitarbeiterin an. Erstmal scheint es schwierig uns zu orten.
Bouyablane, das 19 Kilometer entfernte Dorf, ist anscheinend auf keiner Karte verzeichnet. Unser Tablet zeigt aber die Koordinaten, damit ist dann beim Autoverein unser Standort klar. Nun muss ein Abschleppwagen gefunden werden, der unsere 6 Tonnen bewegen kann. Es ist schon Nachmittag, heute wird das nicht mehr. Also stellen wir unsere Warndreiecke auf, machen unsere definitiv letzte Flasche Wein auf und richten wir uns für die Nacht ein.

 
Immerhin haben wir von hier eine grandiose Aussicht auf den verschneiten Gipfel des Djebel Tazzeka.

Seit Stunden stehen wir hier an der Straße. In der ganzen Zeit sind zwei Ziegenhirten mit ihrer Herde, ein Mann mit zwei Eseln, ein PKW, ein Motorrad und ein deutscher IVECO vorbeigekommen. Die IVECO Besatzung hält an, fragt, ob sie helfen kann. Das ist lieb, aber – nein, danke, Hilfe ist unterwegs. Nach kurzem Plausch fahren sie weiter.
Wolken ziehen über die Schneegipfel, der Wind frischt auf, dann wird es stockfinster.
Wird morgen alles gut?


Die Nacht ist voller Sterne und ohne einen Laut.
Der Morgen zeigt sich mit rosigen Wolken, die sich bald verdichten. 

 
Gegen halb Neun ruft die nette Dame vom ADAC an, der Fahrer des Abschleppwagens fände uns nicht. Wir erklären nochmal genau wo wir sind. Eigentlich gibt es nur die eine Straße.  
Wir warten also.
Eine Stunde später kommt er im Schlepptau des IVECO. Uwe und Angelika haben ihn morgens gesehen, etwas später noch einmal. Leer. Das wunderte sie und sie hielten ihn an. Eh sie ihm den Weg erklärten, fuhren sie kurzerhand vorneweg und da sind sie nun. Großartig, Ihr Beiden. Nochmal herzlichen Dank!


Wir werden also aufgeladen und los geht’s.

 
Über mehrere Stunden fahren wir nun die Runde zu Ende, die wir eigentlich allein vorhatten.
Die Landschaft bleibt spektakulär, der Fahrer schweigsam.


 Ein Stück fahren Uwe und Angelika noch hinter uns her, dann verabschieden sie sich, biegen ab auf eine andere Strecke.



Aber er weiß anscheinend was er tut. Er spricht kein Arabisch, kein Französisch, schon gar kein Englisch. Er dreht das Radio an und fährt Stunde um Stunde obwohl er ja schon lange unterwegs sein muss. Er ist aus Mekness hierher gekommen. Ab und zu telefoniert er mit dem ADAC, der Werkstatt, wem sonst noch.


Pausen gibt es nur, um die Gurte nachzuziehen, mit denen der Düdo befestigt ist.


Als wir die N6 erreichen, beginnt es zu regnen. Gegen 15.00 Uhr kommen wir in Mekness an der Werkstatt an.


 Er lädt uns ab,


wir stehen noch nicht ganz, da ist schon jemand am schrauben. Der Chef der Werkstatt „Diamant“ versichert uns (in Englisch) man bekäme das hin.
Er packt die ausgebaute Kardanwelle ein und fährt los, einen Ersatz suchen.


Wir stehen vor der Werkstatt auf der Straße, gegenüber ist ein Cafè / Restaurant, wo Rüdiger gleich mal nen Tee trinken geht. So kann ich Euch auf dem Laufenden halten.
Irgendwann kommt der Werkstattchef und teilt uns mit, dass er in Nador eine passende Kardanwelle gefunden hat.
Morgen...
Wir sind zwar entspannt, weil Aufregung die Dinge nicht ändert, aber doch auch gespannt, wie es weiter geht.
Ihr bestimmt auch! Drückt uns die Daumen, dass wir uns, wie geplant, mit Jan und Ute in Fès treffen können.

Bis bald also,
Doris und Rüdiger










2 Kommentare:

  1. Hallo Ihr beiden,

    Ist wirklich die Kardanwelle kaputt oder die Welle die ins Differenzial reingeht? Auf dem Foto ist der Flansch nach dem Kreuzgelenk nicht gut zu erkennen. Naja, die Werkstatt wird hoffentlich wissen was sie tut.
    Ich wünsche eurem Düdo baldige Genesung und Euch eine gute Weiterreise

    LG Thomas

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  2. Hallo Thomas,
    es war wirklich die Kardanwelle, die hinter dem Lagerbock regelrecht abgedreht war. Etwa 25mm Massivstahl einfach durchgerieben und runtergefallen.
    Inzwischen haben wir ja aber ne neue drin.
    Sind auf dem Weg nach Hause

    liebe Grüße
    Doris und Rüdiger

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