Vom Süden und vom Nord,
Und von den seltsamen Völkern
Und seltsamen Sitten dort ...
Heinrich Heine
Da
sind wir nun also wieder in Marokko, liebe Freunde. Es fühlt sich so vertraut an, als wären wir nur ein paar Tage weg
gewesen.
Alles
verlief schnell und reibungslos. Die Fahrt nach Los Barrios zu
Carlos' Ticketbüro, wo es zur Fahrkarte wieder Kuchen und Wein gab,
die Überfahrt auf der fast leeren Fähre,
die Abfertigung im Hafen
Tanger Med.
Wir
wollen Tetouan sehen.
Die
Strecke vom Hafen ist spektakulär mit herrlichen Aussichten. Von
hoch oben können wir zurückschauen auf Spanien.
Der
zugegeben nicht topaktuelle WoMo Führer weist auf einen Parkplatz in
Tetouan hin, auf dem man stehen kann. Für eine Nacht wäre das
ideal. Leider erwartete uns eine Enttäuschung. Der Parkplatz
existiert nicht mehr. An seiner Stelle befindet sich jetzt ein schön
gestalteter Platz mit Brunnen. Wir stecken im Gewirr der Gassen, uns
bleibt als Rückweg nur die Möglichkeit mitten durch den Souk zu
fahren. Freundlich wird uns Platz gemacht.
Wohin
nun? Uns fällt der Badeort Martil ein, ganz in der Nähe. Dort waren
wir im Januar bevor wir nach Spanien übersetzten.
Der
Campingplatz ist schnell wiedergefunden, er ist fast leer. Ein Platz
an der Sonne zum aussuchen, eine heiße Dusche, hundert Meter zur
Strandpromenade, was will man für den Anfang mehr?
Abends
essen wir in der Gasse mit den Fisch- und Gemüseständen,
am
nächsten Tag finden wir einen Laden, in dem wir eine SIM Karte von
der Maroc Telecom bekommen. Nun sind wir auch wieder mit Familie und
Freunden verbunden. Wir sitzen im Cafè an der Straße und schauen
dem Treiben zu. Wir sind angekommen.
Weiter
geht es Richtung Süden auf der N-13. Auch diese Strecke hält jede
Menge spektakulärer Aussichten bereit. Durch das Rif Gebirge fahren
wir, lassen Chefchaouen links liegen und passieren bergauf, bergab
die unendlich vielen Kurven. Die Straße ist stark befahren, vor
allem von LKWs, die tiefe Spurrillen hinterlassen haben, was das
Fahren zusätzlich sehr anstrengend macht. Hinter Ouezzane wird es
weit und hügelig und gigantische, frisch gepflügte Felder
erstrecken sich bis zum Horizont.
An
der ganzen Strecke ist die Olivenernte im Gange. Männer schlagen mit
langen Stangen die kleinen Früchte von den Bäumen, Frauen und
Kinder lesen sie von den unten liegenden Planen auf. Vor den Ölmühlen
liegen diese dann in großen Bergen und warten auf ihre Verarbeitung.
Mandarinen
und Granatäpfel werden an der Straße feilgeboten.
Kurz
vor Meknes sind wir total k.o. und schwenken kurzerhand zum
Campingplatz Belle Vue ein.
Schön
angelegt in Terrassen bietet er einen weiten Blick über die Ebene,
wenn man durch die Olivenbäume durchlinst.
Wir
stellen uns unter einen der voll hängenden Bäume und haben sofort
Besuch.
Auf jedem Marokkanischen Campingplatz gibt es Katzen. Diese
hier betteln besonders hartnäckig, aber wir haben nichts, das wir
ihnen geben könnten, außer einem Schälchen Milch mit Wasser und
etwas Brot.
Am
nächsten Tag geht es weiter durch Meknes bis Azrou, von dort auf die
N-8 und dann hinein in die Berge.
Am
Schwimmbad hoch über Tioudirine treffen wir die erste Horde wild
lebender Berberaffen. Sie sind scheu aber neugierig.
Die
kurvenreiche Strecke führt durch Zedern- und Steineichenwälder und
weite kahle Täler in denen Nomaden in Plastikzelten leben. Immer
wieder überqueren ihre Schafherden die Straße.
Diese
zwei haben absolut die Ruhe weg.
Dann
erreichen wir die Quellen des Oum-er-Rbia, des größten Flusses von
Marokko. Eine der Quellen ist salzhaltig, es sieht aus, als sei hier
schon Schnee gefallen.
An
den Straßenrändern gluckert auf der ganzen Strecke Wasser in
gemauerten Kanälen oder einfach in kleinen Bächen.
An
einer Baustelle müssen wir warten und entdecken dabei ein Filmcamp.
Die Berge bilden anscheinend die perfekte Kulisse für den Dreh.
Die
Sonne steht schon ziemlich tief und wir suchen uns auf einer kleinen
Ebene an der Straße einen Platz für die Nacht.
Nach
Einbruch der Dunkelheit ist es hier absolut still, kein Laut ist zu
hören, über uns funkeln Myriaden von Sternen.
Bis
Khenifra sind es etwa 30 Kilometer.
Überall
an der Straße sehen wir Anhalter. Es gibt Sammeltaxis, aber die
kosten Geld und es ist fast selbstverständlich dass, wer Platz hat,
jemanden mitnimmt. So nehmen wir ein Paar mit in die Stadt. Die junge
Frau und ich sitzen hinten. Wir erzählen uns mit Händen und Füßen
von unseren Kindern, denn sie spricht nur Berber, kein Französisch.
Trotzdem erfahre ich, dass sie zwei kleine Kinder hat, die bei der
Oma im Dorf sind, während sie mit ihrem Mann in der Stadt ist. Die
meiste Zeit jedoch lächeln wir uns an.
Wir
bleiben auf der N-8 bis Zaoua-ech-Cheikh, dann biegen wir ab in den
Hohen Atlas. Das Vorgebirge erstreckt sich bis El-Ksiba, von dort
führt die R-317 direkt hinauf auf den ersten Pass. Die Landschaft
ist unglaublich schön in ihrer Kargheit. Bis Cherket ist die Straße
neu, breit ausgebaut, es fährt sich trotz der Kurven und Anstiege
gut. Ab diesem Punkt wird gebaut.
Die Baustelle ist viele Kilometer
lang und befindet sich in den unterschiedlichsten Stadien. An einigen
Stellen werden nur noch die Ränder befestigt oder gesäubert, an
einigen wird der alte Belag aufgebrochen, an wieder anderen gerade
erst der Berg abgetragen. Dort liegen die riesigen Steinhaufen noch
auf der halben Fahrbahn, es geht mühsam voran, vor allem auf den
Schotterstrecken. Wir fahren durch eine einzige Staubwolke.
Der
nächste Pass ist auf 2351m,
dann erreichen wir den Lac de Tizlit.
Eine blau leuchtende Wasserfläche inmitten dieser kargen
ockerfarbenen Berge.
An seinem Ufer liegt die Auberge Tizlit.
Sie
wird von einer älteren Frau betrieben, die uns herzlich begrüßt
und zum Tee einlädt. Gleichzeitig mit uns ist eine junge Frau
angekommen. Zu Fuß. Sie wirkt verfroren und verhärmt. In dem großen
Zimmer mit dem Ofen kommen wir ins Gespräch. Sie kommt aus
Berlin-Marzahn und ist allein zu Fuß unterwegs. Sie hat keinen Pass,
erzählt eine etwas wirre Geschichte über dessen Verbleib in einem
anderen Ort. Unser Angebot, sie irgendwohin mitzunehmen, lehnt sie
ab, sie will ein paar Tage hier ausruhen. Malika, unsere Wirtin ist
nicht begeistert, befürchtet Probleme.
Sie
schenkt mir ein paar Tomaten und Äpfel aus ihrem Garten. Sie sagt,
es sei wenig Wasser im See dieses Jahr, alles vertrocknet und es sei
schon sehr kalt. Sie verdiene nicht viel, es kommen wenig Touristen.
Ihr Anmeldebuch belegt das deutlich.
Sie
erzählt von drei Söhnen, zeigt Fotos von ihnen und den Enkeln auf
ihrem Handy. Ihr Mann hat psychische Probleme, ist seit fast 10
Jahren in Meknes in der Psychiatrie. Es ist ein hartes Leben hier
oben.
Am
nächsten Morgen zeigt unser Thermometer -3° Außentemperatur, innen
sind es 6°. Nur gut, dass unsere Heizung hier auf 2300 m
funktioniert, wenn auch mit verminderter Leistung. Zusammen mit der
aufsteigenden Sonne schafft sie es zum Frühstück bis auf 15°.
Malika weckt sie uns mit frisch gebackenem Brot, das köstlich
schmeckt.
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns herzlich. Am
Wochenende wird sie nach Casablanca fahren, ihre Schulter operieren
lassen. Wir wünschen ihr alles Gute.
Kurze Zeit später erreichen wir den höchsten Punkt, den wir je mit einem Auto gefahren sind, den Pass Tizi Tirherhouzine auf 2706 m. Der Düdo stößt schwarze Wolken aus, trotzdem bewältigt er die Höhe erstaunlich gut.
Es ist eine wahre Mondlandschaft, karg und lebensfeindlich – und doch gibt es Leben hier oben. Schafherden weiden an den kahlen Hängen, in den Tälern bestellen Bauern mühsam ihre Felder.
Kurze Zeit später erreichen wir den höchsten Punkt, den wir je mit einem Auto gefahren sind, den Pass Tizi Tirherhouzine auf 2706 m. Der Düdo stößt schwarze Wolken aus, trotzdem bewältigt er die Höhe erstaunlich gut.
Es ist eine wahre Mondlandschaft, karg und lebensfeindlich – und doch gibt es Leben hier oben. Schafherden weiden an den kahlen Hängen, in den Tälern bestellen Bauern mühsam ihre Felder.
Esel und Maultiere sind oft das einzige Transportmittel.
Bis Tamtattouchte ist es nicht weit. Die Auberge „Les Amies“ hat sich in den fast 9 Jahren seit wir hier waren äußerlich nicht verändert.
Bis Tamtattouchte ist es nicht weit. Die Auberge „Les Amies“ hat sich in den fast 9 Jahren seit wir hier waren äußerlich nicht verändert.
Mohammed ist ein wenig älter geworden, begrüßt uns aber genauso
herzlich auf Deutsch und mit köstlichem Tee wie damals.
Was
im Innern 2008 eine Baustelle war ist zu einem wunderschönen,
gemütlichen Gastraum geworden.
Er zeigt uns eines der fertigen
Zimmer. Wenn wir nicht unsere Betten dabei hätten, kämen wir glatt
in Versuchung...
Mohammed
erzählt, dass die Zahl der Gäste seit 2011 stetig
abnimmt,
alle Herbergen sind leer. Weiter unten in der Schlucht bauen die
Franzosen einen Staudamm, berichtet er, bald ist hier alles
überflutet. Die Einwohner demonstrieren jeden Tag, um wenigstens
eine Entschädigung zu erhalten. Nichts ist gewiss. Vielleicht
bleiben ihnen noch ein paar Jahre. Inscha'a Allah.
Abends
heizt er den Kamin für uns an,
serviert Suppe und Tajine
a la maison mit Hackfleisch und Quitten. Köstlich.
Den Tee gießt Rüdiger schon ein wie ein Marokkaner.
Als Extra gibt es anschließend noch eine kleine Arabisch-Lektion von Mohammed.
Seine Katze ist sehr zutraulich. Sobald ich sitze, lässt sie sich auf meinem Schoß nieder.
Von hier werden wir morgen weiter Richtung Süden fahren, zu den Dünen des Erg Chebbi.
Wir nehmen Euch gerne mit.
Bis
dann also
Doris
und Rüdiger
Hallo Ihr Beiden,
AntwortenLöschenes ist so schön wieder mit Euch auf Reisen zu sein. ;)
Bleibt gesund und weiter so.
LG Thomas
Hallo Thomas,
AntwortenLöschenschön, dass Du wieder dabei bist.
Bleib auch Du gesund und ... vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr.
Liebe Grüße
Doris und Rüdiger
Hallo aus Spandau,
AntwortenLöschenEs ist schon ganz schön “verrückt“....Hier ist die Welt grau und kalt. Die Berliner hetzen durch die Geschäfte und jagen Xmas Geschenken hinter her. “Gleichzeitig“ist die Welt dort so...ja anders. Dank Euch und Eurem blog gar nicht mehr fremd! Schöner als ein Buch...Reisebericht...eine TV-Reportage. Danke dafür. Liebe Grüsse Euch beiden von Christian