Kindheitssommer
Über
den Feldern
flirrende
Hitze,
knisterndes
Heu,
es
summt und sirrt.
Mein
Herz erinnert
gleißende
Stille,
kühle
Wälder,
Großmutters
Hand
und
den Geschmack
von
Walderdbeeren
in
einem
lang
vergangenen Land.
Liebe
Freunde,
wenn
jemand denkt, wir hätten nun genug alte Häuser und schöne Dörfer
gesehen, so irrt sich der. Wir können nicht genug bekommen und jedes
ist ja auch ganz anders.
Deshalb
fahren wir vom Troja Pass nur ein paar Kilometer nach Koprivstiĉa.
Die Abfahrt ist abenteuerlich mit Flugzeug feeling.
Das Besondere an Koprivstiĉa sind nicht nur die Wiedergeburtshäuser
aus Holz
sondern
die Tatsache, dass hier am 20. April 1876 der erste Schuss zum
finalen Befreiungskampf von der osmanischen Herrschaft fiel.
Auf der
„Brücke des ersten Schusses“ erschoss ein Aufständischer einen
osmanischen Polizisten.
Hoch
über dem Ort thront ein entsprechendes Denkmal. Wir absolvieren also
unser tägliches Treppenpensum und schauen uns das an.
Koprivstiĉa
hat sich, im Gegensatz zu Melnik, einen sehr ländlichen Charakter
bewahrt.
Es ist kein „Museumsdorf“, die Leute leben ihren ganz
normalen Alltag mit den Touristen und teilweise von ihnen.
Im Park gibt es ein Freiluft Fitness Studio
und Büchertauschkisten mit bulgarischer Literatur, die wie leider nicht lesen können.
Wir
übernachten wieder auf einem Parkplatz am Ortseingang
und können
beobachten wie der Bauer gegenüber die neue Egge an den Pferdewagen
hängt und so aufs Feld fährt.
Viele schöne Details an den alten Hoftoren versetzen uns in Entzücken
In
einem kleinen Restaurant bekommen wir die an solch heißen Tagen sehr
erfrischende kalte Suppe Tarator aus Yoghurt und Gurken.
Zur
Erholung von der Hitze fahren wir von Koprivstiĉa
an den Batak See.
Der
Stausee ist von Bergen umgeben – eine tolle Kulisse.
Camping
Batak liegt direkt am Seeufer und ist so wunderbar terrassenförmig
angelegt, dass wir immer den Blick aufs Wasser haben. Direkt uns
gegenüber liegt eine Insel, von Bäumen bestanden, auf denen sich
die Kormorane und Möwen niederlassen.
Viele
Familien mit Kindern sind hier, nicht nur Bulgaren, und zwei
niederländische Jugendcamps.
Rings
um den See haben Angler ihre Camps aufgeschlagen, am anderen Ufer
weidet eine Pferdeherde.
Wir
genießen zwei herrliche Tage hier bei dem freundlichen Paar, das den
Platz betreibt. Sie ist Anwältin, er war Finanzberater für eine
amerikanische Firma, beide haben ihre Jobs für diese Idylle
aufgegeben.
Wir
waschen also mal wieder Wäsche, machen Platz für den neuen Staub,
spazieren am See entlang und schauen den Anglern zu.
Am
dritten Tag fahren wir gegen Mittag noch einmal nach Plovdiv, das nur
60 Kilometer entfernt ist.
Wir
flanieren durch diese sympathische Stadt und landen im
Zar Simeon Park mit großen alten Bäumen, schönen Pavillons und
Fontänen, entworfen 1892 von einem Schweizer Gartenarchitekten.
Wir
kommen gerade rechtzeitig um ein Konzert der „Big Band Plovdiv“
zu erleben.
Die Spaziergänger versammeln sich schnell, besonders die kleinen Mädchen tanzen zu den heißen Rhytmen.
Der
Sommer macht am nächsten Tag eine Pause, es ist kühl und regnet.
So
verbringen wir meinen Geburtstag sehr geruhsam,
gönnen uns in einem
Café ein Stück Torte, das nicht so süß ist wie es aussieht, aber
dennoch ganz schon satt macht,
und abends ein gutes Essen in einem
urigen Restaurant.
Der
nächste Tag ist noch immer regnerisch, also fahren wir eine längere
Strecke, bis ins Dorf Orjahovo, 10 Kilometer hinter Veliko Tarnovo,
zur Trinity Rocks Farm.
Auch
hier haben Engländer ein Stück Land und ein paar Gebäude erworben
und einen Campingplatz integriert.
Es
gibt einen Esel namens Trinity, mehrere Katzen und zwei Hunde.
Alles
ist sehr gemütlich und erinnert uns ein wenig an unsere Zeit in der
Kommune im Wendland.
Leider
können wir die schöne Wiese am Fluss nicht richtig genießen, denn
es regnet in Strömen.
Die
Wetterseiten im Internet versprechen Besserung ab morgen – wir
hoffen mal das Beste, denn wir wollen danach zu den Felsenklöstern in
Ivanovo.
Ja,
wir wissen, dass Ihr in Deutschland Euch schon eine ganze Weile mit
dem Regen herumschlagen müsst und es ist nur gerecht, dass wir auch
unseren Teil abbekommen.
Hoffen
wir mal für uns alle auf Sonne.
Seid
gegrüßt und bleibt uns gewogen
Doris
und Rüdiger
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