Sommer
Im
Sommer ißt man grüne Bohnen,
Pfirsiche,
Kirschen und Melonen.
In
jeder Hinsicht schön und lang
bilden
die Tage einen Klang.
Durch
Länder fahren Eisenbahnen,
auf
Häusern flattern lust'ge Fahnen.
Wie
ist's in einem Boote schön
umgeben
von gelinden Höhn.
Das
Hochgebirge trägt noch Schnee,
die
Blumen duften. Auf dem See
kann
man mit Glücklichsein und Singen
vergnügt
die lange Zeit verbringen.
Reich
bin ich durch ich weiß nicht was,
man
liest im Buch und liegt im Gras
und
hört von üb'rall die dummen,
unnützen
Mücken, Fliegen summen.
Martin
Walser
Liebe Freunde,
die Geschichtsschreiber behaupten, sie sei die älteste Stadt Europas. Erste Siedlungsfunde stammen aus dem 6. Jahrtausend v.Ch. Ehrfurcht wandelt uns an, aber abgesehen davon - wir mögen sie. Plovdiv ist eine der schönsten und sympathischsten Städte,
die wir bisher besucht haben.
Wir
stehen unbehelligt und mit schönem Ausblick am Ufer der Mariza,
nicht weit von der Altstadt.
Plovdiv
ist auf drei Hügeln gebaut, zwei davon besteigen wir.
Zunächst aber machen wir einen Erkundungsgang die Fußgängerzone hinauf und hinunter, vorbei an der schönen alten Džumaja Moschee und den Resten des römischen Stadions.
Unter den weit ausladenden Kronen der Bäume laden Bänke zum verweilen ein, hier kann man wunderbar sitzen und „Leute gucken“.
Nach
dem Essen trinken wir noch ein Bier in einer Studentenkneipe in einer
der Nebenstraßen, die Atmosphäre ist der im Berliner Friedrichshain
nicht unähnlich.
Am
nächsten Tag steigt Rüdiger schon vor dem Frühstück auf den Berg
der Befreier, wo die monumentale Figur des „Aljoscha“ steht.
Zu
seinen Füßen steht schon mal das Logo für „Europäische
Kulturhauptstadt 2019“.
Dann
erkunden wir die Altstadt.
Wunderschöne
Wiedergeburtshäuser gibt es hier bis hinauf auf den Nebet Hügel,
wo
Reste der Zitadelle als „Archäologischer Komplex“ benannt
werden. Von hier oben hat man einen schönen Blick auf die Stadt und
vor allem auf den Sonnenuntergang.
Wiedergeburtshäuser – das ist ein bestimmter Baustil, der sich nach der Befreiung von der türkischen Herrschaft verbreitete.
Wir
beschließen den Tag auf dem Hügel mit guter bulgarischer Küche in
einem schattigen grünen Biergarten.
Weiter
durch die Thrakische Tiefebene geht es auf die Berge des zentralen
Balkangebirges zu.
Das
Straßensystem ist hier eigentlich wie bei uns, je mehrstelliger die
Nummer der Straße ist, umso untergeordneter und kleiner ist sie. Im
Prinzip.
Auf
unserer Karte führt die Straße Nr. 56 geradewegs nach Kanzanlăk
und von dort zum Šipka Pass.
Bis Zelenikova ist sie auch in gutem Zustand, führt vorbei an
Sonnenblumen- und Getreidefeldern und verschlafene kleine Dörfer.
Danach aber ist es, als sei sie seit Jahren einfach vergessen worden.
Zunächst ist sie nur fast zugewachsen.
Da
sie sehr kurvig und schmal ist, ist es schon ein kleines Abenteuer,
besonders in den Kurven. Viel Verkehr ist hier nicht, aber mulmig
wird uns, als uns in einer Kehre ein LKW fast auf der Straßenmitte
entgegen kommt und beide im letzten Augenblick ausweichen können.
Herzklopfen kostenlos. Von nun an fährt Rüdiger besonders
vorsichtig, denn Kurven gibt es jede Menge.
Wenigstens
finden wir an einem Denkmal, irgendwo zwischen Wäldern und Feldern,
eine Quelle und füllen unsere Flaschen auf.
Hinter
Kazanlăk führt sie dann
wieder als „ordentliche“ Straße hinauf in die Berge.
Der Šipka
Pass ist nicht spektakulär hoch (1306 m), aber von besonderer
Bedeutung, da hier im Russisch-Türkischen Krieg (1877/78) eine
entscheidende Schlacht geschlagen wurde, die die Gründung des
Bulgarischen Reiches zur Folge hatte. Deshalb steht auf 1326 m Höhe
das „Denkmal der Befreiung“ zu dem man vom Hotel und Restaurant
900 Stufen hinauf steigen kann.
Wir
fahren links hinter dem Hotel das Sträßchen ein Stück weiter und
finden dort einen großen leeren Parkplatz.
.
Der Vollmond ist schon zu
sehen, als die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet und wir
verbringen eine wunderbar ruhig Nacht auf dem Pass
Am
nächsten Tag wandern wir ein Stück in die Berge hinein, hier oben
hat es angenehme Temperaturen um die 24°, also ideales Wanderwetter.
Die
nächste Station ist das Museumsdorf Etara. Es liegt nur einige
Kilometer entfernt vom Pass beim Städtchen Gabrovo.
Aus
dem ganzen Land sind hier alte Häuser und Handwerksstätten wieder
aufgebaut oder kopiert worden. Das wollen wir uns anschauen. Auch
hier stehen wir ganz unbehelligt über Nacht auf dem Parkplatz vor
dem Dorf, bezahlen am nächsten Morgen unsere Parkgebühr von 2.-
Lewa und hören nichts, außer dem Rauschen des Flüsschens.
Gegen
Neun treffen die ersten Besucher ein, wir frühstücken in Ruhe und
dann betreten auch wir für 5.- Lewa das Museumsdorf.
Willkommen
geheißen werden wir von diesen Kollegen hier
die
das ganze Areal bevölkern und von Kindern hergestellt wordens sind.
In
den Werkstätten sitzen Handwerker und schnitzen, hämmern, flechten
oder ziselieren, in viele Häuser kann man hinein schauen, es gibt
ein Cafè und ein Restaurant und viele Souvenirs.
Besonders
faszinieren uns die Wassermühlen und die mit natürlicher
Wasserkraft betriebene Waschmaschine.
Langsam
schlendern wir zurück und verabschieden uns von den freundlichen "Bewohnern".
Der Parkplatz ist inzwischen voll, es ist
Sonntag und Etara ein beliebtes Ausflugsziel.
Loveĉ
liegt beiderseits des Flusses Osăm und hat die einzige überdachte
Fußgägerbrücke Bulgariens,
die
die Neustadt und die Altstadt verbindet deren verwinkelte Gassen
hinauf zu den Resten einer mittelalterlichen Festung und dem
monumentalen Denkmal des Nationalhelden Vasil Levski.
Wir
steigen hinauf und besuchen unterwegs das Ethnografische Museum, das
eigentlich nur aus zwei Wiedergeburtshäusern besteht, deren Zimmer
liebevoll eingerichtet sind. Sie zeigen die Wohnverhältnisse von
Bauern und Bürgertum um 1930.
Ein knorriges Männlein scheucht uns
im Eiltempo durch die beiden Häuser und rattert dabei Erklärungen
in einer Mischung aus Russich, Englisch, Französisch und einigen
Worten Deutsch herunter.
Am Weg liegt auch das alte Kirchlein, schön, aber deutlich restaurierungsbedürftig.
In der Neustadt entdecken wir das Kino Kosmos. Das Pendant in Berlin, das wir als Jugendliche geliebt haben, steht zwar unter Denkmalschutz, ist aber kein Kino mehr. Dieses hier schon.
Am nächsten Tag wieder ein Pass, wieder ein Denkmal. Diesmal der der Beklemeto-Pass, dass Denkmal für die Opfer, die ihr Leben ließen für die Befreiung Bulgariens.
Wir
steigen hinauf zum Monument und wandern von dort aus weiter.
Von
oben haben wir eine atemberaubende Sicht auf die Berge des zentralen
Balkangebirges und ins Tal hinunter, das mit seinen Getreidefeldern
aussieht wie ein grün-gelber Flickenteppich.
Unterwegs treffen wir allerlei Bergbewohner.
Dieser hier macht Geräusche wie eine Kinderrassel.
Und wie schon bei der letztenWanderung begleitet uns trillernd eine Lerche.
In
der Nähe ist eine Quelle, wir haben also Wasser und bleiben über
Nacht.
Wie Ihr vielleicht schon gemerkt habt, geraten wir bei unseren Berichten über Bulgarien ein bisschen ins Schwärmen.
Wir
waren ja schon in einigen Ländern Osteuropas unterwegs und das
Meiste, was wir gesehen und erlebt haben, hat uns gefallen. Aus
verschiedenen Gründen sind wir bisher nie nach Bulgarien gekommen.
Nun sieht es ganz so aus, wären wir dabei uns in Bulgarien zu
verlieben.
Das
teilen wir gern mit Euch.
Seid
gegrüßt und bleibt uns gewogen
Doris
und Rüdiger
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