Donnerstag, 6. Juli 2017

Am Eingang zum Hades






Wie in alter Zeit
wartet der Brunnen
auf die Schönen am Abend.
Wein umrankte Häuser
blicken mit hohlen Augen
unter zerfallenden Dächern
in die Dämmerung.
Längst suchen die Mädchen
ihr Glück
in der Ferne.


Liebe Freunde,

es ist so heiß, dass das Besteck im Kasten glüht und man sich die fast die Finger verbrennt, wenn man heraus holt.
Der Garten döst in der Sonne, die aufgespannten Sonnensegel hängen schlaff neben dem Tipi. Das man übrigens mieten kann, genauso wie einige Gästezimmer im Haus.
Auch die drei Hunde suchen sich ein schattiges Plätzchen und die zimtfarbene Katzenschönheit schläft unter dem Holzdach.
Unsere Wäsche ist in kürzester Zeit trocken.
Ein paar Wölkchen ziehen auf vom Pirin her, wir hoffen auf Regen und Abkühlung.
Abends lädt uns John ein, sein selbst gebrautes Bier zu kosten, was wir natürlich gern tun. Freunde kommen vorbei, ein Landsmann von John und Sarah. Wir erfahren, dass sich viele Engländer in Bulgarien niedergelassen haben, allein in diesem Landkreis sind es Dreißig.
We improve our English this evening – aber manchmal müssen wir nachfragen oder raten. Die Mundart von Manchaster entspricht nicht immer unserem Schulenglisch. Es wird ein unterhaltsamer, netter Abend.
Als wir ins Bett gehen, sind es noch immer 30°.
In der Nacht grummelt es dann in der Ferne und es fallen ein paar wenige dicke Tropfen, die wahrscheinlich schon verdampfen, bevor sie unten ankommen. Ein heftiger Sturm zerrt die Wäsche von der Leine und die Sonnensegel aus den Halterungen.
Am nächsten Morgen ist es etwas kühler. Wir beschließen weiter zu fahren, so schwer es uns fällt. Es gibt noch so viel zu sehen in Bulgarien.
 
Wir verabschieden uns also von unseren freundlichen Gastgebern, machen noch ein paar Abschiedsfotos und versprechen nur zu gern wieder zu kommen.
Sollten Euch unsere Berichte möglicherweise anregen Bulgarien zu bereisen, ein Besuch bei Sarah und John lohnt sich auf jeden Fall.

www.campingkromidovo.com

In Goce Delĉev fassen wir neue Vorräte und dann geht es hinein in die Rhodopen, durch das Städtchen Dospat in Richtung Devin. In der Nähe des Dorfes Trigrad befindet sich der Teufelsschlund. Der Reiseführer verspricht eine Höhle mit einem 42 m hohen Wasserfall. Das können wir uns nicht entgehen lassen.
Sobald die Straße sich hinauf nach Dospat in vielen Kurven ins Gebirge schlängelt, finden sich alle paar Kilometer wieder Quellen an der Straße, oft mit Schutzhütten daneben, denn die Rhodopen sind beliebtes Wandergebiet. Dunkle Wolken schieben sich über die Gipfel, Donnergott Perun zieht alle Register. Es blitzt und kracht ordentlich und dann regnet es wie aus Eimern. Die frisch gewaschene Luft ist angenehm und die Temperaturen fast um die Hälfte gesunken. Unser Thermometer zeigt nur noch 25°C.



 Kurz vor Borino übernachten wir an einer der Quellen, um am nächsten Morgen gut ausgeschlafen weiter zu fahren.












Der Teufelsschlund befindet sich kurz vor dem Dörfchen Trigrad und um zu seinem Eingang zu gelangen muss man durch eine tiefe Schlucht, die bis zu 300 m in die Höhe ragt.
 Die schmale Straße schlängelt sich am Flüsschen Trigradska entlang.










Am Parkplatz vor dem Höhleneingang sind schon drei Kleinbusse mit einer Jugendgruppe angekommen. 

Unsere Führung beginnt eine Stunde später. Zeit für einen Tee und einen Blick auf die Umgebung. Gegenüber vom Parkplatz gibt es eine Attraktion für Mutige.
 
 Ein Stahlseil ist die Schlucht entlang über dem Fluss gespannt, hinunter zur nächsten Straßenkurve, etwa 100 m lang. Ein zweites Seil läuft an diesem entlang und man kann, daran festgebunden, hinunter sausen. Die jungen Leute tun das mit Begeisterung und einem lauten Juchzer.


Bevor wir in die Höhle dürfen bekommen wir einen Zettel mit einem deutschen Text, der in etwa dem entspricht, was der Führer den Bulgaren, die mit uns hinein gehen, erzählt.

Wir erfahren, dass die Höhle 175.000 Jahre alt, 110 m lang, 40 m breit und 47 hoch ist. In der Höhle gibt es einen Kaskaden-Wasserfall, dessen höchste Säule 42 m tief herunter fällt.
Das Spannendste ist aber das Rätsel des Trigradska Flusses, der durch einen natürlichen Eingang in die Höhle gelangt, durch den großen Saal fließt und sich in der Erde in einen Syphon verliert.
280 m weiter erscheint er wieder. Dort hat der Fels die Form einer Karstkapelle. Der Name der Höhle entstand, weil jeder Gegenstand, der ins Wasser fällt, verschwunden bleibt. 1968 gab es eine große Überschwemmung, der Fluss riss 300 m³ mit sich, die nie wieder auftauchten. Nun führte man Experimente mit Farbe durch, die in den Fluss geleitet wurde. Die Farbe erschien, aber nicht, wie erwartet, nach 7 Minuten, sondern erst nach 2 Stunden. Berechnungen ergaben, dass ein Fluss für diese Zeit 27 Kilometer zurücklegen muss. Zwei Taucher aus Varna ließen bei dem Versuch, dem unterirdischen Weg des Flusses auf den Grund zu gehen, ihr Leben. Bis heute brachten alle Untersuchungen und Experimente keine Aufklärung.
Wir finden es ein wenig beruhigend, dass die Natur noch in der Lage ist, einige ihrer Geheimnisse zu wahren.
Und noch etwas Interessantes erfahren wir: der Teufelsschlund gab den Anstoß zu vielen Legenden aus der Zeit der Thraker. Eine davon erzählt die Geschichte von Orpheus, der hier in die Unterwelt hinab stieg, dem Königreich des Hades, um seine Geliebte Eurydike zu retten.
Wir gehen also mit den anderen durch den 150 m langen, künstlich geschaffenen Eingang in die düstere Höhle. Schon weit vorn hört man das Dröhnen des Wasserfalls. In der großen Halle ahnt man ihn mehr, als dass man ihn sieht. 

Dort gibt es eine kleine Nische im Fels, in die die Leute kleine Münzen legen und Heiligenbildchen und einen Schluck Wasser trinken, das aus einer hölzernen Röhre aus dem Fels plätschert. Wir tun es ihnen gleich. Vielleicht bringt es ja Glück.
Dann kommt die sportliche Übung des Tages. 288 sehr steile Stufen geht es wieder hinauf ans Tageslicht. 








Zur Belohnung hat man dort einen spektakulären Blick auf die Karstkapelle, durch die der Fluss sich mit lautem Donnern ergießt.
 
Auf der Straße, vorbei an den Souvenirhändlern,
  geht es zurück zum Parkplatz.










Wir fahren zurück durch die Schlucht und weiter in Richtung Smolja. Die Gegend bleibt eine Augenweide. Am Rande des Dorfes Stoykite finden wir einen Platz für die Nacht, wieder an einer der eingefassten Quellen, mit einem wunderschönen Blick ringsum.




 

(... unser Traumhäuschen)









Am Morgen weckt uns das Bimmeln der Glöckchen, die die Schafe um den Hals tragen. Sie haben die Nacht direkt neben uns verbracht und werden nun im Stall gegenüber gemolken.
Wir fahren weiter durch die herrliche Landschaft der Rhodopen. 
 

Unser heutiges Ziel ist das Kloster Baĉkovo, das zweitbedeutendste Bulgariens und ein Nationalheiligtum.
Vor den Toren des Baĉkovo Monastir erstreckt sich eine lange Einkaufsstraße mit Souvenirständen und Restaurants, 
 am Weg hinauf gibt es Quellbrunnen zur Erfrischung.

Das Kloster ist klein, gemütlich und eher volkstümlich, die Innenhöfe mit alten Bäumen bestanden. Viele Gläubige kommen hierher, die Kerzenverkäuferin macht guten Umsatz.
Wir schauen uns die schön ausgemalte Kirche an, 



das Refektorium mit der rußgeschwärzten Küche 


und auch das Museum mit seinen filigran geschnitzten Altarkreuzen und den Handarbeiten der alten Mönche.

Im Innenhof setzen wir uns auf eine Bank und betrachten das Treiben. Einige Mönche gehen zwischen den Leuten herum. Fast alle haben ihr langes Haar zusammengebunden und die schwarzen Roben verleihen ihnen Eleganz.
Ich muss lachen, als ein kleiner Junge neben mir den ältesten von ihnen mit Professor Dumbledor aus „Harry Potter“ vergleicht. 
 

Wir schlendern an den Souvenirständen entlang, verkosten und kaufen Honig, 


dann machen wir uns auf nach Plovdiv, der Stadt, von der alle sagen, dass man sie gesehen haben muss.
Wir sind gespannt. Ihr auch?

Seid gegrüßt und bleibt uns gewogen
Doris und Rüdiger






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