Die Kilometer flutschten nur so unter unseren Rädern weg, am ersten Abend kommen wir bis Mayen, einem kleinen schnuckeligen Städtchen in der Eifel.
Die Attraktion des Ortes ist die Genovevenburg, benannt nach der Frau des Pfalzgrafen Siegfried, Genoveva von Brabant.
Erstmals 1281 erwähnt, blieb die Burg 400 Jahre unversehrt, wurde nach ihrer Zerstörung 1689 mehrmals wieder aufgebaut und rekonstruiert.
Die Legende um Genoveva erzählt von einer großen Liebe, von Missgunst und Verrat, von Reue, Trauer und Wiedergutmachung.
Genoveva war eine schöne Frau und ihrem Mann herzlich zugetan. Als er in den Krieg zog, machte sich der Burgvogt Golo an sie heran, sie wies ihn ab, woraufhin er sie bei ihrem aus dem Krieg heimkehrenden Mann verleumdete. Der glaubte dem Burgvogt, wollte sie töten lassen, aber die Knechte hatten Mitleid und ließen sie laufen. Auf dem Weg warf sie ihren Ehering in einen Bach. Sie lebte sieben Jahre mit ihrem Sohn in einer Höhle im Wald, wo ein Reh sie mit Milch versorgte.
Der Graf bereute seine Entscheidung sehr bald und trauerte um sie. Eines Tages brachte ein Fischer einen großen Fisch auf die Burg, in dessen Bauch sich der Ring fand. Der Graf erkannte ihn und sein Schmerz flammte erneut auf. Zur Ablenkung ging er auf die Jagd, verfolgte ein Reh, dass ihn zu einer Höhle im Wald führte, wo er seine Frau und seinen Sohn fand, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Versöhnung, Bestrafung des Burgvogtes.
Ende gut, alles gut.
Wir stellen also das Auto ab und wandern zur Burg.
Schön ist sie, es gibt ein kleines Museum und man kann natürlich auf der Burg heiraten.
Gleich nebenan ist das Stadtzentrum. Wir kommen gerade recht zur Kirmes.
Die Spezialität der Gegend scheint Nierengulasch zu sein. In jedem Gasthaus wird es angeboten und auch auf dem Markt. Ich habe so etwas in meiner Kindheit zuletzt gegessen, Rüdiger während seiner Armeezeit. Er hat es in keiner guten Erinnerung, findet sich aber trotzdem bereit zu kosten.
Und siehe da, es schmeckt nicht schlecht.
Wir entdecken einige lauschige Ecken, bevor wir zurück schlendern.
Am nächsten Morgen geht es bei dichtem Nebel weiter. Zunächst nach
wo wir nochmal alle Tanks füllen.
Die Sonne kommt heraus
wir erreichen
Montier-en-Der ist ein kleines Landstädtchen im Departement Haute-Marne. Durch eine herbstlich leuchtende Landschaft fahren wir durch das Lorraine.
Sanfte Hügel, braun gepflügte Felder, bunte Alleen säumen unseren Weg.
Der Stellplatz liegt an einem kleinen Park,
Bei einem Abendbummel durch den Ort entdecken wir eine besondere Fachwerktradition.
Immer nach Südwesten führt unser Weg am nächsten Tag bis Luant, wo an einem See neben einem kleinen Gasthaus Platz ist für Wohnmobile.
Der folgende Morgen beginnt mit Regen, der sich aber bald verzieht, je weiter wir nach Süden kommen.
Durch die Dordogne, über Limoges, Bergérac und Perigeux rollen wir bis zur Garonne. Direkt daneben gibt es einen Kanal, an dessen Ufer wir am Rande von Gaumont sur Garonne den bisher schönsten Platz der Reise finden.
Unter mächtigen, von Efeu berankten Platanen stehen wir hier ganz allein.
Wir genießen unser Abendessen
dann gehen wir nochmal los. Man kann man hier von einer Brücke zur nächsten laufen. Ideal.
Wieder bringt die Nacht Regen, der auch am nächsten Tag anhält. Die Sonne zeigt sich, als wir durch die Gascogne fahren. Dieser Landstrich hat mindestens zwei Berühmtheiten hervorgebracht – den Armagnac, einen Weinbrand, der sich nur so nennen darf, wenn er aus der Gascogne kommt
und Charles d'Artagnan de Batz-Castelmore, Offizier der Musketiere des Königs, der Dumas als Vorlage für die Hauptfigur seines Romans „Die drei Musketiere“ diente.
Als die Pyrenäen am Horizont erscheinen, wissen wir, bald haben wir Spanien erreicht. Die Sonne kommt heraus, die Gegend wird bergiger, die Straße windet sich hinter Pau bald in Serpentinen hinauf zum Tunnel du Somport.
Man fährt in Frankreich hinein und kommt in Spanien wieder heraus.
Wir haben es geschafft.
Bevor wir nun aber hinein ins Land und dem schönen Wetter entgegen fahren, schauen wir uns erst mal eine besondere Attraktion an.
Die Estacion Canfranc ist ein riesiges Bahnhofsgebäude, an einer Bahnstrecke, die einst Spanien und Frankreich verband.
Von 1944 bis 1948 wurde sie von den Franzosen unterbrochen, weil man keine Verbindung zur Franco-Diktatur haben wollte, 1970 dann endgültig stillgelegt, aufgrund des Einsturzes einer Brücke auf französischer Seite. Seitdem stand der Bahnhof leer und verfiel. Nur für Eisenbahnfans war er weiter eine Attraktion.
2018 beschloss die Regierung von Aragon den Bahnhof wieder in Betrieb zu nehmen. So ist eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Pau und Canfranc geplant.
Dass sich hier etwas tut, ist sofort zu sehen. Das Bahnhofsgebäude ist sehr schön restauriert, eine Art Bautunnel führt hindurch zum neuen Bahnhofsgebäude, von wo tatsächlich schon eine Regionalbahn fährt.
Wir sind wirklich beeindruckt von diesem Bau und vor allem von seiner Lage.
Einen besseren Einstand für unsere Ankunft in Spanien konnte es nicht geben. Nur das Wetter lässt zu wünschen übrig. Auf der anderen Seite des Tunnels ist von Sonne keine Spur mehr und als wir vom Bahnhof zurück kommen, fängt es wieder an zu regnen, sobald wir die Autotür hinter uns geschlossen haben.
Unsere erste Nacht in Spanien werden wir in Jaca verbringen. Wohin es uns danach treibt, berichten wir beim nächsten Mal.
Bis dann also
Doris und Rüdiger
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