Samstag, 16. November 2019

Stadt der Schwerter



Die Zeit ist vorüber, wo man abenteuerlich in die weite Welt rannte; durch die Bemühungen wissenschaftlicher, weislich beschreibender, künstlerisch nachbildender Weltumreiser sind wir überall bekannt genug, dass wir ungefähr wissen, was zu erwarten sei.

                                                                                   Johann Wolfgang von Goethe



Da hat er sicher Recht, der olle Goethe, aber wenn man dann an einem Ort seiner Sehnsucht ankommt, ist doch alles nochmal ganz anders, als die Beschreibung der Weltumreiser. Denn jeder sieht einen Ort mit anderen Augen.


Auf der A-50 fahren wir über Salamanca Richtung Süden.
Die Landschaft wird offener. Die Comarca de la Moraña, das sind weite grüne Felder, zerteilt durch Mauern aus aufgeschichteten Feldsteinen, die ersten Olivenhaine tauchen auf.






Unser erster geplanter Stopp liegt mitten in den Bergen der Sierra de Guadarrama. Das Monumento Nacional de Santa Cruz del Valle de los Caídos „Nationalmonument des Heiligen Kreuzes im Tal der Gefallenen“ ließ der Diktator Franco ab 1940 von Zwangsarbeitern zur Verherrlichung seiner Diktatur erbauen. In diesem Jahr wurden nach langen Diskussionen seine Gebeine exhumiert und umgebettet nach Madrid.
Nun möchten wir uns dieses Monument ansehen.



Je höher wir in die Berge kommen, umso tiefer hängen die Wolken. Schnee? An den Straßen stehen Räumfahrzeuge mit voller Besatzung und rotierenden Leuchten bereit, die Straßenränder sind mit Schneestöcken bestückt.



Der Seitenweg, der zum Monument führt, ist mit einer Schranke versperrt. Ob das mit der erfolgten Exhumierung oder mit dem zu erwartenden Schnee zu tun hat wissen wir nicht, aber der erste Schneegriesel klickert auf unsere Frontscheibe, also riskieren wir lieber nichts und fahren über den Pass auf 1500m und dann wieder hinunter Richtung Madrid.
Wie ein Spinnennetz umgeben die Umgehungsstraßen die spanische Hauptstadt, unser Navi führt uns auf der M-50 geschmeidig hindurch, dann geht es weiter auf der A-42 bis Toledo, unserem zweiten geplanten Stopp.
Schon von Weitem sehen wir sie imposant auf ihrem Hügel thronen.



Mit der Beschreibung von Lion Feuchtwanger in seiner „Jüdin von Toledo“ im Kopf haben wir uns schon lange auf diese Stadt gefreut.
Nachdem wir auf einem Großparkplatz am Fuße des Hügels aufgestellt haben, gehen wir los.
Eine Rolltreppe führt hinauf in die Altstadt.

 


Wir lassen uns einfach treiben.















Im Reiseführer haben wir folgendes gefunden:
Auf Grund von Eisenerzvorkommen entwickelte sich Toledo zur Hochburg der Waffenschmiede (Toledo-Stahl). Von Toledo aus wurden schon die römischen Truppen mit Schwertern versorgt und auch Kaiser Karl V. (-1558) ließ dort seine Schwerter fertigen. Während der Maurenherrschaft entwickelten die Schmiede eine besondere Technik der Klingenverzierung, indem auf vorher aufgeraute Stahlflächen feine Golddrähte und ausgeschnittene Ornamentteile aus dünnem Stahlblech aufgehämmert und nachher mit feinen Punzen ziseliert wurden.
Dieses Erbe wird hier weidlich ausgeschlachtet. In jedem zweiten Schaufenster der touristisch erschlossenen Altstadtgassen sieht man jede Menge Schwerter und Messer.






Aber abgesehen davon ist Toledo einfach schön. Die Baustiele der verschiedenen Zeitalter und Kulturen verschmelzen zu einem harmonischen Ganzen.
Rüdiger macht am nächsten Morgen noch einen Spaziergang am Tejo entlang, der Toledo, wie eine Halbinsel, zu zwei Dritteln umschließt.





Dann wollen wir endgültig ins Warme.
Wir starten am frühen Vormittag und fahren durch Kastillien-La Mancha nach Andalusien.




Fast 600 Kilometer treten wir an diesem Tag. Zu beiden Seiten der N-401 ziehen sich Olivenhaine hin, soweit das Auge reicht.

und es werden immer mehr.




Je weiter wir nach Süden kommen umso mehr reißt der Himmel auf und am Abend werden wir für den langen Fahrtag mit einem Sonnenuntergang mit UFO belohnt.





Am nächsten Tag erwarten uns Astrid und die Sonne in Isla Cristina.


Bis dann also,
Doris und Rüdiger

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