Die Zeit ist vorüber, wo man
abenteuerlich in die weite Welt rannte; durch die Bemühungen
wissenschaftlicher, weislich beschreibender, künstlerisch
nachbildender Weltumreiser sind wir überall bekannt genug, dass wir
ungefähr wissen, was zu erwarten sei.
Johann
Wolfgang von Goethe
Da hat er sicher Recht, der olle Goethe, aber wenn man dann an einem Ort seiner Sehnsucht ankommt, ist doch alles nochmal ganz anders, als die Beschreibung der Weltumreiser. Denn jeder sieht einen Ort mit anderen Augen.
Auf
der A-50 fahren wir über Salamanca Richtung Süden.
Die
Landschaft wird offener. Die Comarca de la Moraña,
das sind weite grüne Felder, zerteilt durch Mauern aus
aufgeschichteten Feldsteinen, die ersten Olivenhaine tauchen auf.
Unser
erster geplanter Stopp liegt mitten in den Bergen der Sierra de
Guadarrama. Das Monumento
Nacional de Santa Cruz del Valle de los Caídos
„Nationalmonument des Heiligen Kreuzes im Tal der Gefallenen“
ließ der Diktator Franco ab 1940 von Zwangsarbeitern zur
Verherrlichung seiner Diktatur erbauen. In diesem Jahr wurden nach
langen Diskussionen seine Gebeine exhumiert und umgebettet nach
Madrid.
Nun
möchten wir uns dieses Monument ansehen.
Je
höher wir in die Berge kommen, umso tiefer hängen die Wolken.
Schnee? An den Straßen stehen Räumfahrzeuge mit voller Besatzung
und rotierenden Leuchten bereit, die Straßenränder sind mit
Schneestöcken bestückt.
Der
Seitenweg, der zum Monument führt, ist mit einer Schranke versperrt.
Ob das mit der erfolgten Exhumierung oder mit dem zu erwartenden
Schnee zu tun hat wissen wir nicht, aber der erste Schneegriesel
klickert auf unsere Frontscheibe, also riskieren wir lieber nichts
und fahren über den Pass auf 1500m und dann wieder hinunter Richtung
Madrid.
Wie
ein Spinnennetz umgeben die Umgehungsstraßen die spanische
Hauptstadt, unser Navi führt uns auf der M-50 geschmeidig hindurch, dann
geht es weiter auf der A-42 bis Toledo, unserem zweiten geplanten
Stopp.
Schon
von Weitem sehen wir sie imposant auf ihrem Hügel thronen.
Mit
der Beschreibung von Lion Feuchtwanger in seiner „Jüdin von
Toledo“ im Kopf haben wir uns schon lange auf diese Stadt gefreut.
Nachdem
wir auf einem Großparkplatz am Fuße des Hügels aufgestellt haben,
gehen wir los.
Eine
Rolltreppe führt hinauf in die Altstadt.
Wir
lassen uns einfach treiben.
Im
Reiseführer haben wir folgendes gefunden:
Auf Grund von Eisenerzvorkommen
entwickelte sich Toledo zur Hochburg der Waffenschmiede
(Toledo-Stahl). Von Toledo aus wurden schon die römischen Truppen
mit Schwertern versorgt und auch Kaiser Karl V. (-1558) ließ dort
seine Schwerter fertigen. Während der Maurenherrschaft entwickelten
die Schmiede eine besondere Technik der Klingenverzierung, indem auf
vorher aufgeraute Stahlflächen feine Golddrähte und ausgeschnittene
Ornamentteile aus dünnem Stahlblech aufgehämmert und nachher mit
feinen Punzen ziseliert wurden.
Dieses
Erbe wird hier weidlich ausgeschlachtet. In jedem zweiten
Schaufenster der touristisch erschlossenen Altstadtgassen sieht man
jede Menge Schwerter und Messer.
Aber
abgesehen davon ist Toledo einfach schön. Die Baustiele der
verschiedenen Zeitalter und Kulturen verschmelzen zu einem
harmonischen Ganzen.
Rüdiger
macht am nächsten Morgen noch einen Spaziergang am Tejo entlang, der
Toledo, wie eine Halbinsel, zu zwei Dritteln umschließt.
Dann
wollen wir endgültig ins Warme.
Wir
starten am frühen Vormittag und fahren durch Kastillien-La Mancha
nach Andalusien.
Fast
600 Kilometer treten wir an diesem Tag. Zu beiden Seiten der N-401
ziehen sich Olivenhaine hin, soweit das Auge reicht.
und
es werden immer mehr.
Je
weiter wir nach Süden kommen umso mehr reißt der Himmel auf und am
Abend werden wir für den langen Fahrtag mit einem Sonnenuntergang
mit UFO belohnt.
Am
nächsten Tag erwarten uns Astrid und die Sonne in Isla Cristina.
Bis
dann also,
Doris
und Rüdiger
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