Nur aufs Ziel zu sehen, verdirbt
die Lust am Reisen.
Friedrich Rückert
Das,
liebe Freunde, nehmen wir uns zu Herzen und richten unsere Pläne
nicht nach Zielen, sondern nach dem Wetter.
Auch
in Marokko ist Winter und es gibt Gegenden, wo es kalt ist und
regnet.
Zunächst
aber sind wir ja noch auf dem Hof der Autowerkstatt in Marrakesch und
warten darauf, dass Deni wieder fahrbereit ist.
Am
Morgen regnet es und es ist kalt. 13°C. Jan meldet aus Sidi Ifni
20°C und Sonne.
Nachdem
die erste Hinterachse als nicht passend befunden und wieder zurück
geschickt wurde, kommt etwa zwei Stunden später eine andere. Die
passt im Prinzip, aber die Übersetzung stimmt nicht. Wir vertreiben uns die Zeit mit Schlendern und finden so schöne Sachen.
Auch über
Nacht ändert sich der Stand der Dinge nicht.
Der
nächste Tag bringt zwar wieder Sonne, aber keine endgültige Lösung.
Das
heißt, Deni kann fahren, aber seine Höchstgeschwindigkeit beträgt
67 Km/h. Der Chef sucht weiter nach passenden Teilen, aber es ist
Samstag und auch in Marokko ist der Sonntag offiziell Sonntag und
Deni und Nancy haben keine Lust einen Teil ihres Urlaubs mit Warten
auf einem Werkstatthof im Industriebezirk von Marrakesch zu
verbringen – und wir auch nicht. Also lautet der Beschluss, wir
fahren. Langsam eben, aber wir fahren. Und zwar nach Sidi Ifni, wo
das Wetter schön ist und die Beiden einfach die Luft raus lassen und
im Urlaub ankommen können.
Die
Werkstatt versucht weiter ein Kegelrad mit der richtigen Zahnung zu
finden, der Chef wird Deni anrufen, wenn er erfolgreich war,
frühestens in einer Woche werden die Beiden dann noch mal nach
Marrakesch fahren.
Wir
fahren also los, kommen noch bis zu dem Parkplatz mit Bergblick, auf
dem wir schon im letzten Jahr übernachtet haben.
Am
Morgen zeigt unser Thermometer -0,3°C Außentemperatur. Unsere
Heizung hat gut zu tun, es innen auf 16°C zu bringen. Nebel hängt
über dem Hohen Atlas.
So
schnell wie möglich brechen wir auf.
Trotz
der Kälte ist es wunderschön in den Bergen. Es ist als schwebten
die Silhouetten der Gipfel im Morgennebel.
Die
Erde hier ist rot.
Diese
Farbe begleitet uns den ganzen Weg.
Bei
Mirleft sehen wir dann wieder das Meer.
Die
Strecke ist bergig und kurvenreich.
Als
wir ankommen, stellt Rüdiger fest, dass wir nach wie vor
Bremsflüssigkeit verlieren. Rätselhaft bleibt, wohin.
Es
gibt keine auf den ersten Blick sichtbaren feuchten Stellen.
Der
Campingplatz ist gut gefüllt, aber in der dritten Reihe findet sich
noch genügend Platz, gleich neben der Schwabenfamilie.
Die
verabschiedet sich am nächsten Tag. Auch einige andere fahren weiter
und bald stehen wir wieder mit Meerblick neben Jan und Ute.
Schon
am nächsten Tag bekommt Deni einen Anruf aus Marrakesch. Das
passende Kegelrad ist in Nador gefunden.
Dunkle
Wolken ziehen auf, es regnet zwei Tage lang. Sofawetter.
Am
dritten Tag kommt die Sonne zurück, was wir mit einer Kaffeerunde
feiern.
Und
dann kommen die richtig Großen.
Die
kleine Stadt ist voll von Fahrzeugen dieser Art, alle mit
französischen Kennzeichen.
Ein
Treffen?
Auf
jeden Fall gibt’s was zu sehen, es wird gefachsimpelt und
phantasiert.
Der
Tag kommt, an dem Deni und Nancy wieder nach Marrakesch fahren. Und
da es ein Sonntag ist, gehen wir anderen auf den Souk. Auch wenn wir
nicht viel brauchen, zu sehen gibt es immer was. Zum Beispiel schöne
Teppiche. Die Frage für uns ist nur – wohin damit?
Wir
kaufen Gebäck bei dem jungen Bäcker, der sein Handwerk wirklich
versteht, - sein Blätterteig zergeht auf der Zunge... -
essen
frittierte Calamaris und schlendern noch ein bisschen herum.
Hier
gab es sogar mal ein Kino
Und
es gibt ein Haus, das aussieht wie ein Ozeandampfer.
Tag
für Tag wird es wärmer. Nicht nur hier am Meer, auch in den Bergen.
Seit
mehr als vier Wochen stehen wir nun an verschiedenen Orten am
Atlantik, hören sein mächtiges Rauschen. Genauso lange sind wir in
wechselnden Konstellationen mit anderen zusammen. Sie alle sind uns
ans Herz gewachsen, jeder einzelne von ihnen ist uns lieb geworden.
Und
dennoch. Wir merken beide, dass das Bedürfnis stärker wird, mal
wieder eine Weile allein zu sein. Ein paar Tage genügen uns.
Und
das Meeresrauschen, hier verstärkt durch die Klippe unter der wir
stehen,
geht
uns langsam auf die Nerven.
Wir
brauchen mal wieder Einsamkeit und Stille. Wo finden wir beides?
Genau, bei den Painted Rocks. Davon gehen wir zumindest aus.
Bevor
wir uns aber in Richtung Tafraoute aufmachen, werden wir nach Agadir
fahren in der Hoffnung, das leidige Problem mit der Bremsflüssigkeit
beheben lassen zu können. In Agadir gibt es große Werkstätten, in
Agadir gibt es Mercedes Niederlassungen. Agadir ist nicht allzu weit
von hier.
Also
bitte, liebe Freunde, drückt uns weiter die Daumen, dass wir
demnächst wieder unbeschwert fahren können.
Bis
bald also
Doris
und Rüdiger
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