Sonntag, 11. Februar 2018

Rot


Nur aufs Ziel zu sehen, verdirbt die Lust am Reisen.

Friedrich Rückert




Das, liebe Freunde, nehmen wir uns zu Herzen und richten unsere Pläne nicht nach Zielen, sondern nach dem Wetter.
Auch in Marokko ist Winter und es gibt Gegenden, wo es kalt ist und regnet.
Zunächst aber sind wir ja noch auf dem Hof der Autowerkstatt in Marrakesch und warten darauf, dass Deni wieder fahrbereit ist. 
 

Am Morgen regnet es und es ist kalt. 13°C. Jan meldet aus Sidi Ifni 20°C und Sonne.
Nachdem die erste Hinterachse als nicht passend befunden und wieder zurück geschickt wurde, kommt etwa zwei Stunden später eine andere. Die passt im Prinzip, aber die Übersetzung stimmt nicht. Wir vertreiben uns die Zeit mit Schlendern und finden so schöne Sachen.

Auch über Nacht ändert sich der Stand der Dinge nicht.
Der nächste Tag bringt zwar wieder Sonne, aber keine endgültige Lösung.
Das heißt, Deni kann fahren, aber seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 67 Km/h. Der Chef sucht weiter nach passenden Teilen, aber es ist Samstag und auch in Marokko ist der Sonntag offiziell Sonntag und Deni und Nancy haben keine Lust einen Teil ihres Urlaubs mit Warten auf einem Werkstatthof im Industriebezirk von Marrakesch zu verbringen – und wir auch nicht. Also lautet der Beschluss, wir fahren. Langsam eben, aber wir fahren. Und zwar nach Sidi Ifni, wo das Wetter schön ist und die Beiden einfach die Luft raus lassen und im Urlaub ankommen können.
Die Werkstatt versucht weiter ein Kegelrad mit der richtigen Zahnung zu finden, der Chef wird Deni anrufen, wenn er erfolgreich war, frühestens in einer Woche werden die Beiden dann noch mal nach Marrakesch fahren.


Wir fahren also los, kommen noch bis zu dem Parkplatz mit Bergblick, auf dem wir schon im letzten Jahr übernachtet haben.


Am Morgen zeigt unser Thermometer -0,3°C Außentemperatur. Unsere Heizung hat gut zu tun, es innen auf 16°C zu bringen. Nebel hängt über dem Hohen Atlas.
So schnell wie möglich brechen wir auf.
Trotz der Kälte ist es wunderschön in den Bergen. Es ist als schwebten die Silhouetten der Gipfel im Morgennebel.


Die Erde hier ist rot.
Diese Farbe begleitet uns den ganzen Weg.






Bei Mirleft sehen wir dann wieder das Meer.



Die Strecke ist bergig und kurvenreich.


Als wir ankommen, stellt Rüdiger fest, dass wir nach wie vor Bremsflüssigkeit verlieren. Rätselhaft bleibt, wohin.
Es gibt keine auf den ersten Blick sichtbaren feuchten Stellen.
Der Campingplatz ist gut gefüllt, aber in der dritten Reihe findet sich noch genügend Platz, gleich neben der Schwabenfamilie.
Die verabschiedet sich am nächsten Tag. Auch einige andere fahren weiter und bald stehen wir wieder mit Meerblick neben Jan und Ute.

Schon am nächsten Tag bekommt Deni einen Anruf aus Marrakesch. Das passende Kegelrad ist in Nador gefunden.



Dunkle Wolken ziehen auf, es regnet zwei Tage lang. Sofawetter.












Am dritten Tag kommt die Sonne zurück, was wir mit einer Kaffeerunde feiern.



Und dann kommen die richtig Großen.
Die kleine Stadt ist voll von Fahrzeugen dieser Art, alle mit französischen Kennzeichen.
Ein Treffen? 
Auf jeden Fall gibt’s was zu sehen, es wird gefachsimpelt und phantasiert.

 
Der Tag kommt, an dem Deni und Nancy wieder nach Marrakesch fahren. Und da es ein Sonntag ist, gehen wir anderen auf den Souk. Auch wenn wir nicht viel brauchen, zu sehen gibt es immer was. Zum Beispiel schöne Teppiche. Die Frage für uns ist nur – wohin damit?

 


Wir kaufen Gebäck bei dem jungen Bäcker, der sein Handwerk wirklich versteht,  - sein Blätterteig zergeht auf der Zunge... -



essen frittierte Calamaris und schlendern noch ein bisschen herum.

Hier gab es sogar mal ein Kino







 
Und es gibt ein Haus, das aussieht wie ein Ozeandampfer.



Tag für Tag wird es wärmer. Nicht nur hier am Meer, auch in den Bergen.
Seit mehr als vier Wochen stehen wir nun an verschiedenen Orten am Atlantik, hören sein mächtiges Rauschen. Genauso lange sind wir in wechselnden Konstellationen mit anderen zusammen. Sie alle sind uns ans Herz gewachsen, jeder einzelne von ihnen ist uns lieb geworden.
Und dennoch. Wir merken beide, dass das Bedürfnis stärker wird, mal wieder eine Weile allein zu sein. Ein paar Tage genügen uns.
Und das Meeresrauschen, hier verstärkt durch die Klippe unter der wir stehen,



geht uns langsam auf die Nerven.
Wir brauchen mal wieder Einsamkeit und Stille. Wo finden wir beides? Genau, bei den Painted Rocks. Davon gehen wir zumindest aus.
Bevor wir uns aber in Richtung Tafraoute aufmachen, werden wir nach Agadir fahren in der Hoffnung, das leidige Problem mit der Bremsflüssigkeit beheben lassen zu können. In Agadir gibt es große Werkstätten, in Agadir gibt es Mercedes Niederlassungen. Agadir ist nicht allzu weit von hier.


Also bitte, liebe Freunde, drückt uns weiter die Daumen, dass wir demnächst wieder unbeschwert fahren können.


Bis bald also
Doris und Rüdiger




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