Samstag, 27. Januar 2018

Bürokratie – ganz easy



Reisen ist leben, wie Leben Reisen ist!
Jean Paul


Liebe Freunde,

gute zwei Wochen stehen wir in Dakhla. Alle paar Tage wird in den Ort geradelt um einzukaufen. Bei einer dieser Shopping Touren entdeckt Rüdiger so einen Tajinentopf, wie Mustapha ihn in Zagora auf dem Souk gekauft hat. Ich freue mich sehr und weihe ihn gleich ein.
Bevor er mit Fleisch, Gemüse oder was immer man möchte, befüllt werden kann, muss er allerdings 24 Stunden eingeweicht werden. So steht er also mit Wasser gefüllt draußen.


Dann wird er mit Öl eingepinselt und dann... 
 

auf ganz kleiner Flamme, die langsam höher gedreht wird gart unser Abendessen.
Lecker!
Ja, liebe Freunde, wir Leben wie „Max an der Sonne“. Und die scheint jeden Tag. 

 
Manchmal wie durch Milchglas






aber meistens hell und warm.
Nun, wo wir die Quelle entdeckt haben, können wir auch regelmäßig Wasser fassen.

Nach ein paar Tagen kommt die erste Nachricht von Udo und Gustl. Ihr Lüftungsrad hat sich verbogen und den Kühler zerschrotet. Sie kommen bis Nouakchott, können ihn dort schweißen lassen, haben aber die Lust auf Mauretanien verloren.
Das heißt wir erwarten sie bald zurück.


So geht das Leben seinen Gang.
Damit keine Langeweile aufkommt und weil Rüdiger immer Beschäftigung braucht, lässt sich besagtes Leben für ihn was einfallen. Er übersieht beim Wäsche einweichen


ein halbes Paket Zellstofftaschentücher.
Wegwerfen? Kommt nicht in Frage. Siebzig Taschentücher werden zum trocknen aufgehängt


und anschließend wieder zusammengefaltet.
 

Am Abend, es ist schon dunkel und alle haben sich vor dem kalten Wind zurückgezogen, ertönt das Feuerwehrhorn.
Udo und Gustl sind nach einer Woche wieder zurück. Nach freudiger Begrüßung erzählen sie von ihren Abenteuern.


Zwei Tage später verabschieden wir uns von den „fantastischen Vier“. Wir müssen nach Laayoune, unser Visum verlängern, wir wollen Jan und Ute in Sidi Ifni treffen und wir erwarten Deni und Nancy mit unserem Kupplungsnehmer ebenda.
Der Abschied fällt schwer, wir haben die Zeit mit Gustl, Laura, Tino, Udo und nicht zuletzt Buba




sehr genossen und sie ins Herz geschlossen. Aber alle sind noch eine Weile im Land und so gehen wir davon aus, dass wir uns wiedersehen.


Dann liegt die lange Strecke bis Boujdour vor uns, etwa 350 Kilometer. An allen Checkpoints der Gendarmerie Royal werden wir durchgewunken, nur am Ortseingang von Boujdour wird ein Fiche eingefordert.
Rüdiger ist sehr froh darüber, denn er versucht so wenig wie möglich zu kuppeln, damit wir nicht doch noch irgendwo im Nirgendwo liegenbleiben. Bis Sidi Ifni muss die Kupplung durchhalten.
Ziemlich erledigt kommen wir am frühen Abend in Boujdour an. Zum kochen haben wir keinen Mumm mehr, also laufen wir vom Camping die Straße hinauf und finden einen kleinen Imbiß, der ausschließlich gegrillte Fischbouletten (oder auch Frikadellen) anbietet. Sie werden im halben Brot ein wenig zerdrückt und mit einer leckeren Soße begossen. Es schmeckt sensationell.



Der „Chef de Cuisine“ freut sich so über unsere Begeisterung, dass er uns einen gratis spendiert.
Am nächsten Morgen fahren wir bis El Marsa, wo Rüdiger einen Vorrat an DOT4, der Bremsflüssigkeit die wir immernoch brauchen, ersteht. Es ist bereits wieder später Nachmittag und wir entdecken eine Fischbraterei, aus der es verführerisch duftet. Wir erliegen der Versuchung und essen Fisch-mixed. Es schmeckt unglaublich.


Eine halbe Stunde später


...sind wir kugelrund satt.
Zum Übernachten fahren wir wieder nach Foum El Oued zum Parkplatz am Gouverneurspalast.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf nach Laayoune.
Dank der präzisen Angaben des „blauen Kastenwagen“ sind wir bestens vorbereitet. Je zwei Kopien der Hauptseite unserer Pässe und der Seite mit dem Einreisestempel und der Registriernummer, des Fahrzeugscheins (Vorder- und Rückseite) und zwei Passbilder haben wir dabei.
Wir finden die Avenue Hassan II auf Anhieb, können sogar dort parken. Ein paar Ordnungshüter zeigen uns den Weg zur Prefecture. Rüdiger hat sie mit ein paar arabischen Begrüßungsfloskeln angesprochen, das öffnet, wie an so vielen Stellen, die Herzen, die Leute sind freundlich und hilfsbereit.
Auch in der Behörde, die nur um die Ecke ist, funktioniert das wieder. Ein freundlicher junger Mann nimmt unsere Unterlagen entgegen, gibt uns Formulare, die wir gleich ausfüllen können. Lustigerweise müssen die Namen der Eltern eingetragen werden. Als Aufenthaltsort genügt „Camping“, als Grund für die Verlängerung „Tourismus“. So einfach ist das. Morgen um die gleiche Zeit sollen wir wiederkommen. Das Ganze hat keine halbe Stunde gedauert.
Wir fahren also wieder hinaus zum Gouverneurspalast.
Später kommen auch Udo und Gustl an.
Wie wir nun mal so sind, stehen wir am nächsten Tag pünktlich auf der Matte. Im Büro wird gerade der Tee serviert, wir werden gebeten uns zu setzen und zu warten. Eine halbe Stunde später bekommen wir unsere Pässe zurück. Die Verlängerung des Aufenthaltes ist in Form eines Zusatzzettels an einer Seite festgetackert. Strahlend zeigt uns der Beamte, wir dürfen jetzt weitere drei Monate in Marokko bleiben. Zu unserem Erstaunen zählen diese drei Monate vom Ablaufdatum des alten Visums, nicht ab heute. Es ist unglaublich, wir dürften uns also bis Mitte Mai in Marokko aufhalten.
Alles in allem eine weitere positive Erfahrung.
Wir werfen noch einen Blick auf die katholische Kathedrale "Franz von Assisi"


 
Beschwingt fahren wir los Richtung Guelmin. Mit Udo und Gustl haben wir als Treffpunkt den Parkplatz am Oued El Ouaar verabredet.
Zuerst aber machen wir einen Abstecher nach Tarfaya, wo wir einkaufen und etwas essen. Wir zeigen in einer Garküche einfach auf die Teller einiger Männer an einem Tisch. Was da drauf liegt, sieht lecker aus. Was wir dann bekommen sind Kichererbsen in einer herzhaften Soße mit Fleischstücken, die viele kleine Knochen enthalten. Ich bin überzeugt, dass es Hammelschwänze sind. Die kleinen Knochen erinnern mich an die Ochsenschwänze, die meine Mutter immer in Meerrettichsoße kochte, als ich Kind war. Die hatten genau solche Knochen. Gegessen wird mit den Fingern. Als Löffel gibt es Brot. Und in jeder dieser Garküchen findet sich auch ein Waschbecken. Sehr umsichtig.
Gut gesättigt fahren wir zum Treffpunkt. Die Feuerwehr ist schon da. Hier ist wieder ein kleiner Wohnmobilcamping entstanden. Man hat einen phantastischen Blick auf die Lagune, in der tatsächlich Flamingos stehen.







Unser nächster Zwischenhalt ist Guelmin, der Parkplatz des Marjane-Supermarktes. 

 
Von Laura wissen wir, dass es hier gegrilltes Hähnchen gibt – gut und preiswert. Alle haben darauf Appetit.
Unsere Tajine hat also nochmal Pause.
Das Grillhähnchen ist wirklich zart und sehr gut, Udo hat noch eine Flasche Wein. Wir feiern eine kleine Party auf dem Parkplatz, bis die Sonne hinter den Bergen verschwindet und es kalt wird.



Um uns herum geht es jetzt erst richtig los. Viele Familien kommen zum einkaufen, es herrscht reges Kommen und Gehen. Wir stehen in der abgelegensten Ecke des Parkplatzes. Neben uns rollt eine Familie – sechs Frauen und Mädchen und ein Mann – ihre Gebetsteppiche aus. Eine lange Reihe Autos fährt hupend und blinkend auf der Straße vorbei. Eine Hochzeit?
Freitagabend in Marokko.
Morgen geht es nach Sidi Ifni.
Was uns dort erwartet, werden wir natürlich berichten.




Bis bald also,
Doris und Rüdiger

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