Reiselied
Sonne leuchte mir ins Herz hinein,
Wind verweh mir Sorgen und Beschwerden!
Tiefere Wonne weiß ich nicht auf Erden,
Als in Weiten unterwegs zu sein.
Nach der Ebne nehm ich meinen Lauf,
Sonne soll mich sengen, Meer mich kühlen;
Unserer Erde Leben mitzufühlen
Tu ich alle Sinne festlich auf.
Und
so soll mir jeder neue Tag
Neue Freunde, neue Brüder weisen,
Bis ich leidlos alle Kräfte preisen,
Aller Sterne Gast und Freund sein mag.
Neue Freunde, neue Brüder weisen,
Bis ich leidlos alle Kräfte preisen,
Aller Sterne Gast und Freund sein mag.
Hermann
Hesse
Liebe
Freunde, wir sind noch immer am Meer, wir sind noch immer in Dakhla.
Es
ist eine ruhige Zeit, die Tage fließen dahin wie die Wellen, die in
ewigem Gleichmut ans Ufer rollen und rollen und rollen...
Der
Wind hat aufgefrischt, setzt ihnen kleine Wasserfahnen auf. Ihr
Rauschen begleitet unsere Tage.
In unserer Nähe rollen eines Tages plötzlich viele riesige LKW an, ein Lager wird aufgebaut, sogar Hubschrauber landen.
Wir erfahren, das ist die "African Eco Ralleye", der Ersatz für die Ralleye Paris-Dakar, die ja, seit es vor einigen Jahren einen Anschlag gab, in Südamerika stattfindet.
Nun gibt es diese Ersatzveranstaltung um zu zeigen, dass die Strecke sicher ist. Marokko hätte die Ralleye gern wieder im Lande, sie war eine nicht unwesentliche Einnahmequelle. Zwei Tage lang ist richtig was los, dann, am Morgen des dritten Tages, ist alles wie von Geisterhand verschwunden.
Wir
machen einen Ausflug in die Stadt zusammen mit Udo und Gustl. Verschiedene Dinge sind zu erledigen, die Vorräte
aufzufüllen.
Wir
essen das gerühmte Kamelköfte – es ist wirklich köstlich – und kaufen ein.
Die
Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz an der Lagune. Auch dieser
Platz hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen, nur ein paar
hartgesottene Franzosen stehen hier länger. Für eine Dusche und zum
Wasserfassen genügt er uns, am nächsten Tag fahren wir zurück zu
Laura und Tino.
Am
Abend gibt es dann eine schöne Überraschung.
Wir
sitzen im Düdo, als von draußen Stimmen ertönen: „Rüdiger, komm
mal raus, da kommen noch mehr alte Mercedes Busse!“ Tatsächlich,
drei Düdos kommen angerollt und zwei davon kennen wir.
Olli,
den wir im letzten Jahr in Zagora mit der Gruppe um den Campofanten
kennengelernt haben ist einer der Drei.
Phillip
hat schon an unserem Bus geschraubt, er ist Mitarbeiter beim
Basiscamp. Den dritten, Robin, haben sie unterwegs getroffen, sie
reisen schon eine Zeit lang zusammen, waren mit einer noch größeren
Gruppe unterwegs, die sich über das Busfreaks Forum gefunden hat und
sich dann aufteilte. Ich verfolge das schon eine Weile. Bei den
Quellen von Fask sind wir an ihnen vorbei gefahren, ohne zu ahnen,
dass sie in der Nähe sind.
Nun
stehen wir also zu sechs Fahrzeugen hier.
Phillip
schaut sich unseren Bremszylinder an.
Der ist nicht das Problem, den hat Abdoul richtig eingebaut. Das Problem
ist der Kupplungsnehmerzylinder. Ein Stück weit kommen wir durchaus
noch aber wir brauchen einen neuen. In Dakhla gibt es sowas nicht.
Was tun? Da hat Rüdiger die rettende Idee. Deni und Nancy kommen
demnächst nach Marokko. Haben wir ein Glück! Wir bestellen das
Ersatzteil per Internet, lassen es nach Berlin schicken und die
Beiden bringen es uns dann mit.
Der
Plan ist also, eine weitere Woche hier zu bleiben, dann nach Laayoune
zu fahren, um das Visum zu verlängern, von dort Richtung Agadir, um Deni und Nancy zu treffen und unser Ersatzteil im Empfang zu nehmen.
„Einbauen
kannste selber, zwei Schrauben.“ sagt Phillip. Auch Deni meinte,
das bauen wir zusammen ein. Prima. Da lernen wir doch gleich wieder
was.
Dann
kommt der Abschied von Udo und Gustl, die nun mit ihrer Feuerwehr gen
Mauretanien starten.
Machts
gut Jungs! Wir sehen uns wieder!
Nun sind wir nur noch Fünf.
Jeden
Morgen erhebt sich der Sonnenball vor meinem Fenster, jeden Abend
fällt er vor Rüdigers Fenster ins Meer.
Und
jedesmal können wir uns nicht satt sehen an dem Farbspiel.
Laura
und Tino haben in der Nähe eine warme Quelle entdeckt, nun haben wir
auch Wasser.
Zum
Einkaufen fährt entweder einer mit seinem Bus die 9 Kilometer in die
Stadt und bringt für die anderen das Notwendige mit, oder man fährt
mit dem Fahrrad, was allerdings bei dem starken Wind eine sportliche
Leistung ist.
Olli
und Philip fahren mit ihren Modeps.
Es
wird gebastelt und geprepelt, an den Autos und an den Fahrrädern.
Damit
und den täglichen Verrichtungen vergeht die Zeit wie im Fluge.
Am
Sonntag wird es plötzlich voll an unserem Strand.
Schon
morgens ist das Wasser voller Surfer, eine Kinder- und Jugendgruppe
radelt für die Umwelt, dann kommen viele Familien mit Kindern,
picknicken trotz des starken Windes am Ufer.
Besonders
die halbwüchsigen Jungs streichen immerwieder neugierig um die
Autos, versuchen mit uns ins Gespräch zu kommen, indem sie um Wasser
bitten oder einfach so.
Als
die Sonne den Horizont mit roter Glut überzieht, wird es leer.
Wahrscheinlich müssen auch hier die Meisten montags wieder arbeiten.
Genau
wie viele von Euch.
Wir
wünschen Euch einen entspannten Start in die neue Woche.
Bis
bald
Doris
und Rüdiger
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