Das
Meer wirft seine Kronen an Land
Nimm
die dir gefällt
Die
Welt ist nah
Die
Welt ist dein.
Elisabeth
Borchers
Es
waren herrlich entspannte Tage am Meer, liebe Freunde, aber es war
eben ein Campingplatz. Immer Bewegung ringsum. Nach drei Tagen
brachen wir die Zelte ab und suchten uns ein paar Kilometer weiter
einen ruhigen (fast) einsamen Platz am Steilufer.
Es
stehen noch andere hier – meist Angler – aber die Abstände sind
so groß, dass wir faktisch allein sind.
Ein
Brachstreifen zieht sich hier an der Küste entlang, auf dem wir
schon bei der Hinfahrt kleine Erdölförderpumpen entdeckt haben,
dazwischen große runde Tanks. Etliche Pumpen sind tatsächlich in
Betrieb. Die Vorkommen sind nicht groß, aber anscheinend doch
ausreichend um die Förderung nicht ganz einzustellen. Aus den Pumpen
geht das Öl in die Tanks und dort wird es dann von Tanklastern
abgeholt.
Bevor
wir uns aber oberhalb der zerklüfteten Felsen niederlassen, besuchen
wir den ältesten Leuchtturm des Schwarzen Meeres, der auf dem
östlichsten Punkt Bulgariens steht.
Auch
hier waren anscheinend mal große Dinge geplant.
Nun
langweilen sich hier drei Souvenirverkäufer und eine
Restaurantbesatzung.
Wir genießen den ganzen Tag unseren exklusiven Meerblick und das Rauschen der Wellen.
Am
nächsten Tag lassen wir es ruhig angehen und fahren gegen Mittag
zurück Richtung Varna.
Ein
paar Kilometer entfernt gibt es wieder ein geologisches Phänomen zu
sehen – den steinernen Wald – einmalig auf der Welt. Es gibt 15
Theorien wie er wohl entstanden ist. Der populärsten nach, gab es
hier vor 50 Mio Jahren das Lüteskomeer, auf dessen Grund sich drei
Schichten bildeten, die nach der Rückflutung des Meeres
zusammengedrückt und abgetragen wurden. So entstanden die zum Teil
innen hohlen Steinsäulen.
Wie
auch immer, es ist tatsächlich ein faszinierender Ort.
Man
sagt, das Gebiet sei besonders energiegeladen und wenn man barfuß
dort herumläuft und die Steinsäulen umarmt, werde vorhandene
negative Energie heraus gezogen und positive dafür aufgeladen. An
der Stelle mit der meisten Energie wurde von Menschen ein Steinkreis
gelegt in dessen Mitte drei Säulen stehen. Es heißt, wenn man die
größte umarmt sei das gut für die Gesundheit von Leib und Seele.
Da
man zum Reisen nie genug Energie haben kann, befolgen wir natürlich
die Anweisungen. Ob es hilft wird sich sicher erst langfristig
erweisen, aber zumindest fühlt es sich gut an, ohne Schuhe durch den
weißen Zuckersand zu laufen.
Wir
übernachten auf dem Parkplatz, der mit dichten Hecken von der Straße
abgeschirmt ist und düsen am nächsten Morgen zum nur wenige
Kilometer entfernten Airport.
Unser
Enkel Niila und seine Mama machen ein paar Tage Ferien in Varna und
wir holen sie vom Flieger ab.
Der
landet pünktlich und das Hotel ist schnell gefunden. Es ist eins von
den kleineren und liegt mitten im Seepark oberhalb der Steilküste.
Wir dürfen dort auf dem Parkplatz stehen für die drei Nächte und
auch ein Frühstück können wir buchen.
Da
bis zum einchecken noch ein paar Stunden Zeit sind, fahren wir zurück
zum Steinwald und Niila entdeckt ihn auf seine eigene Weise. Die
kleinen Höhlen und Grotten haben es ihm besonders angetan. Er fühlt
sich als Höhlenforscher.
Natürlich
will er auch gleich das Meer ausprobieren. Also werden schnell die
Koffer abgestellt, dann suchen wir die nächste Treppe hinunter zum
Strand. Und dann heißt es anbaden mit Opa.
Tags
darauf fahren wir ein Stück an der Küste entlang zum Kloster
Aladža. Wieder ein
Höhlenkloster.
Hier
ist reger Betrieb. Das Kloster ist seit alter Zeit ein Wallfahrtsort
für die Bulgaren und auch Feriengäste, die es satt haben nur am
Strand zu liegen fahren hierher.
Und
es ist schon auch besonders. Die vordere Felswand ist schon im 18.
Jahrhundert abgestürzt und so sieht man die Klostergänge und
-höhlen wie in einem Puppenhaus.
Man
erreicht sie natürlich – wie kann es anders sein - über Treppen.
Wir hatten ja auch schon fast Entzugserscheinungen.
Da
der halbe Tag noch vor uns liegt, fahren wir weiter nach Dobriĉ,
der nächsten größeren Stadt. Der Reiseführer verzeichnet hier ein
Naturkundemuseum mit Tieren in ihrem natürlichen Habitat unter
freiem Himmel. Das will Niila sehen – und wir auch.
Dobriĉ
erinnert uns stark an Ŝumen. Eine Neubaustadt mit viel Grün. Leider
erwartet uns eine Enttäuschung. Das Museum scheint es nicht mehr zu
geben. Jede Menge Kunst- Ethnographie- und Archäologiemuseen, aber
Naturkunde? Fehlanzeige.
Also
schlendern wir die Fußgängerzone hinauf und hinunter, gönnen uns
ein Eis und schauen dem Leben der Stadt zu.
Zurück
in Varna erleben wir die zweite Enttäuschung des Tages. Wir suchen
ein Restaurant mit bulgarischer Küche. Wieder Fehlanzeige. Jede
Menge Pizzerias und Fast Food, aber keine traditionelle Küche,
jedenfalls in unserer Nähe. Wir landen beim Griechen.
Hier
an der Küste und in der Umgebung ist alles ziemlich hip, vollkommen
auf den Tourismus eingestellt und voller Menschen. Der Sonnenschirm
am Strand kostet 5.- Lewa für zwei Stunden und die Liege extra.
Nicht, dass wir daran verarmen würden, aber es ist für uns in
diesem Land eine neue Erscheinung. In den letzten Wochen haben wir
uns eher darüber gewundert, dass selten Parkgebühren erhoben wurden
und vieles frei zugänglich war.
Tourismus
spielt sich anscheinend fast ausschließlich an der Küste ab.
Am Nachmittag schlendern wir durch Varna und entdecke doch einige schöne Seiten des Badeortes.
Im Park gibt es ein Beet mit Erde der Heiligen Orte Bulgariens.
In der Fußgängerzone eine Allee der Bücher. Den ganzen Sommer.
Etwas abseits der Touristenpfade pflanzen die Einwohner ihre Gärtchen zwischen alten röischen Mauerresten
und lebt sein Leben in den grünen schattigen Seitenstraßen.
Für
den Abend haben Rüdiger und Sabrina auf der Suche nach einem
Geldautomaten doch noch ein bulgarisches Restaurant entdeckt. Das
wird unser Abschiedsessen, denn morgen starten wir Richtung
Griechenland. Unsere Freundin erwartet uns schon.
Dann
beginnt ein neues Reisekapitel.
Wir
sind gespannt.
Ihr
auch?
Seid
gegrüßt und bleibt uns gewogen
Doris
und Rüdiger
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