Dienstag, 8. August 2017

Sonne und Meer - Griechenland


Nicht fertig werden

Die Herzschläge nicht zählen
Delphine tanzen lassen
Länder aufstöbern
aus Worten Welten rufen
horchen was Bach
zu sagen hat
Tolstoi bewundern
sich freuen
trauernd
höher leben
tiefer leben
noch und noch
nicht fertig werden

Rose Ausländer


Nun sind wir also in Griechenland, liebe Freunde. Das erste Mal.
Wir wurden darauf vorbereitet, dass es ein Kontrast sein würde zu unseren letzten 6 Reisewochen. Und das stimmt.
Wir sind wieder in Westeuropa. Es ist schwer zu erklären. Wir werden uns erst noch ein wenig umsehen müssen um es in Worte fassen zu können.
Auf jeden Fall müssen wir uns an die ganz andere Schrift gewöhnen und die ebenfalls ganz andere Sprachmelodie. Verstehen können wir erst mal garnix.
Aber der Reihe nach...

Von Varna fahren wir zurück in die Rhodopen. Hinter Bansko sehen wir ein Schild an der Straße, das auf eine Ausgrabungsstätte hinweist.

Dort gibt es sicher auch einen Parkplatz, ideal für unsere letzte Nacht in Bulgarien.
Wir schlagen biegen also auf den Weg ein. Es wird die Herausforderung schlechthin. 
 

 Die Piste ist ausgewaschen und bucklig, unser Düdo schnauft und schaukelt, Rüdiger muss all seine Fahrkünste aufbieten.

Die Ausgrabungsstätte taucht nach etwa 3 Kilometern immernoch nicht auf, die Piste wird immer abenteuerlicher.
 



Wir suchen uns am Rand eine ebene Stelle und bleiben dort. Mit einem schönen Blick aufs Pirin Gebirge übernachten wir.




Bevor wir die Bulgarisch-Griechische Grenze überqueren, wollen wir uns Goce Delčev anschauen, durch das wir ja schon einige Male durchgefahren sind.

 
 Wir schlendern durch die Straßen und den großen schönen Park, suchen das Museum und finden die Fußgängerzone.










Das Museum hat montags geschlossen, also verschieben wir unseren Besuch auf den nächsten Tag und suchen uns im Park ein Restaurant.
Das liegt schlauerweise direkt an einem der zahlreichen Kinderspielplätze. Die Familien nutzen die Außentische, wo die Eltern sitzen können, während die Kinder auf dem Spielplatz toben.



Wir übernachten vor einem Neubauviertel auf einer Brachwiese und teilen den Platz mit LKW's, Pferden und einem Esel.


Im Museum begrüßt man uns eifrig und zuvorkommend, anscheinend kommen Ausländer eher selten hierher. 
Die nette Dame zeigt uns den Rundgang und wir sind angenehm überrascht. Es ist eines der schönsten Museen, die wir in Bulgarien gesehen haben.

Allein schon das Haus im bulgarischen Barock!



  Alles ist liebevoll arrangiert und gepflegt und selbst der Garten bezeugt das Engagement der Mitarbeiter. 
 

Die Geschichte der Gegend von den frühen Anfängen an mit dem Schwerpunkt auf Handwerk und Gewerbe ist dargestellt. Aber auch die Räume selbst sind sehenswert. 




 












Besonders Rüdiger begeistert die Sonderausstellung mit Haushaltstechnik aus den 50ern und 60ern des vorigen Jahrhunderts.
 Eine schöne Sammlung von Kochern, Öfen, Lampen und Kombinationen aus beiden, Vorläufer des heutigen Campingequipments lassen seine Augen leuchten.



Hochgestimmt verabschieden wir uns von der netten Dame und machen uns auf den Weg nach Griechenland.

Da Bulgarien nicht zum Schengen-Raum gehört, werden an der Grenze auf beiden Seiten unsere Pässe geprüft. Dann düsen wir durch die Berge Richtung Meer.
Das Erste was uns auffällt, sind die kleinen Kirchenmodelle, die auf Sockeln an den Straßen stehen. In unregelmäßigen Abständen und verschiedensten Ausführungen, größer und kleiner, tauchen sie immer wieder in unserem Blickfeld auf.
Zunächst denken wir an Gedenkschreine für Verkehrstote, da an einigen von ihnen Fotos von Personen angebracht sind. Aber so viele? Selbst bei der mitunter abenteuerlichen Fahrweise der Griechen, ist das schwer vorstellbar. Wir rätseln...

An einer kleinen Bucht hinter Kavala finden wir neben einigen Melonenhändlern einen Platz für die erste Nacht auf griechischem Boden.

Die Straße verläuft zwischen dem Strand und der Wiese, auf der wir stehen, so ist es ziemlich laut bis spät in die Nacht hinein und am morgen geht es sehr früh wieder los.
Wir machen uns auf den Weg, immer an der Küste entlang.


Auf der Autobahn kommen wir gut voran, quälen uns durch den Stadtverkehr in Thessaloniki und finden einen Campingplatz im Schatten des Olymp.
Für mich ist das schon beeindruckend, von meinem Bett aus den Berg zu sehen, der nicht nur der höchste Griechenlands ist, den ich auch von Kindheit an aus Sagen und Geschichten kenne als Sitz der griechischen Götter.







Aus dem anderen Fenster sehen wir das Meer. 50 Stufen führen die Steilküste hinunter zu einem sehr schmalen Strand aus grauem Kies, der vollgestellt ist mit Liegen und Sonnenschirmen. Man muss sich vom Ufer eine Gasse durch melonengroße Steine suchen, aber dann. Das Wasser ist kristallklar, erfrischend und sehr salzig. Noch an der Boje, die den Schwimmbereich markiert, kann man bis auf den Grund sehen.


 
Am Abend essen wir auf der Terrasse des Restaurants oben auf dem Steilufer. 

Türkis und Dunkelblau erstreckt sich das Wasser der Bucht von Thermaikos bis zum Horizont, wo im Dunst Chaldikiki und die Halbinsel Kasandra wie Schemen über der Wasserlinie schweben.


Auf dem Campingplatz stehen viele Dauercamper und kleine Hütten, die zu mieten sind.
Neben uns Camper mit Zelten. Die meisten sind Griechen.

Weiter geht es die Küste entlang. Unsere Freundin Ilona erwartet uns, wie gesagt, schon und wir finden sie und die Kinder am Strand.
Wir stellen den Düdo neben das Sommerhäuschen der Familie und verbringen ein paar faule, ruhige Tage damit, immer dem Schatten hinterher zu rücken. Einige Arbeiten im Garten sind zu erledigen, aber nie vor 18.00 Uhr, es ist einfach zu heiß.


Wir erfahren viel über die Griechen, ihre Lebensweise, ihre Mentalität und die momentanen Verhältnisse in Griechenland von Ilonas Schwiegertochter, die z.T. Ihre Kindheit hier verbracht hat und deren Familie hier lebt.
Sie löst auch das Rätsel um die Modellkirchen auf.
Die Griechen sind sehr religiös und es ist normal, dass man sich bekreuzigt, wenn man z.B. mit dem Bus an einer Kirche vorbei fährt. Diese kleinen Kirchlein dienen genau diesem Zweck. Eine Möglichkeit, sich zu bekreuzigen an der Straße. Jeder kann seine Frömmigkeit zeigen, so ein Kirchenmodell aufstellen und es durchaus mit dem Gedenken an z.B. einen lieben Verstorbenen verbinden.

Das nächstgelegene Städtchen heißt Agiá. Alles was es im kleinen Dorfladen nicht gibt, kauft man dort ein. Es ist ein ruhiger kleiner Ort mit engen Gassen und schönen Häusern.




Wir feiern den Geburtstag unserer Freundin in der Taverne gleich um die Ecke. Das Essen ist unvergleichlich, hausgemacht aus allem, was die Gegend bietet.

Und dann erleben wir noch ein besonderes Schauspiel am Himmel, das nach Aussagen des Wirtes in Deutschland nicht zu sehen ist.
Die Erde wirft einen Schatten auf den Mond und verdeckt eine Ecke des Erdtrabanten.

Die Hitze hält uns weiter fest im Griff. Kalte Fußbäder bringen etwas Kühlung uns machen es im Schatten einigermaßen angenehm. 
 

So vergehen die Tage mit Gesprächen und Dösen, Essen und baden, kleinen Arbeitseinsätzen und kalten Duschen. Dafür ist sinnigerweise am Haus eine Außendusche angebracht.
Rüdiger hält ein Schwätzchen mit dem Ziegenhirten, der jeden Tag seine Herde vorbei treibt.
Keiner versteht die Sprache des anderen, aber darauf kommt es nicht an. Wichtig ist die Geselligkeit.
Und wir erfahren, dass wir ihn, selbst wenn wir Griechisch könnten, nicht verstünden, denn er spricht einen alten Dorfdialekt.
Foto
Im Schuppen hat sich eine Katze mit ihren drei Jungen einquartiert.


So gibt es immer was zu sehen und zu beobachten.

Aber dann ist der Urlaub der Familie zu Ende und auch wir müssen uns auf den Rückweg machen, denn bei aller Freiheit – wir haben eine Familie. Rüdigers Mutter wird Ende August 88 Jahre alt, das wollen wir natürlich mit ihr feiern.

Der Rückweg wird uns wieder durch Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich führen. Wir können also den Sommer noch einmal im Schnelldurchlauf Revue passieren lassen.
Darauf freuen wir uns schon.
Wir nehmen Euch gerne mit.

Seid gegrüßt und bleibt uns gewogen
Doris und Rüdiger







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